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sisiorlum wirb wahrscheinlich erst im Februar tagen. — Die Poly« techniker und Gymnasiasten zu Livarno prolestirten gegen das verruchte Circular wegen Gründung eines Nobiling-Vereins. Der Anstifter ist noch nicht entdeckt. Constantinopcl, 2. Novbr. Die Erbauung der Eisenbahn nach Bagdad ist einer englischen Gesellschaft übertragen worden, deren Con- cession auf 99 Jahre lautet. Constantinopel, 5. Novbr. Der englische Delegirte Wolff hat der ostrumelischen Commission eine sehr freisinnige Vorlage in Betreff der Organisation RumelienS unterbreitet. — Von den Russen ist eine 500 Manu zählende Schaar Bulgaren, welche nach Makedonien ein- dringen wollte, aiigehalten worden. Lokales und Sächsisches. Dresden, 6. November. Nach dem „Dresdner Journal" ist gestern Abend der Nedakieur der „Dresdner Volksztg." Pflaum, vom hiesigen Schöffengericht zu 10 Monaten, der flüchtige Redakteur der „Chemnitzer Freien Presse", Petzold, zu 7 Monaten Gefängniß ver- urlhcilt worden. Dresden, 6. Novbr. Vergangene Nacht ist auf der Fahrt von Dresden nach Leipzig der Schaffner Beckert zwischen Oschatz und Wurzen vom Zuge gefallen und sofort getöotet worden. Der Ver unglückte, dem Vernehmen nach aus Rauschau bei OelSnitz im Voigt- lande gebürtig, wurde bald darauf von dem betreffenden Bahnwärter bei Revision der Strecke aufgefunveu. Dippoldiswalde. Am 1. Nov. ist die Personenpost zwischen Dippoldiswalde und Klingenberg eingezogen worden und geht nun mehr eine Privatpersonensuhre zwischen Dippoldiswalde und Station Edle Krone. Borna. Das „Bornaer Tagebl." meldet vom 4. Nov.: Wie unS mitgelheilt wird, gingen zwei früher aktive Soldaten, welche zu der heule hier abgehalteneu Kontrolversammluug erschienen waren, der nach I2jähriger ohne erhebliche Bestrafung bestandener Dienstzeit in der Regel gewährten Auszeichnung verlustig, weil von ihnen bekannt geworden war, daß sie sozialdemokratischen Anschauungen huldigen. Zwickau, 6. November. Von der König!. Kreisbauptmanuschaft hier ist der Maschinenstickerverem zu Schneeberg durch Verordnung Vom 2. d. M. unter staatliche Controle gestellt worden. — Die Kreishauplmaunschaft zu Leipzig hat die Arbeitervereine zu Eutritzsch, Gohlis, Plagwitz und Reudnitz verbalen. Hartenstein. Der am 20. October in der Nacht auf offener Straße von dem in Stein arbeilenden Müllergesellen Kunze durch einen Revolverschnß getroffene Schmierelehrling Geißler ist am 5. d. M- Abends 8 Uhr unter d-n gräßlichsten Schmerzen im Krankenhause zu Zwickau seinen Wunden -rlegen. Der Verletzte, ein hoffnungs voller 18jähriger junger Mann, die Freude seiner Eltern, wurde auf seinem Nachhausewege vor der Steiner Brücke vom oben genannten Kunze mit dem Worten angerufen: Geißler geh weg, oder ich schieße, worauf er sofort einen Schuß im Arm erhielt. Im Juteresse der öffentlichen Sicherheit ist es zu wünschen, daß daS jetzt so überhanr- nehmende Schießen mit Revolvern auf'S strengste geahndet wird. Lötzttilz. Nachdem in Beulha Enke vorigen Monats ein der Tollwuth dringend verdächtiger Hund gelödtet worden und bald darauf auch in Thierfeld bei Hartenstein ein Hund unter gleichen Umständen verendet ist, sind neuerdings in Alberoka zufolge der Untersuchung des Bezirksthierarztes 2 Hunde als mit der Tollwuth behaftet erkannt Worden. Selbstverständlich sind in allen diesen Ortschaften sofort die erforderlichen gesetzlichen Maßnahmen getroffen worden. LugtM, 5. Nov. Gestern ereignete sich auf dem Viktoriaschacht daS Unglück, daß ein zufällig anwesender Handarbeiter, welcher frei willig bei Lösung einer Ladung Langholz hülfreiche Hand anlegte, durch einen fallenden Stamm sofort erschlagen wurde. Del Verunglückte hinterläßt eine Wiltme und 8 unerzogene Kinder, welche ohne Versorger einer traurigen Zukunft entgegensetzen, wenn nicht die Menschenliebe helfend eintritt. Meerane, 6. Nov. Am 4. d. M. Abends gegen 9 Uhr wurde dem Gutsbesitzer Heimer in Tettau aus dem Stalle ein Pferd, Grauschimmel, Walach, mit schwarzem Schweif und schwarzer Mähne, gestohlen. Plauen, 5. November. Bei der gestrigen Treibjagd der hiesigen Jagdgenossenfchast, an welcher 55 jagdberechligte Bürger theilnahmen, Wurden 34 Hasen und 9 Rebhühner geschossen und I Rebhuhn lebend gefangen. Schöneck. Auf höchst energische Manier ist der Winter bei uns mit seinem unliebenswürdigen, aber theilweise auch willkommenen Gefolge ganz plötzlich hereingebrochen. Unter ersterem verstehen wir Vor allem eine penetrante Kälte, eingeführt von dem hier oben natürlich gänzlich ungenirl brausenden und hausenden Nord; zweitens aber eine enorme Schneemasse, welche in den Wäldern wohl manchen Ast zum Fall bringen dürfte und, so nützlich sie sich in anderer Beziehung erweisen mag, doch Jenen die Arbeit ganz beträchtlich erschwert, welche sich genölhigt sehen, und eS ist hie und da der Fall, ihren Rückstand an Kartoffeln unter der kühlen Decke hervorzugraben. Unter dem mehr willkommenen Gefolge begreifen wir z. B. die nunmehr beginnende Reihe der Kirmessen, bekanntlich ländlichen Festen von je nach Umständen größerer oder geringerer Harmlosigkeit, mit viel Gänsebraten, Wurst, Tanz, Liebe, Verbrüderung und Prügeln, — Festen, bei welchen man seinen eigenen Jeremiaden über die schlechten Zeiten in angenehmer Selbsttäuschung Hohn spricht, und deren kirchlicher Charakter entschieden auch durch die stärksten Mikroskope nicht mehr herauszufinden sein dürfte. — Weiter erwähnen wir des flotten JagdbelriebS; eS sind in letzter Zeit bei uns erlegt worden Hirsche, Rehe, Hasen, Auer« unv Birkwild, Hasel- und Rebhühner, Schnepfen und Fasanen (z. B. in der Hermsgrüner Gegend). Schade, daß die Schonung nicht überall so geübt wird, als es daS allgemeine Jagd-Beste wünschen läßt. Aber Gewinnsucht, Unverstand, übermäßige Passion und zum Theil auch Bosheit sind hier, wie überall, Feinde des Rechten. Rotzweilt. DaS Königliche Gerichtsamt macht untcrm 1. Nov. Folgendes bekannt: Auf Grund des Gesellschaftsvertrags vom l7. Oct. 1878, der Auerkenntnißregislraturen vom 18. und 19. October 1878 und des Protocolls vom 24. Oclober ist heute auf Fol. 138 des Handelsregisters für den Gerichtsamlsbezirk Roßwein 1) die Firma „Actien-SLutz Verein zu Roßwein" mit dem Sitze zu Roßwein ein getragen und zugleich verlautbart worden, 2) daß die Inhaber der Actien der genannte» Gesellschaft Inhaber der Firma sind, 3) daß die Einlage der Aktionäre FünfundsechSzigtausend Mark beträgt, welche in Einhundertdreißig, auf den Inhaber lautende Aktie zu je Fünfhundert Mark zerlegt sind, 4) daß die Herren Franz Louis Frohberg und August Clemens Koch von hier Mitglieder des Vor standes sind. Hierzu wirb aus dem sonstigen Inhalte des Gesellschafts vertrags auszugsweise noch Folgendes bekannt gemacht: Die Gesell schaft bezweckt, Forderungen an den in ConcurS verfallenen Vorschuß- Verein zu Roßwein e. G. zu erwerben und gegen den ConcurS wie gegen die BorschußvereinSmitgliedergellend zu machen, die letzteren bei Erfüllung der aus der Solidarhaft für sie entstehenden Verbindlichkeiten zu unter stützen, auch von Mitgliedern und Schuldnern des fallilen Vereins nach Befinden Mo- und Immobilien zu erwerben und weiter zu ver äußern. Die Zeitdauer des Unternehmens ist unbestimmt. Alle auf die Gesellschaft bezüglichen öffentlichen Bekanntmachungen sind in der Leipziger Zeitung und im Anzeiger und AmtSblatte für Roßwein zu pnbliciren. Urkunden und Erklärungen des Vorstandes sind für die Gesellschaft verbindlich, sofern sie mit der eigenhändigen Unterschrift beider Vorstandsmitglieder vollzogen sind. In Pirna wurde dem Hausknecht im Hotel zum Schwan, welcher nebenbei ein Lohnsuhrwerk besitzt und dasselbe eben eingeschirrt halte, nm einen dortigen Arzt nach einem Nachbarorte zn fahren, solches von einem glücklicherweise erkannten Manne vom Marktplatze weg gestohlen, indem dieser im unbewachten Augenblick das Fuhrwerk bestieg und bavonsubr. Da der Verlustträger eie Spur hatte, in welcher Richtung sich der Dieb entfernt, so ist es ihm gelungen, sein Eigenthum in Friedrichswalde wieder zu erlangen. In der Stadt Mcitzttt befinden sich dermalen inkl. der Gasthöfe 143 Schankstälten. und zwar 103 Bier- und 40 Weinschänken; mehr als das doppelte wie vor etwa 25 Jahren. Aus 90 Seelen kommt demnach eine Schankstätte, was mehr als ausreichend ist. In Nordhausen kam am Mittag des 1. November ein Bär, welcher jedenfalls einem wandernden Bärenführer entlaufen, die dortige BahnhofSstraße entlang, spazierte gemächlich durch die Neustadt nach dem Lobnmarkle, wo er von einem Manne an der hinter ihm her schleppenden Kelte festgehalten wurde. Meister Petz vermerkte aber das Anhalten übel, stellte sich auf die Hinterfüße und ging zum Angriffe nor. Als der Mann sah, daß der Bär Ernst machen wollte, ließ er ihn lc-S, worauf sich Petz wieder auf die Socken machte und zum Siechenlhore hinaus dem freien Felde zutroltete. Der Bär ist von den nicht wenig erschreckten Einwohnern zwar verfolgt, aber noch nicht eingefangen worden. Er hat sich vermuthlich nach den waldigen Bergen des KohnsteinS begeben, um dort „ein freies Leben" zu führen. Ulera oder Auf dunklen Wegen. Roman von Ed. Wagner. (Fortsetzung.) Lady Wolga erhob ihre Hand. „Lassen Sie das!" rief sie mit halb erstickter Stimme. „Ich kann eS nicht ertragen! Und doch würde ich ein Vermögen darum geben, diese heiligen Räume wikderzusehen!" DeS Marquis von Montheron'S Augen blitzten triumphirend. „So kommen Sie heute!" drängle er. „Sie können sich auf kurze Zeit auS der Gesellschaft entfernen, um die Zimmer zu besuchen, und Niemand wird Ihre Abwesenheit bemerken. Das Schloß ist restaurirt und verschönert bis auf jene Zimmer, unv Sie werden keine so schmerz lichen Erinnerungen, wie Sie fürchten, aus den Ecken hervorblicken sehen. Kommen Sie, Wolga; ich bestehe darauf, daß Sie mir das Versprechen geben, mich heute mit Ihrem Besuche beehren zu wollen. Verdient meine lange Ergebenheit nicht endlich eine Belohnung. Mir zu Liebe besiege« Sie Ihre krankhafte Furcht vor dem Beirrten der