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auSzubessern. Dabei machte einer der Arbeiter einen recht wertvollen Fund. Beim AuSschlemmen einer Straßenschleuse fand derselbe näm lich 1 goldene Remontotruhr mit starker, langer, goldener Paozerkette. Die Uhr scheint von den Erd- und Wassermassen mit dorthin ge schwemmt worden zu sein. Der Eigenthümer de« wertvollen Fundes ist Herr Gutsbesitzer Drescher aus Pöhla», welchem die Uhr mit Kette am 8. Oktober 1876 gestohlen wurde. Jedenfalls hat der Dieb die Uhr und Kette unweit des Feldschlößchens, wo sie auch jetzt ge funden worven ist, auf dem Felde verscharrt, hat sie entweder selbst nicht wieder gefunden, oder auch auö einem anderen Grunde nicht an sich bringen können, bis sie jetzt durch den Wolkenbruch on das Tageslicht und nach dem jetzigen Fundort geführt wurde. Seiner Zeit hatte der Berlustträger der Herbeischaffung der Uhr eine ziemlich bedeutende Belohnung gesetzt, die jetzt vermuthlich dem ehrlichen Arbeiter zu Gute kommen wird. Am 6. d. M. ertrank in Chemnitz beim Baden (in der Nähe der Scheibe) ein junger Mensch, Namens Uhle aus Schloßchemnih. Derselbe hatte sich, ohne schwimmen zu können, zuweit vom Ufer entfernt. Dieser Tage kam in Großenhain ein Armenhausbewohner, der früher 12 Jahre lang Todtengräber war und von seiner Frau schon lange getrennt lebte, zur Stadtbehörde und verlangte, dem Bürger meister vorgestcllt zu werden. Als ihm dies bewilligt war, machte er das Verlangen geltend, unter allen Umständen aus dem Armen hause entlassen zu werden. Da ihm dies wiederholt verweigert und er zugleich darauf aufmerksam gemacht wurde, daß er von seiner Frau, die sich jetzt redlich nähre, keinesfalls ausgenommen werde und ein anderes Unterkommen ihm nicht zur Verfügung stehe, äußerle er: „Aber ich muß aus dem Armenhause und wenn ich in das Zucht haus komme, so muß meine Frau auch mit." Daraufhin legte er ein offenes Geständniß ab, das dahin ging, daß er während seiner Thäligkeit als Todtengräber mit seiner Krau mehrere Leichen in den Gräbern beraubt habe. Er wurde sofort, Tags darauf auch seine Frau verhaftet. Die eingeleilete Untersuchung wird hoffentlich klar legen, ob hier ein wirkliches Verbrechen oder versuchte Rache an der Frau vorliezt. Am 5. August Nachmittags 3 Uhr ist in der Scheune des HauSbes. Traug. Richter zu Wülknitz bei Großenhain Feuer entstanden, wo durch dieselbe und das Wohnhaus niedergebrannt sind. Vor einigen Tagen ist in Oschatz ein sonderbarer Fall von Er krankung mit töbllichen Ausgange vorgekommen. Die fünfjährige Tochter des Büchsenmachers F- vom dortigen Ulanenregiment hatte in Abwesenheit ihrer Ellern etwas Branntwein, in welchem sich Kirschen befanden, genossen. Bald darauf wurde das Kind von Bewußtlosig keit befallen, während das Gesicht eine grün-blaue Färbung annahm. Nachts darauf starb das Kind, ob lediglich in Folge des genossenen Getränkes, wurde dem hinzugerufenen Aerzte ebenfalls nicht klar. Zittau. Bon glaubwürdiger Seite wird den „B. Nachr." mit- getheilt, daß der des Mordes an dem Rentier Döring verdächtige inhaftirte Photograph Unger am 6. August die schauderhafte That eingestanden habe. AuS Zittau wird berichtet: Daö wegen des Döring'schen Mordes mit dem Photographen Unger gleichzeitig verhaftete Hausmädchen desselben, Anna Nierich, hat gestern Nachmittag einen Selbstmordver such durch Elhängung unternommen. Durch einen dazu gekommenen GerichtSdieuer wurde dieselbe noch rechlzeiiig obgeschnilten, konnte aber nur erst durch eilig herbeigerufenen ärztlichen Beistand wieder ins Leben zurückgerufen werden. Gewissensangst gab sie als Motiv ihrer That an, unv et ist leicht zu vermulhen, daß daS Geständniß UngerS nicht ohne Einfluß auf ihren Gcmülhszustand geblieben ist. Die Wahrscheinlichkeit ihrer Beihilfe, ober wenigstens ihrer Milwissen schaft bei dem Verbrechen ist durch diesen versuchten Selbstmord jeden falls erheblich verstärkt worden. Ans Klitten bei Bautzen kommt die Mittheilung, daß man daselbst am 27. Juli die sterblichen Ueberreste des Gutsbesitzer Helm auSge- graben hat, welche schon 2 Jahre in der Erde geruht. Es hat sich nämlich die Nachricht verbreitet, daß Helm keines natürlichen Todes gestorben, sondern vergiftet worden sei. Der Magen und einige an liegende Theile, sowie eine Büchse Erde aus den Schichten unmittel bar über und unter der Leiche wurden von sachverständigen Personen der Erde entnommen und nach Berlin zur weiteren Untersuchung ge sendet. Gera, 7. August. Wieder ist von einem Kindesmord zu berichten. Im benachbarten Rubitz schliefen zwei Mägde in einem Hause auf demselben Boden. Die eine hört in der Nacht aus dem Bette der anderen Stöhnen und darauf das Geschrei eines ueugebornen Kindes, dann wird's still. Am Morgen macht sie der Herrschaft Mittheilung von dem Gehörten. Cs werben Nachforschungen gehalten, die aber trotz der unwiderleglichsten im Bell enthaltenen Beweise, zu einem Resultat nicht führen. DaS Kind ist nicht vorhanden und die Beklagte leugnet hartnäckig. Nach geschehener Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wird sie gefänglich eingezogen und nun gesteht sie, daß sie das neuge borene Kink, nachdem sie ihm den Schädel eingedrückt hatte, in ein sogen. Aueputzrohr gesteckt habe, das in eine Brcnnereiesse mündet. Die sofort angestellten Nachforschungen haben die Angaben bestätigt. Der Erbe von Syberg. Roman von Emil König. (Fortsetzung und Schluß.1 Die Blicke deS Pfarrers glänzten freudig, als er die letzten Worte sprach, während Melanie beseligt dem Geliebten in die Augen schaute. „Kennt Ihr nicht da« Märchen," begann der alte Herr von Neuem, „wie aus dem Paradiese einst, voll glühenden Sehnens in die Ferne, eine der kleinen, holden Blumen, so hell und golden, geflohen war?" „Ach, das Feuer brannte so heiß, da sie gewandert Tag und Nacht, bis sie müde und matt gewesen und nicht weiter konnte. Endlich war sie in ein fernes Land gekommen, wo es zwar auch Freude und Lust, Licht und Sonnenschein gegeben, aber keine Luft und keine Sonne der Heimatb, da sind die blühenden Wangen immer bleicher geworden; die Mutler-Heimath hat sie nicht losgelassen, dis sie dann vor Heimweh gestorben ist, und der bleiche Tod sie weiß ge küßt hat, wie Ihr noch heute sehen könnt an den blassen Wangen, in denen kein rother Tropfen mehr rinnt, aus denen kein Feuer mehr sprüht! Du arme, kleine Lilie! Und nun, bitte, folgt mir, Geliebte, und vernehmt die Klänge der Heimath und Freude, wie sie diese traute Dämmerstunde uns ge bracht hat. Ihr findet gewiß manche Weise darin, die auch in Eurem Herzen wiederklingt! Seht, welch' ein köstlicher, milder Sommerabend es ist! Die Sonne winkt eben ihren letzten Scheidegruß und umsäumt die prächtigen Wipfel der Bäume wie mit einem goldenen Kranze; harmonisch klingt daS Geläute der Glocken der heimkehrenden Heerden über den See herüber, dessen Wellen sich leise flüsternd erzählen, was sie geschaut, erlebt haben! Dort von dem Altan! Welch' reizendes Bild! An die herzige Mutter schmiegt sich die Schaar der goldlockigen Kinder und lauscht den lieben Worten. Da, wie leuchtet plötzlich der Mutter Auge, wie jubelt so hell die kleine Schaar! Der Vater kommt! Und Alles rennt und fliegt und seliges Glück entstrahlt jedem Blick! Und jubelnde Stimmen lassen sich vernehmen. Der schwerbeladene Erntewagen naht, der letzte und mit ihm die lebensfrohe Schaar der Schnitter, singend und jubelnd! Und warum sind sie alle so glücklich, so froh? O, sie sagen, sie singen eS selbst: „Es ist ein schönes Land, eS ist mein Heimathland, Es ist mein liebes, theures Vaterland! —" Was sie bringen sollten und wollten, diese losen Bilder? Gewiß, Ihr habt es alle gefühlt: die Liebe zur Heimath, zur lieben, deutschen Heimath. Darum zur Heimath wende dich, o Herz, mit deinem Sehnen, deiner Liebe. Ihr sei getreu im Leben bis zum Tode; dann giebt sie dir das Beste, was sie hat: Stolz und Glück, Ruhe und Frieben!" Der Pfarrer war zu Ende. Die Dämmerstunde war der Nacht gewichen, als sich die Freunde erhoben. „Zur Heimath also ist die Parole!" sagte Onkel Franz. „Zur rolhen Erde das Feldgeschrei!" vollendete sein glücklicher Neffe. Der alte General aber reichte dem Pfarrer die Hand und sprach mit seltsam bewegter Stimme: „In der Heimath, in Eurer westphälischen, will ich Euch bald Wiedersehen. Dort «n Eurer Mitte hoffe ich, reines Erdenglück zu genießen." Und wie sie io dahinschritten unter den hohen, stattlichen Bäumen, durch deren Zweige sich das Helle Licht des Vollmondes ergoß, ihrem Asyle in der Fremde zu, da flüsterte die am Arme des Geliebten wandelnde Melanie ihm Albert Träger'S sinnige Worte zu: „O Heimath, wunderbares Wort! Nur der hat dich verstanden, Wer sich nach deinem Frieden fort Gesehnt in fremden Landen! Wie Alles mir so freundlich lacht, Mich freudig zu empfangen. Mir ist, als sei ich über Nacht Vom HauS nur fortgegangen I" 27. Im Wartesaale erster Klaffe des Nordbahnhofcs zu Wien begegnen wir einer ernsten Gruppe. Ein junges Brautpaar verläßt die Kaiser- stavt, in der es das Walten der Vorsehung so seltsam zusammenge« fügt hat und kehrt heim nach dem Schlosse seiner Väter. Zwei ältere Männer begleiten dasselbe auf der langen Reise. Auch sie kehren zurück zur heimathlichen Scholle im Lande der rolhen Erde. Sie haben viel gesehen, viel erlebt in der Kaiserstadk an der Donau; sie sahen auf der Weltausstellung Repräsentanten aller Nationen und ihrer Erzeugnisse; sie hatten der Begründung des Glückes ihres Lieb lings beigewohnt. Jetzt aber zog es sie mächtig »ach dem Rauschen des heimathlichen EichenkampS, nach dem BiSptinghof und nach der Pfarre und vor Allem — nach den Gräbern ihrer Lieben! „Ich treffe pünktlich zur Hochzeit ein!" versichert» ein alter Herr in der Uniform eines preußischen Generals.