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Erscheint »Schenllich drei Nal and »war Dirnstag, Donnrrstag und Sonnabrnd (Vormittag). LbonnementSprei« beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prssnuworauäll. Anzeiger für Inserate werden bi« spätestens Mittag« de« vorhergehende« TageS de« Erscheinen« erbeten und di« CorpuSspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgcmcmderath zu Zwönitz. IOZ Tagesgeschichte. Berlin, 28. August. Wie bisher auS Teplitz, so kommen jetzt auS Gastein unausgesetzt die günstigsten Nachrichten über das Befinden unsere« Kaisers. ES soll bereits Bestimmung getroffen sein, daß der Monarch nach der Theilnahme an bcn Kaisermanövern des hessen nassauischen ArmeecorpS der feierlichen Enthüllung des kolossalen Reiterdenkmals, welches die Stadt Köln seinem Vater, dem König Friedrich Wilhelm IH., auf dem Heumarkte setzt, beiwohnen wird. — ES ist sehr wahrscheinlich geworden, daß der Kronprinz den Reichstag persönlich eröffnen werde. Der Justizausschuß des BnndeSraths beschäftigte sich mit der Ausarbeitung der Motive für das Sozialisten gesetz. Die „Nat.-Ztg." bekämpft die Jurisdiktion des BnndeSraths in Vereins- und Prrßangelegenheiten. — Gegenüber der Nachricht, daß Nobiling demnächst in eine Irrenanstalt gebracht werden solle, theilt die „N. A. Z." nach an kompetenter Stelle eingezogener Erkundigung mit, daß zu einer derartigen Ueberführung durchaus kein Grund vortiege. Der körperliche Ge sundheitszustand des Verwundeten habe sich, obwohl die Kopfwunde noch nicht ganz geheilt, derartig gebessert, daß er alle Nahrung mit einem nicht zu verkennenden Appetit zu sich nimmt und seit einigen Tagen unter Aufsicht von Gefängnißbeamten im Garten der Stadt voigtei Spaziergänge unternimmt. Sein Zustand ist, dem genannte» Blatte zufolge, derart, daß eine Vernehmung wohl bald möglich sein wirr. — Ein Taucher drang in den Inneren Raum des „Großen Kur fürsten" ein und fand daselbst noch mehrere Leichen vor. München. In Betreff der diesjährigen Jnspicirung bayerscher Truppen durch den Kronprinzen des deutschen Reiws sind nunmehr folgende Bestimmungen getroffen: Der Kronprinz wird von Stuttgart kommend am 5. September in Ulm eintreffen und sich von da am andern Morgen mit Benutzung der Ulm-Kemptener Eisenbahnlinie nach Rottcnburg begeben, um dem Feldmanöver der gegeneinander operirenden 1. und 2. Division beizuwohnen; Abends kehrt der Kron prinz nach Ulm zurück, um sich am anderen Morgen ebenfalls wieder mit Eisenbahnbenutzung nach Ichenhausen zu begeben, in dessen Um gebung unter dem Oberbefehl des commandirenden Generals Frhrn. v. d. Tann ein Corpsmanöver des l. ArmeecorpS slattfinbcn wird. Nach beendetem Manöver wird dann der Kronprinz am 7. September Nachmittags über Augsburg und Nürnberg nach Berlin zurückreise», wo derselbe am 8. September, also einen Tag vor der Eröffnung des Reichstages, cinlreffen wird. In München Hal ein Schneidermeister seine eigene Frau wegen Beleidigung des deutschen Kaisers tenunzirl. Italien. In Palermo sind die Blattern durch ein Schiff ans Marokko eingeschleppt worden. In Folge dessen wurde die Quarantaiue für die Häfen Italiens angeordnet. — Zn Oltana, einer kleinen, wenig über 1000 Einwohner zählenden Ortschaft in der Provinz Saffari auf Sardinien Hal am 9. d. M. eine 40 Köpfe starke Räuberbande daS Haus eines reichen Gutsbesitzers überfallen und demselben 15,000 Lire in Gold und Silber geraubt. New Nork, 28. August. Nach hier eingegangenen Nachrichten sind im Ganzen 220 neue Erkranlungöfälle am gelben Fieber und 57 Todesfälle vorgckommen. In New-Orleans wurden 80 neue Fälle konstatirt. Lokales und Sächsisches. — Ueber die diesjährigen Ernteergebnisse im Königreich Sachsen haben Gebr. Heller (DreSoen) aus dem statlgefundenen 6. internatio nalen Getreide- und Saatenmarkt in Wien folgenden Bericht erstattet: Die Ernte im Königreich Sachsen ist durch störende WitterungSein- flüff« zum Theil erheblich verspätet. Von Raps ist die Ernte quanti tativ vorzüglich zu nennen; durch den vielen Regen hat indeß die Dualität gelitten. Weizen ist im Flachland» quantitativ sehr gut; 3. Jahrg. das Naturgewichl variirt von 75 bis 79 Kilogramm per Hektoliter. Das Gebirge verzeichnet nur eine Mittelernle, die etwa» verspätet ist. Roggen ist im Flachlande quantitativ und qualitativ sehr gut. Im Gebirge ist die Ernte quantitativ gut, die Qualität aber durch Nässe weil mehr geschädigt. Gerste und Hafer werden nur eine Mittelernle liefern. Die Qualität hängt noch vom Wetter der nächsten Wochen ab, da Vieles noch im Felde steht. Kartoffeln versprechen bis jetzt eine sehr große Ernte. Dresden, 29. August. Se. Maj. der König hat sich heule Morgen in Begleitung des Generaladjutanten Generallieutenant Krug v. Nidda Ex;, und Sr. Exz. des KriegSministerS Generals der Kavallerie v. Fabrice nebst mehreren Stabsoffizieren nach Döbeln be geben, um den DivisionSmanövern der 1. Infanteriedivision Nr. 23 in der Richtung von Döbeln nach Mittweida beizuwohnen. Leivzig, 26. August. Die Benutzung der Eilzüge auf Tages« billels gegen Entnahme eines ZuschlagbilletS ist auch auf der Hinreise gestaltet. Gelegentlich der Berathung des Eisenbahnetats in der Zweiten Kammer der Stänve-Lersammlung stellte bekanntlich der Ab geordnete Abvocat Freytag aus Leipzig bei der StaatSregierung den Antrag, daß TagesbilletS nicht allein bei der Rückreise, sondern auch bei der Hinreise zum Uebergange auf einen Eil-(Courier-)Zug gegen Lösung eines ZuschlagbilletS benutzt werden können. Wie wir nun heute erfahren, ist diesem berechtigten Wunsche seitens der königl. General-Direction der sächsischen Staats-Eisenbahnen entsprochen worden und machen wir daher das reisende Publikum hierauf auf merksam. Leipzig, 28. August. Vor mehreren Monaten wurde bekanntlich der bekannte Socialist und „Handelsschuldirector" Kleinich in Dresden verhaftet, worauf unmittelbar auch die Verhaftung dreier anderer Socialisten, des Vorstandes der Glauchauer GenossenschaflSdruckerei und Stadtrathes Schlesinger, des Geschäftsführers dieser Genossen schaft, Weber Franz, und des Redacteurs der socialistischen „Glauchauer Nachrichten", RaddreherS Kraut, erfolgte. Veranlassung zu der Ver haftung Klemich'S hatte eine Reihe von Artikeln gegeben, die in den „Glauchauer Nachrichten", einem auf der niedrigsten Stufe der journalistischen Intelligenz stehenden Organe der Socialbemokratie, mit der Ueberschrifl „die sinnlose Phrase" erschienen waren und in deren Inhalt die Glauchauer Gerichtsbehörde daS Vergehen grober Gotteslästerung erblickte. Auf Grund der in der Redaction und Expedition der „Glauchauer Nachrichten" stattgefundenen Haussuch ungen und deö hierbei der Behörde in die Hände gefallenen Materiales war sodann die Verhaftung ver drei Anderen oben Genannten verfügt worden. Die Untersuchung gegen alle vier Angeklagten ist nunmehr, wie uns aus Glauchau mitgetheilt wird, soweit gefördert, daß für den 2. und 3. September die Hauptverhandlung anberaumt worden ist. Der Vorsitzende des Gerichtshofes hat die Oeffentlichkeit dabei aus geschlossen, sodaß auch Berichterstatter der Presse ausgeschlossen sind. Es sind z» diesem Beschlusse jedenfalls gute Gründe vorhanden ge wesen, man darf indeß hoffen, daß bei dem großen und allgemeinen Interesse, den der Proceß erregt, doch authentische Mittheilungen über den Verlauf des Proceffes und die dabei zu Tage geförderten Be gebenheiten an die Oeffentlichkeit dringen werden. Bekanntlich brachte die „DreSd. Volksztg." kürzlich einmal eine Miltheilung über Klemich'S Befinden, worin u. A. gesagt war, Klemich leide infolge der langen Untersuchungshaft an Hallucinationen und periodischem Irrsinn. In mit den socialvemokratischen Schach- und Winkelzügen vertrauten Kreisen betrachtete man dies allgemein als einen Pränumerando-MaSkirungS- versucv. Es wird nämlich vielfach vermnlhet, daß Klemich, der als ausgesprochener Egoist die Partei weit weniger schonen wird, wie jeder Andere, sich zu einigen pikanten Enthüllungen aus dem sächsischen Socialistenlager veranlaßt sehen dürfte, weshalb in letzterem keine ge ringe Aufregung herrschen soll, welche vermuthlich auch obige Irrsinns- und HallucinationS-Historie veranlaßt, um etwaige compromiltirende Mittheilungen Klemich'S thunlichst abzuschwächen. (Zw. W-) Sonnabend, den 31. August 1878.