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Erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 2V Pf. pr»miw«r»n«to. Anzeiger für Inserat« werden bi» spätestens Mittag» de» vorhergehende« Tage» de» Erscheinen» erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz undAlmgegend. Amtsblatt für den Stadtgcmeindcrath zu Zwönitz. 108. Donnerstag, Leu 12. September 1878.3. Jahrg. Bekanntmachung. Die in jüngster Zeit wiederholten nächtlichen Einbrüche bedingen eine zeitweilige Verstärkung der Nachtpolizei. Geeignete nüchterne, energische und gut beleumundete Personen wollen sich schleunigst und längstens bis zum IS. dieses Monats, Abends « Uhr bei dem unterzeichneten Bürgermeister mündlich oder schriftlich anmelden. Zwönitz, am 9. September 1878. Der Stadtgemelnderüth. Schönherr. Tagesgeschichte. Berlin, II. Sept. Der Kaikermörder Nobiling ist gestern Nachmittag gegen 2^ Uhr infolge Lungen, lähmung gestorben. Berlin, 9. September, 12 Uhr 15 Min. Die Thronrede zu Eröffnung des Reichstages erwähnte zunächst die Attentate unv hebt hervor, daß der Kaiser bis zu völliger Genesung sich der Regierungs geschäfte zu enthalten und die Wahrnehmung derselben, dem Kron prinzen zu übertragen genöthigt war. Schon nach dem ersten Mord« anfall waren die Bundesregierungen überzeugt, daß die Frevelthat unter dem Einfluß von Gesinnungen entstanden sei, welche durch eine auf Untergrabung bestehender StaatSgesellschaftSordnung gerichtete Agitation in weilen Kreisen überzeugt und genährt werden. Die Thronrede erwähnt die Ablehnung des ersten Gesetzentwurfs, welcher gemeingefährlichen Bestrebungen ein Ziel zu setzen bestimmt war. ES heißt dann, die Bundesregierungen seien nach wie vor der Ansicht, daß es außerordentlicher Maßregeln bedarf, um der weiteren Ausdehnung des eingerissenen Uebels Einhalt zu thun und den Boden für eine allmählig« Htttung zu bereiten; sie halten die Auffassung fest, daß die zu wählenden Mittel die staatsbürgerliche Freiheit im Allgemeinen zu schonen und nur Mißbräuchen derselben entgegenzuwirten haben, indem eine verderbliche Agitation die Grundlagen des staatlichen und des CulturlebenS bedroht. Die Thronrede spricht die Hoffnung aus, die neugewählten Abgeordneten werden der Regierung die Mittel nicht versagen, um die friedliche Entwickelung des Reichs gegen innere An griffe ebenso sicher zu stellen, wie gegen äußere, und daß, wenn erst der öffentlichen Ausbreitung einer unheilvollen Bewegung ein Ziel gesetzt sei, die Zurückführung der Irregeleiteten auf den richtigen Weg gelingen werde. Berlin, 10. September. Alle Fractionen des Reichstags be schäftigten sich mit der Frage der Präsidentenwahl. Die Nationalliberalcn und Conservativen stimmen für Forckenbeck als ersten Präsidenten. Bon den Conservativen wird Sepvewitz als erster, Fürst Hohenlohe und Langenburg als zweiter Vicepräsibent aufgestellt. Die national liberale Fraktion überläßt den einzelnen Mitgliedern bei Wahl der Bicepräsidentcn freie Abstimmung. Die Fortschrittspartei schließt sich den Nationallibcralen an. Die Polen wollen, wie es heißt, weiße Zettel abgeben. Das Centrum stimmt in allen Wahlgängen für Frhrn. v. Frankenstein. Berlin, 10. September. Der Abgeordnete MoSle hat im Reichs tag ein« Interpellation über den Untergang des „Großen Kurfürst" eingebracht. Der Kaiser verläßt Gastein am 14. September und be- giebt sich über Salzburg und München nach Cassel, wo er an dem selben Abend eintrifft und auf Schloß Wilhelmshöhe Wohnung nimmt. Die Kaiserin trifft TagS vorher in Wilhelmshöhe ein. Zur Theil- »ahme an den Manövern, welche am 20. September beginnen und am 24. enden, werden sich auch der Kronprinz, die Prinzen des Königshauses und fremde Fürstlichkeiten nach WilhelmShöhe begeben. ES steht die Vermehrung der Berliner Schutzmannschafl bis auf 3000 Mann bevor, so daß also dem bestehenden Corps noch 500 Mann einzuverleiben wären. Diese Vermehrung soll mit dem 1. Oktober d. I. ihren Anfang nehmen. Nach Dittrichswalde sind von Posen ca. 380 Pilger und Pilgerinnen nebst mehreren Geistlichen mit der Eisenbahn abgereist. Die meisten derselben waren mit Flaschen, Krügen, vlechkanneo, einige sogar mit Fäßchen versehen, um Wasser vom DittrichSwalder Gnaden brunnen mitzubringen. Laut Mittheilung aus Dittrichswalde will sich am 15. September auch der heilige Joseph sehen lassen. Wien, 9. September. Die „Pol. Corr." meldet aus Konstanti nopel: In Folge der Ermordung Mehemed Ali'S beschloß die Pforte energische militärische Vorkehrungen gegen die altserbischen und alba nischen Meuterer. Auch nach Makedonien, wo bedenkliche Anzeichen von Ruhestörungen vorkommen, sollen Verstärkungen abgehen. Bisher sind 35,000 Russen abgereist. — Weiter erfährt die „Pol. Corr." aus Athen, Codouriotis sei angewiesen, die Pforte von der vorgestrigen Expedition des griechischen Rundschreibens an die Großmächte mit dem Ansuchen um deren Vermittelung zu verständigen und zu erklären, Griechenland werde niemals auf die ihm vom Berliner Congresse zu gesprochenen Rechte verzichten. Wien, 9. September. Offizielle Meldung. Nach der Besetzung von Trcbinje wurde ein an der Trebinicica-Brücke zurückgelassenes Halbbataillon des 74. Regiments im Laufe des Nachmittags vou den Insurgenten angegriffen, der Angriff wurde indeß nach einstündigem Kampfe entschieden zurückgewiesen. Es sind hierbei ein Oberlieutenant und 6 Mann gefallen, 8 Mann werden vermißt. Auch die bei Tre- binje lagernden Truppen wurden durch Schüsse aus den umliegenden KulaS belästigt; gegen letztere wurden 2 Compagnien Infanterie ent sendet. Die türkischen regulären Truppen blieben trotz des Feuers der Insurgenten in ihrem Lager angetreten und erlitten selbst einige Verluste. Von den Insurgenten blieben über 20 Mann todt. In Rußland tritt die Revolutionspartei immer frecher auf. Bor einigen Tagen erhielten die sämmtlichen Zeitungsredaktionen in Peters burg anonyme Zuschriften von dieser Partei, worüber Regierung wie Zeitungen das hartnäckigste Schweigen beobachteten. Das hat nun, nach einer weiteren Mittheilung aus Petersburg vom 5. September, den Herren Nihilisten durchaus nicht gefallen. Diese wünschen im Gegentheil, ihre Proklamationen und Rechtfertigungen auf diese Weise gedruckt in das In- und Ausland zu bringen, und da sich vor drei oder vier Tagen die russischen Journale zuerst und dann auch die deutschen ein Herz faßten und den Nihilisten in starker Sprache zu Leibe gingen, so erhielten sämmtliche Redaktionen al- Antwort darauf abermals ein anonyme» Paquet gedruckter Papiere in rothem Einband, in denen den Herren Redakteuren mit Meuchelmord gedroht wird. In diesen Drohbriefen heißt eS, der letzte Dolchstoß sei noch lange nicht auSgetheilt worden, das Register der „Verurtheilten" sei sehr lang, und bei ihrer Stärke brauchten die Nihilisten weder Unterdrück« ung noch Verfolgung zu fürchten. Dann folgen die bekannten Phrasen von Menschenwürde und Menschenrecht, Freiheit der Person u. s. w. Das ganze Aktenstück war übrigens in Form einer Zeitung gedruckt und nannte sich „Freie Presse von Rußland". — Inzwischen werden gegen das Mordzesindel mit Vorsicht unv Energie die nöthigen Maß regeln getroffen, um so mehr, ols neuerdings wieder in Odessa sowohl, wie in Charkow Mordthaten zu bedauern sind, welch» von der Rache der Nihilisten auSgegangen. Die Petersburger P...zeimannschaft ist verstärkt worden. Ein Theil derselben soll beritten gemacht werden, in der Art der berittenen Schutzleute in Berlin, Wien und London. Vorläufig nehmen Kosaken deren Stelle ein, welche man zu Pferden in den Hauptstraßen patrouilliren sieht. New-Orleans, 9. September. Geilern starben hier 81 Per» soaea und 223 wurden als erkrankt gemeldet. In Memphis wurdm