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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich I Mark 2V Pf. prMnuweranäo. Anzeiger für Inserate werden Li» spätestens Mittags he« vorhergehenden Tage» deS Erscheinens erbe««« und die CorpuSspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz undAlmgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 116. Dienstag, den 1. Oktober 1878. 3. Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin, 27. September. Wie verlautet, beabsichtigt die Negierung dem preußischen Landtage in nächster Session die Grundzüge der in Aussicht genommenen Kreissteuerreform mitzulheilen und eine Ver ständigung namentlich über die Rückwirkung derselben auf die preußischen Finanzen herbeizufübren. Berlin, 29. September. Fürst Bismarck ist in der vergangenen Nacht von Varzi« hierher zurückgekehrt. Köln, 26. Sept. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin und Se. K. K. Hoheit der Kronprinz trafen heute Mittag 12 Uhr, unter dem Geläute sämmtlicher Glocken, mittelst Exlrazuges auf dem hiesigen Centralbahnhofe ein und begaben sich alsbald zu Wagen durch die reich und festlich geschmückten Straßen, überall von den brausenden Jubelrufen der begeisterten Bevölkerung begrüßt, nach dem Heumarkte, wo das Denkmal König Friedrich Wilhelm HI. enthüllt werben sollte. Die Feier begann mit einem Choral, an welchem sich ein von dem Kölner Männergesangverein vorgetrogeneS Festlied anschloß. Nach der darauf vom Oberbürgermeister Dr. Becker gehaltenen Festrede gab der Kaiser da« Zeichen zur Enthüllung und begrüßte mit ent- blößten Hauptes das Denkmal seines königlichen Vaters, während die umstehende Menge begeisterte Zurufe erschallen ließ. Ihre Majestäten traten darauf mit den anderen Fürstlichkeiten aus dem Pavillon, in welchem Allerhöchstdieselben der Enthüllungsfeier beigewohnt hatten, und gingen unter Führung des Oberbürgermeister Or. Becker um das Denkmal herum. Bei der Rückkehr nach dem Pavillon ließ sich Se. Majestät das Festcomile vorstellen und begrüßte die Generalität. Kurz vor 1 Uhr brachen Ihre Majestäten, nachdem Allerhöchstbie« selben vor den Pavillon getreten waren und huldvoll nach allen Seilen gegrüßt hatten, zur Rückkehr auf. Die Rückfahrt nach dem Bahn hofe war abermals von unaufhörlichen begeisterten Kundgebungen der Bevölkerung begleitet, die in dichten Massen schon Stunden lang deS Anblicks teS Kaisers und der Kaiserin geharrt halten. Punkt V»2 Uhr führte ein Exlrazug Ihre Majestäten nach Koblenz zurück. Se. K. K. Hoheit der Kronprinz wird dem heute Abend im Gürzenich stattfindenden Festbankett beiwohnen. Baden-Baden, 29. September. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind gestern Abend 9 Uhr 25 Minuten hier einge- trosfen. Oie Stadt war auf das Prachtvollste erleuchtet. Die Be völkerung hatte sich in großen Massen auf den Straßen zur Begrüß ung der Majestäten eingefunben. Wien, 29. Seplbr. Feldmarschall Lieutenant Jovanovic melket aus Trebinica-Brück von gestern Abend 7 Uhr: Klobuk, der letzte Hort der herzegowinischen Insurgenten, wurde nach verzweifeltem Widerstande infolge einer 5 tägige» heftigen Beschießung heute Vor mittag lO Uhr von unseGn Truppen besetzt und kie Zerstörung der Felsen- feste sofort begonnen. Zwei Kanonen, sehr viel Munition und viele Gewehre wurden erbeutet. Der Verlauf war folgender,: Die durch Greuelthaten berüchtigten Korjenicer, verstärkt, durch die Trümmer der bei Stolac zersprengten Insurgenten, warteten beim Annicken der Division gegen Trebinje am 18. d. 1200 Mann stark im Hinterhalt bei Jasen, wurden aber entdeckt und mit Gcschützfeuer vertrieben. Hierauf zogen sie sich in ihren unwegsamen Distrikt zurück, wobei sie auch die Bergfeste Klobuk besetzten. Beim Annicken der Division wurde der Herd der Insurgenten, Graucarevo, beschossen, worauf AlleS, bis auf die Besatzung von Klobuk, nach Montenegro flüchtete. Letztere hielt die Beschießung mit großer Bravour bis heule früh, wo sie die weiße Fahne aushißte, aus. Innsbruck, 27. Seplbr. Kaiser Franz Josef traf gestern Abend um 8 Uhr hier rin und wurde am Bahnhofe von dem Statthalter Grafen v. Taaf«, dem OberlandeSgerichtS Präsidenten Farfoglia, dem Landeshauptmann und dem Finanz-LandeS-Director empfangen. Am Bahnhofe war »ine große Volksmenge anwesend, welche den Kaiser mit jubelnden Zurufen begrüßte. Die ganze Stadt prangte im Flaggen- schmucke, di« Straßen, welche der Kaiser passirte, waren festlich er leuchtet. Beim Rudolfsbrunnen fand der offizielle Empfang statt, bei welchem der Bürgermeister eine Ansprache an den Kaiser richtete. Vor der Hofburg fand eine Serenade der Liedertafel statt. Als der Kaiser auf dem Balkon der Hofburg erschien, wurde er von der Bevölkerung mit unaufhörlichen Zurufen begrüßt. Bukarest, 27. September. Der Ministerpräsident eröffnete heute die Kammern mit einer Botschaft, welche besagte, Rumänien erhielt eine offizielle Mittheilung des Berliner Vertrags und die Aufforderung Rußlands, sich dem Beschluß Europa'« zu fügen. Der Fürst berief deßhalb die Kammer ein. Europa gewährte Rumänien die Unab hängigkeit und dehnte es bis an das Schwarze Meer auS, aber ver langte, daß es die Distrikte jenseit des Pruth aufgebe. Wir beklagen die Abtretung, aber haben die Pflicht, kalten Blutes die schwierigen Verhältnisse zu prüfen und einen Entschluß zu fassen, wecher die Zu kunft sicher stellt. Bemühen wir uns also, die Wohlthalen deS Friedens zu verbreiten. Wir werden derart beweisen, daß Rumänien Besseres vom europäischen Kongreß verdiente. sttom, 28. September. Der Papst hat sämmtlichen Nuntien ein Schreiben zur Ueberreichung an die betreffenden Regierungen mit der Weisung mitgetheilt, die Aufmerksamkeit der Regierungen auf die Ver hältnisse hinzulenken, in welcher sich das Papstthum bezüglich der Aus übung seines geistlichen Amtes befindet. Lokales und Sächsisches. Zwönitz, 30. September. Wie wir aus sicherer Quelle ver nehmen, ist hente Mittag in Dorfchemnitz ein toller Hund erschossen worden. Die Hinzuziehung des Bezirksthierarztes macht sich erforderlich und wird derselbe bestimmen, ob sich das Tödlen der gebissenen Thier« nolhwenvig macht. — Der sächsische Feuerwehrtag wird, wie der „Fr. Anz." ver nimmt, nächstes Jahr in Freiberg abgehalten werden. Dresden, 27. Sept. Der Generaldirector der königl. Staats- eisenbahnen, Hr. Geh. Rath v. Tschirschkh, ist von Paris, woselbst er den Beralhungeu des „russisch-deulsch-französsischen TarisverbandeS" beigewobnt hat, zurückgekehrt. Leipzig, 27. Sept. I. Meßbericht des „Dr. I." Der Beginn der Ln ^ros-Woche diesjähriger MichaeliSmesse war von recht freund lichem Herbstwetter begleitet, und nach dem regen Leben in den Straßen zu urlheilen sollte man glauben, daß das Meßgeschäft ziemlich zufrieoenstellend verläuft. Der Montag Morgen eröffnete das Leder- meßgeschäft, welches wie gewöhnlich rasch von Statten ging. In garen Ledern, namentlich Sohlenledern, waren die Zufuhren mäßig. Käufer waren in großer Anzahl erschienen; Händler und Consumenlen zeigten gute Kauflust, und nur die schlechten Jncassi unter der Mehr zahl der Geschäftsleute während der verflossenen Monate verhinderte viele vor größeren Einkäufen. Oberleder, Nindleder und Kipse, sowie starkes Sohllerer in guten Marken — sowohl fremde als deutsche Fabrik — gingen zu guten Preisen um. Geringe Sortimente blieben weniger gefragt. Schaffelle waren unverändert im Preise wie vorige Ostermesse. Der Schwurgerichtshof zu Leipzig sprach am Freilag in der Anklagesache gegen Irakli Keskari, welcher bekanntlich am 7. vor. M. seinen Vater mittelst mehrerer Revolnerschüssc tödtlich getroffen, da nach das Weite gesucht hatte und in Dresden verhaftet woroen war, das Urtheil. Die Geschworenen hatten die Schuldfrage wegen Tod- schlags bejaht, und demgemäß wurde Keskari zu zehn Jahren Zucht- Haus verurthrilt. Lunzenau, 24. September. Wahrend der letzverflossenen Tage ist in der Kirche zu Rathendorf ein Einbruchs-Diebstahl verübt und dabei verschiedene Kirchengerälhe bei Seite geschafft worden. Ver schiedene Blutspuren deuteten darauf hin, daß der freche Eindringling an ven zerbrochenen Fensterscheiben sich verletzt haben mochte. Ein der That dringend verdächtiges, erst kürzlich aus dem Zuchthause ent lassenes Individuum ist bereits gefänglich eingezogen und es sind die