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gestern 100 Personen beerdigt, die Zahl der Erkrankten ist auf 3000 gestiegen, unter den Gestorbenen befanden sich auch 8 Aerzte; Die Zustände in Memphis sind über alle Beschreibung traurlg, es hat sich jetzt ein Komitee gebildet, um den bisher vom Fieber verschont Ge bliebenen das Verlassen der Stadt möglich zu machen. Bon Plaquemine» (Louisiana) wird ebenfalls der Ausbruch des Fiebers gemeldet, in Hick man hat dasselbe ein wenig nachgelassen. Der Verkehr auf den Eisen bahnen und Dampfbooten ist theilweise suSpendirt, in den von der Epidemie heimgesuchten Bezirken hat der Betrieb der Geschäfte voll ständig ausgehört, an 90,000 Personen sind arbeitslos und es dürfte eine Million Dollars erforderlich sein, um nur für die nächsten 50 Tage Lebensmittel für dieselben zu beschaffen. Uokales und Sächsisches. Dresden, 9. September. Se. Majestät der König hat Sich heute früh für einige Tage nach Schandau begeben, um im dortigen Forstbezirke Jagden abzuhalten. AuS Chemnitz schreibt man: Während aus Berlin, Kassel, Eßlingen und Düsseldorf befriedigende Nachrichten über den Stand des Lokomotivenbaues einlreffcn, liegt dieselbe Branche in Chemnitz so gut wie ganz darnieder. Lon neuen Aufträgen ist bis jetzt nicht die Rede. Man arbeitet die allen Bestellungen auf und hofft auf die Bedürfnisse der Zukunft. Die Lohnverhällnisse der Schlosser und Dreher, ja auch die der Werkmeister und Monteure sind durchaus schlecht. Hainichen. Ein am 1. September Abends hier zwischen Militär personen stattgehabler Exceß hat, wenn er auch von blutigen Folgen war, doch zu den übertriebensten Gerüchten Veranlassung gegeben, denen gegenüber wir von einer anscheinend authentischen MiNheilung Notiz nehmen, welche das gestrige hiesige Localblatt enthält. Darnach hat sich an jenem Abende im Gasthofe zum „Tivoli" zwischen Infanterie und Ulanen ein Streit entspannen, welcher leider dermaßen in Thätlich- keilen ausarlete, daß 3 Mann von der Infanterie am Hinterkopf, Arm und Backen durch Säbelhiebe und Messerstiche verwundet wurden. Die Ursache des Streites soll gewesen sein, daß die Ulanen der Auf forderung des Schänkhausdienst habenden Unteroffiziers von der Infanterie, nach Hause zu gehen, nicht Folge geleistet; da dieser aber trotzdem seine Instruction mit Nachdruck burchgeführl hat, entstand jene Schlägerei, welche sich bis in die Hausflur verzog. Daselbst sollen einige Ulanen von der blanken Waffe Gebrauch gemacht haben und die Infanterie von außen mit Steinen geworfen worden sein. Die ihren Unteroffizier unterstützenden Infanteristen haben zwar drei von den excedirenden Ulanen verhaftet, ob es aber diejenigen sind, welche die Wunden ver ursacht, ist noch nicht erwiesen. Die Verwundungen sollen nicht lebensgefährlich sein und hat man sämmtliche Verwundete dem Garnisonhospital zu Chemnitz überwiesen, die verhafteten Excedenten jedoch sind dem DivisionskriegSgericht in Dresden zugeführt worden. In Werdau ist am 5. September die im 9. Jahre stehende Tochter des Hausmanns Reuschel in Bucholv's Fabrik dadurch ver unglückt, daß sie beim Auöschöpfen von Wasser in das Dampfwasser- behältniß, von welchem sie den Deckel beseitigt hatte, fiel und sofort ihren Tod fand. Werdau. Ein Straßenobslpachter in hiesiger Umgegend hat, wie mitgetheilt wird, seinen Obstwächtcr, der noch dazu sein Bruder ist, wegen geringfügiger Ursache so geschlagen, daß derselbe regungs los im Straßengraben lag und in einem naheliegenden Hause unter gebracht werden mußte. Leubnitz bei Werdau, 9. September. Am heutigen Tage ist dem treuverdienten Lehrer Herrn Rudert in Leubnitz eine unerwartet große Freude bereitet worden. Es ist demselben, der überhaupt 46 Jahre und hiervon über 42 Jahre in Leubnitz als Lehrer mit Erfolg gewirkt, aus Anlaß seiner langjährigen, treuen und segensreichen Wirksamkeit in seiner Wohnung durch den Herrn Amtshauptmann Vodel und Herrn Bezirksschulinspector Naumann in Gegenwart des Schulvorstandes das ihm von Sr. Majestät dem König verliehene AlbrechtSkreuz überreicht worden. In Gottleuba verunglückte am 3. d. M. beim Spielen der 11jährige Schn eines dortigen Bürgers dadurch, daß derselbe beim Ueberspringen des Mühlgrabens zurückfiel, an die Steinwand des Grabens mit dem Kopfe aufschlug und rückwärts in'S Wasser stürzte. Nach Verlaus zweier Stunden verschied derselbe. Ballenstedt. In Rieder ist am Morgen deß SedantageS der Dienstknecht L. Hcsang ans seinem Heimgange vom Gasse'schen Gasthose meuchlerisch ermordet worden. Als des Verbrechens dringend verdächtig ist ein Kutscher — Vater von 4 Kindern — verhaftet worden. Gera, 9. September. Vor ungefähr einem Jahre berichtete ich Ihnen von einem im Rvschitzer Holze zwischen hier und Großaga vorgekvmmene» Raubanfall. Am vergangenen Sonnabend ist in demselben Holze wieder eine Magd vom Rittergute in Kleinaga angefallen und ihr das Geld abgenommen worden. Der Räuber mußte mit den Verhältnissen bekannt sein, wenn auch nicht vollständig. Die Magd war in Gera gewesen und hatte zu den Kunden des Rittergute« Butter gebracht. Der Räuber vermuthete in Folge dessen bei ihr eine nicht unbeträchtliche Summe Geld. Er packte das vor Schreck halb betäubte Mädchen am Halse und in seiner Angst übergab dasselbe dem Räuber das Portemonnaie. Der Inhalt desselben bestand aber nur in ungefähr zwei Mark. Der Räuber verlangte mehr und nachdem die Angefallene versicherte, sie habe wirklich und wahrhaftig nicht mehr, da sie für die Butter kein Geld bekommen habe, weil diese auf Rechnung geliefert werde, untersuchte der Strolch die Magd auf das Genaueste und da er in der That nichts mehr fand, versetzte er ihr einen Stoß und sprang in den Wald zurück. — In dem altenburgischen Dorfe Pölzig ist die Lungenseuche unter dem Rindvieh auSgebrvchen, weshalb ter Gemeindevorstanb in dem nicht weit davon liegenden Kahne öffentlich „vor dem Ankauf und dem Verkehr mit Rindvieh" aus diesem Orte warnt. (Zw. W.) Bernburg. In dem nahe gelegenen Dorfe Baalberge ist kürzlich das kleine 3jährige Kind de« Restaurateurs Spangenberg auf betrübende Weise um'S Leben gekommen. Der kleine Knabe spielte mit der Katze auf einem platten Dache. Als er mit dem Thiere untcrm Arm durch daS Fenster in den Saal hinuntersteigen wollte, blieb er vermittelst des Halstuches an dem Fenster hängen und mußte in dieser schrecklichen Lage ersticken. Die Katze hielt er noch unter dem Arm, als er gefunden wurde. Klera oder Auf dunklen Wegen. Roman von Ed. Wagner. (Fortsetzung.) Als sie durch den Hohlweg und die Olivenwälder ritten, spähten des Grafen Augen scharf »ach allen Seilen, ob nicht Spiribio» in einem Dickicht zu einem U'berfall bereu liege. Er äußerte seine Be fürchtung gegen einen der Griechen, welcher lachte und sagte: „Eö ist keine Gefahr, Mylord, durchaus keine Gefahr." „Sind Sie so sicher?" fragte der Graf. „Ja, Mylord. Nachden Spiridion Sie diesen Sommer in Frei heit setzte, machte das Militär diese Gegend für die Räuber so unbe haglich, daß sie ein anderes Versteck aufsuchlen, wo sie bis jetzt ge blieben sind. Die Soldaten haben die Verfolgung längst aufgegeben. Spiridion ist zu schlau für sie. „Dann haben wir nichts zu fürchten," bemerkte der Graf. „Nein; morgen oder übermorgen aber möchte die Sache schon schwieriger sein," sagte der Grieche leise. „Sehen Sie, Mylord, das Versteck der Räuber in dieser Gegend ist eine natürliche Festung. Spiridion hält sich jedes Jahr mehrere Monate hier auf und zieht wieder ab, wenn er Gefahr merkt, oder die Geschäfte schlecht werden. Gestern Abend traf ich einen seiner Leute, den er als Vorposten auS- geschickt hatte, um zu sehen, ob die Gegend sicher ist. Er ist der Sohn eines alten Freundes von mir, und sagte mir, daß die Banditen den ganzen Sommer über unzufrieden und besorgt gewesen sind, weil das junge Mädchen ihr Versteck weiß. Sie halten sich geweigert, hierher zurückzukehren, bis Spirldioo versprochen, Maßregeln zu er greifen, daß das junge Mädchen ihnen keine» Schaden zuzufügen im Stande sei. Die ganze Bande ist nicht mehr weit; sie wird diese Nacht in ihrer Höhle ankommen." Der Graf erschrak. Die Ueberzeugung, daß Alexa in großer Gefahr schwebe, führte ihn in Versuchung umzukehren. Nach reiflicher Ueberlegung aber entschloß er sich, seine Reise fortzusetzen. „Ich werde Ihnen morgen einen Brief an Messer Stasso mit geben," sagte er; „und ich wünsche auch, daß Sie ihm erzählen, was Sie mir gesagt haben. Die junge Dame wird in größter Gefahr sein." „Ich will den Brief besorgen und die Nachricht Messer Stasso morgen Abend mittheilen," versprach der Grieche in glaubhaftem Ernst. Die Reise wurde ohne einen bemerkenswerthen Zwischenfall be endet. Sie kamen am Abend in Athen an, und der Graf begab sich sogleich in das Hotel, in welchem er vor seinem Abenteuer logirt hatte und wo sein Gepäck sich noch befand. Er ordnete an, daß für seine Begleiter gut gesorgt werde bis zu ihrer Rückkehr am andern Morgen und eilte dann aus sein Zimmer, wo er noch Alles vorfand, wie er es verlassen hatte. Den Schlüsirl zu seinem Koffer hatte er verloren, und deßhalb ließ er einen Schlosser kommen und das Schloß öffnen. Die darin enthaltenen Kleider waren in gutem Zustande, auch sein Geld und die Creditbricfe fanden sich noch vor. Die Kleider, welche er trug, hatte ihm Mr. Strange geliehen, da diejenigen, welche er bei seiner Entlassung aus der Räuberhöhle trug, schlecht geworden waren. Er vertauschte sie jetzt mit seinen eigenen und bestellte sich etwas zu essen. Nach dem Essen ließ er sich Papier, Feder und Dinle bringen und schrieb einen Brief au Mr. Strange, in welchem er diesen von der Rückkehr Spiridion'« iv Kevnt- niß setzte und ihn ermahnte, auf seiner Hut zu sein. Diesen Brief gab er am andern Morgen dem Weingärtner nebst einer hübschen Summe Geldes für ihn und die anderen Mäuner als Belohnung für ihre Begleitung, und diese traten dann ihre Rückreise an. Lord KingScourt's erster Weg an diesem Morgen war zum