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Erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS betrügt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prseouruvr»n<1o. AMIM für Inserate werden bi« spätesten« Mittags de» vorhergehenden Tages de» Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeite mit 16 Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zn Zwönitz. 96. Aomurlleg, de» 15. August 1878. Tagesgeschichte. Berlin, l2. August. Der „Reichs-Anzeiger" publicirt die von dem Kronprinzen im Auftrag des Kaisers erlassene Beiordnung aus Homburg vom 9. August, welche den Reichstag für den 9. September nach Berlin einbernft. Frankfurt a. M., II. Angust. Das Gesellschaftshaus im Palmengarteu ist in der vergangenen Nacht abgebrannt. Das Palmen- Haus selbst wurde gerettet. Wien, 12. August. Die „Pol. Korresp." meldet aus Konstanti nopel, Lobanoff soll eine Note überreicht haben, welche die gänzliche Zurückziehung der Russe» vor Konstantinopel erst nach der vollstän digen Durchführung des Berliner Vertrages, die die griechische Frage betreffenden Stipulationen inbegriffen, in Aussicht stellt. Tcplitz, 12. August. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm machte gestern nach dem Diner mit den großherzoglich badischen Herrschaften einen Ausflug nach dem Försterhause „Schweißjäger" bei Eichwald. Kaiser Wilhelm, welcher von dem Wege sehr befriedigt war, sprach die Absicht aus, mehrere solcher Waldpartien zu unternehmen. Um 8 Uhr Abends trafen der Kaiser und die großherzoglich badischen Herr schaften wieder in Teplih ein. — Geheimer Nath Or. v. Langenbeck, welcher sich über den Verlauf der Cur Sr. Majestät sehr befriedigt äußerte, wird Teplitz heute Abend wieder verlassen. Bukarest, 12. August. Der Tag der Uebergabe Bessarabiens und der Uebernahme der Dobrudscha ist noch nicht festgesetzt. Die Dobrudscha soll eine vollständig apparle Verwaltung unter Jean Ghika erhalten. — Weiter meldet die „Pol. Korresp." ans Knin, auch in Lirno habe eine Erhebung der mohammedanischen Fanatiker staltgefunden, der türkische Militärkommandant sei getödtet, die Truppen seien mit den Nevoltanten vereinigt in der Richtung nach Skoplie ab gezogen, nachdem sie zuvor mehrere Christen eingekerkert hätten. Odessa, 12. August. Auf dem Torpedokulter „Sulina", welcher sich zur bevorstehenden Revue nach Nikalajew begab, erfolgte eine Kesselexplosion, wobei 5 Maschinisten nnd 2 Subalterne ihr Leben verloren. Die Leichen sind nicht aufznsinde», von der ganzen Mann schaft wurden 27 Mann gerettet. Aus der Türkei kommt die Nachricht, die Pforte habe sich ent schlossen, Kreta die weitgehendsten Zugeständnisse zn machen, die Forderungen Griechenlands aber abzulehnen, weil dieselben ungerecht fertigt seien. Man wird indessen gut thun, dieser Meldung nicht unbedingte» Glauben z» scheuten; denn abgesehen von ihrer innerlichen Wahrscheinlichkeit steht sie doch mit einer aus Konstantinopel einlaufenden Depesche in Widerspruch, derzusolge die griechische Angelegenheit noch in der Schwebe sei, weil das betreffende Mkinorandnm noch nicht durchberathen ist. Die hochwichtige Nachricht, daß der Sultan sich in einem Briefe an die Königin Viktoria gewendet habe, nm ihre Inter vention beim Kaiser von Oesterreich in der OkknpationSirage anzurufen, wird heute bestätigt. Nach der „Pol. Korr." erwartete der Sultan Abdul Hamid von der Intervention der Königin von England nichts Geringeres, als die österreichische Okkupation Bosniens aufzuhalten. Indessen hat die fragliche türkische Insinuation von „maßgeblicher englischer Seite" eine den Berliner Kongreßbeschlüssen entsprechende Zurückweisung erfahren. Zur Lage der Dinge im Orient ist zn bemerken, daß für die Unhallbarkeit der bisherigen Zustände im osmanischen Reiche immer neue Beweise geliefert werde«. Zunächst zeigt sich dies bei der österreichischen Occupatio» Bosniens, die weit eher als eine durch regelrechte Kämpfe erzielte Besitzergreifung erscheint; denn die Be richte über die erfolgten Zusammenstöße sind veritable Schlachten- bulletinS mit Aufzählung von Todten, Verwundeten, Gefangenen und erbeuteten Kanone» und Fahnen, und bestätigen, daß reguläre türkische Truppen, ganze Bataillone RedifS (Reserve) mit kämpften, hinsichtlich deren sich heransgestellt haben soll, daß sie nicht einmal bosnischer oder etwa noch albanesischer, sondern anatolischer und arabischer Ab- unft sind. Wenn die Regierung der Türkei diese Truppen nicht von z. Jahrg. der Betheilignng am Widerstande abhalten konnte, so ist dies ziemlich eben so schlimm, als wenn sie dies nicht wollte. Ganz dasselbe gilt über die türkischen Greuelthaten in Thessalien, worüber der „Pol. Corresp." unter dem 28. Juli aus Salonichi geschrieben wird: „Von dem Fanatismus des türkischen Pöbels in den an Griechenland angrenzende» Landesiheilen kann man sich keine Vorstellung machen. Die christlichen Ortschaften Thessaliens werden im wahren Sinne des Wortes von der Erde weggefegt. Offenbar denken die Türken, daß, wenn sie das Land wirklich verlassen sollen, sie es vorher in eine Wüste verwandeln wollen. Da das türkische Land, welches Griechenland ab getreten werden soll, gründlich entvölkert werden muß, wie die Türken sagen, so werden die christlichen Bewohner wie die Schafe hinge schlachtet. Die türkischen Behörden sind diesen Vorgängen gegenüber nicht so machtlos, als man glauben sollte; ein energisches Einschreiten derselben hätte Alles verhindern können, und noch heute wären sie im Stande, dem Fanatismus Einhalt zu thun. Aber sie verhalten sich Allem gegenüber passiv und gleichgültig, nur um die griechische Be völkerung einzuschüchtern und die Christen zu veranlassen, die von ge heimen Agenten der Pforte colportirten Petitionen um Belassung der Grenzdistrikle unter türkischer Herrschaft zu unterschreiben. ES gehört eine große Kurzsichtigkeit dazu, zu glauben, daß Europa den auf solche Art zu Stande gekommenen Petitionen irgend welchen Werth beimessen werde. Seit einer Reihe von Tagen verheeren Feuersbrünste die schönsten und fruchtbarsten Orte Thessaliens. Wenn dem kein Ein halt geschieht, wird das Land bald die von den Türken gewünschte Wüste sein. Neben den Bränden sind aber Mord und Plünderung au der Tagesordnung. Schaarenweise ziehen die wilden und zügel losen Horden der Baschibozuks und ZeibekS von Dorf zu Dorf, um sich auf eigene Faust für den Entgang des versprochenen SolbcS be zahlt zu machen. Unbewaffnete, ruhige Bewohner, Frauen und Kinder, fallen ihrer Mord- und Plünderungswuth zum Opfer. Allen voran hat der griechische Consul seine Regierung bestimmt, die Aufmerksam keit der europäischen Regierungen auf diese Greuelthaten zu lenken und deren Einflußnahme zu erbitten. Die türkische Regierung hat wohl den Vertretern der Mächte in Konstantinopel versichert, daß sie nicht nur allen diesen Ereignissen vollkommen fremd ist, sondern auch alle Anstalten getroffen hat, um den erwähnten Excessen zu begegnen. Man weiß ja aber seit Jahren, was man von den Versprechungen der türkischen Minister zu halten hat; sie sagen in einem Athen ener gische Maßregeln zu, während sie gleichzeitig ihre Organe zur fort gesetzten Unihätigkeit ermulhigen. So war es stets,, so ist eS, so wird es immer sein, so lauge ein Türke auf europäischem Boden weilt." Lokales und Sächsisches. — Das „CH. Tgbl." schreibt: Unser Erzgebirge ist sicher ebenso reich an landschaftlichen Schönheiten, als das vielbesuchte Thüringen und es sind deshalb die ErzgebirgSvereine, die sich hier und da gebildet haben nnd deren einer sicher auch noch in Chemnitz entstehen wird, mit Freuden zu begrüßen, weil sie wohl hauptsächlich den Zweck ver folgen, die Touristen auf die Reize des Erzgebirges aufmerksam zu machen. Es giebt vergessene oder aus der Mode gekommene Punkte, die auf diese Weise vielleicht wieder zugänglich gemacht werden. So befindet sich in nicht zu großer Entfernung von Chemnitz, nämlich 20 Minuten vom Bahnhof Zwönitz entfernt, daö Bad zum guten Brunnen. Man hat über dasselbe bis zu Anfang des 16. Jahrhunderts reichende Nachrichten, die viel vom ausgebreileten, günstigen Renommo des BadeS in früheren Jahren erzählen. Es soll- jetzt nur noch von nahe Wohnenden, aber immerhin noch mit Erfolg besucht werden. Dieses Bad besitzt auf dem dazu gehörigen Areal mehrere sehr wasserreiche Quellen nnd einen zur Golvfischzucht benutzten Teich und hat eine für unsere Umgebung sehr ansehnliche Höhenlage von ca. 600 m. Das Bad ist von dem als Aussichtspunkt bekannten Katzstrlne (ca. 700 m) eine halbe Stunde entfernt und liegt am Rande der Waldungen, die