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Erscheint wöchentlich drei Stal ,wa» Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreik beträgt vierteljährlich 1 Marl so Pf. prsmtwsreoäo. Anzeiger für Inserat« werbest tit spükefleNS Mittag» de» vorhergehendm Lage» des Erscheinens erbettn und die Sörputspallenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt mit SO Pf. berechnet. Zwönitz undAlmgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeindcrath zu Zwönitz. »4 Tagrsgeschichte. Berlin. Ueber das Befinden Sr. Maj. des Kaiser Wilhelm lauten die Berichte fortwährend günstig und ist namentlich zu constatiren, baß die Theilnahme an den Manövern vaS beste Resultat ergeben hat. Besonders interessante, bestätigende Details sind auch in einem der „Schl. Z." zur Beifügung gestellten Privatbrtef aus Cassel ent« halten, tn welchem es unter Anderem heißt: „DaS kaum Geglaubte ist über Erwarten ausgeflihrt: Se. Majestät hat heule in alter Frische über 3 Divisionen die Revue abgenommen und in gewohnter Weise bie Paradefront abgerillen. Wie auf dem tempelhofer Felde, oder wie bei Bunzelmitz, so erschien der oberste Kriegsherr heule bei Wabern. Im Galopp ritt er bis zu den fremdherrlichen Offizieren, dann Schritt — die Zügel in der linken Hand, mit der rechten Hand grüßend —, dann wieder im Galopp bi» zum kommandirenden General deö XI. ArmeecorpS, dem General der Infanterie von Bose, welcher ihm den Frontrapport übergab, den Se. Majestät mit der rechten Hand nahm und demnächst dem dienstthnenden Adjutanten übergab. Dann ritt Se. Majestät unter den Klangen des „Heil Dir im Siegerkranz" die Fronten der beiden Treffen ab, frisch und flott, trotz der 82 Jahre, trotz der Feldzüge, trotz der fluchwürdigen Attentate! Als die Fronten abgerillen waren, begann der Vorbeimarsch. Se. Majestät Hatto dazu den Wagen bestiegen und nahm das Deflliren der Truppen, theilS stehend, theilS sitzend ab. Wie eingehend das Allerhöchste Auge besichtigte, das bewiesen die vielfachen Bemerkungen, die der hohe Herr den einzelnen Vorgesetzten, und zwar erfreulicherweise nur in anerkennender Richtung gemacht hat. — Auch bei dem officiellen Parade-Diner bewies Se. Majestät eine fast jugendliche Elasticität. Seine Kräfte gestatteten eS ihm, nach dem Diner' unter den Geladenen stehend und plaudernd zu verweilen und dieselben nach etwa ein- stündigem Cercle zu entlassen. — Kurz, wem es vergönnt war, den heutigen Tag in Cassel mitzuerleben, der hat die frohe UeberMgung gewinnen müssen, baß die Reconvalercenz Sr. Majestät weit über Hoffen und Denken vorgeschritten ist." Berlin, 23. Sept. Die „Norvv. Allz. Ztg." schreibt: Der bis herige Verlauf der KommissionSverhanvlungen über da« Sozialisten gesetz entsprach nicht den Erwartungen, welche die Generaldiökussion im Plenum und in den Kommissionswahlen Hervorrufen mußten. Es schiene, als ob die nationalliberale Fraktion in ihrer Mehrheit gewilligt sei, die Reichsregierung in Bekämpfung des sozialdemokratischen Un wesens zu unterstützen und sich angesichts der vorliegenden ernsten verantwortlichen Aufgabe bei Äellentmachung doktrinärer Weisheit möglichst zu beschränken. Dies« Hoffnung sei jedoch nicht erfüllt worben. Der Artikel weist namentlich auf die Haltung Laöker's hin und fügt hinzu: Schon jetzt sind einige Beschlüsse gefaßt worden, welche die verbündeten Regierungen voraussichtlich als unannehmbar bezeichnen werden. Das Zustandekommen des Gesetzes erscheint ge fährdet, mindestens erschwert, falls es nicht im Fortgange der Ver handlungen, namentlich in dritter Lesung gelingt, daß diejenigen Mit glieder die Oberhand gewinnen, welche eine Verständigung mit der Regierung auf den Grundlagen des praktischen Bedürfnisses anstreben. Berlin, 23. Sept. Dem Vernehmen nach hat die luxembur gische Regierung sich der TabakSenquele angeschlossen und bereits eine BezirkSkvmmission behufs Vornahme der von der Enquetekommission beschlossenen Erhebungen eingesetzt. — Die Abreise Bismarck'S nach Varzin erfolgte auf Anrathen der Aerzte. Vorläufig wir» er daselbst einen Aufenthalt von einer Woche nehmen. — Die „Nat.-Z." er wartet den Schluß des Reichstages erst Mitte Oktober. — Der Abg. Liebknecht schreibt an di» „B. F. Presse": „In Ihrer Nummer vom vorigen Sonnabend heißt es, ich sei bei der be- kannten Gelegenheit in der erst«, Sitzung de» Reichstage« .^rrthümlich" sttzen g» blieben. Da» muß ei» Druckfehler sein, denn Sie können un- mö glich der Meinung sein, daß ich .^rrlhümtich" thue, iv»S selbstver ständlich ist. W. Liebknecht." Dies» sichtliche Verhöhnung de» 3. Jahrg. monarchischen Gefühles im deutschen Volte wird hoffentlich nicht un beachtet verhallen. Königsberg, 23. Sept. Die Actienbrauerei Wickold ist heute Nacht niedergebrannt. Krotoschin, 23. Sept. Eine große Feuersbrunst verheert die Stadl; 20 Hauser sind abgebrannt, 4 Menschen uttigekommen. Wien, 23. Sept. Offiziellen Meldungen zufolge hat vorgestern von Morgens 7 Uhr bis Nachmittags 1 Uhr ein siegreiches Gefecht der 1. Truppendivision gegen 6000 bis 7000 Jnsurgemen zwischen LenkovitS und Bandinogiak stattgefunden. Die Insurgenten wurden mit großen Verlusten aus ihren stark befestigten Positionen geworfen. Die Verluste der Oesterreicher betragen ca. 400 Todt» und Verwundete, darunter 4 Offiziere tobt und 8 Offiziere verwundet. — FML. Gras Szaparh hat vorgestern Dolnh - Tuzla besetzt, welches sich Unterwarf und entwaffnet wurde. — Die l3. Truppenbivision traf vorgestern auf dem Vormarsche gegen Dokani auf dem Gegner, welcher sich auf dem Kamm der Majeritza Planina in ausgedehnten Jägergräben fest- gesetzl halte. Die Infanterie erklomm unter dem heftigsten Feuer V«S Feindes die Höhe und warf die Insurgenten aus ihren Verschanzungen zurück. — Die 26. Brigade hat am 20. Sept. Bjelina besetzt. Triest, 22. Sept. Auf dem amerikanischen Schooner „Jeremia Simonson", Kapitän Cranfordo, aus Philadelphia kommend, mit einer Labung von 2969 Faß Petroleum an Bord, ist heute Mittag im hiesigen Hafen Feuer ausgebrochen. Derselbe wurde von dem Re gierungsdampfer „Telagosa" und anderen Dampfern schnell aus der Rhede gebracht. In Folge heftigen Windes ergoß sich daö Feuer über das ganze Schiff, sodaß alle Rettungsversuche mißlangen. Rom, 23. Sept. Aus Neapel wird gemeldet, daß der in der letzten Nacht begonnene AuSbruch des Besuvö im ZunehmeN be griffen sei. New-Orleans, 23. Sept. Die Gesammtzahl der hier am gelben Fieber erkrankten Personen beträgt 7972, die Gesammtzahl der daran Verstorbenen 2514. Lokales und Sächsisches. Chemnitz, 23. September. (SchwurgerichtSsitzung.) Auf der Anklagebank befand sich heute der Bäckermeister Friedrich August Hofmann aus Geyer, 52 Jahre alt, bisher unbestraft. Am 13. Sept. 1877 hatte er vor dem kgl. GerichtSaml Ehrenfriedersdorf einen Eid dabin geleistet, daß er außer zwei Kapitalien von 200 Thlrn. und 700 Thlrn. nicht noch weitere 800 Thlr. von seiner Mutter Christiane Henriette veno. Hofmann dargeliehen erhalten habe. Diesen Eid wider die Wahrheit geleistet zu haben, wurde er, da seine Mutter im Jahre 1875 mit Tod abgegangen war, von seinen Miterben beschul digt. Und daß diese Beschuldigung nicht ohne alle Begründung war, ging daraus hervor, daß in dem Nachlasse der Mutter drei von dem Angeklagten unterschriebene Schuldverschreibungen über 200 Thlr., 700 Thlr. und 800 Thlr. vorgefunden wurden. Die Schuldver schreibungen über, die beiden ersten Kapitale datirten aus dem Jahre 1855, während die über 800 Thlr. aus dem Jahre 1875 herrührte. Dir letztere halte sich die Mutter deö Angeklagten noch kurz vor ihrem Tode ausstellen lassen. Es waren überdies zwei Quittungen über Beträge von Zinsen vorhandln, die auf einen größeren Kapitals- betrag hindeuteten, als den, welchen der Angeklagte geständig seiner Muller schuldig gewesen sein wollte und überdies halte die Mutter bei Lebzeiten Aeußerungen gelhan, die mit dem Kapitalsbelrage aller drei Schuldverschreibungen übereinstimmten. Der Angeklagte gestand bei seiner Vernehmung die Ausstellung aller drei Schuldverschreibungen zu, vehauptete aber, die dritte über 800 Thlr. nur ausgestellt zu haben, weil er auf die 200 Thlr. und 700 Thlr. 100 Thlr. nach und nach an seine Mutter zurückgezahlt hab» und dies« nun eine neue Schuldverschreibung über die restirenden 800 Thlr. habe haben wollen, suchte »och »achzuweifen. daß sein» Mutter, wenn er allein ihr 1600 Thlr. schuldig gewesen sein olle, gar nicht so viel im Vermöge» Dounerstag, de« 26. September 1878.