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Die Brüder iahe» es nicht, sie beachteten eS nicht. Sie erhoben sich stumm und schritten dem Ausgange zu. Und als man die irdische Hülle des BaronS Ego» in seinen Galawagen trug, als der alte, treue Ignatz weinend den Schlag schloß, da erfaßte der Pfarrer Franzens Arm und sagte im feierlichen Tone: „Friede seiner Asche. Er war ein harter Mann. Golt mag ihm verzeihen!" Und Franz drückte die Hand auf seine Augen und seufzte: „Mag ihm der Allgütige vergeben, was er seinen Kindern und UNS gethan hat!" 19. ES war ein goldiger Sonnenschein heraufgezogen über vie Haupt stadt deS neuerstandenen deutsche» Reichs, die heute i» einem Festgewand prangte, wie wohl nie im Laufe der Jahrhunderte seit ihren, Bestehen. ES galt dem. Siegeseinzuge der Truppen und ihres Kaisers. Fritz war unter den Einziehenden. Fritz hatte nur wenig Sinn für all' die Pracht und Herrlichkeit. Er schenkte, als er an der Spitze feines Zuges durch die via triumpbnlis ritt, der Menge fast gar keine Beachtung; nur als er am Grand Hotel vorüberkam, mußte er unwillkürlich zu dem Fenster emporschauen, aus dem ihm Helene vor kaum einen, Jahre das letzte Lebewohl zu- gewinkt hatte. Das Hotel prangte im geschmackvollsten Flaggenschmuck und das verhängnißvolle Fenster zierte in diesem Augenblick ein geputzter Damen- flor; viele schöne Hände wehte» daraus mit weiße» Tücher» den heimkehrenden Kriegern „Willkommen" zu. Wie schön hatte er sich eimt die Heimkehr geträumt und mit einem Seufzer sagte er sich: „Dich heißt Niemand hier willkommen!" Die Festlichkeiten des Tages mit ihre» Anstrengungen waren glücklich überstanden. Fritz und August von Krafft, die seit ihrem Aufenthalt in Oeynhausen, ganz unzertrennlich geworben waren, halten eben, müde und abgespannt, ihre gemeinschaftliche Wohnung betreten, als Fritz dort ein Telegramm für sich vorfand. Erschrocken griff er danach und öffnete langsam das Couvert. Ein eigenthnmlicheS Gefühl ! beschlich ihn; eS war ihm, als empfinge er die Kunde irgend eine- UnglücksfalleS, der sich daheim zugetragen habe. Zuerst las er die Unterschrift „Franz". Dann begann er die Depesche zu entziffern; er buchstabirle: „Baron — Egon — ge—storben — ohne — Testa—ment — Bist — Erbe — ge—worden! Franz." Fritz ließ die Depesche fallen. „Ich gratulire!" sagte August von Krafft, dem Freunde die Hand reichend, „das lasse ich mir gefallen, das nenne ich ein Siegesfest über den alten Sünder." „Laß' die Todle» ruhen," entgegnete Fritz ernst, „und juble nicht zu früh. Wäre die Depesche nicht von Franz unterzeichnet," murmelte er dann, „ich würde glauben, es habe sich Jemand eine» schlechten Scherz mit mir erlaubt. Verlaß' Dich darauf, daß das ein furchtbarer Jirthum ist, denn eS steht unumstößlich fest und ist allgemein bekannt, daß der alle Freiherr zu Gunsten seiner Großnichte testirl Hal; eS ist mir deßhalb ganz unbegreiflich, raß er, ohne ein Testament zu hinler lassen gestorben sein soll. Laß' uns deßhalb kein Worl mehr über diese ganze Angelegenheit verlieren, die mich mir wieder an jenen grausamen alle» Man» erinnert, der mein Großvater war und sein eigenes Fleisch und Blut nicht anerkennen wollte." (Forts, folgt.) Kircheuuachrichteu der Parochie Niedcrzwönitz vom 1. bis 15. Juni 1878. Getauft: 1 S. Gustav Ad. Kaufmann's, ansess. Web., Emil Paul. 1 S. Friedr. Alwin Kaufmann's, Web., Paul Rudolf. 1 S. Friedr. August Wetzel's, Handarb., Friedrich Otto. Getraut: August Hermann Ficker, Tagelöhner hier, mit Anna Ernstine Nobis von hier. Beerdigt: Eine 4 Tage alte Tochter Friedr. Adolf Groth's, Web. hier, St. Joh. Karl Immanuel Decker, Handarb, hier, ein Ehemann, 7t Jahr alt, St. Blas. Frau Johanne Christiane Steger geb. Rudolf, 47 Jahre alt, St Joh. Bckauutmachungeu: Communioncn: Dom. tl ,>. Brin., den 30. Juni; Dom. Vl ;>. 'Hi»., den 28. Juli. Wochencommunion: Sonnabend, den 13. Juli, Mittags 12 Uhr. Zweite kirchliche Unterredung mit den Confirmirten: Dom. Il g. Tri»., den 30. Juni, Nachmittags 1 Uhr, über das Gleichnis; vom reichen Mann und armen Lazarus, Luc. 16, 10—31. V ^9Ntz68liU886 41, I. LluZe. Meine neuen Vierteljahres-Curse für Hllun«lQl8xvi88QN8«I»»1't<;i>. als kaufm. Rechnen, Correspondenz, Wechsel recht, Rechtschrcibnng, eins, und doppelte Buchhaltung, GeUö»- und !8cUitvll8vUi ciOvi» beginnen mit Domierstng, den 27. Juni 3. 0. Junge Kaufleute und Gewerbtreibende, welche an einem geschlossenen Cursns, oder an dem Unterrichte eines einzelnen Faches Theil zu nehmen wünschen, werden gebeten, Anmeldungen bald gefl. zu bewirken. Auf Wunsch Pension im Institut. Prospecte gratis und franco. Hochachtungsvoll Werner, Kaufm. u. Lehrer der Haudelswissenschaften. Konsumverein ?u iXiellerxwönitx eingetragene chenossenschaft- Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß die zweite Verkaufsstelle zur Wiederbesetzung eines Lagerhalters mit Baarlegung einer Eaution von 600 Mark, welche jährlich mit 40/0 verzinst werden, sowie mit coniractmäßiger Verbindlichkeit, von jetzt ab offen steht. Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche schriftlich oder mündlich bis zum 7. Juli u. 0. bei dem Unterzeichneten anbringen. Niederzwönitz, den 26. Juni 1878. Varl MaUder, z. Z. Vorst Vorläufige Anzeige. Künftigen Sonntag und Montag, als den 30. Ium und I. Juli wird ans dem herrschaftlichen Jägerhaus in Niederzwönitz das Vogelschießen abgehalten.— zHclknvt UltliA. Alauer Lngel. Zum Besuch meines ruhig gelegenen »nd schattigen ladet ergebens! ein L. I,. Elinor. Blauer Engel. Zur Benutzung der ML M». ersucht ergebens! D. dinier. Blätter-Tabake für Cigarrenfabrikation empfiehlt in großer Auswahl (kl. 318965.) l. 5. Müller v. Lerneolr Chemnitz, Zwickauerstraße 6. Junges, sehr fettes Rindfleisch empfehlen Friedrich Leistner am Markt, Gustav Leistner im Rathskeller. Frisches Rind-, Kalb- u. Achwkincßeisch empfiehlt Carl Löwe Mn. Ausgezeichnet fettes Nind- und Kalbfleisch empfiehlt Moritz Lang. Sonnabend früh 8 Uhr ist fettes Schweinefleisch zu haben, ä Pfd. 53 Pf., bei Wittwe Heinze. Zum bevorstehenden neuen Abonnement auf das Uritte >878 des „Anzeigers für Zwönitz und Umgegend" (Amts- und Localblatt für Zwönitz, Niederzwönitz, Kühnhaide, Lenkersdorf, Dittersdorf n. a. Orte) gegen den bisherigen Preis (i M. 20 Pf. incl. Zustellgebühr) laden wir hierdurch ergebenst ein mit der Bitte, auswärtige Bestellungen recht bald aufgeben zn wollen. Abonnements übernehmen sämmtliche Postanstalten, sowie deren Briefträger nnd unsere Zeitungöträger. Inserate werden billigst berechnet. - Spedition des Anzeigers. Redaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz.