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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsenuwsranlto. AMiger für Inserate werden Li« spätesten« Mittags de» vorhergehenden Lage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz nnd^lmgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 100. Sonnabend, den 24. August 1878. 3. Jahrg. Bekanntmachung, commnnliche Anlagen betreffend. Von den communlichen Anlagen ist der I V. Termin am IS. dieses Monats fällig geworden, was hierdurch mit dem Be merken bekannt gemacht wird, daß die Zahlung dieser Anlage ungesäumt zu erfolgen hat. Zwönitz, am 23. August 1878. Die Stadtcassenverwaltung. Schuricht. Tagesgeschichte. Berlin, 21. August. Prinz Friedrich Leopold, Sohn des Prinze» Friedrich Karl, zog sich gestern durch einen Sturz von der Veranda des Glienicker Jagdschlosses einen Beinbruch unterhalb des Knies zu. — Die Aussichten der Steuer«, Zoll- und Wirlhschaftspolitik de» Kanzlers im neuen Reichstage werden von der Presse einer zahlen mäßigen Berechnung unterzogen, welche, ohne absolut zutreffend zu sein, immerhin interessant ist. Fürst Bismarck soll sich vor wenigen Tagen in Kissingen einem konservativen Abgeordneten gegenüber dahin ge äußert haben, daß er für seine WirthschaflSpolilik bestimmt auf eine Majorität rechne. Die „Fr. Ztg." bemerkt dazu: „Durchmustert man die Parteien, so ist es in der That nicht unwahrscheinlich, daß der Reichskanzler in seinen Bestrebungen, mäßige Zölle auf bestimmte Artikel zu legen, von der Mehrheit des Reichstags unterstützt werden dürfte. Schon jetzt steht eS fest, daß die beiden conservativen Parteien mit 1l5 bis 120 Mitgliedern in den Reichstag eingche». Bekannt lich besteht rie deutsche Reichspartei aus lauter Schutzzöllnern, und die Deutsch-Conservativen, größtentheils Landwirthe, haben seit dec Ver brüderung der Landwirthe mit de» Industrielle« ihre FreihandelSprincipien abgeschworen und sich auch für mäßige Einführung von Eisenzöllen erklärt, in der Erwartung und Hoffnung, daß sie in den direkten Steuern, so namentlich in der Grundsteuer, Erleichterungen erfahren werden. Im Centrum sitzt ein gut Theil Schutzzöllner, deren Führer der Hauplvertreter der landwirthschaftlichen Interessen, der „westphälische Bauernkönig" Frhr. v. Schorlemer-Alst ist; hierzu gesellen sich die Gruppe Löwe, die Elsaß-Lothringer und ein nicht unbeträchtlicher Theil der Nationalliberalen, so daß allerdings die Reichsregierung für eine Aenderung der Zollpolitik im Reichstage auf eine Majorität zu rechnen haben würde. Weniger dürfte dies der Fall bei den in Aus sicht stehenden Steuerprojeeten sein, wo neben der materiellen Ent scheidung auch politische Gesichtspunkte (!) allererste» Ranges in Frage kommen." — Der „Berliner B.-Cour." meldet eine wichtige Nachricht aus Teplitz: Das Befinden des Kaisers Hal sich in dem Grade gebessert, daß er bereits selbst an die baldige Uebernahme der Regierungsge schäfte denkt, und auch seitens der Aerzte wird dem Kaiser ein er heblicher Widerstand nicht entgegengesetzt. Die Aerzte weinen nur, der größeren Vorsicht halber müsse der Kaiser sich noch eine Erholungs pause gönnen, und so wird denn die Uebernahme der Regierung nicht gerade in den nächsten Tagen oder Wochen erfolgen. Soviel gilt in- drß heute schon als sicher, daß noch im Herbst dieses Jahres die Stellvertretung des Kaisers durch den Kronprinzen ihr Ende erreicht haben wird. — Die WilhelmSspende hat in Bayern in etwa 6600 Gemeinden einen Gesammtertrag von 124,000 Mark geliefert. — Die Pflege, die dem Meuchelmörder Or. Nobiling zu Theil wird, ist eine außerordentliche. Das Zuheilen der Kopfwunde desselben wird noch lange Zeit in Anspruch nehmen, da die Wunde immer noch eitert. Vernehmungen finden jetzt nicht statt, man gewährt dem Ver brecher die größte Ruhe, damit er sich erholen kann. Jndeß trägt Nobiltog seit seinem Selbstmordversuch Handfesseln. Große Wolkenbrüche haben sich verheerend über dem Zillerthale in Tirol entladen. Man schreibt auö Zell am Ziller, das auch vielen sächsischen Touristen schon zum angenehmen Aufenthalt diente: Um Mitternacht hob sich der Wasserstand des Ziller plötzlich um 3'/» Meter über den normalen, so daß er horizontal der HauSthürschwelle des bestbekannten Gasthauses „zur Post" zu stehen kam. Sämmtliche Brücken über den Ziller, sowie die Hollenzbrücke wurden weggerissen. Bei letzterer nahm die Wildfluch auch noch drei Häuser, sowie neun Stallungen nebst einer Sägemühle mit. Im Zitlengrund verschwand das WirthShaus sammt Wirthin und zwei Kindern. In den Alpen wurden mehrere Hütten und viele Hundert Kilo Alpenprodukte weg gespült. Die Thalstraße steht gegenwärtig unter Wasser und ist theilweise zerstört. Bei Fügen wurden vier Leichname aufgefunden. Der Ziller führt massenhaft Holz. Auch eine Kirche ist demolirt, denn in Sterzing sah man einen Tabernakel, und Bestandtheile eines KirchtburmeS daherschwimmen. Serbien. Der Fürst Milan hat eine Proklamation erlassen, welche die Unabhängigkeit Serbiens und die Versetzung der Armee auf den Friedensfuß verkündigt. Amerika. Das gelbe Fieber fordert auch besonders in Grenada zahlreiche Opfer. Die Sterblichkeit ist in Zunahme, fast keine vom Fieber befallene Person erlangt die Genesung. Die Eisenbahnen und Dampfschiffe sind von der flüchtenden Bevölkerung gefüllt. Zahlreiche Aerzte, Krankenpflegerinnen, Lebensmittel und Medikamente sind ab- gegangen. Uokales und Sächsisches. — Die neugewählten sächsischen Reichstagsabgeordneten theilen sich ihrer Beruföstellung nach folgendermaßen ein: 3 Rittergutsbe sitzer, ein Rittergutspachter, 3 Industrielle, 2 Gewerbetreibende, 3 Advokaten, 1 Nationalökonom, 1 aktiver Bürgermeister, 1 Bürger meister a. D., 1 evangelisch.lutherischer Geistlicher, 1 Professor der Landwirlhschaft, 1 Generalstaatsanwalt, 1 AmtShauptmann, 4 besol dete, namentlich im Dienste der Presse stehende Beamte der socia- listischen Partei. Von den Letztgenannten werden zwei (Vahlteich und Kayser), da sie längere Haftstrafen zu verbüßen haben, der ersten Session des Reichstages wohl kaum beiwohnen können. — Bei der gelegentlich des deutschen Bäcker-CongresseS in Leipzig statlgefundenen Ausstellung sind nachstehende Aussteller mit ersten Preisen bedacht worden: Max Ketterer-Reudnitz, E. F. Fuchs- Berlin, F. Herbst u. Co.-Halle a. S., K. Kästner-Leipzig, F. Brünning- Halle a. S., W. Felscht-Ltipzig, Gebr. Fischer-Apoloa, Fr. Müller- Leer, C. W. Seyffert-Leipzig, Rob. Stuwe-Dreöden, B. Naumann- DreSden, R. Hundhausen-Hamm, A. Schmidt-Müllrose, F. Bienert- Plauen bei Dresden, G. Dietze-Eilenburg, A. Scherpe-Leipzig, C. Mäusezahl-Leipzig, I. Wehrde-Leipzig, E. Boltze-Leipzig, A. Fritzsche- Leipzig, R. Friebrich-DreSden, R. Thümmel-Leipzig. E. Wachtel- Frankfurt a. M., A. Pötzsch-Leipzig, H. R. Meyer u. Söhne-Norden und Schöppe u. Fallgatter-Leipzig. — Bei Gelegenheit des 4. Deutschen Fleischer-CongresseS, welcher vom 6. bis 9. d. M. in Hamburg stattfand, erhielt Herr Emil Leinert in Dresden für Maschinen, Werkzeuge und Geräthe zum Betriebe der Fleischerei und Wurstfabrikation wiederum den ersten Preis, die große silberne Medaille. Auch bei den Besuchern der Aus stellung fanden die Gegenstände solchen Beifall, daß der größte Theil der sehr zahlreich ausgestellten Fabrikate dort verkauft worden ist. Dresden. Am Montag hat sich ein hiesiger 23jahriger Commis, der in einem Neustädter Grossogeschäft in Stellung war, vergiftet. Der junge Mann war am gedachten Tage von seinem Prinzipal wegen nicht ganz ordnungsgemäßer Buchführung zur Rede gesetzt worden, hatte darauf da» Geschäft verlassen und sich in eine Restauration an der Kaiserstraße begeben. Hier ließ er sich ein Glas Wasser geben, in welches er ein weißes Pulver mischte. Dem Restaurateur, dem