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fünf ganz gleiche Fälle vorausgingen, ist bis jetzt etwas nicht zu er mitteln gewesen. In Zwickau entdeckte am Abend des 1. d. ein in der Bahnhof straße wohnhafter Privatmann bei seiner Heimkehr einen ziemlichen Rauch im Hofe des von ihm bewohnten Hauses und bei sofortiger näherer Forschung ergab sich, daß in der Räucherkammer eines Fleischers wahrscheinlich durch starkes Feuern mit Holzspänen, ein Brand ent standen mar. Die bereits schlafenden Bewohner des Hauses wurden nun schleunigst geweckt und es gelang die möglicherweise große Ge fahr, in welcher das Gebäude schwebte, abzuwenden. Dem Fleischer sollen circa für 500 Mark Speck, Wurst und dergl. verbrannt bez. vernichtet worden sein. Schwarzenberg, 2. Dezember. Auf Crandorfer Forstrevier ist in verflossener Nacht ein Mann, Namens Lang, durch den Förster Herttzog, nachdem er ihn vergeblich angerufen hat, durch einen Schuß in den Rücken niedergeschossen worden. Lang ist Handarbeiter, wohnhaft in Crandorf und Vater von 8 Kindern. Wie mail hört, ist Lang voll einem Gehülfen begleitet und auf Holzdiebstahl auöge- gangen gewesen. Annaberg, 28. Nov. Einer Mittheilung des Herrn Du. Böhme zufolge, des Vertreters in dem Tasche'schen Concurse, dürfte für die Gläubiger ein Ausfall von mindestens 250/g zu erwarten stehen. Zschopau, 3. Decbr. Am vergangenen Sonntage fand öffentlich die Probe einer für die hiesige freiwillige Feuerwehr angeschafften neuen Spritze statt. Die Prüfung der Spritze, geliefert von der Firma „Flather" in Jöhstadt, hatte freundlichst Herr Weigand aus Chemnitz übernommen. Das Urthcil über das werthvolle Ausrüstungs objekt (Preis 1400 M.) war allseitig ein günstiges. Zufolge be sonderer Bemühungen unseres Bürgermeisters hat die hohe Staats regierung 900 Mark Beihülfe gemährt; der Fehlbetrag mird aus städtischen Mitteln gedeckt. Glauchau. Seit 1. Decbr. erscheint im Verlage von I. A. Kahlert lind unter der Redaction von A. F. Schlesinger hier in der früheren Genossenschaftsdruckerei ein neues Blatt, betitelt „Glauchauer Wochenblatt". Jil Liebschwitz bei Werdau kam dieser Tage ein IIjähriges Mädchen an, welches vo" Amerika aus ganz allein, nur mit einer Karte, die es dem Wohlwollen der Kondukteure und Passagiere empfahl, versehen, zu seiner Mutter gereist war. Oelsttitz. Am I. Decbr. Morgens gegen I Uhr hat sich eine, znr Zeit noch nicht recognoscirte, männliche Person, die mit den Oertlichkeiten vertraut gewesen sein muß, in den 615 m tiefen Friedensschacht der Oelsnitzer Bergbaugesellschaft gestürzt. Der gänz lich zerstümmelte und entstellte Leichnam wurde gegen 3 Uhr zn Tage gefördert. Bei der in Wilschdorf stattgefundenen Sektion der in Folge von Mordanfall verstorbenen Tischer aus Oppach hat sich ergeben, daß der Thäter 7 bis 8 Mal mit dem Hammer auf den Kopf der Frau geschlagen haben muß, ehe er sein Opfer hat in Sicherheit bringen wollen. Die Hirnschale des Kopfes zeigte bei der Frau mehrfache Brüche, so daß der Tod unbedingt erfolgen mußte. Der Thäter selbst, der an die Leiche geführt wurde, war äußerst kaltblütig, denn auf die Frage, ob er die Frau gekannt, erwiderte er höchst frech: ja wohl die habe ich gekannt, denn ich habe sie bis zur Wehner'schen Wiese begleitet, geschlagen aber habe ich sie nicht. Das ihm vorgclegte Dängelzeug erkannte er als das seinige an. Unter einer unverschämten Redensart verließ er das Wilschdorfer Gemeinde haus und wurde wieder per Wagen nach Stolpen abgeführt. Als die Sektion beendet war, wurde die Leiche eiugesargt und zum Trans port nach Oppach vorbereitet. Abends ^6 Uhr hatte sich eine un gemein große Bienge Menschen von Nah und Fern versammelt, um ihr das letzte Geleit bis an die Grenze des Dorfes zu geben. Ein feierlicher Ernst lag über der ganzen Versammlung und manche Thräne floß, als das Lied: „Wer weiß wie nahe mir mein Ende" angestimmt wurde. Nach Absingung dieses Liedes bewegte sich unter Glockengeläute der Zug still im nächtlichen Dunkel der Ortsgrcnze zu. Daselbst blieb der Zug stehen und hielt der Ortsgeistliche eine tiefergreifende Abschiedsrede. Nach deren Beendigung stimmte die zahlreiche Versammlung den Vers an: „Nun Du Erlöste fahr' in Ruh', wir geh'n nun unsern Hütten zu" und langsam fuhr der Wagen mit der Leiche seine Straße dahin. In Wolkcntmrg bei Penig verunglückte in voriger Woche Nachts der ehemalige Kammerdiener Mende auf Schloß Wolkenburg. In einem Anfälle von Delirium wollte er, da das Schloßthor ihm nicht geöffnet ward, am Felsen empor nach dem Fenster des früher von ihm innegehabten Zimmers klettern, stürzte aber herab und spießte sich auf dein am Fuße des Felsen hinlaufenden Eisengeländer. Trotz der erhaltenen Verletzungen schleppte sich der Unglückliche noch bis in die Nähe der Försterei, starb aber bald darauf. Eine Auction eigenthümlicher Art wurde vor einigen Tagen in einem Dorfe ganz nahe bei Zittau in einer Restauration abgehalten. Drei Strolche der schlimmsten Art veräußerten dort die Gegenstände, die sie in Zittau erbettelt hatten. Den Hauptbestandtheil dieser Auctionsmasse bildeten — 15 Hemden und erlösten sie auf Auctionöwege 5—16 Groschen per Stück. Das theuerste dieser Hemden, ein nock- gut erhaltenes Oberhemd, hatten sie, wie sie lachend erzählten, von einem „dicken Bäckermeister" erfochten. Daß der Erlös der Auction sofort zum größten Theil verjubelt wurde, braucht wohl nicht noch besonders erwähnt zu werden. Mair sieht wohl aus diesem Bei spiele wieder einmal recht deutlich, wie übel 'derartige Liebesgaben an solchen bettelnden Vagabunden angebracht sind. Am Abend des I. December sind in Niederlommatzsch die sämmtlichen Gebäude des Lehmann'schen Gutes bis auf die Um fassungsmauern niedergebrannt. Das Feuer ist auf bis jetzt noch unermittelte Weise in der Scheune des gedachten Gutes ausgebrochen. Der schnell herbeigeeilten Hilfe ist es zu danken, daß die bedrohten Nachbargebäude mit Ausnahme geringer Beschädigungen von den Flammen verschont geblieben sind. Nordhausen. Vor einigen Tagen hatte im Dorfe Großwechsungen der 22jährigc Rittergutsbesitzer Arno B., einziger Sohn einer Wittwe, das Unglück, beim Oesfnen eines Koffers mit dem Deckel ein darüber an der Wand hängendes, geladenes Gewehr zu berühren. Das Ge wehr fiel herab und entlud sich, der Schuß fuhr dem jungen Mann in die Stirn. Der Tod trat fast augenblicklich ein. UleLa oder Auf dunklen Wegen. Roman von Ed. Wagner. (Fortsetzung.) Lady Wolga besprach mit Lady Markham den unangenehmen Vorfall auf dem Criquetplatze und drückte ihr Bedauern darüber aus, in die Nothwendigkeit versetzt zu sein, Alexa zu Mrs. Jngestre gehen zu lassen, um sie vor weiteren Beleidigungen zu bewahren. „Meine liebe Lady Wolga," sagte die alte Dame, „selbst Sie, die Tochter eines Herzogs und die Schwester eines Herzogs und Günstlings des Hofes, können nicht alte Norurtheile nach Belieben umstoßen. So lange unseren höheren Klaffen noch gelehrt wird, Rang und Geburt streng zu unterscheiden, können Sie nicht erwarten, daß man ein Mädchen von unbekannter Herkunft als gleichberechtigt ansieht, selbst wenn sie eine gleich gute Erziehung genossen hätte, durch welche sich unsere Klasse auszeichnet. Ihre Freunde beab sichtigen durchaus nicht, Sie zu verletzen, Lady Wolga; aber sie wissen, daß Miß Strange Ihnen fast fremd ist, und nehmen an, daß Sie sich in ihr täuschen." „Ich habe mich für sie verbürgt und das sollte für meine Gäste genug sein," entgegnete Lady Wolga ernst. „Das würde auch der Fall sein, wenn sie nicht glaubten, daß Sie hiutergaugen worden wären. Lassen Sie sich von Bliß Strange Aufschluß über ihre Familie geben; lassen Sie sie ihre Vergangen heit offen darlegen und Ihre Freunde werden die Freunde des Mädchens sein. Sie werden von ihr getäuscht, Wolga. Wo ist Miß Strange in diesem Augenblick?" „Ich denke, daß sie sich auf ihrem Zimmer befindet. Man kann nicht erwarten, daß sie in dieser Gesellschaft zu bleiben geneigt ist," antwortete Lady Wolga gereizt. „Sie ist nicht auf ihr Zimmer gegangen, Lady Wolga. Ich sah sie in einen weißen Shnwl gehüllt vor länger als einer Stunde durch die Halle und aus der vorderen Thür gehen. Sie ist noch nicht wieder zurückgekehrt." Lady Wolga warf einen raschen Blick auf die Uhr und wurde blaß. „Es ist schon zn spät für sie, um draußen allein zu sein," sagte sie besorgt. „Ich will Jemanden ansschicken, um sie zu suchen. Sie könnte zwischen den Klippen verunglückt sein." „Oder ein Stelldichein mit Lord Kingscourt haben," warf Lady Markham boshaft hin. „Lady Markham, ich will solche Verdächtigungen nicht hören, auch nicht von Ihnen!" rief Lady Wolga in ermahnendem Tone. „Ich würde mein Leben zum Pfände einsetzen für Miß Strange's Reinheit und Tugend, und ich kenne Lord Kingcourt zu gut, um annehmen zu können, daß er ein heimliches Zusammentreffen mit seiner Verlobten suchen würde." „Ah! Ist es schon dahin gekommen? Hat die Abenteuerin den stolzen, reichen Lord Kingscourt gewonnen?" „Lady Markham —" „Wolga, glauben Sie mir, das Mädchen ist zur Verfolgung ihrer eigenen geheimen Zwecke in diesem Hause; sie hat ihre Freunde nnd Verbündete und ist im Stillen Ihre Feindin. Sie ist hinaus - gegangen, um mit Jemandem zusammenzutrcffen. Denken Sie an meine Worte und sehen Sie, ob ich nicht richtig geurtheilt habe. Sie kann doch nicht verlangen, daß das Hauspersonal ihretwegen länger aufbleiben soll. Ich will einmal sehen, ob sie vom Fenster aus sichtbar ist." Sie schritt nach der andern Seite des Salons, der Richtung zu, wo Alexa und ihr Vater standen, die nichts von der Unterredung gehört hatten. „Vater!" flüsterte Alexa, „Du mußt gehen." Mr. Strange erschrak, wie aus einem Traume plötzlich erwachend, warf noch einen letzten sehnsüchtigen Blick auf seine geschiedene Gattin