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welche ihrer Beschäftigung nachgehen, herrscht große Unentschlossenheit Über das demnächst einzuschlagende Verhalten. — In St. Ehamont dauert der Strlke zwar noch fort, jedoch ist die Ruhe daselbst bisher nicht gestört worden. Dir Arbeiter wie die Arbeitgeber scheinen die Beendigung deS StrikeS zu wünschen. Paris, 26. Juli. Die Kommission für die Weltausstellung setzte die Zahl der zu verlheilenden Preise auf 150 Ehrenpreise und 2500 Goldmedaillen fest. — Eine offiziellerseits der „Agence Havas" ans Madrid zugegangene Depesche bezeichnet die ZeitungSmittheilung über die Erkrankung des Königs von Spanien und dessen angebliche Absicht, abzudankeu, für unrichtig. Wie aus London gemeldet wird, hat die englische Regierung, da das Wrack des deutschen Kriegsschiffes „Großer Kurfürst" sich in einer für die Schifffahrt gefährlichen Lage befindet, der deutschen Ad miralität die Mittheilung gemacht, daß die eventuelle Hebung des Schiffes bald ausgeführt werden müßte. Uokales und Sächsisches. Die Erben des am 23. März d. I. in Leipzig verstorbenen Buchhändlers Ernst Keil, des Begründers und Verlegers der „Garten laube", haben den Armen seiner Vaterstadt Langensalza ein Capital von neuntausend Mark überwiesen. Von den Zinsen dieses Capitols soll jährlich am 6. Dezember, dem Geburtstage Keil'S der dritte Theil an zehn durch Fleiß und Verhalten würdige Zöglinge der Fortbildungs schule, die anderen zwei Drittel an bedürftige Familien dortselbst ver theilt werden. Schneeberg, 24. Juli. Demnächst werden zwei sehr werthvolle Cranach'sche Gemälde der hiesigen Kirche zum Zweck ihrer Restauration, die Herr Galerieinspector Schmidt auszuführen sich bereit erklärt Hal, nach Dresden abgehen. Um die Kosten der Erneucrungsarbeiten be streiten zu können, hat der hiesige Kirchenvorstand seiner Zeit eine Sammlung veranstaltet, welche als Resultat ca. 600 M. ergab; in dankenSwerther Weise hat sich überdies das evangelisch-lutherische Landcsconsistorium zu einer ansehnlichen Unterstützung des Unternehmens bereit erklärt. Ueber Johanngeorgenstadt entlud sich am 23. d. ein heftiges Gewitter. Zweimal schlug der Blitz ein. Der erste Schlag traf das einstöckige HauS des Tischlers Meinhold auf der Körnergasse und fuhr zur Esse hinein. Glücklicher Weise kamen die vier im Hauke wohnenden Familien mit dem Schrecken davon, da eine Entzündung nicht stattgefundcn. Die Zerstörungen am Gebäude sind nicht wesent lich. Der zweite bald darauf folgende Blitzstrahl zündete das in der Schallergasse gelegene und ron drei Familien bewohnte HauS des Tischlermeisters Opp. Der entschlossenen und thalkräftigcn Hilfe der freiwilligen Feuerwehr ist es gelungen, das Feuer auf den Dachstuhl dieses allerdings massiven Hauses zu beschränken. Ein Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen. Plauen. Am 23. Juli entstand in der Waldung der Hühne- feld'schen Stiftung, in der Nähe der Rentzschmühle Feuer, wodurch ungefähr 1 Scheffel Wald vernichtet worden ist. Der Bahnmeister Müller in Elsterberg, welcher in der Nähe auf der Strecke beschäftigt gewesen, eilte sofort mit 32 Bahnarbeilern an genannten Ort und löschte mit vieler Mühe das Feuer. Als die Feuerwehr von Ruppertsgrün in der Stärke von 30 Mann erschienen war und sofort mit dem Auswerfen von Gräben vorging, war die Gefahr sofort be seitigt, daß eine weitere Hilfe des Bahnarbeilerpersonals unnölhig erschien. Aus Pirna meldet der dortige „Anz.": Nach den Strapazen des ersten Sängerfesttages in Pirna kommt erschöpft einer der als Gäste dort weilenden Sangesbrüder nach Mitternacht auf die Breilegasse, um sein Quartier aufzusuche»; aber, o weh, Hausnummer und Name desselben sind ihm entfallen. Endlich nach langem Umherirren findet sich eine mitleidige Menschenseele, welche sich seiner annimmt und ihm Nachtquartier offerirt, welches auch mit Dank angenommen wird. Nach einem langen, gesegneten Schlafe erwacht unser Sangesbruder endlich im Laufe des Vormittags, aber wer beschreibt seinen Schreck, den Schrank im Nebenzimmer, in welchen er Rock und Weste gehangen, findet er — versiegelt. In den frühen Morgenstunden des zweiten Festtages waren die Gesandten des Gerichts ragewesen und hallen seinem liebenswürdigen Wirthe eine kleine Visite abgestattet, bei welcher Gelegenheit auch keine Sachen mit unter amtliche» Verschluß gekommen waren. In Tharandt wandelte am Donnerstag ein nur mit einem Hemd bekleideter Mann auf der Straße umher. Es ergab sich, daß derselbe am Delirium litt. Als man sich seiner bemächtigen wollte, leistete er rasenden Widerstand. Am 23. d. wurde auf Marienberger Forstrevier vom Forstge- Hilfen Bundeshaus ein Wilderer erschossen. Ersterer beging daS Re vier und traf am sogenannten Wilzschberg einen Wilderer, der das Gewehr auf ihn angelegt hatte. Der Wilddieb, der des Forstgehilfen Zuruf „Gewehr weg!" unbeachtet ließ, ist ein verheiralheter Einwohner aus dem Dorfe Rüdenau, welcher dieses gefährliche Gewerbe seit Jahren betrieben haben soll. Am 23. dS., ist der Handarbeiter Eckardt aus Obrrstcina b. Mügeln, welcher ktim Gutsbesitzer Keule in Schlagwitz mit Erntearbeit beschäftigt war, ganz plötzlich infolge des Sonnenstiches umgefallen und verschieden. — Gleiche Fälle meldet man aus Wermsdorf und Oschatz. In der zum 24. dS. erhängte sich der 77 Jahre alte GutSauö- zügler Ehr. Gottl. Renz in Oberwiirschnitz, im Walde zwischen Oberwürschnitz und Maneneh. R. soll am Irrsinn gelitten haben. Er war verheirathet und Vater von 8 Kindern. Trieb. Dienstag gegen Abend rückte eine Zigeunerbande hier ein und wollte von der Wirlhin, deren Mann verreist war, eS er zwingen, zu übernachten. ES entstand bald ein Auflauf, da das Ge sindel sich höchst ungezogen benahm. Nach kurzem Proceß, wobei cS auch einige Rettige setzte, wurde die ganze Gesellschaft mit Pferd, Wagen, Sack und Pack anSgetrieben. Möchte man doch überall diesem Beispiele folgen, da solche Strolchfamilien dem Lande nur Schaden machen. Aus Potschnppel meldet der „Glckf." unterm 25. d.: Gestern in den Nachmiltagsstnnden gingen einige Knaben von 9 bis 10 Jahren i» den zur Ziegelei des Herrn Frieser in Deuben gehörizcn Teich baden, w.lcher ziemlich tiefe Stellen hat. Der Knabe des Webermeisters Garbe gerälh in eine solche Untiefe, aus welcher ibn ein anderer Knabe retten will, dabei aber selbst in die größte Gefahr kommt. Beide Knaben würden sicher eine Beute des Todes geworden sein, wenn nicht im entscheidende» Augenblick der Ziegelarbeiter Ferdinand Schulze hinzugekommen wäre und sich mit eigener Todesgefahr in die gefährliche tiefe Stelle gestürzt hätte. Er sank bis an'S Kinn ins Wasser. Während er den einen Knabe» ans Land brachte, war der kleine Garbe bereits untergegangen; er tauchte jedoch bald wieder auf, und endlich gelang es Schulzen, den Ertrinkenden bei de» Haaren zu fassen und ihn, wenn auch leblos, nach dem Rand des Teiches zu bringen. Die angestellten Wiederbelebungsversuche hatten auch bald den gewünschten Erfolg, und so konnten die beiden Knaben ihren Aeltern lebend wieder gegeben werden. In Rudolstadt a. S. haben die Wahlzerwürfnisse zu einem blutige» Duell geführt. Der Premierleutnant z. D., te Pcerdt, konservativ, war in der dortigen Bahnhofsrestauration mit Or. Max Schaßler, nationalliberal, in Wortwechsel geralhen, in Folge dessen letzterer ge fordert wurde. Ain 25. fiüh fand das Duett statt, wobei Dr. Schaßler eine erhebliche Schußwunde am Oberschenkel erhielt, während er dem Gegner gegenüber beim ersten Schüsse in die Lnfl geschossen Halle. Der „M. Ztg." schreibt man aus Naumburg, 24. Juli: Ein grauenvolles Unwetter ist gestern um die vierte Nachmiltagstunde über unser Thal hereingebrochen. Bei einem Thermometerstande von 25 Grad R. im Schatten trieb gestern ein heftiger Wirbelwind die zer streut aufsteigenden Wetterwolken zusammen, so daß der gan>e Hori zont wie mit einen« schwarzgrauen Sackluch überspannt erschien. Unter markerschütterndem Donnergeknatter prasselten Hagelstücke und Regen ströme herab, so daß binnen wenigen Minuten in den tiefer liegenden Straßen reißende Wasserfluthen sich auöbreitelen. Jin Zeiträume von etwa 20 Minuten schlug es viermal ei», sc viel bekannt in einzelne Bänme der Wälder und in das hohe Gradierwerk zu Kösen. An letzterer Stelle wurde nur die Stange der Wetterfahne zerstört. Traurig sieht eS in den betroffenen Weinbergen aus. Nicht nur, daß die fruchtüberladeiien Stöcke entwurzelt sind, der wolkenbruchartige Regenguß hat auch das Erdreich von der Höhe in die Tiefe geschwemmt, die Sleinbänke zerrissen und in einzelnen Weinbergen sogar die Winzer- Häuschen durch Unlerwühlungen schwer beschädigt. Große Wald- und Obslbäume liegen vollständig entwurzelt zu Boden. Das Kernobst ist massenhaft abgeschlagen oder vom Hagel so beschädigt worden, daß die weitere Entwickelung der Frucht gestört wird. Die Hoffnungen auf einen gesegneten Ertrag sind recht empfindlich geschmälert werden. Von gleichen Verheerungen sott auch das Unstrulthal und ein Theil des Ilm- und Elstergebietes heimgesncht worden sein. Der Erbe von Syberg. Roman von Emil König. (Fortsetzung.) 24. Es war gegen Abend. Mathilde war soeben von einem Aus gange heimgelehrt. Sie war Fritz begegnet, und er hatte längere Zeit ungestört mit ihr gesprochen. Jetzt rief sie sich jedes Wort, vaS er zu ihr gesagt, in's Gedächtniß zurück. Die eben eintretende Kammerfrau, die sie beauftragt hatte, Alma aus Helenens Gemächern zu holen, meldete ihr, der General sei mit dem Pfarrer und dem Lieutenant ausgegangen, und die Kleine müsse bej der gnädigen Frau sein; sie habe sich aber nicht in das Zimmer gewagt, weil sich der Polizeirirector bei ihr befände. Nach etwa drei viertel Stunden sah Mathilde den Direktor das HauS verlassen uud etwas später auch die Generalin. Nunmehr ging sie selbst hinab, um nach dem Kinde zu sehen. Sie fand Alma hinter den vielen Gewächsen in Helenens Zimmer auf dein Teppich schlummernd. DaS Kind erwachte jeooch sogleich bei Mathildens Berührung. Mathilde verwies ihr, daß sie dort eingeschlafen sei.