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Erscheint wSchrnttich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). ilbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. pr-eoumeranäo. Anzeiger für Inserat« werd«» bi« spätesten« Mittag« de» vorhergehend«» Tagt« d«S Erscheinen« erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit w Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 14». Tagesgeschichte. Berlin, 25. November. Der Handelsvertrag und der Schiff fahrtsvertrag zwischen Deutschland und Italien sind in Folge getroffener Vereinbarung bis Ende des Jahres 1879 verlängert worden. München, 24. November. Die neuliche Mittheilung über die Magistratssitzung in Betreff der Frage der Leichenverbrennnng bedarf, um Mißverständnisse zu verhüten, einer Ergänzung. Die Anfragen des Magistrats an die Pfarrer u. s. w. lauteten nicht dahin, ob dieselben gegen die Leichenverbrennung etwas einznwenden haben, vielmehr dahin: ob sie im Fall der fakultativen Einführung der Leichenverbrennung von ihrem Kultusstandpunkt aus besondere Vor kehrungen in Anregung zu bringen hätten. Hierauf erwiderten 1) die katholischen Pfarrämter: daß sie über das angeregte Projekt einen Wunsch nicht zu äußern haben, weil der in der katholischen Kirche vorgeschriebene Beerdigungskultus dem katholischen Priester eine Funktion in der Leichenverbrennungshalle nicht anmeise; 2) das protestantische Pfarramt: daß besondere Vorkehrungen nicht noth wendig seien, und 3) die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde auf Grund erhalteilen Gutachtens des Rabbinats: daß sie keinen Einlaß gefunden habe, vom Kultusstandpunkt aus besondere Vor kehrungen und Einrichtungen in Anregung zu bringen. Es sei sonach von drei Seiten lediglich die gestellte Frage beantwortet worden, ohne eine Ansicht über die Zulässigkeit der Leichenverbrennung auszusprechen. Rom, 24. November. Die Thätigkeit des Untersuchungsrichters im Processe gegen Passanante (neueste Lesart für Passamente lind Passavante) ist wahrscheinlich am Dienstag abgeschlossen. Die Sitz ung des Schwurgerichts wird ungefähr Mitte December erfolgen. Der Mörder leugnet hartnäckig, Mitschuldige zu haben. Die Anklage- kammer beschloß nichts destoweniger, die verhafteten Internationalisten wegen eines Attentatscomplots anzuklagen. Die Verhafteten heißen Milillo, Schettino, Ciccaresi und Amato. Der Mörder ist immer ge faßt. Er verlangte Papier, um an seine Mutter zu schreiben. Er liegt in einer Zelle des Gefängnisses San Francesco den ganzen Dag auf seinem Bette ausgestreckt. Er gesteht, den Mordentschluß gefaßt zu haben, nachdem er von dem Attentat Hödels erfuhr. Er zagt cynisch: Jetzt werde er ein Mörder genannt, weil er nicht ordentlich getroffen habe. Ein confiscirtes Testament des Mörders aus dein Jahre 1870 ergiebt, daß er seit Jahren Mordpläne hegte; seine militärische Conduitenliste ergiebt, daß er schon zweimal zu Straf compagnien versetzt worden war. Seine Kameraden gaben ihm den Spitznamen „Scheusal" wegen seiner durch entsetzliche Blatternarben hervorgerufenen Häßlichkeit. Der Staatsanwalt verweigerte dem englischen Botschafter die Erlaubniß, den Mörder zu sehen. London, 25. Nov. Sümmtliche Baumwollspinnereien im Distrikte Oldham wurden heute Morgen wieder geöffnet, um alle sinkenden Arbeiter zuzulassen, welche die Arbeit bei einer fünfprozentigen Lohn reduktion wieder beginnen wollten. Nnr wenige Arbeiter nahmen die Arbeit auf, 10,000 striken fort. Dover, 26. November. Vergangene Mitternacht stieß der der Hamburg-Amerikanischen Packetfahraktiengesellschaft gehörige Post dampfer „Pommerania" unweit Falkestone mit einem anderen Schiff zusammen. Die „Pommerania" sank nach zehn Minuten; 172 Personen von den Passagiren und der Schiffsmannschaft sind gerettet, fünfzig, darunter der Kapitän, der zweite und dritte Schiffsoffizier, sind er trunken. Die Geretteten sind hier angekommen. (Der Kapitän der „Pommerania", Schwensen, hatte erst vor wenigen Wochen die 125. Fahrt zurückgelegt, also 250 Mal den Ozean glücklich durchfurcht, und zwar ohne jeden Unglücksfall, aus welcher Veranlassung ihn« zu Ehren in Nem-Uork ein Fest veranstaltet wurde. Die bei dieser Ge legenheit geäußerten Wünsche, daß Kapitän Schwensen noch lange in ungeschwächter Rüstigkeit und Gesundheit dem Dienste der Gesell schaft, dessen Zierde er sei, erhalten bleibe und daß auch seine ferneren Reisen von dem bisherigen Glück und Segen begleitet sein möchten, sind leider nicht in Erfüllung gegangen. 3. Jahrg. Lokales und Sächsisches. Dresden, 25. November. Mit der Baumgarten'schen „Flttgel- luftschifffahrt" wird es jetzt einige Zeit sein Bewenden haben. Zu den verschiedenen Widerlichkeiten, welche dem Probeversuche bis jetzt hindernd in den Weg traten, hat sich nun auch noch das Malheur gesellt, daß ein Arbeiter mit seiner Cigarre dem Ballon zu nahe kam und so seine Zerstörung verursachte. Da ein neuer Ballon beim besten Willen nicht so leicht beschafft ist, so werden die Dresdner gut thun, ihren Geduldfaden um einige Meter zu verlängern. Erwähnt mag noch sein, daß Herr Baumgarten sich neben dem Flügelluftschiff auch noch mit anderen äronautischen Plänen trägt. So hat er, wie eine von ihm verfaßte und mir vorliegende Schrift besagt, ferner einen „Flug-Apparat", eine „Vertikal-Erhebungsmaschine" und einen „Luftverdünnungscylinder-Fortbewegungs-Apparat" erfunden. Auf dem Papiere sehen sich alle diese Zukunfts-Vehikel recht hübsch an; ivie 's aber damit in der Praxis sein wird, das ist nun freilich eine andere Frage. Die seither stattgehabten Versuche haben übrigens schon ein schönes Stück Geld gekostet. Im Interesse der Wissenschaft und des Erfinders, der sich in einer wahren Sturm- und Drangperiode befindet, wünschen wir von Herzen, daß die aufgewendeten Summen nicht völlig hinausgeworfen sein mögen. Zwickau, 26. Novbr. Der hiesige Hotel- und Fabrikbesitzer Gustav Wagner hat aus eignem Antriebe in der ihm gehörigen Glas» fabrik am Bahnhofe eine Fabrikfeuerwehr errichtet, welche eine Karren-, 2 Butter und 2 Handspritzen bedient und zusammen 44 Mann zählt. Dieselbe legte dieser Tage vor der hiesigen Brand direktion eine Probe ab, welche die Leistungsfähigkeit des jungen Instituts erkennen ließ. — Auf Antrag des städtischen Polizeiaus schusses hat der Nath die Vermehrung der Schutzmannschast be schlossen und liegt die Angelegenheit morgen den Stadtverordneten vor. Am 24. d. früh gegen 4 Uhr hat beim zweiten Tiefbauschachte in der Lindenstraße zu Zwickan der Zimmerling Karl Kalobius da durch seinen Tod gefunden, daß er an der Hängebank, indem er sich anschickte, die noch nicht weggesetzte Tonne, in der er ausgefahren war, zu verlassen, das Gleichgewicht verlor und infolgedessen rücklings in das benachbarte Schachttrum zurück bis 109 m Teufe gestürzt ist. Der Verunglückte, 32 Jahr alt, hinterläßt ein Wittwe und zwei Kinder. Weissbach, 26. Novbr. Heute früh '^3 Uhr wurden unsere Dorfbewohner durch Feuerlärm aus ihrem Schlafe geweckt. Es brannte in dem Gehöfte des Gutsbesitzers Friedrich Anton Klemm in Herrmannsdorf und sind dadurch zwei Schuppen- und das Scheunengebüude bis auf die Umfassungsmauern abgebrannt. Ent stehungsursache ist zur Zeit noch unbekannt. Stollberg. In einem nahen Torfe hat kürzlich ein Mann da durch seinen Tod gefunden, daß die ihm bei einer Bandwurmkur ge reichte starke Dosis Granatwurzelthee, welche er kurz nach Tische zu sich nahm, sich mit dem Speisebrei vermischte und eine Blutvergiftung berbeiführte. Stollberg, 22. Nov. Vorgestern kam zu dem hiesigen Brief träger Rößler ein junger Mann mit der Trauerbotschaft, daß dessen Mutter in Chemnitz gestorben sei und nächsten Sonnabend begraben werden solle. Da der Bote sich mit allen Familienverhältnissen auf's Genaueste vertraut zeigte, wurde er gastlich ausgenommen, des Nachts beherbergt und wegen des ungünstigen Wetters auch mit einem Ueberzieher ausgestattet, ja sogar, da ihm ein Zehnmarkstück aus dem Portemonnaie verloren gegangen war, mit einem Vorschuß von 3 Mark beglückt, welche er sammt Ueberzieher bei Gelegenheit des Be gräbnisses zu erstatten versprach. Wenige Stunden, nachdem der Hiobsbote Abschied genommen, treffen in Trauerkleidern Rößler's sümmtliche Geschwister aus Chemnitz in Stollberg ein, um ihren un erwartet schnell verstorbenen Bruder zur letzten Ruhe zu geleiten, und sind nicht wenig erstaunt, als ihnen der Tiefbeweinte frisch und gesund die Thür aufthut. — Schnell ist es indeh der Sicherheits- Donnerstag, de» 28. Novemder 1878.