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H Albert ünther'S, . Arthur Christiane Auguste «Milda Zt. Blas. den ss. >. Novbr. Wcheittt lvöchtntlH drii Mül und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonNeMentS-reiS beträgt oierteljähtlich i Matk Sv Hf. pr-enuwsrauäo. Anzeiger für Inserate werden bi» spätesten» Mittags de» vorhergehenden Tage- dtS Erscheinens erbeten und dit' Corpnsspirltenzeiie mit w Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeindetath zu Zwönitz. 123. Sonnabend, den 19. Oktober 1878. 3. Jahrg. Bekanntmachung. Die nach Gesetz vom 14. September 1868 zur Bildung der Geschwornenliste aufgestellte revidirte Urliste hiesiger Stadt liegt vom 15. bis mit S8. Oetober d. I. in der Raths-Expedition öffentlich ans und sind Erinnerungen gegen dieselbe, sowie etwaige Gesuche um Befreiung von dem Amte eines Geschwornen unter Angabe der Gründe bei Verlust derselben innerhalb dieser Frist bei dem Unterzeichneten anzubringen. Zwönitz, am 12. October 1878. Der Bürgermeister. Schönherr. Heute Sonnabend, den 1S. October «. Abends 8 Uhr in der Restauration des Rathhauses Beschtnst- fafsnng der Betheiligten über die neue Verpachtung der Ochsenwiesen. Zur Besserung unserer Zustände. Ma» mag der Socialisten-Vorlage zustimmen oder nicht, darüber werden wohl die Meisten.einig sein, daß das Gesetz allein gegen die Socialdemokratie gar nichts auszurichten vermag. Selbst die Reichsregierung hat es ja ausge sprochen, daß sie ihre Socialisten-Vorlage nur als die erste Etappe auf dem Wege zur Bekämpfung der Socialdemokraten ansieht und daß cS der Mitwirknng des gesammten Bürgcrthums bedarf, um die schädlichen Einwirkungen der Social demokratie zu pariren. Es wäre vielleicht Manchem, dem seine Schlafmütze über alles geht, lieber, wenn er alles aus die Behörde wälzen und ungestört weiter schlafen könnte. Aber es hilft nichts, ob gern oder ungern — das Bürgerthum muß gegen die Socialdemokraten zu Felde ziehen. Wie aber soll es das? Soll es etwa seine Tüchtigkeit bethätigen, indem es die Socialdemokraten denuncirt, aus ihren Stellungen bringt oder gewaltsam gegen sie auftritt? Wir meine», selbst wenn nicht ein gewisses Anstandsgefühl dagegen spricht — schon der Gedanke müßte davon abhalten, daß dergleichen doch nichts helfen würde und daß man lieber unterläßt, was nicht hilft, sondern nur erbittert. Nein, bei einer solch tief gehenden Strömung, wie der socialdemokratischen, muß Jeder, der sie auch nur einigermaßen kennt, sich sagen, daß man mit solcher Oberflächlichkeit nichts ausrichtet, und man vielmehr ihre in der menschlichen Natur liegenden Quellen aufsuchen und verstopfen muß. Man kann dies auch gar nicht mehr bei der gegenwärtigen Generation versuchen, sondern muß mit der Heranwachsenden den Anfang machen. Es ist ja bei allen derartigen gesellschaft liche» Uebeln so, daß man die zeitige Generation aufgiebt und die Heranwachsende zu retten sucht. Was ist denn nun eine Hauptquelle der Socialdemokratie? Wir antworten: Die Genußsucht unserer Tage. Möglichst wenig arbeiten, möglichst viel ge nießen — das ist die Loosung bei leider gar Vielen. Die einfachen Verhältnisse früherer Tage sind verschwunden; die großartigen Verkehrsmittel unserer Zeit haben die Menschen einander näher gebracht; durch Eisenbahnen, Post, Presse haben heute den Luxus — der früher ja auch vorhanden, aber auf enge Kreise be schränkt war — weite Schichten kennen gelernt und es ist gar nicht befremdlich, daß diese weiten Schichten nun bald zu dem Wunsch gelangten, solchen Luxus auch treiben zu können.. Und ging's nicht ganz so, dann doch wenigstens an nähernd. Die Maschinen sorgten ja auch für billige Produktion, die Industrie beschaffte Nachahmungen der von den höheren Ständen gebrauchten Sachen zu Spottpreisen. Es schwand die Freude am Reellen und Soliden, es schwand die Lust am schönen Schein und es zogen tausend neue Bedürfnisse ein. In diesen Bedürfnissen aber ist für Denjenigen, der sich nicht zu beherrschen vermag, kein Halt. So lange es noch Eine» giebt, der sich mehr gönne» kann, als wir selbst, werden wir dann neidisch auf ihn blicken, werden das, was uns versagt ist, schließlich als unser Recht beanspruche» und gelangen geraden Wegs zur — Social demokratie. Diese Genußsucht ist schon unter der Jugend verbreitet und schwache Eltern haben das Ihre redlich gethan, um sie dort ennnsten zu lassen. Wollen wir also mit der Erziehung unsern Kampf gegen die Socialdcmokratie und zur Besserung unserer Zustände beginnen, so wird eS uns an Arbeit nicht fehlen. Da ist Hunderterlei, was in - gereifterem Alter mäßig genossen, unschuldig und harm los ist — dem Kinde aber geboten zum reinen Gift wird. Wenn wir Kinder auS der alten Zeit am Jahrmarktstage ein paar Kupferpfennige bekamen, das war eine Freude, die ein Vierteljahr vorhielt; Woche» vorher und Wochen nachher wurde davon gesprochen. Heute bekommt der Knabe, der kaum lesen kann, schon sein Taschengeld. Herr A. thut das, und darum thut'S Herr B. auch, denn was Herr A. haben kann, das kann Herr B. auch noch! Welcher Luxus wird heute nicht mit den Weihnachtsgeschenken getrieben; was wird nicht an tausenderlei Nichtigkeiten auf manchem Weihnachtstische auf gebaut! Von Jahr zu Jahr überbietet man sich darin — und das Ende? DaS Kind wird blasirt; es findet in einem Alter, wo nur Einfachheit herrschen sollte, nur Luft am Raffinement Zu allen Vergnügungen, welche die Eltern besuchen, Concerte, Theater, ja selbst Tanzvergnügungen, werden auch die Kinder mitge nommen. Man veranstaltet Kindergesellschaften, bei denen die Kleinen zeigen, daß sie es den Großen schon recht hübsch abgeguckt habe». In den größeren Städten ist man auch schon richtig bei Kindcrbällen angelangt. Und ihr Mütter — wie steht cs mit den Toiletten eurer Töchterchen? Werden nicht viele unter ihnen herausgeputzt wie große Damen? Pflanzt ihr nicht systematisch in die jugendlichen, unschuldige» Gemüther Koketterie und Eitelkeit? Wir können und werden nicht mehr zu den Verhältnissen früherer Jahr zehnte zurückkehren; aber in der Kindererziehung muß die Einfachheit wieder maßgebend werden, wie sie ehemals die erste Regel war. (Fr. A.) Tagesgeschichte. Berlin, 17. Oktober. Die nach Amerika entsendeten deutschen Tabals-Kommissiare werden gegen Ende d. MtS. nach Deutschland zurücktehren. In Königsberg ist gegen einige Lehrer — wie die „Lehrer- zeitung" für Ost- und Westpreußen mittheilt — wegen sozialdemo« kraiischer Umtriebe die Untersuchung eingeleitet, und haben bereits dieserbalb mehrfache Vernehmungen staltgefunbcn. München, 14. Oktbr. Mau schreibt dem „Nürub. Corr.": Die Geschützgießerei zu Augsburg wurde beauftragt, mit der Fabrikation von Gußstahlbroncegeschützen zu beginnen; es wird diese Galtung von Geschützen aus dem gleichartigen Material hergestellt, wie solches zu den österreichischen UchatiuSkanonen verwendet wird. Ob die Ein führung solcher Geschütze in der bayerischen Artillerie beabsichtigt ist, oder nur einige Probeexemplare hergestellt werden sollen, konnte ich mit Bestimmtheit nicht erfahren. . Wien, 16. Oktober. General Reiuländer meldet telegraphisch aus Zavalje von gestern seine Rückkehr von der Expedition nach der Kraina, sowie die nahezu vollendete Pazifizirung dieses Gebietes. Nach deu Gefechten vom 6. und 7. Oktober, welche den Insurgenten einen Verlust von 500 Tobten und Verwundeten verursachten, war der Widerstand auch in der nördlichen Kraina gebrochen, die Bewohner lehrten in ihre Häuser zurück und lieferten überall willig die Waffen ab. Auf dem Gefechtsfelle selbst waren über 100 Todte aufgefunben worden. Nur in der Feste Klabos leistet eine geringe Anzahl Insurgenten noch Wivcrstanb, dieselbe» sind jedoch eingeschloffen. Auf vem Weiter marsche wurden die Truppen überall freundlich empfangen, eS wurde denselben jede Unterstützung gewährt, kleinere Abtheilungen verkehrten selbst auf entfernteren Stationen unbelästigt. Der Train blieb in dem wegelosen Terrain, oft weil von der Hauptkolonne entfernt, ohne die geringste Belästigung von Seiten der Einwohner. An Waffen sind in dem Gebiete nördlich von Unna 2200 Gewehre, 2000 Pistolen und große Quantitäten von Munition weggenommen worden. Die Waffen sind, da sie wegen Mangel an Transportmitteln nicht über die Grenze geschafft werden konnten, mit Ausnahme der Winchcstergeivehre vernichtet worben. Sicherlich werden noch Waffen verborgen gehalten, auch dürften noch weitere Konflikte mit de» in der Kraina stets vor handenen Räuberbanden Vorkommen, diesem Uebelstante wird aber nur mit der Zeit abgeholfeu werden können. Munition dürste bei den Einwohnern nur noch sehr wenig vorhanden sei». Bukarest, 16. Okt. Die Kammer» sind heute durch eine Bot schaft veö Fürsten geschloffen worden. I» der Botschaft heißt eS: Heute ist die Situation Rumäniens gegenüber den Großmächten ge regelt, Rumänien tritt in die Reihe der unabhängigen Staaten ein. London, 17. Oktober. Dem „Standard" wird aus Simla unterm 16. gemeldet: Eine fortwährende Truppenbewegung findet nach der Grenze statt. Mehrere Regimenter haben die ihnen angewiesene»