Volltext Seite (XML)
Schau und beschränken sich die Unterschiede lediglich auf den Schnitt der Physiognomien und die Farbe der Haut. — Der Andienztermin in der HochverrathS-Sache wider Hödel vor dem StaatSgerichtShof findet nicht am 8. und 9., sondern 10. und 11. k. M. statt. Die Verhandlung wird im Sitzungssaal des Kriminal-SenatS des Kammergerichts stattfinden. Posen, 24. Juni. Die „Deutsche Zeitung" meldet aus Ostrowo: Bei der gestrigen katholischen Prozession in Kalisch brach eine Revolte gegen die Juden und Protestanten ans. Die Synagoge und viele Kaufläden wurden geplündert, 13 wurden getödtcl. Das Militär ist eingeschritteii. London, 24. Juni. „König Wilhelm", welcher heute aus dem Dock von Portsmouth bugsirt wird, segelt Mittwoch nach Wilhelms haven ab. Deutsche Taucher fanden den „Kurfürst" in ganzem Zustand; die Lage des Schiffes läßt die Hebung desselben nicht unmöglich er- scheinen. — Prinz Ernst August, Sohn deö früheren Königs von Hannover nahm Reuters Bureau zufolge den Titel „Herzog von Cumberland" an. Nom. Der Papst, dessen Zustand übrigens »ach Mit'heilungen der „Politischen Correspondenz" wegen des dauernden Aufenthaltes im Vatikan eine Verschlimmerung erfahren hat — Hal sich, wie man der „Germania" als sicher mittheilt, „entschlossen", seine höchste Autorität in Betreff der religiösen Interessen, die auch den Congreß beschäftigen könnten, zu wahren. Zn diesem Zwecke haben der heilige Vater eine Erklärung den Bevollmächtigte» Frankreichs und Oester reichs behnfs Mittheilnng an ihre College» einhändigen lassen. Ein Anklang an diese Mittheilnng findet sich auch im „Osservatore romano". Derselbe weist zuvörderst darauf hin, daß bei Ordnung der politischen Dinge im Orient die religiösen Interessen nicht unbeachtet bleiben dürften, und bedauert es dann, daß der Papst, der früher so oft als Friedensstifter mit Erfolg ausgetreten sei, zu dem Congreß keine Ein ladung erhalten habe. Madrid, 24. Juni. Die Königin ist heute Morgen in Gegen wart des Königs und der königlichen Familie mit den Sterbesakra menten versehen worden. Anö Konstantinopel berichtet die „Pol. Corr.": Als die tür kischen Congreß-Bevollmächtigten von hier abreisten, ereignete sich ei» kleiner Zwischenfall, der ein eigenthümliches Licht auf die Finanzlage der Türkei wirft. Die Mitglieder der Mission bedurften ungefähr 1500 Pfd. St. als Reisegelo. Die Ottomanische Bank weigerte sich, diesen neuen Vorschuß zu geben, und so mußte das Geld von einem israelitischen Banquier gegen hohe Zinsen und dreifache Sicherheit -aufgetrieben werden. Nun ist eS doppelt interessant zu wissen, daß es im Palais durchaus nicht an Geld mangelt, da erst kürzlich von einem reichen Sclavenhändler zwei Sklavinnen um je 2000 Psv. St. für ven Harem angekauft wurden. Constantinopel, 24. Juni. Sowohl auf russischer wie auf türkischer Seite finden fortgesetzt Truppenbewegungen in der Rahe von Constantinopel statt. Lokales und Sächsisches. — Die Ziehungen erster Classe der 94. königl. sächsischen Landes lotterie finden am 8. und 9. Juli statt. Leipzig. Das hiesige Tageblatt hört von verschiedenen Seiten, daß eine größere Anzahl Cafes und Restaurationen übereingekommen sind, die socialistische Presse von Anfang nächsten Monats ab aus ihren Räume» definitiv auözuschließen, und damit einem ganz allgemein verbreiteten Wunsche des i» ihnen verkehrenden Publikums entgegen zukommen. — Ein demokratisches Blatt brachte vor einiger Zeit die unwahre Nachricht, daß Bebel aus einer Restauration, dem Sieben- männerhauS, auSgetrieben worden sei. Wie man jetzt schreibt, soll rie Mittheilnng auf einer Verwechselung mit folgenden Vorfall beruhen. Vor etwa 8 Tagen gingen Liebknecht und dessen Schwiegersohn Geiser in die hiesige Restauration zum Thaliatheater und bestellten sich Bier. Hierauf sand sich der Nestauralionsinhaber veranlaßt zu erklären: „Für Sie, meine Herren, habe ich kein Bier." Die socialistische „Fackel" bringt unter Bezugnahme darauf den Aufruf zur Gründ ung einer Genossenschaft, welche vor allen Dingen eine Gaslivirlhschaft errichten soll. Zwickau, 24. Juni. Gestern ist hier ein sehr seltenes Ehe jubiläum gestiert worden, nämlich die Diamanthochzeit des Berginvaliv Friedrich Gottlob Mittelbach und seiner Gatlin. Das nun 60 Jahre in Freud und Leid treu verbundene Jubelpaar erfreut sich noch einer rüstigen Gesundheit; der Jubelbräutigam wurde 1791 geboren, war als Soldat in den Jahren 1813 — 1815 mit in Frankreich und wohnte auch der Belagerung von All- und Neu-Breisach bei; die Jubelbraut wurde 1794 geboren, die Trauung erfolgte im Jahre 1818. Aus dieser Ehe gingen 13 Kinder, 6 Knaben und 7 Mädchen hervor, denen sich ein angenommenes zugesellte; am Leben sind außer 5 Kindern noch 18 Enkel und 6 Urenkel. Dem greisen Ehepaar, das gestern in hiesiger Marienkirche durch Herrn A.rchidiakonuS Noth feierlichst ein- gesegnet wnrde und das heilige Abendmahl genoß, ist dieser Tag namentlich Seitens der Kinder und der Familie und von vielen Seiten durch Geschenke, und Glückwünsche zu einem wahren Ehren- und Freudenfeste gemacht worden, auch wurden demselben als Jubel gabe aus der Königl. Sachs. Militär-Jnvalidenstiftung 60 Mark und vom hiesigen Mariabund 10 Mark übermittelt. Möge noch ein langer, recht freundlicher Lebensabend dem ehrwürdigen Jubelpaar beschieden sein. — Heule wurde der vormalige Ralhsexpedient und Billeteur Carl Emil Richter auS Zwickau in öffentlicher Schöffengcrichtssitzung vom Königl. Bezirksgericht hier wegen Unterschlagung amtlich empfangener Gelber und in Beziehung auf die Unterschlagung verübter Fälschung zu 3 Jahren Zuchthaus und 8 Jahren EhrenrechtSverlust verurtheilt. — Eine zahlreiche Zigeunergesellschast, gegen 100 Köpfe auf 20 Wagen, ist hente von Glauchau aus hier eingetroffen und wurde alsbald über Schneeberg nach der Grenze zu weiter dirigirt. Aus Schneeberg wird dem ,.Dr. I." geschrieben. In welcher Weise die kindliche Phantasie sich verwirre» kann, zeigt deutlich fol gender traurige Fall, der sich vor wenig Tagen in unserer Stadt zu gelragen hat: Mehrere Kinder im Alter bis zu 6 Jahren waren in einem Garten beisammen und suchten sich die Zeil u. A. auch dadurch zu vertreibe», daß sie „Leiche z» spielen" beschlossen. Es fand sich anch ein Kink, das dreijährige Mädchen eines Bergmannes, welches sich auf eine Bank legte und todt stellte. Da meinte ein anderes ziemlich 6 Jahre altes Mädchen, die Leiche müsse anch verbrannt werden; es Holle zu diesem Zwecke ein Streichhölzchen herbei und steckte die Kleider des daliegenden KinreS wirklich in Brand. Das Letztere lief nun von Angst und Schmerz getrieben, in die Wohnung seiner Eltern, wo inan ihm die brennenden Kleider vom Leibe riß nnd gegen seine vielen, schweren Wunden gleich Leinölum'chläge an wandle. Es ist aber wenig Hoffnung vorhanden, daß das arme, be« klagenSwerlhe Kind, ein sehr gulmülhiges Mädchen, das übrigens schon früher bei anderer Gelegenheit Brandwunden davongelragen hat, wird am Leben erhalten werbe» könne». Annaberg. Am 23. Juni entlud sich über hiesige Gegend ein Gewitter, daß als das heftigste in diesem Jahre z» bezeichnen ist. Begleitet von einem lange anhaltende» starke» Regen, zog dasselbe über das Gebirge. I» Annaberg selbst fuhr ein Blitzstrahl an dem Blitz ableiter des Saupe'schen HauseS in die Erde; ebenso schlug ein Blitz in die Esse des Färber Reichell'schen Hauses. In Buchholz hat der Blitz das Thürmchen und Dach der Gottesackerkapelle beschädigt. Eine große Volksversammlung, die am 22. Juni in LLerdau stallfinden sollte und in welcher der Agilalor Lange ans Hamburg über die „Auflösung des Reichstages und die bevorstehende Neichs- tagswahl" zu referiren gedachte, ist von der dasigen Polizeibehörde untersagt worden. Eine hierauf aus denselben Tag sofort angekündigte Wäblerversammlung ist ebenfalls nicht erlaubt worden. Gegenstand der Tagesordnung für diese Versammlung war „die bevorstehende Reichs- tagswahl." Als vorigen Dienstag ein Einwohner von Potschappcl sein todt- gebornes Kindlein, welches in einer Schachtel geborgen lag, behufs Beisetzung auf den Friekhof zu Pesterwitz bringen wollte, übermannte ihn unterwegs der Schlaf derart, daß er sich gezwungen sah, an einem kühlen Plätzchen einige Minnien der Ruhe zn pflegen. Diesen Augenblick benutzte ein Langfinger und entwenoete dem müve» Schläfer dieSchachtel, jedenfalls in der Annahme, daß sich in derselben irgend ein Werlhobject befinden werde. Welche Enttäuschung mag ihm bei Oefsnung des Behälters geworden sein! Die Sache ist bereits bei der Polizei zur Anzeige gelangt. Großenhain, 21. Juni. Sämmtlichc bei dem erst kürzlich be gonnenen Kasernenban beschäftigten Arbeiter sind wieder abgelohnt und entlasse» worden. Es wird nämlich dieser Bau insofern eine unliebsame Verzögerung erfahren, als der jetzige Platz sich zu klein erwiesen hat, so daß noch ein Stück Areal dazu gekauft werden muß. Die Wiederaufnahme res Banes läßt sich augenblicklich noch nicht bestimmen, doch dürften bis dahin einige Wochen vergehe». Penig, 21. Juni. Vergangene Ncht gegen 11 Uhr wnrde in hiesiger Stadt ein Mann völlig entkleiret angetroffen. Derselbe gab an, auf dem Wege von Wolkenburg nach hier räuberisch aiigefallen, dabei in den Kopf geschossen, seiner Kleider beraubt und iuS Wasser geworfen worden zu sein. Der schnell zu Nathe gezogene Arzt er klärte jedoch die Wunde als eine Verletzung durch Falle», und wurde dieser Mann vorläufig ins Krankenhaus gebracht. Bei seiner Ber» nehnnmg stellte sich jedoch heraus, daß die zuerst gemachten Angaben unwahr, derselbe sich vielmehr wegen verletzter Ehre in seinem Ehe stände das Leben zu nehmen beabsichtigte, und auS Hilbersdorf bei Chemnitz stammt. Bei der Riesaer Kahnsähre wurde ein mit allen nur möglichen Mordinstrumenten ausgerüstetes Individuum verhaftet. Bei Eintritt in die Fähre entfiel demselben ein Revolver. Von einem mit über fahrenden Inspektor um das Recht, Waffen zu tragen, befragt, gab der Mensch ausweichende, grobe Antworten. Nach vorgenommener Arretur wurden ihm noch zwei geladene Revolver, zwei Pulverhörner ein Toktfchläger, ein Stemmeisen, eine Knute, ein Dolch und ein Hirschfänger abgenommen. Pirna. Mil größter Präcifion nahm am 20. Juni die Höhen- bcleuchtung, nachdem von der Festung und dem PorSberg die Licht signale abgegeben waren, ihren Anfang. Wirklich feenhaft nahm sich die Beleuchtung der unzählbaren Bergspihen und Höhenpunkte aus