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geselle dort eingewanderte und unlängst in Laubegast verstorbene Commerzienrath Richard Hartmann etwa 10 Millionen Mark hinter lassen hat. Verluste, die in den letzten schlimmen Jahren auch ihn betroffen haben, reducirten sein Vermögen, das früher wohl noch größer gewesen sein mag. Ucber Legate lautet noch nichts Bestimmteres, als daß solche im Gesammtbetrage von mehreren Hunderttausend Mark verschiedenen Anstalten, Schulen und Stiftungen zugedacht sein sollen und daß auch der Geburtsort Hartmann's, die kleine Stadt Barr im Elsaß, reich bedacht worden ist. Das Polizeiamt zu Chemnitz veröffentlicht eine längere Bekannt machung, in welcher die Einwohnerschaft ersucht wird, das überhand nehmende Bettler- und Vagabunden-Unwesen nicht durch Verab reichung von Geschenken zu unterstützen. Es wird dabei darauf hin gewiesen, daß das Betteln selbst, wenn cs Erfolg hat, leicht zur ein träglichen Gewohnheit wird, das; aber auch durch das Eindringen der Bettler in die Häufte Gelegenheit und Anlaß zu Diebstählen und anderen strafbaren Handlungen gegeben wird. Den Organen und Bemühungen des Polizeiamts allein sei es nicht möglich, diesen Uebcl- stand vorzubeugcn und entgegenzutreten, die ganze Einwohnerschaft müsse hierzu mitwirken. Abgesehen von der Verabreichung von Eß- waaren znm alsbaldigenGenns; (Venn nicht selten werde z. B. erbetteltes Brod verkauft) solle fremden Bettlern nirgends etwas gegeben werden, der Schein der Härte dieses Grundsatzes erledige sich, wenn man er wäge, daß die Gemeinde jeden Hilfsbedürftigen, möge er am Orte wohnen oder durchreisen, unterstützen müsse, das; außerdem durch Privatwohlthütigkeitsanstalten, Neiseunterstützungskassen rc. Vielen geholfen werde, welche sonach nicht zu betteln brauchten. Glauchau, 21. Januar. Der vormalige Cassirer des Vorschuß- Vereins rc. in Hartenstein, C. F. Förster, wurde wegen Unterschlag ung zu 2^ Jahren Gefängnis; und 4 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Stollberg. Bei der in diesen Tagen in Chemnitz stattgehabten Geflügelausstellung erhielten u. a. nachstehende hiesige Herren Aus zeichnungen: Karl Ficker für Tauben: den ersten Preis, silberne Medaille, für weiße Indianer, und den zweiten Preis, bronzene Medaille, für orientalische Tauben; H. I. Just für Tauben: den zweiten Preis, bronzene Medaille, für Eistauben. Meerane, 18. Januar. Vorgestern wurde von unserer Polizei behörde ein seither in eine»; hiesigen Fabrikgeschäfte angestellt ge wesener Kaufmann, der sich vor Kurzem zum zweiten Mal verheirathet hat, zur Haft gebracht, weil derselbe beschuldigt ist, seine beiden im Alter von 3 und 4 Jahren stehenden Knaben seit längerer Zeit auf das Grausamste mißhandelt zu haben. Er hat diese Kinder nicht allein auf eine barbarische Weise geschlagen, sondern dieselben auch des Abends in eine Zwangsjacke gesteckt und an einem Brete festge schnallt, und in diesem Zustande haben die armen Kleinen die ganze Nacht zubringen müssen. Als Grund dieser Behandlung giebt der Verhaftete an, das; die Kinder Unarten an sich gehabt Hütten, welche er ihnen habe energisch abgcwöhnen wollen. Staatsanwaltschaftliche Erörterungen in dieser Sache sind gegenwärtig im Gange. x Auerbach. Eine von Nautenkranz nach Auerbach fahrende Gesellschaft fand am Wege einen dem Tode nahen Mann, der sich im Zustande halber Erstarrung befand. Im Rennschlitten brachte,; sie ihn glücklich noch rechtzeitig nach Hohengrün in die Schänke, wo selbst ihnen die Restaurirung des Arinen gelang. Er gab an, von einem „Hundeschlitten" verloren worden zu sein. Durch mehrmaliges Zutrinken von Schnaps sei er schwer geworden und der Schlitten besitzer habe sich nach seinem Abgleitcn vom Schlitten nicht weiter um ihn gekümmert und ihn liegen lassen. Eine Frau und drei Kinder erwarteten ihn zu Hause. Hainichen. Die in der letzten außerordentlichen Generalver sammlung des hiesigen landwirthschaftlichen Bank- und Consumvereins e. G. gewählte Revisionskommission macht öffentlich bekannt, sie sei, nachdem sie sämmtliche Bücher, Korrespondenzen, Protokolle rc. einer sorgfältigen, eingehenden Prüfung unterworfen hat, der einstimmigen Ansicht, daß zur Zeit außer der Roßweiner Angelegenheit irgend welcher Verlust weder für die Mitglieder, noch für die Gläubiger des Vereins zu befürchten sei, und daß bei gewissenhafter Ausführung der in den Generalversammlungen vom 27. November am 14. December v. I. gefaßten Beschlüsse wegen Ordnung der Roßweiner Forderung auch diese nicht im Stande sein werde, die Existenz des Instituts ernstlich zu geführten oder auch nur fraglich zu machen. Freiberg. In der Rächt zum 18. Januar vermißte man beim Verlesen der auf dem zu Himmelfahrt Fundgrube gehörigen Elisabeth- ,schacht anfahrenden Mannschaft den Bergarbeiter Friedrich Hermann Richter. Nach längerem Suchen fand man denselben früh 6 Uhr in dem im Rothschönberger Stölln befindlichen Wasser leblos auf. Nach -den gemachten Wahrnehmungen — der Verunglückte hatte die Licht- tafche abgeschnallt, Blende und Kopfbedeckung abgelegt — scheint er den Tod selbst gesucht zu haben. Richter ist 27^ Jahre alt, ver heirathet und Vater eines Kindes. In Tharandt haben zwei junge Forstakademisten sich am Montag Abend von ihrem Uebermuth so weit Hinreißen lassen, daß sie erst in den Gänsestall des Lehngerichts-Braumcister einen Hund sperrten und später sogar eine Gans entführten. Da der Sohn des Braumeisters das Aufschreien der Gänse hörte, eilte er herbei und den beiden Leuten, die er natürlich für gemeine Diebe hielt, nach, faßte sie unterhalb des „Deutschen Hauses" und erkannte — zwei ihm per sönlich bekannte Studenten, denen er natürlich die Gans sofort ab nahm. Diese That, die jedenfalls dem Uebermuth entsprungen, wird den jungen Leuten übel bekommen, denn cs ist beim Gerichtsamt Anklage auf Einbrnchsdiebstahl und Thiergnülerci (die Gans soll mehrfach am Hals in der Luft herumgeschleudert worden sein, wodurch sie verendet ist) erhoben w cn. Hartmunnsgrütt bei Oelsnitz. Am Sonnabend früh 4 Uhr brannte die Mühle L. Müller's nieder. Leider fand die 18jührige Tochter des Besitzers, welche aus den; brennenden Gebäude noch etwas retten wollte, in den Flammen ihren Tod. Um Kleider und sonstige Gegenstände zu retten, ist sie in das vorher von ihr schon verlassene Haus zurückgekehrt, hat aus demselben einige Kleidungs stücke noch herauogeworsen, plötzlich aber einen lauten Hülferuf er tönen lassen und ist trotz der Anstrengungen des eigenen Vaters, der bei dem Versuche, sein unglückliches Kind zu retten, selbst Brand wunden im Gesicht davongetragen hat, in den Flammen rasch erstickt. Ihr schrecklich verkohlter und zur Größe eines Kindes zusammengc- schrumpfter Leichnam ist am Tage darauf unter den; noch dampfenden Schutte hervorgezogen worden. Ueber die Entstchungsursache des Brandes hat bisher Näheres nicht ermittelt werden können. Möglicher weise ist das Feuer durch Selbstentzündung des Mühlenzenges entstanden, in welchen; Granpen gemahlen wurden. In den; nahe bei Oels in Schlesien gelegenen Dorfe Spahlitz ist der Fleckcntpphns ausgebrochen. Derselbe soll von Breslau aus cingeschleppt worden sei;;. U L' e L a oder Auf dunklen Wegen. Roman von Ed. Wagner. (Fortsetzung.) „Das Alles scheint nur viel Lärmen um nichts," sagte mißver gnügt Mrs. Jngestre. „Ich weih nicht, ob ich mir Vorwürfe machen soll, den; Verlangen Miß Strange's nachgegeben zu haben, oder nicht; da ich aber so viel gethan habe, muß ich heute Abend an Lord Mont- Heron schreiben und ihm Alles mittheilen, was vorgefallen ist." „Ich bitte Sie, das nicht zu thun, Madame," versetzte Mr. Dalton. „Warten wir, bis er zurückkommt. Ich will ihn; dann selbst Alles mittheilen und er wird mit nur berathcn, was zu thun ist." „Entschuldigen Sie," sagte Alexa, „aber ich möchte Sie Beide um die strengste Verschwiegenheit bitten, bis ich Ihnen die Freiheit zum Sprechen gebe. Ich habe die Kette gefunden; überlassen Sie nur vorläufig das Weitere. Sic werden es mir nicht abschlagen, Mrs. Jngestre, ich weis; es." Dabei blickte sie bittend die alte Dame an. „Ich muß gestehen, ich begreife Sie nicht, meine Liebe, aber ich will schweigen, wenn Sie es wünschen. Was beabsichtigen Sie zu thun?" „Das kann ich noch nicht sagen. Angenommen, — ich sage, angenommen, — Lord Stratford Heron wäre noch am Leben und dieses Stück einer Kette führte zu den; Beweise, daß der Mörder eine bis jetzt unverdächtige Person wäre," und Alexa dachte an Pierre Renard und seine Juwelen. „Was dann?" „Was dann?" wiederholte der Pastor. „Sein Name würde wieder hergestellt werden. Er würde zurückgerufen und vom ganzen Lande jubelnd empfangen werden. Tie Leute würden ihn im Triumph auf ihren Arinen in's Schloß tragen. Sie könnten nicht genug thun, um ihn; ihre Reue darüber, ihn schuldig geglaubt zu haben, um ihre Freude über seine Rechtfertigung zu beweisen. Und er würde Mar quis von Mont Heron sein." „Ich bin froh, daß eine solche Möglichkeit nicht vorhanden ist," sagte Mrs. Jngestre. „Ich habe ihn nicht so genau gekannt und wünsche nicht, daß Noland ihn; weichen müßte. Jene Mordgeschichte war schrecklich, aber sie ist vorüber, und Lord Stratford "ist todt. Niemand kann durch seine Schmach verletzt werden und Roland ist der rechtmäßige Herr von Montheron. Es ist gut sür nns Alle, daß Lord Stratsort todt ist." „Sein Name kann aber doch wiedcrhergestellt werden," erwiderte der Pfarrer. „Ich zweifle nicht, daß er todt ist; aber wenn er noch lebte und er von der auf ihn; haftenden Schmach entlastet würde und er wieder in seine Rechte eintretcn könnte, da würde ich freudig sterben. Er war mir sehr theuer. Ein edleres Herz als das seinige schlng nie in der Brust eines Mannes. Wenn er nicht einem wahn sinnigen Impuls nachgab, um seines Bruders Blut zu vergießen, wenn er unschuldig duldete, dann möge der Himmel uns Allen gnädig sein, die wir uns in der Stunde der Noth von ihm abwandtcn!" Der Pastor sprach in ernstem, feierlichen Ton, der den Besuchern Thränen in die Augen lockte. „Wenn ihn; Unrecht geschehen ist," sagte Mrs. Jngestre, „so kann dieses Unrecht nie wieder gut gemacht werden. Aber ich will von Allen; nichts sagen, bis Sie es mir erlauben, Alexa. Jch^muß