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Tharandt, 19. August. Am Sonnabend Nachmittag ereignete sich ein trauriger Fall für den schon seit einigen Jahren hier lebenden Privatier M. Seine an Schwermuth leidende Ehegattin in höheren Jahren schnitt sich, während ihr Mann seine gewöhnliche Mittagsruhe hielt, die Halsader durch und fand sie ihr erschrockener Gälte auf dem Stuhle, vor dem Spiegel sitzend, todt vor. UebrigenS lebte dieses ältere Ehepaar in pekuniär guten Verhältnissen und im besten Einvernehmen. Zu der Versammlung des Kongresses der sächsischen Gewerbe- vereine in Pirna, welche am Sonntage im festlich geschmückten Saale des ForsthauseS staltfand, hatten sich bis Abends 6 Uhr bereits 3t Theilnehmer, welche 23 Vereine vertreten, eingefunden. Nach den üblichen Begrüßungen schritt man zur Wahl des Präsidiums. Ein- stimmig entschied man sich für Herrn Landtagsabgeordnelen Kaufmann Walter als ersten Vorsitzenden, für Herrn Hanitzsch (Vorstand des Pirnaer Vereins) und für Herrn Geyer (Vorstand deö Bantzner Vereins) als dessen Stellvertreter. Als Sekretäre werden fungiren Herr Lehrer Wolfram (Pirna), Herr Stadlsekrelär Kunath (Großenhain) und Herr Schuldirektor Holzmüller (Oschatz). Ein Konzert der dortigen Militärkapelle vereinigte die Gäste mit den Angehörigen des Pirnaer Gewerbevereinö bis in die späten Stunden des schönen Abends. Aus Roßwein meldet man unlerm 17. d.: In der lctztverflossenen Nacht brach in der Scheune des Kießling'schen Gutes in Ullrichsberg ein Schadenfeuer aus, durch welches die Scheune nebst den Seitenge bäuden ein Raub der Flammen wurden. Lichtenstein, 19. August. Am Sonnabend Vormittag schoß der Handarbeiter und Flurwächter Carl Wilhelm Barth hier in seiner Wohnung in einem Hause an der Kirchgasse auf seine Frau, ohne zu treffen. Derselbe wurde sofort verhaftet. Die Beweggründe der ver werflichen Tbat sind noch nicht bekannt geworden. Frauenstein. In hiesiger Umgegend macht gegenwärtig das Erbgericht zu Hermsdorf, das dem Apotheker Velgncr aus Frauen stein gehört und von demselben bewohnt wird, viel von sich reden. In dem bezeichneten Gerichte hat es nämlich vom 13. August Mittags halb 12 Uhr bis zum 16. August früh nicht weniger als fünf Mal gebrannt. DaS erste Mal brach das Feuer in einem Seitengebäude aus, in welchem größere Quantitäten Heu und Stroh lagerten. Die sofort herbeigecilten Nachbarn löschten den Brand glücklich und stellten die Nacht hindurch Wachen aus, welche erst am anderen Morgen gegen 6 Uhr abzogen. Kaum aber hauen sich die Männer entfernt, als das Feuer in demselben Gebäude abermals aufloderte und eS diesmal in Asche legte. Zu Mittag um 12 Uhr brannte es im Wohngebäude in der sogenannten Knechtekammer und Nachmittag 4 Uhr abermals in einer andern Kammer. Am 15. August blieb Ruhe, weil Wachen ausgestellt waren, als aber letztere am 16. August früh sich entfernt batten, brannte eS von V«7 Uhr ab im Kellerhaus. Auch dieser Brand wurde gelöscht. Hoffentlich gelingt eS, den Brandstifter zu ermitteln. Aus Grünbach bei Falkenstein schreibt man dem „V. Anz.", daß daselbst Sonnabend den 17. August Vormittag die ersten kleinen Schneeflocken gesehen worden seien. Es ist dort noch kein Halm Ge treide abgemäht. In Zittau wurde am Abend des 17. das Bahnwärterhäuschen am Steinbruch beim Schülerthal ein Raub der Flammen. Die Zittauer Feuerwehr war dabei in Thätigkeit. Ucber die Entstehung kursirt das Gerücht, daß durch Flugfeuer der Lokomotive ein am offenen Fenster siegendes Kinderbett in Brand gesetzt worden sei. Die Flammen hatten das obere Stockwerk bereits verwüstet, ohne daß die im Erdgeschoß befindlichen Bewohner eine Ahnung von dem Unglück hatten. Die Bahnwärterfamilie wohnte übrigens bereits über 25 Jahre in diesem Häuschen. Am Sonntag Morgen wurde in der Nähe der Station Coswig durch den 4 Uhr 15 Minuten von Dresden nach Leipzig verkehrenden Kourierzug ein Mädchen überfahren und gelödtet. Die Unglückliche, welche anscheinend selbst den Tod gesucht, wurde als die Tochter des Gutsbesitzers Klemm in Coswig rekognoszirt. Familienzerwürfnisse sollen die Unglückliche zu diesem verzweifelten Schritt getrieben haben. Schönau, 19. August. Bei der Stichwahl im hiesigen 7. Liegnitzer Wahlkreis wurde vr. v. Bunsen (uat.-lib.) gewählt. Die Hanptsche -er deutschen Senat-Demokratie. Abgegebene Social. M - - , - „ Stimmen Stimmen in Tausenden. 1) Glauchau . ., 20,2 11,6 2) Stollberg 15,0 7,9 3) Berlin IV 40,6 20,2 4) Hamburg II 25,7 12,5 5) Reichenbach (Sachsen) .... 14,2 7,0 6) Dresden (r.) 15,5 7,4 7) Dresden (l.) 21,0 9,9 8) Altona . 25,1 11,7 9) Zwickau 21,7 10,1 Soc. St. in pCt. 57 53 50 49 49 48 47 47 47 Wahlkreise. Social. 20) 2I) 22) 23) 24) Berlin VI. Tharandt Breslau O. Borna . Breslau W 10) Leipzig (Land) 11) Hamburg I. . 12) Döbeln . . . 13) Nürnberg . . 14) Freiberg . . IS) Reuß ä. L. 16) Chemnitz . . 17) Mittweida . . 18) Elberfeld-Barmen 19) Zschopau . . oder Auf dunklen Wegen Roman von Ed. Wagner. 25) Magdeburg 26) Meißen 27) Kiel 28) Berlin III 29) Hamburg III 30) Offenbach 31) Bremen 32) Glückstadt-Ottensen . . . 33) Annaberg 34) Plauen 35) Leipzig (Stadt) .... 36) Solingen 37) Hanau 38) Hmmover 39) Berlin II 40) Zittau 41) Dithmarschen 42) Berlin V 43) Weißenfels 44) Gotha 45) Frankfurt a. M 46) Stuttgart 47) Lübeck 48) Altenburg 49) Teltow 50) Sorau 51) Mainz 52) Reichenbach (Schlesien) . . 53) Mannheim 54) Berlin I 55) München I 56) München II In Braunschweig I. hat der Socialdemokrat 6600 Stimmen er halten. In 57 Wahlkreisen allein hat also die Socialdemokratie 358,000 Stimmen auf ihre Candidaten vereinigt. Außerdem beziffern sich, wie der „Vorwärts", dem wir diese Statistik entnehmen, hervor hebt, noch in Dutzenden von Wahlkreise» die socialistischen Stimmen nach Tausenden (z. B. in Dortmund, Halberstadt, Würzburg, Cottbus, Frankfurt a. O., Brandenburg, Gera, Köln, Königsberg u. s. w.). Stimmen Stimmen Soc. St. in pCt. 1N Tausenden. 24,7 11,3 46 23,8 10,5 45 11.4 5,0 44 24,0 10,2 43 14,4 6.1 42 7,4 3,1 42 23,7 9,9 42 14,5 6.0 41 27,9 11,4 41 11,4 4,7 41 38,6 15,7 40 13,1 5,0 38 18,0 6,6 37 13,9 5,0 36 18,9 6,3 35 19,3 6,3 33 12,6 4,0 32 22,2 7,2 32 21,4 6,9 32 21,7 6,7 31 18,3 5,6 31 20,4 6,3 31 18,4 5,5 30 7,8 2,4 30 12,5 3,7 30 20,2 5,8 29 17,6 5,1 29 18,5 5,4 29 24,7 6,6 27 27,3 7,6 27 7,8 1.9 24 13,9 3,2 23 15,8 3,6 23 10,1 2,1 23 16,3 3.S 21 19,3 4,1 21 19,2 4,1 21 7,6 1,6 21 18,5 3,7 20 24,0 4,8 20 13,7 2,5 18 18,4 3,3 18 16,7 2,9 17 15,1 2,4 16 14,3 2,1 15 14,0 2,0 14 24,6 3,3 13 (Fortsetzung.) „Sie haben unser Geheimuiß ausfindig gemacht," fuhr der Haupt mann fort. „Sie wissen den Weg zu unserm Versteck. Wären Sie ein Mann, würde ich Sie niederschießen auf der Stelle, wo Sie stehen. Eine solche Kennlniß, wie Sie dieselbe erlangt haben, ist ge fährlich für Sie. Ihre Sympathie für die Gefangenen bringt Sie in größeres Ungemach, als dasjenige ist, aus welchem Sie jene befreien wollten." Das Mädchen wagte zu lächeln, — eS war ein bezauberndes, furchtloses Lächeln. „Sie werden mir nichts zu Leide thun, Spiribion,'' sagte sie mit Ueberzeugung. „Sie wissen, daß ich Sie nicht verrathe. Sie können nicht vergessen haben, daß ich Sie vor einem Jahre in einem sumpfigen Thale fand, wo Sie im Gebüsch mit gebrochenem Bein lagen, unfähig, sich zu bewegen. Sie hatte» Stunden lang dort gelegen und waren fast bewußtlos. Sie gaben sich einen falschen Namen. Ich ging nach Hause und holte Diener, welche Sie in unser Haus brachten. Sie wurden gepflegt während einer langen und schrecklichen Krankheit. In Ihren Fieberphanlasien verriethen Sie Ihre Identität? Es war ein Preis auf Ihr Haupt gesetzt, — eine große Belohnung war anSge- boteu für denjenigen, der Sie auslieferte, todt oder lebendig. Sie