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Ameiger z. Jahrg. Sonnabend, den 7. September 1878 lvk. Inserat« w«rd«n vi» spätestens Mittag» de» vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementöprei» beträgt vierteljährlich 1 Mark SV Pf. pr«euuw«ranäo. Am S. und 1«. September a o. Jahrmarkt, am 10 September Viehmarkt in Elterlein. Tagesgeschichte. Berlin. Ganz vollzählig wird der Reichstag am 9. September nicht zusammentreten können. Abgesehen von den in Haft befindlichen Socialdemokraten Hasselmann, Vahlteich und Kayser und dem in Essen eine Gefängnißstrafe verbüßenden ultramontan-socialen Nedacteur Stötzel werden noch einzelne Mitglieder durch ihren Gesundheitszustand von der Theilnahme an den Verhandlungen ferngehallen werden, wie z. B. Schulze-Delitzsch. Berlin. Wie sehr sich das Ausland für die bevorstehenden ReichStagsverhandlunge» über das Socialistengesetz intcressirt, wird auS den Anstrengungen ersichtlich, die für möglichst ausführliche, zum Theil stenographische Berichterstattung gemacht werden sollen. Zwei große in New-Jork erscheinende Blätter haben ihre Correspondentrn beauftragt, an jedem Verhandlungslage Depeschen bis zu 2000 Worten aufzugeben, und völlig unbegrenzt in den Ausgaben für telegraphische Mittheilungen sind die Berichterstatter Londoner Zeitungen. In ge nau derselben Weise lassen sich die großen Wiener Blätter Referate zugehen. Posen, 3l. August. Wie die „P. Z." miltheilt, ist die Todes strafe, zu welcher der Raubmörder Jankowski vom hiesigen Schwur gerichte wegen Ermordung der Försterstochter in Sowiniec bei Moschin verurtheilt worden war, durch Se. kaiserl. und königl. Hoheit den Kronprinzen in lebenslängliche Zuchthausstrafe verwandelt worden. Der zweite Raubmörder, Ratajczak, hatte sich bekanntlich, ehe die Sache zur Verhandlung kam, im Gerichtsgefängnisse zu Schlimm erhängt. London, 4. September. Gestern Abend stteß der Dampfer „Princeß Alice", der mit etwa 690 Personen an Bord eine Lustfahrt nach Gravesend gemacht hatte, auf der Rückkehr von dort unweit London mit einem anderen Dampfer auf der Themse zusammen. Die „Princeß Alice" sank sofort. Der Dampfer, welcher die „Princeß Alice" niederfuhr, ist das Kohlcnschiff „Bywell Castle", welches sich auf der Fahrt nach Nordengland befand. Die ertrunkenen Passagiere der „Princeß Alice" sind meistens Frauen und Kinder. Der Kapitän und die gesammte Mannschaft sind ebenfalls ertrunken. Ein neueres Telegramm meldet: DaS Gerücht, wonach das Kohlenschiff „Bywell Castle" nach dem Zusammenstoß mit „Princeß Alice" die Reise ohne anzuhalten und Hilfe zu leisten, fortgesetzt habe, ist unbegründet. Das Kohlenschiff warf nahe der Zusammenstoßstelle Anker unv that sein Möglichstes, den Verunglückten Hilfe zu bringen. Die „Princeß Alice" hatte 700—800 Personen an Bord. Bis jetzt weiß man nur von ungefähr 100 Geretteten. London, 4. September. Wie die „Daily News" wissen wollen, erachtet die Regierung eine baldige Wiederaufnahme der Untersuchung hinsichtlich der Ermordung des Correspondentrn der „Times", Ogie, für unthunlich. — Auö Galatz, den 3. d., wird demselben Blatte gemeldet, es seien bereits 28,000 Mann russischer Truppe» eingeschifft worden. London, 6. September. „Reuter'S Bureau" verzeichnet daS Gerücht, das Parlament^soll in drei Wochen aufgelöst werden» -weil die Regierung es vortheilhafter Halle, die Wahlen nach alter, anstatt nach der neuen Wahlliste abzuhalten. . Laut Nachrichten, welche in Italien eingetroffen sind, beitätigt eS sich, daß der italienische Consul in Serajewo, Perrod, am 1. August d. I. in der NMe von Gabeke ermordet worden ist. New-Orleans, 4. September. Gestern sind hier 327 Personen am gelben Fieber erkrankt und 73 gestorben; in BickSburg starben gestern 36, in Memphis 84 Personen. Die Epidemie ist nunmehr auch in HollyspringS (Mississippi), Delhi (Louisiana) und Bröwnsville^ (Tennessee) ausgetreten. Die Bevölkerung flieht. UokaLes und Sächsisches. * Zwönitz, 6. September. Schon wieder erhielt unsere Stadt l einen unwillkommenen Besuch; nämlich heute früh in der 2. Stunde versuchten wiederum Diebe in frechster Weise in daö Schnittwaaren- geschäft der Frau Anna Große am Markt hier einzubrechen. Jedoch wurden dieselben durch zeitiges Wachwerden der in dem gen. Geschäft schlafenden Commis vertrieben, da einer derselben durch die halbge öffnete Ladenthür im Hausflur einen Schuß mit dem Revolver abgab, worauf sich die Diebe sofort aus dem Staube machten. Hierauf gingen sie nach dem unweit von hier gelegenen Stadtgute, brachen ein, nahmen einige Kleidungsstücke, wie Sommer- und Winterüber zieher, Stiefeln, 1 Gewehr u. dergl. m. mit fort. Das Gewehr wurde später wieder gefunden, wahrscheinlich war dasselbe schlecht zu transportiren. Möchte es doch einmal gelingen, dieser elenden Bande habhaft zu werden; es sind seit 6—7 Wochen nicht weniger als 4 Einbruchsdiebstähle vorgekommen. — Wie aus Bern berichtet wird, weilt augenblicklich Ihre Majestät die Königin Carola von Sachsen unter dem Inkognito einer Gräfin von Plauen mit Gefolge in der Pension Conradin zu Vulpera in Unterengadin. — Für die durch den Wirbelsturm geschädigten Bewohner von Mitteldorf bei Stollberg hat Ihre Majestät die Königin 300 Mark zu spenden geruht. — Das k. Kriegs-Ministerium nimmt Veranlassung, zur allge meinen Kenntniß zu bringen, daß jungen Leuten, welche sich dem roß ärztlichen Berufe widmen wollen, sofern sie die erforderliche wissen schaftliche Vorbildung besitzen und 1 Jahr bei der Cavalleric, Artillerie oder dem Train sich im activen Dienste befunden haben, die Möglich keit geboten ist, auf Kosten des Militärfiskus dem Studium der Tbierheilkunde an der Thierarzneischule zu Dresden obzuliegen. Die bessalls erlassenen Bestimmungen werden im „Dr. Journ." bekannt gegeben und geht u. A. aus denselben hervor, daß der Aufnahme in die Thicrarzneischule ein halbjähriger Cursus an der Lehrschmiede zu Dresden vorauszugehen hat und daß demnach die vorherige zünftige Erlernung des Schmiedehandwerks nicht erforderlich ist. Leipzig, 4. September. Es wird für Manche von Interesse sein zu erfahren. Laß eine bei der sächsischen Landeslottcrie seit langer Zeit bestandene Einrichtung von Anbeginn der gegenwärtig in der LvoSziehung begriffenen Lotterig der fortschreitenden Cultur zum,Opfer gefallen ist. Bis dahin wurden zur Ziehung der Loose aus »er-großen Trommel Waisenknaben verwendet, die^dafür seitens der Lotterie-Verwaltung und in vielen Fällen wohl auch seitens der glücklichen Gewinner eine reichlich bemessene Vergütung erhielten. Wie wir vernehmen, hat jedoch die vorgesetzte Schulbehörde an. der Fortdauer dieses Verhält nisses Anstoß genommen und den Hash der Stadt veranlaßt, die fernere Verwendung von Waisenknaben za dem gedachten Zweck zu untersagen. In Folge dessen haben sich gegenwärtig vereidete Notare der LooSziehung zu unterziehen, die dergestalt geschieht, daß sie mit einem Gefäß auS der TrommelAye Anzahl Loose schöpfen und diese alsdann zur Ver lesung brsngen. Glauchau. Die Verhandlungen gegen Klemich, Kraut und Ge noss«^ wegen des in den „Glauchauer Nachrichten" veröffentlichten SMkrlS: „Eine sinnlose Phrase" fanden am 2. und 3. September statt und wurde Klemich zu 4, Kraut 2, Schlesinger 2 und Franz 3 Monaten, wovon 2 Mon. Untersuchungshaft abzurechnen sind, und zu Tragung eines Theils der Kosten verurtheilt. Von der Anklage wegen Gotteslästerung in einer in Buchholz gehaltenen Rede wurde Klemich freigesprochen. Die Sitzungen fanden unter Ausschluß der Oeffent- für Zwönitz und^lmgegend Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz.