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Stellungen schon eingenommen. Ein englischer Bote mit der Antwort des Emirs von Afghanistan wird am 20. d. in Kohat erwartet. Wenn dieselbe ungünstig lautet, ist der Krieg unvermeidlich. — Nam einer Meldung des Bureau Reuter ist der englische Militärattache? wiever in Konstantinopel eingetroffen. Derselbe stellte fest, daß die russischen Truppen aus der Umgebung TschorluS zurückgekehrt sind. Uskales und Sächsisches. Zwönitz, l8. Oktober. Gestern Vormittag in der 12. Stunde ging in Lößnitz Feuer auf. Es brannten 3 Häuser nieder, mehrere wurden stark beschädigt und nur der thätigen Hilfe der Lößnitzer freiw-, sowie der städtischen Feuerwehr ist eS zu danken, daß eine größere Gefahr, trotz des Wassermangels, abzewendet wurde. Da« Feuer brach in dem Wohnhause des SchmiedemstrS. Bäßler aus und soll dasselbe durch Kinder angelegt worden sei». Die von allen Seilen der Nachbarorte hinzugekommenc Feuerwehr blieb größtentheilS der Mithilfe verschont, da keine Gefahr mehr vorhanden war und auch an Wasser mangelte. Dresden. Am Montag begann hierselbst auf dem Kaiser Wilhelm- Platze rer große Meerrettig-, Zwiebel- unv Sellerie-Markt. In so mächtigen Hausen die wichtigen Naturprodukte aufgehäuft sind, sodaß man meinen möchte, da« könne unmöglich Alles Käufer finden, so wird cs doch nur einige Tage währen und Alles ist untergebracht und der Platz wieder leer. Die Preise stellen sich beim Meerrettig pro Schock, je nach Stärke und Weiße, auf 1 Mark 50 Pf. bis 6 Mark, beim Sellerie, der dieses Jahr in besonders schweren, prächtigen Köpfen vertreten ist, auf 1 Mark bis 1 Mark 50 Pf. pro Mandel und bei den Zwiebeln 30 Pf. pro Reihe. Zumeist kommen die Waaren aus dem Spreewalde und der dortigen Gegend. Leipzig, 12. Olt. Das Meßgeschäft in elsässer und deutschen gedruckten Callicos verlief im Ganze» befriedigend. Angesichts der eingelretenen steigenden Coujuuctur fast sämmtlicher Banmwcllwaaren und bei entschieden vorliegendem Bedarfe wurden Seiten des Käufer um so coulanter die verlangten Preise bewilligt, als Abgeber für ihre Läger »och frühere, nicht erhöhte Preise in Anspruch nahmen. Größere Umsätze fanden hauptsächlich in billigen und mittleren Quali täten Eallicoö, gedruckten Bettzeugen, Möbel- und Gardinenstoffen statt, während in besseren, namentlich elsässer Erzeugnissen, wie Madapo- lameö, JaconaS, Organdys rc. nur wenig verkauft wurde, da wie stets die Hanptmesse für diese Genres ohne Bedeutung ist. Ein sehr lebhaftes, Geschäft entwickelte sich in dem Artikel Blaudruck, dessen Fabrikation seit einem Jahre bedeutende Fortschritte, besonders in Schaffung neuer geschmackvoller Muster gemacht hat: bessere Quali täten erfreuten sich vorzüglich in reizend imittirten Wollenstoff-Dessins zu guten Preisen großer Nachfrage. Das Bezirksgericht zu ChtMUilz verurtheilte dieser Tage den jugendlichen Brandstifter, einen 12jährigen Knaben aus Frankenberg, welcher am 28. August die dortigen an der Freibergerstraße befindlichen Scheunen in Brand gesteckt, zu drei Jahren Gefängniß. Der Schaden, welcher durch dieses Feuer entstand, beläuft sich auf 38,000 Mark. — Am vorigen Sonntage feierte die katholisch« Gemeinde zu Chemnitz dos 50jährige Bestehen ihres Gotteshauses. — Der Verein gegen Verfälschung von Lebensmitteln hat an den Stadlrath die Bitte ge richtet: „ES wolle ein wohllöblicher Stadtralh die Anordnung treffen, daß die zum Verkauf kommende Milch hinsichtlich ihres spezifischen Gewichts einerseits, deS Fettgehalts andererseits kontrolirt, verdächtige Milch aber der chemischen Untersuchung unterwerfe» werde, damit die überführten Fälscher der gerechten Strase nicht entgehen." Bei der Polizeibehörde in Meißen meldete sich gestern ein auS Bockwcn gebürtiger Handarbeiter mit dem offenen Geständniß, einen vor 4 Wochen in Seilitz vorgekommenen Kleikerdicbstahl verübt zu haben, mit dem Hinzufügen, das Zuchthaus sei einmal seine Heimalh, wo er am Besten versorgt werde. Dem Burschen mag das nach vielen schönen Tagen endlich eingetretene Negenwclter nicht gefallen haben, denn jeden Herbst suche» die Sorte Menschen in den Straf- und KorreklionShäuscrn Obdach. In PlaUM hat die Zahlungseinstellung der Bankfirma F. A. Schröder, zn deren Vermögen der Konkurs eröffnet ist, große Erregung verursacht. Das Defizit soll sich auf 180,000 Mk. belaufen, doch sagt der heutige „Voigtl. A»z.": Bis zur sichern Feststellung deS VermögenSstandes in dem Schröder'schen Konkurs dürften, wie man glaubt, noch 10—12 Tage vergehen. In der Kasse fanden sich an dem Tage der gerichtlichen Versiegelung ungefähr 4000 Mk. vor. Gestern war der Regierungsrath Herr Ludwig Müller aus Leipzig vier anwesend, um wegen der interimistischen Weiterführung der Geschäfte der Schröder'schen Hauptkollekticn durch die königl. Lotteriedirekticn die erforderlichen Schritte zu thun. Lichtenstein, 16. Oktober. Gestern Vormittag gegen 11 Uhr kam der erst«, aus 52 Doppellowrys bestehende Kohlenzug auf dem Lichteusteiner Bahnhof an. ES war ein erhebender Anblick, diesen imposanten Zug auf unserem Bahnhof einfahren zu sehen. Die Locomotive war fast ganz mit Kränzen eingehüllt und jeder einzelne Kohlenwagen, mit Guirlanden, Kränzen, kleinen Fichtcnbäumchen, Fähnchen ü. s. w. so reich geschmückt, daß man kaum die an die Seiten der Lowrys mittels großer Zetteln angebrachten Schachtbe nennungen herausfiiiden konnte. Besonders halte der Hedwigschachl eine große Anzahl Wagenladungen gestellt, hierauf folgten nach unserm Ueberblick: Deutschland, Kaisergrube, Concordia, VereinSglLck, Helene- schacht, Pluto. Die ziemlich zahlreich anwesenden Bewohner Lichten steins und CallnbergS begrüßten den Zug wiederholt mit tausend stimmigen Hurrah. Nachmittag gegen 3 Uhr kam hier ein zweiter Festzug mit einer weiteren Anzahl geschmückter Lowrys an, mit welchem zugleich gegen 60 Festlheilnehmer eintrafen, die am Bahnhof von hiesigen Freunden herzlichst empfangen um sodann ein arrangirteS Festmahl einzunehmen. Bis zu später Mitternachtsstunde vereinigte dies frohe Mahl die Festgäste und lieben Freunde aus Zwickau und Umgegend in gehobener, heiterster Feststimmung. Ein harter Schlag hat am vorigen Montag, 14. Oktober, daS Dorf Breitenau bei Liebstadt betroffen. Vormittags in der 11. Stunde ist in der dasigen Pfarre auf dem Oberbode» Feuer ausgebrocben und dadurch diese, sowie das nachbarliche SchulhauS, ein Raub der Flammen geworden. Obgleich Brandstiftung durchaus nicht zu vermulhen ist, soll man doch die Ursache des Brandes bis jetzt noch nicht haben er mitteln können. Die Mobilien des Herrn Pfarrer Köhler sind ver sichert, die des Herrn Lehrer Weller dagegen nicht; doch soll der Verlust nicht bedeutend sein. In Otticha im Altenburgischen ist am 10. d. M. ein zweifaches Verbreche» verübt worden. Ein Gutsbesitzer, welcher in Folge häuslichen Unfriedens dem Trünke ergeben war und von dem sich die Frau batte scheiden lassen, brannte das Gut nieder in dem seine geschiedene Frau lebte und ertränkte sich darauf im Bache. Ulera oder Auf dunklen Wegen. Roman von Ed. Wagner. (Fortsetzung.') Lady Wolga setzte sich ans einen Divan. Ihre Schwäche und Abgcspanntheit entging der Aufmerksamkeit deS Mädchens nicht, welches jedoch zartfühlend genug war, keine Bemerkung darüber zu machen. „Verzeihen Sie, Mylady," sagte Felice; „aber sie sagten mir, daß Sie diesen Morgen nicht gestört sein wollten, es sei denn in dringenden Geschäften, und so wollte ich Niemanden zu Ihnen lassen." „Und dies ist ein dringendes Geschäft?" „Ja, Mylady. Eine junge Dame ist in einem Wagen auS dem Dorfe Mont Heron gekommen. Ich pake sie selbst gesehen; denn ich ging gerade durch die große Halle, als sie James den Brief gab, und ich erbot mich, ihn zu Ihnen zu bringen. Sie ist die schönste junge Lady, — eine wirkliche Lady, — die Sie jemals gesehen haben, — glauben Sie mir, Mylady; und ich bin überzeugt, daß sie einer vornehmen Familie angehört. James zeigte sie in das Empfangszimmer, und dort ist sie jetzt." „Eine junge Dame, unbegleitet," sagte Lady Wolga. „Wahr scheinlich ist sie eine von den Sommergästen deS Dorfes, welche daS Haus unv die Anlagen zu sehen wünscht." Sie nahm den Grief und öffnete ihn. DaS einfache Kouvert enthielt einen einfachen weißen Briefbogen, ohne Monogramm oder Wappen. Die Schrift war zierlich, aber doch fest und charakteristisch. Der Brief war von Alexa Strange, welche darin einfach erklärte, daß sie eine Fremde in England sei, und daß sie im Dorfe gehört habe, daß Lady Wolga Clyffe eine junge Dame als Gesellschafterin gehalten, daß daS Mädchen aber, welches diese Stelle bisher inne gehabt, an der Ausübung ihrer Pflichten durch Krankheit verhindert sei, weßbalb sie, Alexa, sich erlaube, um die Stelle »achzusuchen. Sie könne gute Referenzen aufweisen und sei überzeugt, sich die Zufriedenheit der Lary Wolga Clyffe zu erwerben, sollte ihr dazu Gelegenheit ge boten werden. Schließlich bat sie dringend um eine Unterredung. Die Lady las den Brief aufmerksam zum zweiten Male. Der gänzliche Mangel an Unterwürfigkeit und Schmeichelei in dem Schreiben fiel ihr auf. Die Schreiberin war ohne Zweifel eine wirklich ge bildet« Dame. Die Auödrucksweise, der Stolz, selbst die Handschrift gefiel ihr. „Lies den Brief, Felice," sagte sie, ihn der Dienerin hinreichend. „Du hast gewöhnlich ein gute« Unheil über den Charakter der Menschen. Sage mir, was Du von Miß Strange denkst." Felice las den Brief und sprach sich dann warm zu Gunsten. Alexa'S auS. „Ich bitte Sie, Mylady, sie zu sehen," sagte sie. „Sie hat «in Gesicht wie ein Engel; unv wenn sie so gut und geschickt ist wie schön, so werden Mylady einen Schatz in ihr finden." „Du bist enthusiastisch, Felice. Aber da sie einmal hier ist, kann ich sie wenigstens sehen; und ich muß doch eine Gesellschafterin haben. Führe sie herein." Felice entfernte sich, und eine Minute später trat Alexa in'S Zimmer.