Volltext Seite (XML)
Wangen. Helenens dagegen hatte sich eine gewisse Mißstimmung be mächtigt, während Ramberg'S Auge an dem jungen Mädchen hing. Fritz gedachte mit Bangen des Augenblicks, wenn er mit Helenen zufällig allein sein würde; ihre leidenschaftlich flehenden Blicke, denen er geflissentlich auSzuweichen suchte, rüttelten gar mächtig an der noch nicht völlig vernarbten Wunde seines Herzens, die sie ihm geschlagen hatte. Daneben aber wirkte die reine jungfräuliche Schönheit der Er zieherin, der Klang ihrer melodischen Stimme wunderbar besänftigend auf sein erregtes Gemütb. Nach aufgehobener Tafel entschuldigte sich der General den Gast verlassen zu müssen, weil ihn eine unaufschiebbare Angelegenheit zur deutschen Botschaft rief. Kaum hatte er sich entfernt, als Helene die Erzieherin mit dem Kinde entließ. Es geschah das in ziemlich rücksichtsloser Weise, ver fehlte indessen seine Wirkung; die Gouvernante schien sogar mit einem Lächeln über Helenens Taktlosigkeit zu kämpfen. Jetzt also trat der verhängnißvolle Moment für Fritz ein, wo er der einstigen Geliebten allein gegenüber stand. Kaum waren die Tritte der Dahinschreitenden im Nebenzimmer verhallt, als sie vor ihm in die Kniee sank, leidenschaftlich seine Hände ergriff und flehend zu ihm aufblickte. Diese demüthige Unterwerfung des sonst so eigenwilligen Gemüthes besiegle seinen Zorn. Er hob sie erschrocken auf. Er glaubte ja nicht mehr der Berrathene zu sein, er hatte sie ja nur verkannt gehabt. Dieser Augenblick machte die Zeiten bitteren Leids, und manche qualvolle Stunde vergessen. Wieder hielt er ihre Hand in der seinen wie an jenem Tage, als sie das Geständniß seiner Liebe erhört halte. Aber schnell, wie er gekommen, war der Rausch verflogen, sanft drängte er sie wieder von sich. Sein redlicher Charakter, fest in seinen Grundsätzen, fest in seinem Selbstgefühl und in seinen Ehr und Rechts begriffen, konnte einer solchen Versuchung nicht unterliegen. Milde sagte er: „Lassen Sie mich diesen Augenblick vergessen, gnädige Frau. Ich will darin nichts erblicken, als die Bitte um Vergebung des Kummers, den Sie mir bereitet haben, und diese sei Ihnen gewährt. Somit sei zugleich verwischt, was uns Beide noch an die Vergangenheit er innerte. Ich war maßlos elend um Ihretwillen; indessen die Wahl Ihres Gatten, der Ihr Vater sein konnte, beweist mir, daß Sie mich wenigstens in der Beziehung nicht getäuscht haben, daß Ihr Herr Vater seinen Einfluß zu meinem Nachtheilc ausgeübt hat. Und Ihr Vater hatte Recht. Sie konnten Innen braveren Gemahl finden, als es der General ist, wenngleich der Unterschied der Jahre die Innig keit und Gluth der Empfindung ausschließen muß, mit der ich Sie geliebt —" „Geliebt?" fiel sie mit vor Aufregung bebender Stimme ein. „Sie lieben mich also nicht mehr?" Er wandte sich schweigend ab. „Sprich es aus, Geliebter," flüsterte sie schmachtend und preßte seine Rechte an ihre Lippen, „zerreiße mein armes Herz!" „Barmherziger Himmel!" entgegnete er schmerzlich, „was verlangen Sie von mir, gnädige grau? Habe ich denn Rechte auf Ihr Herz, gehört das nicht Ihrem Gemahl, binden Sie nicht Pflichten?" „O, Fritz," schluchzte sie heftig, „so spreche ich es denn auS: Ich liebe Dich unaussprechlich, ich vermag dem Herzen nicht zu gebieten, gleichviel, ob ich durch dieses Bekenntnis in Deinen Augen sinke oder steige. Wohl mir, daß der Augenblick gekommen ist, wo ich Dir sagen kann, was ich gelitten habe, als ich, der bedrängten Lage meines Vaters zu lieb, das Jawort aussprach, und — was ich seitdem leide! O, Fritz, die Kindesliebe war das Motiv meiner Handlungsweise, nicht schnöder Treubruch. Sage mir wenigstens, daß Du milde beurtheilst, was ich D>r gethan." (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Die „Würzb. Pr." erzählt: Dieser Tage wurde durch die Gnade des Königs Ludwig von Bayern ein Zuchthaussträfling aus Halsheim entlassen, welcher neununddreißig volle Jahre wegen Mordes seiner Ehefrau ununterbrochen in dem Straforte zugebracht hatte. Er war der Letzte, welcher in Arnstein am Pranger ausgestellt wurde. Unge stüm trat der Wunsch in ihm auf: wenn er nur noch ein einziges Mal auf eine Stunde die Freiheit genießen dürfte! Er wandte sich mehrmals in rührender Weise an die Gemeinde, sie sollte koch etwas für ihn thun, er würde ihr gewiß nicht zur Last fallen, — aber er folglos. In seiner verzweifelten Lage bat er den Holzlieferanten von Wolfrathshausen im Zuchthaus, doch Schritte für ihn zu thun, seine reichen Verwandten in Amerika würden Alles bezahlen. Dieser hatte ein menschlich Fühlen und reichte durch einen Rechtsanwalt ein Gnadengesuch ein. Wie staunte er beim Augenblick der gegenwärtigen Zeitverhältnisse! Eisenbahnen, Telegraphen rc. Halle er noch nie gesehen, nicht geahnt. Im Zuchthaus halte er sich 112 M. erspart, — zur besonderen Freude fuhr er II. Classe und bereitet gegenwärtig seine Reise nach Amerika im Aller von 69 Jahren vor. Zahlungseinstellungen. (Nach der Leipziger Zeitung.) Schnittwaarenhändler Ferdinand Louis Höppner und Uhrmacher Gotthelf August Fischer (Nachlaß) in Grimma. Anmeldetermin bis zum 16. Septbr. beim Gcrichtsamt Grimma. — Kaufmann Moritz Bruno Geißler, in Firma: Meusel u. Co., u. Maurer und Hausbesitzer Friedrich Wilhelm Günther (Nachlaß) in Chemnitz. Anmeldetermin bis zum 2. Septbr. beim Gerichtsamt im Bezirksgericht Chemnitz, Abtheilung für Concurssachen. — Restaurateur Carl Louis Otto, Windmühlengasse 2, und vr. pH. u. Privatgelshrter Svenn Henrik Helms (Nachlaß) in Leipzig. Anmeldetermin bis zum 30. Juli beim Gerichtsamt im Bezirksgericht Leipzig, Abthlg. Hl. — Fabrikant Ernst Julius Brückner in Reichenau. Anmeldetermin bis zum 12. Septbr. beim Gcrichtsamt Reichenau. — Der zu dem Vermögen des Fabri kanten Carl Friedrich Barth in Hohenstein eröffnete Concursproceß in Hohenstein ist, nachdem alle Gläubiger auf Befriedigung aus der Concursmasse verzichtet haben, wieder aufgehoben worden. Ehemnitzer Marktpreise vom 6. Juli 1878. weißer und bunter Waizen 10 Mk. 75 Pf. bis 11 Mk. 10 Pf. pr. 50 Kilo., gelber „ IO 20 10 75 inländischer Roggen 7 35 pp p, 8 p, 65 fremder „ 6 85 pp 7 10 Braugerste 8 — 8 50 Futtergerste 6 50 p, 7 pp — p, Hafer 7 pp — p, 7 pp 25 pp Heu 2 — p, 2 pp 50 Stroh 2 ,, — Pp pp 2 20 alte Kartoffeln 2 ,, — ,p 2 ,, 20 pp " pp pp neue - 5 — pp — pp — ,p p. pp Butter 1 80 2 20 „ l Kilo. Berichtigung. In den amtlichen Mittheilungen in voriger Nr. muß es 2. Spalte, 8. Zeile von oben, anstatt „Sammelweges" „Sammeltroges" heißen. in der Wählerliste stcU Abend 6 U k, Niederzwönitz, den 5. Juli 1878. Redaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. sollen: 3 6 2 dweMzeug, Leisten, M^dungsstiicke, ein ^iebekarrn und mitz, am 8. Juli 1878. Ed. Grohe, Lok.-Rchtr> Wer, welche sich noch nicht überzeugt Haden, ob ihre Namen «UuLkdurch^dklngend anfgcfordert, es bis heute A /risch, Forstrevier- und Cassenverwalter. , me TagesgrSnS I. Besprechung^Mr den DdsuL der Ge wer^zusflellung in Grünhain?"^^ 2. ein Sommervergnügen betreffend ^Zahlreiches Erscheinen ist erwünscht. D. v ^Nächsten Sonnabend, 13. d. Mts- Vornttttags S Uhr, sollen mehnre'zum Nachlaß well. desSchuhmachermstxs?Seifert gehörige Gegenstände, als Wörkstelle mit Schemeln, Hm Kisten, Laden, Kinderwagen^ein Schiebekarrn und dergl. m. gegnfbaare Bezahluzm versteigert werden. (Mehungslustige werdewchierzu ein- geladen^ «Mittwoch AbmdW? un! — Vrennscheite, wer harte No weiche Stöcke, Holz Auction uf Niederzwönitzer Ritterguts-Waldung aufbereile Utwochs, den w. Juli voN-früh 9 Uhr an im Gasthos zum Lehngerichi> iederzwöyitz^circa 3 Naum Nutzscheite, egen sofortige ,650 Bund weiches Reißig aus den Abtheilunge^ . 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9 des Baarzahlung ^ersteigert werden. können vorher in Augenschein genommen werden.