Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prseinime^Lnän. ^UMIM Inserate werden bi» spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath z» Zwönitz. 8t.Doumrstag, den II. Juli 1878.3. Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin, 9. Juli. Bulletin von heute Vormittag 10 Uhr. Die Kräfte Sr. Majestät des Kaisers sind in dem Grade fortgeschritten, daß derselbe den Versuch des Treppensteigens heule mit gutem Er« folge unternehmen konnte. Berlin, 9. Juli. Bis jetzt ist englischer SeitS über die Ange« legenheit mit Cypern im Kongresse keine Miltheilung gemacht worden. Der Kongreß soll sich heute mit noch einigen zu regelnd.n Details bezüglich Batums beschäftigen. Wesentlich handelt es sich um die Abgrenzung des von Gazen bewohnten Distrikts; die Gazen wollen bekanntlich nicht zu Rußland gehören. Der italienische und franzö sische Vertreter scheinen durch die englisch-türkische Verabredung be treffs Zyperns sehr überrascht worden zu sein. Man meint, daß die gegenwärtige Publikation der bestehenden Konvention erfolgt ist, um die Stimmung des englischen Publikums, welche sich für Balum zu engagiren begann, durch anderweitige Erfolge zu befriedigen. Weimar, 8. Juli. Zur Theilnahme an dem Negierungöjubiläum des Großherzogs waren der König von Holland und Prinz Heinrich der Niederlande bereits gestern hier eingetroffen; heute Mittag erfolgte die Ankunft Sr. K. Hoheit des Prinzen Karl von Preuße» und im Laufe des Nachmittags werden noch der König von Sachsen, der Herzog von Altenburg und die Fürsten von Neuß erwartet. Die Kaiser von Rußland und Oesterreich, die Könige von Baiern und Belgien und der Großherzog von Baden haben zu Uebermittelung ihrer Glückwünsche Specialgesandte hierher entsendet. Auch sind be reits mehrere militärische Deputationen, sowie zahlreiche Deputationen aus dem Lande zur Beglückwünschung des grobherzoglichen Paares hier eingetroffen. Nasiatt, 3. Juli. Wir haben gegenwärtig ein recht bewegtes Leben hier. Das Berlin-Straßburger Kabel wird gelegt. Gestern Nachmittag erfolgte die Versenkung des Cabels in das Murgbelt in ter Nähe der Badener Brücke, und heute wurde die Leitung vom Karlsruher Thor bis an die Badener Brücke vollendet. Eine Menge Zuschauer befand sich fortwährend auf den Straßen, um dem sehr gut orgamsirten Unternehmen, das einen raschen Fortgang nimmt, sein lebhaftes Interesse zu bezeugen. Wien, 9. Juli. In der heutigen Schwurgerichtöverhandlung wurde der Redakteur des hiesigen sozialdemokratischen Blattes, Sozialist, Johann Schwarzinger, wegen Störung der öffentlichen Ruhe zu ein- jährigem schweren Kerker verurthcilt. Aus London wird der „N. A. Z." geschrieben: Prinz Louis Napoleon dürfte demnächst auf seiner Reise nach Kopenhagen Berlin passiren. Die Annahme, daß es sich bei dieser Reise um eine Braut werbung handelt, findet Bestätigung. Die „Engl. Corresp." berichtet darüber: Die Kaiserin Eugenie und Prinz LouiS Napoleon verließen gestern (3.) mit dem Morgenpostzuge, der ihretwegen eigens in Chislehurst anhielt, ihren dortigen Wohnsitz und fuhren über Dover und Ostende nach Köln ab, wo sie AbenkS spät eintreffen sollten. Von da reist die Kaiserin heute früh nach EmS ab, während der Prinz, von Herrn Pietri begleitet, sich nach Kopenhagen und nach viertägigem Aufenthalt daselbst nach Schweden begiebt, nm als Gast des Königs von Schweden eine Rundreise durch die skandinavische Halbinsel zu unternehmen. Am 13. August wird er mit seiner Mutter in Arenenberg zusammeutreffen, wo Beide sich ungefähr zwei Monate aufzuhalten ge denken. Die Rückkehr nach England erfolgt im Oktober. Die Affaire von Marseille macht noch immer von sich reden. Obgleich eS einleuchtend ist, daß weder die Clericalen, noch die Republi- kaner an diesem Scandal unschuldig sind, so kann doch nur die ge richtliche Untersuchung feststellen, welchen von beiden Theilen die Hauptschuld trifft. Bis jetzt hat diese gerichtliche Untersuchung kein Resultat geliefert; wenigstens ist nichts davon in die Oeffentlichkeit gedrungen. Die Behörde ist endlich dahin gelangt, dem Lärm und den Schlägereien, die sich mehrere Tage hinter einander wiederholt halten, ein Ende zu machen, indem sie militärische Hilfe requirirte. Der Präfect und der Bürgermeister von Marseille einigten sich nach ihrer Rückkehr von Paris, wo sie mit dem Minister des Innern con- ferirt halten, über die zu treffenden Maßregeln. Der Bürgermeister Maglione erklärte, daß er die Verantwortlichkeit für alles Kommende auf sich nehme, wenn man ihm dir Leitung der Vorsichtsmaßregeln überlasse. Der Präfect ging hierarck ein, und Maglione forderte und erhielt von dem commandirenden General Saussier eine Infanterie- compagnie, die seitdem im Fort St. Jean consignirt ist. Dessenunge achtet hat sich die Situation in Marseille ivieeer verschlimmert; nicht als ob neue Schlägereien auf der Straße vorgekommen wäre», aber der Gemeinderalh von Marseille, der sich durch seine stark radicale Gesinnung hervorlhut, wie diejenigen von Paris und Lyon, scheint eS jetzt zu einem Conflict mit der Regierung treiben zu wolle». St. Petersburg, I. Juli. Ueber die Judenhetze in Kalisch liegt der Bericht des CivilgouverneurS Nabokow vor. Daß die Judenhetze abgekartet war, geht auch daraus hervor, daß zu gleicher Zeit in den Nachbarorten Warga, Blaschki, WunSka, Wola u. >. w. ähnliche Auf stände ausbrachen. Auch in Odessa ist die Aufregung gegen die Juden eine große. Die Judenschaft dieser bedeutenden Handelstadt hat sich erstaunlich vermehrt. In den Schulen ist das hebräische Element überwiegend. Am zweiten Gymnasium befanden sich unter 7 Abiturienten 6 und am dritten Gymnasium unter 12 Abiturienten 8 Israeliten. Die 2'/r Millionen hebräischer Unterthanen in Rußland sind meist in Polen ansässig. Unter 300,000 Einwohnern der Sladt Warschau sind 100,000 Israeliten. Die steten Reibungen mit den Christen haben schon die Frage ventilirt, ob es nicht nützlich sei, kleine Städte und Flecke in Polen gänzlich der hebräische» Bevölkerung zu überlassen und solche so viel als möglich ans den anderen Städten zurückzuziehen. Ncw-Nork, 7. Juli. Die Nachrichten über den Krieg mit den Indianern sind ernster Natur. Die Indianer dringe» noch Norden vor, eine starke Colonne versuchte den Fluß Columbia zu überschreite». Die Stadt Ca»yoneity (?) ist von den Indianern umzingelt, das ganze Gebiet ist in größter Beunruhigung. Lokales und Sächsisches. Leipzig. In der Tabaksfabrik von Kreller u. Comp. ereignete sich am 8. Juli ein schwerer Unglücköfall. Man war daselbst mit Aufwinden von Tabaksbatten beschäftigt, als unvermuthet ein eiserner Haken vom Aufzug sich löste und in Folge dessen ei» Ballen wieder herabstürzte. In diesem gefahrvollen Augenblick wollte gerade 'ein in der Fabrik beschäftigter Arbeiter, namens Lehmann aus Stötteritz, au derselben Stelle vorübergehen. Ihn traf dabei der nieverstürzende Ballen mit voller Wucht und schmetterte ihn zu Boden. Innerlich schwer verletzt, wurde der Verunglückte mittels SiechkorbeS nach dem Krankenhaus gebracht, wo er alsbald seinen Geist aufgab. Chemnitz, 9. Juli. Allgemeine Theilnahme erregt die heute stattzefundene Zahlungseinstellung der hier seit langen Jahren be stehenden hochgeachteten Firma Haase u. Soh». Dieselbe hat in den für die Chemnitzer Wollindustrie so verhängnißvollen 60er Jahren Wunden erlitten, von denen sie sich leider nie ganz hat wieder erholen können Man hofft, eS werde den Bemühungen des Inhabers und seiner zahlreichen Freunde gelinge», ei» außergerichtliches Arrangement zu Wege zu bringen, welches den Gläubigern der Firma eine» be deutenden Theil ihrer Forderungen retten würde, wogegen gerichtliche Liquidation zweifellos größere Opfer von denselben verlangen würde. Die gefallene Firma hat in ihrem über ein halbes Jahrhundert langem Bestehen für Chemnitz und Umgebung außerordentlich segensreich ge wirkt, und man kann wohl sagen, daß ihrer ihalkräfligen Unterstützung ein nicht unbedeutender Theil unserer größeren Etablissements das Emporblühen verdankt. (CH- Tgbl.) Chemnitz, S. Juli. Heute Mittag ist durch den 12 Uhr 15 Minuten in Chemnitz abgehenden Personenzug auf dem Neubaue des