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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormitlag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich 1 Mark SO Pf. pr»nuw»r»näo. AmeiM für Inserate werden bi« späteste» Mittags deS vorhergehenden Tages deS Erscheinen- erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz un^Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 86.Dienstag, den 23. Juli 1878.3. Jahrg. Bekanntmachung, die Wahl zum Reichstag betreffend. Auf Grund des Reglements vom 28. Mai 1870, 8 7, ist für die Neichstagswahl in hiesiger Stadt ein Wahlbezirk zu bilden gewesen und ist der unterzeichnete Bürgermeister als Wahlvorsteher, Herr Stadtrath David Schüller als dessen Stellvertreter ernannt morden. Zur Vornahme der Neuwahlen für den Reichstag ist der 30. Juli d. I. durch Kaiserliche Verordnung festgesetzt. Zum Wahllocal ist der Verhandlungssaal des hiesigen Rathhauses bestimmt. Die Wahlhandlung beginnt um 10 Uhr Vormittags und wird um 6 Uhr Nachmittags geschlossen. Der abzugebende StiMmenzettel muß derart zusammengefaltet sein, daß der auf ihm verzeichnete Name verdeckt ist. Ungültig sind 1. Stimmzettel, welche nicht von weißem Papier oder welche mit einem äußeren Kennzeichen versehen sind, 2. welche keinen oder keinen lesbaren Namen enthalten, 3. aus welchen die Person des Gewählten nicht unzweifelhaft zu erkennen, 4. auf welchen mehr als ein Name oder der Name einer nicht wählbaren Person verzeichnet, 5. welche einen Protest oder Vorbehalt enthalten. Zwönitz, am 20. Juli 1878. Der Bürgermeister. Schönherr. Bekanntmachung, die Erhebung der Einkommensteuer betreffend. Durch Verordnung des Königlichen Finanz-Ministeriums ist als Termin für Abführung der ersten Steuerhälfte der 22. Juli d. I. festgesetzt. Wer nach Verlauf von 3 Wochen, vom Zahlungstage an gerechnet, noch in Rückstand ist, hat sich der executivischen Einhebung zu gewärtigen. Zwönitz, am 15. Juli 1878.Schönherr, Bürgermeister. Tagesgeschichte. Berlin, 20. Juli. Zu großer Freude Aller war heute der Kaiser im Stande, zum ersten Male wieder auszufahren. Nach 4 Uhr, als der Himmel sich völlig geklärt hatte und das Wetter wunderschön warm geworden war, verließ der Kaiser das PalaiS in geschlossenem Wagen, von einem Arzt begleitet. Der Kaiser fuhr die Linden entlang durch das Brandenburgerthor nach der Lennöstraße und von dort in den Thiergarten. In einiger Entfernung folgte dem Kaiser einer seiner Adjutanten. Seine Majestät trug Uniform und saß aufrecht; sein Aussehen war vortrefflich. Bleibt das Wetter schön, fo finde» täglich Ausfahrten statt. Leibarzt Or. v. Lauer hält sich seit einigen Tagen in Babelsberg auf, um dort zum Empfang des Kaisers Alles vorzubereiten. Berlin, 21. Juli. Im Garde - du - Corps » Saale des königl. Schlosses ist seit dem 20. Juli Vormittags 11 Uhr eine größere An zahl von Adressen ausgestellt, welche an Se. Majestät den Kaiser und König aus Anlaß der beiden Attentate gerichtet worden sind. Die getroffene Auswahl beläuft sich auf 127, von denen 83 auf das Königreich Preußen, 25 auf die anderen deutschen Staaten, 11 auf außerdeutsche Länder und 8 auf Private sich verlheilen. Alle Gaue deS deutschen Reichs sind gleichmäßig in diese» Adressen vertreten, vie in ihrer äußeren Ausstattung das Bild größter Mannichfaltigkeit, von dem vollendeten Kunstwerk bis zur einfache» Handschrift, darbieten. Die verschiedensten Lebenskreise aus Nord und Süd, Männer und Frauen, Jung und Alt, Arm und Reich haben diese Adressen unter zeichnet, um durch ihre Unterschriften Sr. kaiserlichen Majestät die Versicherung unverbrüchlicher Treue und Ergebenheit, sowie den Wunsch baldiger Genesung auSzudrücken. Magdeburg, 19. Juli. Mehemed Ali Pascha befindet sich gegenwärtig hier in seiner asten Heimalh zum Besuch. Am Dienstag machte er in voller Uniform eine Rundfahrt durch die Stadt und besichtigte das Gruson'sche Etablissement. Am Mittwoch Nachmittag besuchte Mehemed Ali in Begleitung des Herrn Commerzienraths Gruson den Herrenkrug und verweilte dort bis nach 7 Uhr. Abends machte derselbe ohne jede Begleitung in dem alten Theile der Stadt einen Spaziergang, mußt« aber schließlich die Hülfe einiger hiesiger Bürger in Anspruch nehmen, um sich nach seinem Hotel zurückzufinden. Die Letzteren erkannten den Pascha und übernahmen bereitwilligst die Führerschaft. Mehemed Ali war sehr leutselig und erzählte, daß er seit 35 Jahren Magdeburg nicht gesehen habe. Er ließ sich die Stelle zeigen, wo das alte Sudenburger Thor gestanden hat und beschrieb den Gouvcrnementsgarten, der unter der alten Brücke belegen war. Auf Befragen erklärte er, daß er nach Lage der Sache mit den Resultaten des CongresseS sehr zufrieden sei, dabei bemerkte er, daß er bald in der Nähe von Magdeburg zurückkehre» und dort einen längere» Aufenthalt nehmen werde. Mit einem herzlichen Händedruck bedankte er sich schließlich für die freundliche Begleitung. In Meiningen verbreitete sich die Kunde, daß gegen Len Her zog ei» Mordanfall verübt worden sei. Ueber eine Landstraße, die er zu Wagen passirte, seien Drachseile gespannt worden, während die Fahrbahn gleichzeitig durch Steine in einen gefährlichen Zustand ver setzt worden war. Die vorderen Pferde des rasch fahrenden vier» spännigen Gefährtes stürzten, der Wagen aber mit dem Herzog blieb glücklicherweise Weise unverletzt. Bezüglich ter Thälerschafl und der Beweggründe zu derselben verlautet bis jetzt nichts Näheres. Man vermuthet einen Akt persönlicher Rache. In Pilsen wurde vor einig»» Tagen das großartige neue Straf- Haus, welches die Regierung mit einem Aufwande von 2 Millionen Gulden dort erbaut hat, der Benutzung übergeben. Das groß artige Gebäude, das aus einem ganzen Complex von Häusern besteht, gleicht einer eigenen Stadt nnd ist mit allen Neuerungen auf dem Gebiete des Gefängnißwesens ausgestattet. Es enthält 340 Zellen für Einzelhaft nnd 560 gemeinschaftliche DetentionSräume. Die Zellen sind geräumig, hell und mit guter Ventilation versehen. Die Wache besteht aus 78 Aufsehern und 32 Soldaten. Für Excedenten sind besondre dunkle Zellen errichtet, in die kein Sonnenstrahl zu dringen vermag. Die Anstalt hat ihre eigene Gasfabrik, ihr eigenes Spital nnd auch ihren besonderen Friedhof, wie sie überhaupt das erste Insti tut dieser Art in Oesterreich ist. Ueber einen großen Unglücksfall in Pest schreibt man dem „N. Hirlap" aus Föleghhaza vom 16. d. M.Heute um 11 Uhr Vor mittags stürzte die Säulen-Fapade des im Bau begriffenen israelitischen Tempels plötzlich ein und begrub den größten Theil der beim Bau beschäftigten Arbeiter unter den Trümmern. Bis 1 Uhr Mittags hatte man bereits mehrere Leichen und Schwerverwundete herausge-