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Erscheint wvchenUich drei Mal and zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreiS betrügt vierteljährlich l Mark SV Pf. pr»niuu«r»n<to. Amtiger Inserate werden -l« spätestens Mittag- der vorhergehenden Tage« deS Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und^mgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 110. Dienstag, den 17. September 1878. 3. Jahrg. Bekanntmachung, die Erhebung der Gewerbe- und Personalsteuer betreffend. Von der Gewerbe- und Personalsteuer ist der II. Termin, welcher anderweit mit */w. eines ganzen Jahresbetrags erhoben wird den 15. September dieses Jahres fällig und sind die gedachten Beiträge in der Zeit vom L«. bis längstens zum 26. September a. o. anher abzuführen. Zwönitz, am 14. September 1878. Die Stadtsteuer-Einnahme. — Schuricht. Bekanntmachung, communliche Anlagen betreffend. Von den communlichen Anlagen wird der V. Termin am IS. September ». v. fällig, was hierdurch mit dem Bemerken bekannt gegeben wird, daß die Zahlung gedachter Anlage vom 16. dieses Monats zu erfolgen hat. Zwönitz, am 14. September 1878. Die Stadtcassenverwaltung. Schuricht. Tagesgeschichte. Berlin, 12. September. Die Obduktion der Leiche Nobiling's fand gestern Nachmittag gegen 3 Uhr statt und währte bis '/r7 Uhr Abends. Dieselbe ergab, daß der Tod des Verbrechers durch dessen Verwundung entstanden, welche im Heilungsproceß einen Gehirnabsceß herbeiführte und in Vereiterung der Wunde so schnell mit dem Tode endete. Nobiling ist heute früh kurz nach 6 Uhr seilen seiner Familie auf dem neuen Kirchhof der Nikolai» und St. Mariengemeinde beerdigt worden. Mehrere Herren und eine Dame, die einen etwa 8 jährigen Knaben an der Hand führte, die Mutter Nobilings, gaben dem Ver brecher das letzte Geleit. Berlin. Während der beiden letzten LebenStage hatte, wie die „N.-Z." hört, der Meuchelmörder Nobiling gar keine Besinnung mehr; er schien weder seine Umgebung, noch seine an das Sterbelager gerufene Mutter zu erkennen. Weder legte er in den letzte» Tagen Geständnisse ab, noch gab er Erklärungen, welche geeignet sind, das tiefe Dunkel, welches die Motive seiner Thal umgiebt, einigermaßen zu lüften. Der Gang der Untersuchung bis an das Lebensende des MajeslätSverbrechers bat nichts Bestimmtes ergeben, was für die Annahme eines ComplotS, ja auch nur für die Annahme, daß Mitwisser des MordplanS existirt haben, spräche. Der Gedanke, daß Nobiling Mitschuldige habe, wurde durch die Erklärung desselben bei seiner ersten Vernehmung am Tage des Attentats: daß er Mitwisser gehabt habe, die den Plan gebilligt hätten, angeregt und zum Ausgangspunkt einer sehr eingehenden Untersuchung gemacht. Zahlreiche Personen wurden unter dem Ver dacht der Mitwisserschaft verhaftet, sie mußten jedoch, da ihre Unschuld sich klar herausstellte, wieder entlassen werden. Die Meinung der untersuchenden Behörden von dem Vorhandensein eines ComplotS schwand in letzter Zeit immer mehr, und auch während der jüngsten Wochen wurden keine Thatfachen bekannt, welche jene Meinung wieder bestärken konnten. Es bleibt nur die Vermulhung bestehen, daß Mit wisser oder gar Anstifter des Nobiling'schen Attentats in den Kreisen der internationalen, socialistischen Propaganda zu London und Paris vorhanden sein könnten. — Außerdem berichtet der „Berl. B.-C": Zum Bewußtsein ist Nobiling bereits seit einer Reihe von Tagen nicht mehr gekommen, und eine ernsthafte Vernehmung hat überhaupt seit jenem ersten Verhör des 2. Juni nicht mehr stallfinden können. Damals hatte Nobiling nur gestanden, er habe den Kaiser lödten wollen, er huldige socialistischen Ansichten, und ans die Frage, ob er Mitschuldige habe, hat er sich nicht klar ausgedrückt. Das war alles, und weiteres ist auch seitdem nicht ermittelt worden; seit einer Reihe von Tagen war jede Möglichkeit eines Verhörs geschwunden. Es war eine voll kommene Vereiterung des Gehirns eingetrelen und außerdem war in der letzten Zeit fortdauernd Gehirnmasse aus den Wunden ausgetreten, sodaß bereits seit längerer Zeit — worüber sich die Aerzte jetzt äußern dürfen — keine Hoffnung mehr war, Nobiling bei Verstände zu er halten. Am Sonntag trat die hauptsächliche Verschlimmerung ein, und die Aerzte waren auf eine nahe bevorstehende Katastrophe vorbereitet. Der eingetrelene Tod wurde sofort amtlich und aclenmäßig constatirt. — DaS Präsidium des Reichstages wird in diesen Tagen von dem Kronprinzen in Stellvertretung des Kaisers in besonderer Audienz empfangen werden. — Da der Abg. Liebknecht in der 1. Sitzung des Reichstages bei dem auf den Kaiser ausgebrachten Hoch sitzen geblieben ist, die Abgg. Bebel und Fritzsche sich aber vorher aus dem Saale entfernt hatten, so soll die Geschäftsordnung des Reichstags dahin erweitert werden, daß solches Benehmen, wie das Liebknecht's, durch einen OronungSruf gerügt werde. DaS Verhalten Bebel'S entspricht jeden falls den gesellschaftlichen Regeln und den Formen eines anständigen Umgangs besser. Petersburg, 14.-September. Ein Telegramm des Großfürsten Michael Nicolajewstsch meldet: Am 12. September Abends verließ Derwisch Pascha mit den letzten türkischen Truppen Bakum, am 13. September zog sich die erste Staffel der Russen von Erzerum zurück; die letzte Staffel thut dies bis zum 19. September. Aus Bosnien gehen dem „Figaro" über die Entbehrungen und Strapazen der österreichischen Armee Meldungen zu, die eiu grelles Streiflicht auf die barbarischen Zustände des Landes werfen. Bon Proviant entblößt, marschiren die Truppen oft viele Tage lang, ehe sie ein Dorf oder eine Stadt antreffen. Langen sie endlich an einem bewohnten Orte an, so finden sie iu der Regel auf Pfählen aufge- spießt die Köpfe jener Parteigenossen, die sich in der Minorität be fanden. Die Muselmänner erschlagen die Christen, die Christen die Mohamedaner, je nachdem die Einen oder die Andern sich in der Majorität befinden. . Mrales und Sächsisches. Zwönitz, 16. September. Gestern Sonntag Nachmittag in der 3. Stunde zog ein schweres Gewitter über unsere Stabt, wobei der Blitz in das dem'Herrn,Moritz Grabner in Niederzwönitz gehörige Gul schlug und einen Ochsen töbtele. — Nachdem sich die Idee, den Ertrag der Wilhelmsspende zur Gründung einer Pensionskasse für Arbeiter zu verwenden, als schwer durchführbar erwiesen hat, da die gesammelte Summe von circa 2 Millionen Mark, um diesen Zweck zu erreichen, ganz unzureichend sein würde, erscheint eine andere Idee, die der Gründung von Stipendienfonds für Arbeiterkinder, sehr beachtenswerth. Ein diesen Vorschlag be handelnder Artikel in der „Soz.-Korresp." enthält folgende beachtens- werthe Ausführungen. „Der richtige Gedanke, die aus allen Volks kreisen dolirte WilhelmSspevde auch dem Volke selbst und zwar in erster Linie dem handarbeitenden Theile des Volkes wieder zuzuwenden, läßt sich auf verschiedenen anderen Wegen verwirklichen. Eine der besten Verwendungen dürfte in der Begründung eines Slipendienfondö für Fachbildung von Arbeiterkindern zur Förderung einer besseren Be rufsbildung des deutschen Volkes bestehen. Wir haben alle möglichen