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Bei dem Einzug in Neapel hatte sich der König die Begleitung des Wagens durch Polizeiagenten verbeten, weil er in umnittelbarer Be rührung mit der Bevölkerung zu sein wünschte. Der Attentäter hat gestern und heute mehrere Verhöre bestanden, derselbe versicherte, daß er keinen besonderen Haß gegen den König Humbert hege, daß er aber die Könige überhaupt hasse, ferner gab er zu, daß er sich viel mit dem Lesen von Journalen beschäftigt habe. Bei dem Atten tate hat Passamente übrigens eine Wunde und eine Kontusion davon getragen, ein von ihm errichtetes Testament ist in Vieste mit Be schlag belegt worden. Nom, 19. Nov. Die „Angenzia Stefani" meldet, daß bei dem Attentäter Passamante mehrere Schreiben von Mitgliedern der Inter nationale gefunden worden sind. Mehrere Internationalisten wurden verhaftet und weitere Verhaftungen verfügt. Florenz, 19. Nov. Während der patriotischen Kundgebung für den König gestern Abend auf dem Signoriaplatze explodirte mitten unter der Bevölkerung eine Orsinibombe, wodurch zwei Personen ge- tödtet und mehrere verwundet wurden. Trotz der Erbitterung nahm die patriotische Kundgebung ihren ruhigen Fortgang. Lokales und Sächsisches. — Für Rechnung des deutschen Reiches sind im Monat October zur Einziehung gelangt: Landes-Silber-Münzen der Thalerwährung für 284,330 Thlr. Der Gesammtwerth der eingezogenen Münzen beläuft sich nunmehr auf 1,044,269,498,03 Bi. — Die Gesammt- Ausprägung betrügt in Goldmünzen 1,659,065,135 M., in Silber münzen 426,955,427,20 M. Dresden. Wegen erfolgten Ablebens Sr. Hoh. des Herzogs Karl zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg wird am hiesigen Hofe die Trauer auf 1 Woche, vom 19. bis mit 25. d. M. getragen. — Se. Mas. der König hat sofort nach dem Eintreffen des Tele gramms, welches das Attentat auf den König Humbert meldete, tele graphisch demselben seine tiefe Entrüstung über den Meuchelmordanfall imd zugleich seine Freude ausgesprochen, daß Gottes gnädige Hand ihn schützte. Das Attentat hat aus unsere königliche Familie einen um so tiefereit Eindruck gemacht, als König Humbert der Gemahl der "Nichte des Königs Albert, Margaretha, eine Tochter der Herzogin von Genua ist. Dresden. Die nun für den 17. November angekündigte Probe fahrt des lenkbaren Flügelluftschiffes hat des ungünstigen Wetters halber nicht stattgesunden. Es ist zwar dieses Mal Alles genügend vorbereitet gewesen, nachdem jedoch gegen Mittag das Wetter sich der Art verschlimmerte, daß ein Anfhören des Regens nicht mehr erwartet werden konnte, unterließ mail das Füllen des Ballons. Da in den betreffenden Anzeigen bekannt gemacht worden war, daß die Fahrt bei ungünstiger Witterung verschoben werden würde, hatten sich auch nur sehr wenig Zuschauer eingefunden. Aus Dresden meldet der dortige „Anz": Einen Begriff von dein reichen Erntesegen, den Böhmen in diesen: Herbst an Pflaumen gehabt hat, kann man jetzt bei einen: Spaziergang entlang des Quais an: Elbberg erlangen. Daselbst liegt ein großer Elbkahn voll ge backener Pflaume :. Dieselben sind wie Kartoffeln oder Getreide lose verladei: und werden hier ii: Säcke gesackt, um ihrer Bestimmung zugeführt zu werden. Auch viel Nüsse sind auf der Elbe aus Böhmen hier eingetroffen. Ji: der im vorigei: Bionat in Dresden stattgefundenen Sitzung des Landesausschusses sächsischer Feuerwehren wurde u. A. ein Preis von 100 M. für eine Abhandlung bestimmt über das Thema: „Wie sind in Mittel- und Kleinstädten die sogenannten Bürger- oder Pflichtfeuerwehrei: an: zweckentsprechendsten zu organisiren." Sümmt- liche Arbeitei: sind mit Motto und "Namen versehen bis spätestens dei: 1. Juli 1879 ai: den Vorsitzenden Rietz einzusenden. An die Anschlagsäulen in Leipzig wurde an: Sonntag folgende Warnung angeschlagen: „Auf Veranlassung der neuerlich in bedenk licher Weise sich steigernden thätlichen Angriffe, Bedrohungen mit Gewaltthätigkeiten und ausgeführten Körperverletzungen gegen Schutz männer, welche bei Ausübung ihrer Pflicht gegen Exzedenten einzu schreiten und Arreturen vorzunehmen hatten — es sind 24 solcher Fälle im Laufe gegenwärtigen Jahres zu verzeichnen gewesen — haben wir die Schutzmannschaft angewiesen, in allen Fällen der Nothwehr zur Abwendung der ihrer Person drohenden Gefahr von der Waffe Gebrauch zu machen. Leipzig, an: 16. November 1878. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig." Leipzig, 17. Nov/ Leider haben wir wieder einen Unglücks fall infolge einer Wagenentgleisung zu verzeichne«:. Als am gestrige«: Frühmorgcn von: Magdeburger Bahnhöfe ei«: 130 Achsen starker Güterzug nach den: Uebergabebahnhof überführt werde«: sollte, ent gleiste«: i«: unmittelbarer Nähe des dafigen Maschmenhauses eine Anzahl Wagen, circa 20 Achsen, wobei der Wagenrücker Pfeiffer das Unglück hatte, infolge des Anstoßes eines mit Petroleumfässern be ladenen Wagens vom Bremsersitz herab zwischen zwei ineinander ge- rathen und zertrümmerte Wagen zu stürzen, sodaß derselbe auf der Stelle den Tod fand. Außer mehrere«: Wage«: wurden noch eine Anzahl gefüllte Petroleumfässer zertrümmert. Die Ursache der Ent gleisung hat bis jetzt nicht festgestellt werde«: können, doch hat es den Anschein, als ob eine anfänglich unbedeutende Entgleisung in der Dunkelheit zu spät bemerkt morde«: sei, da sich deren Spur auf eine längere Strecke verfolge«: ließ, und daß hierdurch der Unfall erst größere Dimensionen angenommen hat. Der Verunglückte war erst 29 Jahre alt und hinterläßt eine Frau mit 2 Kinder«:. Meißen. Seit den: Sonnabend ist die Elbe ansehnlich gestiegen, der Wafserstand an: Elbpegel war an: 18. Nov. früh nur noch 30 vm unter Null. Crimmitschau. Ain 16. Nov. fand bei den Leitern des hier bestehende«: Vereins der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter Deutschlands beiderlei Geschlechts eine Haussuchung statt, wobei eine Menge Schriftei: in Beschlag genommen wurden. Werdau. Laut einer Bekanntmachung des Hiesigei: Stadtraths ist der hier bestandene Jugendverein „Teutonia" auf Grund voi: 8 22 des Gesetzes über das Vereins- und Versammlungswesen aufge löst worden. An: Vormittag des 17. d. wurde der in Werdau allgemein ge achtete und wolMtuirte Holzhändler A. P. in den: sogenannten Schindgraben erhängt aufgefunden und polizesiich aufgehoben. Das Motiv zu diesen: bedauernswerthen Schritt ist zur Zeit noch nicht bekannt. Schneeberg, 17. November. Gesten: Abend wurde bei Blauen- thal der Handelsmann Lessig aus Bockau auf bis jetzt noch uner mittelte Weise voi: einen: Eisenbahuzug überfahren, wobei ihm der Kopf vollständig zermalmt wurde. Ji: den erste«: Morgenstunden des 16. brach i«: den: Hause der Wittwe Saupe zu Rochlitz Feuer aus, durch welches dieses Gebäude i«: Asche gelegt wurde. Menschen und Thiere sind dabei nicht ver unglückt. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Sebnitz. Die schon seit längerer Zeit herumschwirrenden Ge rüchte über ei«: großes Deficit bei der städtische«: Sparkasse sind, wie das „Grzbl." schreibt, seit der letzte«: Sitzung der Stadtverordnete«: zur Wahrheit geworden. Es ist unmöglich, vor der Bekanntmachung des Verlaufes dieser Sitzung ei«: Urtheil über die ganze Angelegenheit z«: fällen. An: Vormittag des 16. ist der in der Aktienmühle zu Leisnig seit Jahre«: thätige Zimmermann Quaas dadurch verunglückt, daß er beim Herabfahrei: über das Muldenwehr mit den: Kahn an eine«: Stein anstieß, dadurch aber das Gleichgewicht verlor, in's Wasser stürzte und unter de«: Kah«: geriet!) und ertrank. Eine«: jähe«: und schreckliche«: Tod fand i«: der Nacht von: 14. zum 15. November der aus Berge» bei Falkenstein gebürtige Stein metz Franz Ferdinand Schuster. Derselbe ist jedenfalls in der Finsternis; von: rechten Weg abgekommeu und voi: bedeutender Höhe in den Gruhl'schen Steinbruck) zu Berbersdorf bei Hainichen gestürzt. Der Unglückliche ist andern Tags todt aufgefunden worden. In Zittau feierte ain Alontag der Auktionator Grohmann das goldene Ehejubiläum im Kreise seiner Familie. Au: 17. dieses Monats gegen 7 Uhr Abends entstand in der zum Rittergutsgehöfte Brunn bei Reichenbach gehörigen Scheune mit Durchfahrt, Futtcrräumen und Glockenthürmchen Feuer, wodurch sowohl dieses Gebäude, als auch das Wohngebäude mit Kuhstall, das Pferdestallgebäude mit Futterrüumen und das Ochsen- und Schaf- stallgebaud« total zerstört morden sind. Alle Vorräthe sind vernichtet morde«:, das Vieh aber wurde gerettet. Der Pachter hatte versichert. Alera oder Auf dunklen Wegen. Roman von Ed. Wagner. (Fortsetzung.) Lady Wolga zögerte. „Ich konnte „nein" sagen," antwortete sie dann; „denn wenn ich von Stratiord's Schuld überzeugt würde, könnte ich nie wieder einen: Menschen vertrauen. Ihn, die edelste, reinste Seele sollte ich eines solchen Verbrechens schuldig glauben? Daun würde mein Glaube an Treue, mein Vertrauen zu der ganzen Menschheit zerstört sein für immer! Aber da ich me:ß, daß Sie mich niemals von Strat- ford's Schuld überzeugen können, gebe ich Ihnen mein Versprechen, Sie zu heirathen, wenn ich das Vertrauen zu Stratford's Unschuld verliere." Des Marquis Gesicht hellte sich auf. „Ich werde ohne Aufschub an meine Aufgabe gehen," sagte er, sichtlich erleichtert. „Ich habe ei«: gedrucktes Werk, welches die ganze Geschichte, einschließlich der Gerichtsverhandlung, ausführlich behandelt. Dieses will ich durchsehen und die wichtigsten Punkte der Ueberführuugen auzeichnen. Lesen Sie dieselben aufmerksam durch und Sie werden zweifellos anderer Ansicht werden." „Und wenn ich dadurch nur in meinen Glauben bestärkt würde?" „Ich werde im Stande sein, unsere Verlobung in einer Woche veröffentlichen zu können, Wolga," fuhr der Lord fort im Tone der Ueberzeuguug. „Ich will nach Hause gehen um die Protokolle der Gerichtsverhandlung durchzusehen. Wenn Sie den alten Kellermeister