Volltext Seite (XML)
Bereinigte Staaten. Im nordamerikanischen Staate Virginien ist die Prügelstrafe wieder eingeführt worden, und zwar sollen die „kleinen Diebe- am Schandpfahl auSgepeitscht werden. Vokales und Sächsisches. * Zwönitz. In der am 11. d. M. abgehaltenen Generalver sammlung de« Militär-Vcteranen-Vereins wurde an Stelle des als Vorstand und Mitglied freiwillig ausgeschiedenen Herrn Steuerein nehmers Strinltz Herr Tischler Otto Richter an dessen Stelle gewählt und dürfte durch ihn der Verein einen tüchtigen Vorstand erhalten haben. — Ebenso wurde beschlossen, das im Rathhause befindliche Gastzimmer in Zukunft als Vereinslocal zu benutzen und die dem Vereine gehörigen Bilder wie Embleme deshalb i» ihm anzubringen, auch das Bereinsblatt, den Kamerad, daselbst zur Benutzung der Mil- glieder auszulegen. — Die Feuerwehren Sachsens üben jetzt ein vom Landes ausschuß der sächsischen Feuerwehren auSgearbeileleS neues einheitliches Exercier-Neglement ein. Als Principien für dieses Reglement sind aufgestellt worden: Da die Feuerwehren eine gewisse militärische Aus bildung besitzen müssen, wenn sie sich günstige Resultate für ihren Dienst sichern wollen, da sie ferner meist als unif^rmirte Corps auf- treten, endlich auch nicht nur viele junge Leute aufnehmen, die später Soldaten werden, sonder» auch einen großen Theil gedienter Soldaten zu den Ihrigen zählen, so erscheint es nothwendig, die militärischen Exercitien nach dem Reglement des deutschen Heeres auszuführen, die Aufstellung der Feuerwehren aber stets in 2 Gliedern zu bewerk stelligen, weil diese Zweitheilung durch das ganze Feuerlöschwesen nothwendig wird. Ferner, da die Feuerwehren meist freiwillig sind und demgemäß ihren Lebenslauf nicht vernachlässigen dürfen, da ferner die Uebungen, wie sie der Kampf gegen das Feuer verlangt, ziemlich umfangreich und verschiedenartig sind, so ist es nothwendig, die Ueb ungen so einfach zu gestalten, als ohne Schädigung der Tüchtigkeit des Corps möglich ist. (Dasselbe dürfte auch von der Schützengilke sehr zu beherzigen sein, da ihr als Corporation das Privilegium „Waffen zu tragen" zu Theil ist, auch demnach sie zunächst darauf zu achten hat, daß ein gewisser militärischer Takt in ihr herrsche! Die Ned.) Dresden, 9. August. Bei heutiger Stichwahl hat v. Friesen 10,697, Bebel 11,6t8 Stimmen erhalten und ist letzterer somit ge wählt. Zur Orientirung über die Ursachen dieses Ergebnisses dürste vielleicht Folgendes dienen: Bei letzter Wahl am 30. Juli erhielten Bebel (Sccialist) v. Friesen (Conservativ) Walter (Fortschritt) 9885 St. 7266 St. 54IO St. Es hat demnach der Socialist 1733, der Conservative 3431 Stimmen mehr erhalten, was zusammen 5164 Stimmen, oder 246 Weniger ausmacht als die früher für Walther abgegebenen 5410 fortschrittlichen Stimmen. Angenommen nun, daß der Zuwachs für Bebel (1733) nur aus Socialisten bestanden hätte, was höchst un wahrscheinlich ist, oder daß auch Conservative nicht wiedergewählt oder anders gestimmt hätten, was doch nur in sehr geringem Maaße vor ausgesetzt werden könnte, so hat nach Lage der Sache von den Wäh lern Walters ein guter Theil (1733-f-246) sich der Wahl enthalten oder für Bebel gestimmt, in jedem Falle aber den Socialisten zum Siege verhalfen. Dresden. Behufs der diesjährigen CorpSübungen im Zschopau- thale (Mittweioa, Hainichen rc.) rücken von der hiesigen Garnison nächsten Dienstag das Schützenregiment, am 20. d. M. das 1. Feld artillerieregiment und am 22. Aug. das 1. und 2. Grenakicrregiment in die Kantonnements ab. Die Rückkehr der beiden Grenavierregi« meuter erfolgt am 5., die des 1. Feldarlillerieregiments am 7. Sep tember. Ein Steuerbcamter in Dresden hat in vergangener Woche durch das Tragen einer neuen, mit anilinrothem Futter gefütterleu Dienst mütze einen sehr bösen Ausschlag am Kopfe und selbst weiße Haare bekommen. Auf erfolgte Anzeigeerstattung hierüber bei der Wohlfahrts- Polizei hat die letztere bei dem Verkäufer dieser Mütze nach ferner weiten dergleichen anscheinend gesundheitSgefährlichen Mützenfntler- Vorräthen recherchirt und hierbei 39 Mützen, sowie 30 Meter Stoss vorläufig und bis zum Attstrag der sofort veranlaßten chemischen Untersuchung der letzteren in Beschlag genommen. Dresden, 9. August. Der aus Leipzig nach der gestern bereits gemeldeten Ermordung des dortigen Kaufmanns KeSkari flüchtig ge wordene Sohn deS Ermordeten Hal sich am gestrigen Nachmittag in einem hiesigen Hotel der Neustadt vermittelst eines Pistolenschusses selbst zu entleiben versucht, sich hierbei jedoch nicht lebensgefährlich verwundet und ist nach erfolgter Verhaftung bereits heute auf Rekla mation des Leipziger Gerichts, als jenes Mordes dringend verdächtig, dorthin abgeliefert worden. Leipzig, 10. August. Gestern Nachmittag Vr6 Uhr traf KeSkari jun. in Begleitung zweier Beamter des hiesigen Bezirksgerichts von Dresden hier ein und wurde in einer bereit gehaltenen Droschke nach dem BezirkSgerichtsgefängnisse gebracht. Seine Verletzung scheint dem- nach ia der That unbedeutend zu sein. Wie Augenzeugen versichern, ist ihm das Einsteigen in die Droschke schwer geworden; dies wird wohl aber weniger seiner Wunde, als dem Umstand beizumefsen sein, das die eine Hand an den Leib angeschlossen gewesen sein soll. — Gestern machte ein junger Kaufmann von 20 Jahren im Rosenthale drei verunglückte Versuche, sich das Leben zu nehmen. Zuerst schoß er sich eine Kugel in den Mund, dieselbe verletzte nur leicht den Oberkiefer. Nun stürzte er sich in den Fluß, kroch aber wieder am Ufer hinauf und stach sich nun mit einem Messer in die linke Brust seile und in die linke Hand. So fanden ihn Spaziergänger; man brachte ihn nach dem Krankenhause, welches er, da er nur leicht ver letzt ist, bald körperlich und hoffentlich auch gemüthlich geheilt wieder verlassen wird. In den Tagen vom 18. bis 20. d. findet in Leipzig der dritte ordentliche VerbanvStag der gewerblreibenden Bäckermeister Deutsch lands, „Germania" statt, verbunden mit einer großen Ausstellung von Maschinen, Geräthschaflen, Bedarfsartikeln und Erzeugnissen der Bäckerei, Conditorei und Pfefferküchlerei. Zwickau, 9. August. Nachdem die Muldenlhaleisenbahn von dem Staate angekauft worden ist, hat das Finanzministerium die Leitung des Betriebes dieser Bahn von dem 1. dieses Monats an der Generaldireclion der Staatseisenbahnen übertragen. Zwickau, 9. August. In der vergangenen Nacht hat sich in einem Kohlenwerke in Oberbohndorf der 18jährige Bergarbeiter Hermann Wiedemann von hier, in der Absicht, sich das Leben zu nehmen, in den Schacht gestürzt und hat seinen Tod gefunden. Ueber die Ursachen dieses Selbstmordes, welchem in verhältnißmäßig kurzer Zeit drei ganz gleichartig ansgeführte Selbstentleibungen in hiesiger Umgegend vorausgegangen waren, ist etwas nicht zu ermitteln gewesen. Zwickau, 10. August. Im ersten Schachte der Bürgergewerk schaft hier verunglückte in den heutigen frühen Morgenstunden der Fördermann Wilhelm Dietzsch aus Oberplanitz dadurch, daß er auf dem Bremsberge von einem Förderhunte erfaßt und von diesem ge schleift wurde. Er erlitt hierbei mehrere schwere Verletzungen, in deren Folge er im Kreiskrankenstifte, wohin er gebracht worden war, nach wenigen Stunden verstarb. Der Verunglückte war 31 Jahre alt, verheirathet und kinderlos. Zittau. Ein furchtbares Gewitter, welches sich am 7. August Abends über hiesige Gegend entlud und von wolkenbruchartigem Regen begleitet war, so daß die unteren Straßen der Stadt überfluthet wurden, ist auch auf den Eisenbahnverkehr nicht ohne Einfluß geblieben. Die Abfahrt des Zuges 9,g« nach Görlitz mußte wegen Unterwaschung einer Weiche bis 100» Uhr verzögert werden. Einen noch schlimmeren Aufenthalt hatte dieser Zug in Hirschfelde. Das Unweiter hatte an dem Eisenbahndamme zwischen Hirschfelde und Ostritz Beschädigungen bcrbeigcfübrt, welche die Weiterfahrt deS Görlitzcr ZugcS von dort erst Nachts 2 Uhr möglich erscheinen ließen. Am 6.l d. M. brach in dem sogenannten MarkuSschachte des dem Ortsrichter Rönsch in Königshain bei Zittau gehörigen Kohlen werkes Feuer aus und ist in Folge dessen das darüber befindliche Schacht- und Durchwurfsschuppengebäude, sowie eine Menge Kohlen ein Raub der Flammen geworden. Man vermuthet, daß der Brand durch unvorsichtiges Feuern bei schlagenden Wettern im Schachte ent standen ist. Einem Schwindler aus Böhmen, der in Meißelt und Umgegend unächte Ringe für golvne verkauft und auch bei Pfandleihern ver pfändet hat, ist die dortige städtische Schutzmannschafl auf die Spur gekommen und bat ihn verhaftet. Unter den Briefen aus dem Brief kasten am Rathhause fand man im Postamle eine Marschroute, deren sich ein wegen Bettelns in Riesa bestrafter und in seine Heimath nach Schlesien gewiesener junger Handarbeiter entledigt und da hinein gesteckt hatte. Oederan, 7. Aug. Am Sonntag Nachmittag haben 3 Schul jungen aus Thiemendorf mehrere Steine auf die Eisenbahnschienen zwischen Thiemendorf und Oederan gelegt, nm dadurch das Entgleisen der von Oederan kommenden, rückwärts fahrenden Vorspannmaschine des 2 Uhr-Zngs (nach Dresden) h-rbeizuführen. Glücklicherweise wurde dieser Frevel vereitelt, die Maschine fuhr ohne zu entgleisen über drei dieser Steine weg und wurde dann sofort zum Stehen ge bracht, wobei der mitfahrcnve Herr Bahnmeister Pilz ans Falkenau hinter der Brückenbösckung zwei Jungen liegen sah; sofort wurden riese festgehalten und gestanden dann auch, daß ein Dritter die Steine auf ibr Geheiß auf die Schienen gelegt habe. Dir Jungen im Alter von 13 Jahren werden einer exemplarischen Bestrafung nicht entgehen. Ulera oder Auf dunklen Wegen. Roman von Ed. Wagner. 1. Kapitel. Unter griechischen Banditen. Griechenland mit seinen Nalurschönheiten und zahlreich»» Denk mälern hoher Kultur, auf deren Spitze «ine durch innere Zerwürfnisse und fremde Einflüsse heruntergekommene Nation einst stand, ist eins der Hauptziele englischer Touristen, und die Gefahren, welche das Reisen in diesem Lande durch das Räuberunwesen, welche- hier, wie