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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreiS betrögt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. pr»nuw«raoäo. AmeiM für Inserate werden di» spätestens Mittags deS vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz undUmgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 109. Sonnabend, den 14. September 1878. 3. Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin. Ueber den Tod Nobilings gehen der „National-Zeitung" von Ihrem Referenten folgende Mittheilungen zu: Der Meuchelmörder Carl Eduard Nobiling ist am Dienstag Nachmittag 3 Uhr seinen Wunden in der Krankenanstalt der hiesigen Sladtvoigtei erlege». Nobiliug's Zustand, der, so weit es sein körperliches Leiden betraf, sich anscheinend zu bessern schien, war doch »och immer ei» äußerst bedenklicher, da die Eiterung der Wunde unaufhörlich fortdauerte, obgleich von den ihn behandelnden Aerzlen wiederholt die Ansicht ausgesprochen wurde, daß, wenn nicht eine Blutvergiftung durch Vereiterung eintrele, Nobiling am Leben zu erhalten sei, wiewohl andererseits durch den massenhaften Verlust von Gehirumasse an der völligen Wiederherstellung der Geistes kräfte entschieden gezweifelt wurde. Seit letztem Sonntag ver schlimmerte sich der Zustand Nobilings sichtlich, und Dienstag Mittag gegen 12 Uhr erklärten die Gefängnißärzte, daß der Verbrecher nur noch wenige Stuiiden zu leben habe. Die Mutter des Meuchel mörders wurde eiligst herbeigerufcn und verlebte mit ihm die letzten Stunden. Ob der Sohn bei Verstand gestorben, ob er seine That bereut, ob er überhaupt Mittheilungen gemacht, wollte die Mutter nicht miltheilen. So weit wir heute unterrichtet sind, ist er ohne weitere Mittheilungen aus der Welt geschieden. Da Nobiling noch UntersuchungSgefangcner und nicht verurtheilt war, so steht es der Familie frei seinen Leichnam zu beanspruche». Nobilings Tod ist durch Blutvergiftung in Folge der Vereiterung herbeigeführt. Die Obduction wird das Nähere ergeben. Kassel, 11. September. Die 5l. Versammlung deutscher Natur forscher und Aerzte, zu welcher bisher ungefähr 1000 Theilnehmer eingetroffen sind, wurde heute hierselbst mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser durch den Geheimen Rath Dr. Slilling eröffnet. Nach den Ansprachen des Oberbürgermeisters und des Regieruugs- präsidenten begann die Abhaltung der angckündiglen Vorträge. Mainz, 7. Sept. Die Militär-Conserven-Fabrik, dieses vielbe sprochene Schmerzenskind, wird, der „Volks-Ztg." zufolge, mit Ablauf dieses Monats, nach mehr als sechsjährigem Bauen, endlich ganz fertig gestellt sein und in volle» Betrieb gesetzt werden. Bei vollem Betrieb soll es möglich sein, Tag für Tag hunderttausend Fleisch, rationen zu präpariren, und soll die Zubereitung derart sein, daß das Fleisch den Mannschaften viel besser mundet, als das eben frisch ge schlachtete. Ein Theil der hiesigen Garnison hat schon Fleisch aus der Conservenfabrik geliefert bekommen, und die zu dem Manöver aus- marschirlen Truppen sind alle mit einem bestimmten Vorrath Cou- serven versehen worden. Das uliuuterbrocheu weiterarbeilenoe Mahl werk der Fabrik verarbeitet alle Tage über 300 Centner Frucht. Bei der Pariser Weltausstellung belief sich zum 4. September das Gesammterlrägniß des Eintrittspreises auf 7,412,219 Frks. 70 Cent., d. i. auf nahezu eine Million mehr als die Weltausstellung von 1867, die gleichwohl um einen Monat früher eröffnet worden war, bis zum 4. September jenes Jahres abgeworfen hatte. — Wie der „Figaro" vernimmt, sind die verhafteten Sozialisten Guesde, Coueste, Finance, Hirsch, Massart und Schumann aus dem Polizei- gefängniß in die Untersuchungshaft von Mazas überführt worden. Nom, 12. Sept. Der „Diritto" schreibt, von den österreichischen Journalen werden den in Oberitalien statlfindendeii Manövern der italienischen Armee ein Charakter beigelegt, den dieselben durchaus nicht hätten. Die Concenlralion dieser Truppen sei nichts Außergewöhn liches, eS handle sich dabei um gewöhnliche, alljährlich statlfinbende Truppenmanöver, wie sie von den größeren Militärmächte» in noch viel ausgedehnterer Weise veranstaltet würben. In Italien seien that- sächlich noch nicht einmal die Ncserveklassen einberufen, wie gegen wärtig in Frankreich geschehe, eben so wenig habe Italien die mobile Miliz einberufen, wie dies thatsächlich in Oesterreich bei den Manövern mit der Landwehr der Fall sei, endlich habe Italien weder das gute Einvernehmen, noch die Bande gegenseitiger Interessen geschädigt, durchweiche es mit der österreichisch-ungarischen Monarchie verbunden sei. Lokales und Sächsisches. — Im „Dr. I." ist eine Verordnung des königl. Ministeriums des Innern enthalten, wonach die Ein- und Durchfuhr von Schafen und Ziege» aus Oesterreich-Ungarn nach Sachsen und durch Sachsen unter folgenden Bedingungen gestattet wird: I) Sie ist nur über die Eisenbahnstation a. Zittau (ohne Beschränkung auf bestimmte Tage), 5. Bodenbach und Tetschen (in der Regel an jedem Montag« und Freitage), c, Weipert (ebenfalls Montags und Freitags), 6) Ebersbach (an jeder Mittwoch) e) Reitzenhain und Voitersreuth (an jedem Donnerstage) erlaubt. 2) Die einzuführenden Thiere müssen rechtzeitig und zwar, wenn sie über die vorstehenden unter 5, o, U und s ge nannten Eisenbahnstationen eingeführt werden sollen, 48 Stunden vor der Einfuhr zum Zwecke der veterinarpolizeilichen Untersuchung derselben bei der sächsischen Polizeistaiion des betreffenden Grenzüberganges, unter genauer Bezeichnung der Zeit des Eintreffens der Thiere auf der Station, angemeldet werden. 3) Es muß durch amtlich beglaubigte Zeugnisse nachgewiesen werden, daß das Vieh am Abgangsorte gesund verladen worden ist und in einem Umkreise von 35 Kilometern um denselben die Rinderpest nicht herrscht, auch der Transport durch seuchensreie Gegenden erfolgt ist. 4) Das Vieh muß bei seinem Eintritte über die sächsische Grenze von einem hierländischen Bezirksthierarzte untersucht und für gesund befunden worden sein. Hat sich hierbei ergeben, daß unter dem betreffenden Viehtransporte auch nur ein einziges krankes oder verdächtiges Stück Vieh sich befindet, so ist der ganze Transport zurückzuweisen. Dresden, 11. September. Verwichene Nacht hat sich ein recht beklagenswerlher Unglücksfall in Antonstadt ereignet. Zwei Söhne eines Wirlhschaftsbesitzers auö Ottendorf, 24 und 22 Jahre alt, welche während des Sommers in Dresden ihrem Berufe als Maurer nach gehen und hier wohnen, wollten für ihren Vater eine mit eisernem Deckel versehene und durch denselben fast hermetisch verschlossene Senkgrube eines Hauses in der Martinstraße räumen. Der ältere Bruder stieg nach Beseitigung des Deckels auf einer Leiter in die Grube hinab, um dem oben stehen gebliebenen in Eimern die Flüssigkeit heraufzu reichen. Da auf einmal stieß der unten befindliche einen dumpfen Laut I aus uud fiel in die Masse, der andere stieg hinab um ihn zu retten, verschwand aber gleichfalls sofort und war nur im Stande einen heiseren Schrei ertönen zu lassen. Dadurch aufmerksam gemacht, eilte man nach einiger Zeit zu Hilfe, ohne jedoch durch dieselbe Rettung bringen zu können. Wurde auch der zweite noch lebend herausgezogen, so verstarb er doch schon nach kurzer Zeit, während der erste todt aus der Grube kam. Beide hatten ohne Zweifel die aufgestiegenen, ange- sammelten Gase betäubt. Als in der Frühe der Vater eintraf, um die der Verabredung gemäß gefüllten Fässer abzuholen, fand er seine beiden, Tags zuvor so lebensfrisch angelroffcne» Söhne als Leichen vor. Leipzig. Der „Vorwärts" theilt mit: 29,088 M. 58 Pf. sind für die letzte Wahlbewegnng bei dem Kassirer der sociakistischen Arbeiter partei Deutschlands, Genossen Geib, eingegangen und zwar in 545 einzelne» Posten; dann von Hamburg in zwei größern Beträgen und von Leipzig diejenigen Summen, welche im „Vorwärts" als von der Expedition empfangen quittirt worden sind. Auswärtige Beiträge sind in obiger Summe enthalten: Belgien 1144, Oesterreich-Ungarn 160, Loudon 939 M., Schweiz 1030 FrS. und 85 M. 10 Pf., Dänemark 84, Paris 262 und Amerika 3860 M. Alle größern Städte und fast sämmtliche „officiellen" Wahlkreise haben ihre eigenen Ausgaben reichlich durch eigene Mittel gedeckt. So sind in Berlin gegen 15,000 M., so In Leipzig und Umgegend noch außerdem 3000 M., in Elber feld-Barmen circa 6000 M., Altona gegen S000 M. rc., sodaß im ganzen circa 160,000 M. sür die Wahlbewegung seitens dieser Partei aufgebracht worden sind. In Noßwein fand am Sonntag eine Versammlung des dortigen Vorschuß-BereinS statt. Punkt 1 der Tagesordnung: Neuwahl eine« GesammtvorstandeS wurde einstimmig angenommen. Punkt 2 die Gründung eines Fonds zur Bestreitung nothwendiger Ausgaben wurde