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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonncmentSpreis betrügt vierteljährlich l Mark SV Ps. pr»nuw«r»nän. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Etadtgcmeindcratb zu Zwönitz. 141. Sonnabend, den 30. November 1878. 3. Jahrg. An,tiger für Inserate werden bi» spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit w Pf., unter „Eingesandt" mit 2V Pf. berechnet. Tagesgeschichte. Berlin, 28. Nov. Der „Reichs-Anz." veröffentlicht auf Grund des Socialisteugesetzes mit Genehmigung des Bundesraths für die Dauer eines Jahres eine erlassene Bekanntmachung des preußischen Staatsministeriums vom 28. d., wonach Personen, von welchen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit zu besorgen ist, in der Stadt Berlin und in den Stadtkreisen Charlottenburg, Potsdam, sowie in den Kreisen Teltow, Niederbarnim und Osthavelland der Aufenthalt versagt werden kann. In Berlin und den Stadtkreisen Charlotten burg und Potsdain ist das Tragen von Stoß-, Hieb- und Schuß waffen, sowie der Besitz, das Tragen, die Einführung oder Verkauf von Sprenggeschossen, ausgenommen für das Reichsheer und die Marine, verboten. Ausnahmen von den Verboten des Waffentragens finden für Personen statt, die durch ihr Amt und ihren Beruf zum Waffentragen berechtigt sind, sowie für Mitglieder der Vereine, welchen die Befugniß des Waffentragens beiwohnt; für Diejenigen, welche Jagdscheine besitzen, betreffs der Jagdwaffen, ebenso für Die jenigen, welche Waffenscheine führen. Ueber die Ertheilung von Waffenscheinen befindet die Landespolizeibehörde. Die Anordnungen treten am 29. Novbr. in Kraft. Die Bekanntmachung ist von dem Ministervicepräsidenten Stolberg, wie von allen Ministern unterzeichnet. Darmstadt, 25. Novbr. Das Befinden der grobherzoglichen Herrschaften ist so gut, daß Bulletins nicht mehr ausgegeben werden. Triest, 26. Novbr. Die italienische Barke „Carmella", welche mit circa 400 Faß Petroleum beladen war, ist in der Bucht von Muggia in Brand gerathen. London, 28. Nov. Neuesten Aufstellungen zufolge wurden von der 111 Köpfe starken Mannschaft der „Pommerania" 94, von 109 Passagieren 72 gerettet, demnach sind 54 als ertrunken zu betrachten. Die Masten der „Pommerania" sollen hellte geborgen werden. Es ist noch zweifelhaft, ob das Wrack jemals gehoben wird. Die „Times" publiciren von den Bergnngsbeamten zu Dover abgegebene Aussage eines gewissen Thomas Blight, eines Kapitäns der englischen Han delsmarine, welcher sich in Plymouth auf der „Pommerania" nach Hamburg eingeschifft hatte. Derselbe sagt aus, das Wetter sei nicht neblig, die See ruhig gewesen. Ein Offizier der „Pommerania" habe ihn erzählt, daß die Thüren der wasserdichten Abteilungen offen gewesen seien. Er meint, wenn die Leute nicht in die Boote gestürzt seien, so hätten Alle gerettet werden können. In Folge dieser Aus sagen wurde Blight auf Anordnung des Handelsamtes znrückge- h alten. Paris, 26. Novbr. Nach einer Depesche der „Temps" aus Rom dauern die socialistischen Agitationen in den Provinzen fort. Der Adjunkt des Municipalraths der Stadt Osimo, in der Nähe von Ancona, ist erdolcht worden. In der Stadt Jesi (District Ancona) fand unter Vorantragung einer rothen Fahne eine republikanische Kundgebung statt. Rom, 28. Novbr. Die Wunde des Ministerpräsidenten Cairoli fängt an zu eitern. Cairoli wird noch einige Tage das Bett hüten müssen. Neapel, 28. Nov. Die Untersuchung im Prozesse von Passa- vante ist beendigt. Die Aktenstücke wurden hente dem Generalan- malte zur weiteren Verfügung zugestellt. Der Prozeß gegen die verhafteten Internationalisten wird in Neapel fortgesetzt. Die Ver haftungen von Internationalisten dauern an mehreren Orten fort; viele Dokumente wnrden saisirt. Wie versichert wird, machte einer der in Florenz Verhafteten wichtige Geständnisse. Madrid, 28. Nov. Der oberste Gerichtshof hat den Attentäter Oliva Mlikasi ebenfalls zum Tode verurtheilt. Der Prozeß kommt nunmehr vor den Kassationshof. Lokales und Sächsisches. Dresden, 27. Nov. Das „Dresdner Journal" meldet im Be- zu^ auf den in Freiberg flüchtig gewordenen und in Magdeburg ver hafteten Expedienten Schulze, daß auch das von demselben verun treute Geld (60,000 M.) bis auf 200 M. wieder erlangt worden ist; er hatte es im Grabe seines Vaters zu verbergen gesucht. Dresden. Am Sonnabend meldeten in Berlin die Anschlagsäulen, daß 20,200 Mark in großen Markscheinen verloren gegangen oder gestohlen worden seien, und wurden 2000 Mark Belohnung für Herbeischaffung des Geldes angeboten. Der Bestohlene resp. Verlierer ist ein Kaufmann aus Dresden, der zum ersten Male sich in Berlin anfhielt. Derselbe ging, wie ein Berliner Blatt erzählt, von der Breitenstraße nach den Linden und hatte die Markscheine, in eine Zeitung eingewickelt, in die Außentaschen seines Ueberziehers gesteckt. An der großen Friedrichsstraßen- und Linden-Ecke war ein Auflauf; der Fremde forschte nach der Ursache des Auflaufs, und als er seine Neugierde befriedigt hatte und in seine Tasche nach seinem Schatze griff, bemerkte er, daß ihm derselbe gestohlen worden war. Wie uns noch mitgetheilt wird, hat der Herr einen Fußtritt erhalten, wodurch er zusammengeknickt war und in diesem Augenblick sei ihm das Geld gestohlen worden. Aus Leipzig schreibt das dortige „Tgbl": Auf unsern Nachbar dörfern scheint gegenwärtig recht flott — gestohlen zu werden. Nicht weniger als 26 Diebstähle sind zufolge amtlicher Bekanntmachung im Bezirke des königlichen Gerichtsamts I. in etwa vier Wochen ver übt worden, wozu außerdem noch ein in Volkmarsdorf verübter Be trugsfall und mehrere andere, dem Gerichtsamte II. zur Untersuchung obliegende Diebstähle kommen. Auch die steckbrieflichen Verfolgungen bez. öffentlichen Vorladungen entwichener Individuen mehren sich dem Anschein nach in recht erheblicher Weise. Das Bild würde sich jedenfalls noch trüber gestalten, wenn jeder Bestohlene überhaupt An zeige erstattete. Es giebt aber sehr Viele, die lieber einen ihnen durch Diebstahl zugefügten Verlust tragen als Dies anzeigen, weil sie allen kriminellen Erörterungen aus dem Wege gehen wollen. Zwickau. Im April d. I. wurde der Ziegler Krause von hier von feinem eigenen Hunde gebissen, als er ihn dafür züchtigte, daß er zuvor den Maurer K. gebissen hatte. Am 22. Nov. wurde Krause wegen Hundswuth dem hiesigen Kreiskrankenstift zugeführt und erlag dieser fürchterlichen Krankheit noch in derselben Nacht. Beide Männer hatten damals das Sonntag'sche Mittel genommen, eineanderweite, namentlich ärztliche, Behandlung aber hatte nicht stattgesunden, doch ist eben nur Krause allein von der Krankheit befallen worden. Freiberg, 24. Nov. Am 19. Nov. wurde einem Kämpfer von 1870, Sohn des Fleischermstrs. N. hier, der als Oberjüger bei dem Sturme auf Saint-Privat durch einen Schuß in das Knie schwer verwundet wurde, die fast plattgedrückte Kugel, welche er nun gerade 8'/t Jahr unter fortdauernden großen Schmerzen im Beine getragen, durch Operation entfernt. Burkhardtsdorf, 26. Nov. Gestern fand im Röderschen Gast hofe das erste Abonnementsconcert für die Wintersaison statt. Ge spielt wurde dasselbe von der wackeren Musikkapelle des 5. Jnf.-Reg. Nr. 104 aus Chemnitz unter der umsichtigen Leitung ihres Directors, Herrn Pohle. Das Programm fand feiten der zahlreichen Besucher gerechten Beifall, denn es gelangten nur klassische Musikstücke mit meisterhafter Präzision unter feinster Nüancisung zum Vortrag. Elbcnstock. Am 24. Nov. brach in dem Wohnhause des Berg arbeiters Hermann Unger in Sosa Feuer aud brannte dasselbe in kurzer Zeit nieder. Leider hat sich dabei der schreckliche Vorfall er eignet, daß der fast gänzlich erblindete 81jährige Vater des Besitzers in den Flammen umgekommen ist. Wie es heißt, wollte derselbe aus dem brennenden Hause noch etwas retten und hat dieser Ver such seinem langen Leben ein so jammervolles Ende bereitet. Die Entstehunasursache des Feuers ist bis jetzt noch unbekannt. In Neudörfchen bei Mittweida starb am Mittwoch der Weber Groitzsch. Als seine Ehefran dem Todten drei Ringe von den Fingern ziehen wollte, waren diefe so staar gekrümmt, daß es ihr nicht gelang, die Hand zu öffnen. Da G. schon einmal am Starrkrampf litt, ver-