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Lrltyemt wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Äbonnementöpreis beträgt vierteljährlich 1 Mark Sv Ps. prssiiuwmmnä». Anrriger für Inserate werden tn» spätestens MittagS deS vorhergehenden Tage- deS Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit w Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 31. Sonnabend, den 15. März 1879. 4. Jahrg. Bekanntmachung. Der erste diesjährige Biehmarkt wird Freitag den 28. März v. adgehalten. Stättegeld wird nicht erhoben. Zwönitz, am 15. März 1879. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Die diesjährige FrühjahrseontrolversämmIüng^ür^i^Mam der Stadt Zwonitz erfolgt nächsten 17. März a e. Vormittags 11V Uhr auf dem hiesigen Schieschausplatze. Tagesgeschichtc. Deutschland. Berlin, 12. März. Ueber die Pest schreibt die „Prov.-Korr.": Die Pestgefahr, welche seit einer Reihe von Wochen die Gemüther in Aufregung erhielt, darf, dank den energischen Maß regeln, welche von der russischen Regierung ergriffen worden sind, als nahezu beseitigt angesehen werden. Ain 7. d. fand in dem Hauptsitz der bisherigen Kraukheitserscheinungen, in dem astrachan'schen Orte Wetljanka, eine gemeinsame Sitzung der dort zur Beobachtung der Seuche versammelten Aerzte statt, an welcher auch die von Deutschland und Oesterreich entsendeten medizinischen Autoritäten theilnahmen. Das Ergebniß der eingehenden Benützung wurde in einein Protokoll niedergelegt, welches besagt, daß die Epidemie als erloschen zu be trachten sei, da seil dein 9. Febr. weder ein Erkrankungs- noch ein Todesfall vorgekommen. Dennoch sei, um der Gefahr eines Wieder ausbruchs der Seuche zu begegnen, erforderlich, die verdächtigen Ortschaften dauernd unter ärztliche Aufsicht zu stellen und auch ferner noch eine längere oder kürzere Quarantäne für die insizirt gewesenen Ortschaften aufrecht zu erhalten. Dagegen könne der um das ganze astrachanische Gebiet gezogene Cordon nunmehr aufgehoben werden. Krakau, 11. März. In Folge von sozialistischen Umtrieben im hiesigen männlichen Lehrerseminar wurden sümmtliche Zöglinge desselben entlassen und eine neue Einschreibung angeordnet. Baiern. Der König hat die Einführung von Seitengewehren mit Sügerücken bei den Jnfanterieregimentern, den Jäger- und Land wehrbataillonen, sowie bei den Fußartillerieregimentern in einer ans 6 Prozent des Gesammtbesitzstandes derselben der Feuerwaffen zu normirenden Anzahl genehmigt. Oesterreich. Szegedin, 12. März, 10 Uhr Vorm. (Szegedin, Hauptort des Coin. Csongrad, am Einfluß des Maros in dec Theiß, in sumpfiger Gegend; ca. 70,000 Einwohner, Handelsplatz und ge- werbreich, Salzmagazin, Tabak, Gerberei, Soda, Schiffbau, Hausen fang, Seifensiederei re.) Ein furchtbarer Morgen ist heute über Szegedin angebrochen. Der Riesenkampf seit vielen Tagen war ver gebens. Bald nach Mitternacht durchbrach das Wasser den letzten Wall, den Alföhldbahndamm, beim ersten Wüchterhause über dem Bahnhof. Ein rasender Nordwind trieb die Wogen nach der Stadt. Rascher als das abziehende Militär und das flüchtende Volk die Stadt erreichte, mar auch das Wasser da und vernichtete unberechen bare Werthe und leider auch Menschenleben in bis jetzt unbekannter Anzahl. Der Jammer ist groß. Sturmgeläute ertönt überall. Wie bei der Vertheidigung gegen den Wassereinbruch, so ist auch jetzt bei der Rettung der Bewohner das Militär über alles Lob erhaben. Genaue Berichte über die Opfer und den Umfang des Schadens können bei dein unbeschreiblichen Zustande, der in der Stadt herrscht, jetzt nicht gegeben werden. Um 6 Uhr Morgens brach auch noch ein großer Brand in einer Zündhölzchenfabrik aus. In einer halben Stunde war die ganze Länge der Landstraße unter Wasser, bald darauf der Rathhansplatz. Heute früh war die Kommunikation be reits auf einen engen Kreis um die Theiß herum und auf den höchsten Punkt der Kreuzgaffe beschränkt. Die Post, das Telegraphen amt, die Zitadelle, mehr als zwei Drittlheile der Stadt sind unter Wassec. Die Pionniere und Soldaten retten allenthalben in Pon tons und Kähnen, gleichwohl sind sehr viele Unglücksfälle zu beklagen; zwei ertrunkene Kinder werden eben an Bord des „Csongrad" ge bracht; ein Haus in der Unterstadt stürzte ein und begrub 11 Menschen. Eingestürzt sind bis jetzt an 50 Häuser. Es herrscht große Konfusion. Alle hohen Häuser sind auf den Treppen und Gängen mit Menschen und Habseligkeiten überfüllt, alle Kähne okkupirt. Die Lage ist ent setzlich. — Die Staatsbahn erhielt folgende Szegediner Meldung vor heute ein Uhr: Viele Häuser sind eingestürzt. Der Bahnhof an der Theiß ist in größter Gefahr. Der Personen- und Rangirbahnhof sind noch intakt. — Szegediner Privatnachrichten melden: Das Krankenhaus, in dem 500 Kranke, ist eingestürzt. In der unteren Stadt steht das Wasser stellenweise 7 Meter hoch. Von ebenerdigen Häusern sind mir die Dächer außer Wasser. Viele Häuser stürzen noch ein. Die Synagoge ist angeblich eingestürzt, nach anderen Meld ungen ist sie nur überschwemmt. Kanüle sind geborsten und einge stürzt. Die höchstgelegene Schulgasse ist halb überschwemmt. Es ist keine genügende Zahl von Schiffen vorhanden. Die Donaudampf schifffahrt sandte mehrere Nemorqueure und 20 Schleppschiffe. Die Budapester Stadtreprüsentanz schickte alsbald 20,000 Gulden nach Szegedin. Der Finanzminister Szapary ist nach Szegedin abgereist und hat Staatsgelder zur sofortigen Vertheilung mitgenommen. Der Ruin der Stadt ist entsetzlich; kaum zwei Häuser einer Gasse sind unversehrt. Viele Menschen sind in Lebensgefahr. Die Kähne sind unzureichend. 6^ Uhr. Die Verpflegung und das Rettungswerk sind im Gange, jedoch großer Mangel an Kähnen, da 25 an Dorosza überlassen werden mußten. Alorgen früh erfolgt die Absendung einer Gruppe Flüchtlinge mittelst Dampfers nach Zenta. Eine Konferenz der RegiernngSvertreter beschloß, an fünf Stellen den Durchstich der Dämme vorzunehmen, damit der Wasserspiegel falle. Das. Militär verhaftete ein der Brandlegung verdächtiges Individuum. Gegen nächtliche Diebstähle ist ein Patrouillendienst auf Kähnen organistrt. Ein Rettnugscomitee aus Neichstagsabgeordneten konstituirte sich und geht bis Szatymaz per Bahn und von dort mit Kähnen nach Szegedin. Pest, 13. März. Der ungarische Finanzminister ist mit 200,000 Gulden, nach Szegedin abgereist. Eine Staatsbahndepesche meldet: Gestern gingen vier Rettungszüge nach Szegedin ab. Die Gebäude dieser Stadt sind größtentheils eingestürzt und dabei sehr viele Menschen zu Grunde gegangen. Dem Pestinaplo zufolge wären 1500 Häuser eingestürzt rind mehrere hundert Menschen nmgekommen. Die Nettungsarbeiten werden energisch fortgesetzt. Offizielle Angaben über die Größe des Unglücks fehlen noch. Pest, 13. März, 11 Uhr 15 Min. Morgens. Gestern Abend noch war den Nachrichten aus Szegedin zufolge die Hoffnung vor handen, daß ein geringer Verlust von Menschenleben zu beklagen sei. Die inzwischen eingetroffencn weiteren Berichte machen diese Hoffnung zu Schanden. Die Mittheilungen aus Szegedin lauten immer düsterer. Die Leichen ganzer Familien sind gefunden. Kaum ein Prozent der Häuser steht noch. Außerdem ist in weitester Ausdehnung die Um gebung von Szegedin überschwemmt. Ein Territorium vom Umfange eines deutschen Herzogthumes steht unter Wasser. Die Bevölkerung