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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich I Mark SV Pf. prsönuooranäo. Meiger für Inserate werde» bi» spätestens Mittags des vorhergehenden Tage» deS Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und^lmgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeiuderath zu Zwönitz. 64. Donnerstag, den Zo. Mai 4878.3. Jahrg. Bekanntmachung. Der erste diesjährige Jahrmarkt wird Montag, den 17. Juni a. e. abgehalten. Zwönitz, am 34. Mai 1878. Der Stadtgemeinderat h. Schönherr, Bürgermeister. Tagesgeschichte. Die Stadt Augsburg ist am 23. d. M. von einem schweren Branvunglücke betroffen worden. Die „A. Abdztg." bringt über dasselbe folgenden Bericht: Ein Abend voll Angst und Schrecken liegt hinter uns. Donnerstag Abend V-7 Uhr signalisirten die Thurm- wächler Feuer. Die Brandstätte war ein mit leicht entzündbaren Stoffen, wie Petroleum, Ligroin, Benzin gefülltes Gewölbe des Materialisten Schaur am Hintern Perlachberg, in der Nähe des Metzgerplatzes, mitten in der Stadt. Einzelne Abteilungen der Feuerwehr waren unglaublich rasch am Platze und suchten kühn den Feuerheerd auf. Schon glaubte man die Gefahr beseitigt, die Brand» signale schwiegen, da entstand eine Explosion, die in der Nähe befind lichen Feuerwehrmänner wurden zu Boden geschlagen und größtenteils arg verwundet und verstümmelt. Der erste Bürgermeister Fischer, der sich mit dem Regierungspräsidenten v. Hörmann am Orte der Gefahr sogleich eingefunden halte, entkam nur durch Zufall der Ge fahr, indem er einen Augenblick zuvor, um weitere Anordnungen zu treffen, den Kellervorplatz verlassen halte. Dagegen wurde der Polizei» inspector Weber ziemlich bedeutend an der Hand und am Kopfe ver» letzt; 10 bis 12 Feuerwehrleute und Kaminkehrer erlitte» mitunter furchtbare Verwundungen; ein Kaminkehrergehilfe soll auf dem Trans porte zum Krankenhaus gestorben sein. Trotzdem Niemand wußte, wie.wiel Petroleum und Ligroin im Keller sei, machten sich die Feuer» wehrleute wiederum daran, das Feuer durch Absperren mittelst Ein» werfen von Sand und Dünger zu ersticken- Es gelang ihnen nicht, und bald schlugen die Flammen nach außen. Das Feuer fraß rasend schnell um sich und ergriff die >rn das Gewölbe stoßenden Wohn häuser und Gebäude. Die Angst und der Schrecken wuchsen, als sich Gerüchte verbreiteten, daß ans dem Dachboden des Schaur'schcn Hauses einige Centner Pulver lagerte». Rasch wurde« die Straßen in weitem Umkreis militärisch abgesperrt. Unter heftigem Schluchzen verließen die zahlreich Bedrohten ihre Wohnungen. Mancher Be- amte und ComploiM, der eben vom Bureau kam, fand seine Familie nicht mehr im 'Hellebten Heim und stürzte von dannen, um sie aufzu» suchen. MH gewohnter Bravour griff nun die Feuerwehr au, obwohl sie jede SM»dc fürchten mußte, unter den Ruinen der Brandstätte begraben zu werden. Die ganze Front des hinlern PerlachbcrgeS stand fast zugleich in Flammen; es kam darauf an, das Feuer gegen die Stadtmetzgasse und die Finstere Stube hin nicht weiter kommen zu lassen. Dies gelang auch vollständig, und nach 10 Uhr konnte man jede Gefahr als beseitigt erachten. Unsere einheimische Feuerwehr, die mit 8 Spritzen arbeitete, wurde wacker unterstützt durch die Fabrik- feuerwehreo und jene von Heltenbach, Oberhausen, Kriegshaber, Göggingen und Friedberg. Um 8 Uhr, zu welcher Zeit ich das Krankenhaus besuchte, waren 6 Schwerverwundete dahin gebracht worden, denen das dortige ärztliche Personal die möglichste Hilfe leistete; jeden Augenblick kamen Frauen und Töchter, die nach ihren Gatten und Vätern fragten; als schwer verwundet und in Familien pflege befindlich wurden mehrere Feuerwehrleute genannt. Der Brand selbst soll durch Unvorsichtigkeit beim Abfüllen von Petroleum ent standen sein. — Der „Allg. Ztg." gehen über den Bragd die folgen den authentischen Angaben zu: Infolge der Explosionen blieb 1 Kamin kehrer tobt, während 18 Feuerwehrleute oder Kaminkehrer theils schwer. theils leicht verwundet wurden. Das Haus 0 256 ist ein noch rauchender Trümmerhaufen, aus welchem Freitag früh noch das Kochen von Petroleum zu vernehmen war. Von den anstoßenden Ge bäuden ist die Rückseite des Schaur'schen Vorderhauses und der Dach stuhl sammt dem oberen Stockwerk des Bäckermeisters Grieb'schen Anwesens zerstört. Die Löschmaschinen sind heule (Freitag) Vor mittags noch theilweise in Thätigkeit. Ueber alles Lob erhaben ist die aufopfernde, todesmuthige Haltung, welche die freiwillige Feuer wehr unserer Stadt bei der überaus gefährlichen Aufgabe, welche sie zu bewältigen hatte, von Neuem bewährt hat. Praq, 23. Mai. Gestern Abend ist hier plötzlich infolge eines Schlagflusses der gewesene Bürgermeister von Prag und Oberstland marschallstellvertreter des Königreiches Böhmen, Or. Ritter v. Bielskh, im Alter von 60 Jahren verschieden. Der Verstorbene hatte sich im Kriegsjahre 1866 um Prag große Verdienste erworben und war auch sonst in alle» Kreise» eine sehr beliebte und conciliante Persönlichkeit. Unter dem Ministerium Potocki war er zum Minister für Böhmen designirt. Seiner politischen Gesinnung nach gehörte BielSky wohl zur czechischen Partei, war aber in seinen Anschauungen so gemäßigt, daß er auch unter den Deutschen sehr viele Freunde zählte. Sein Tod ist ein Verlust für ganz Böhmen, das solcher Charaktere dringend bedarf, soll endlich zwischen Deutschen u. Czechen das ehemalige friedliche Einvernehmen wievcr hergestellt werden. Paris, 25. Mai. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Waddington, ist heute Morgen auf einem Spazierritte mit dem Pferde gestürzt und hat dabei einige wenig erhebliche Contusionen erlitten. Lokales und Sächsisches. Zwönitz, 29. Mai. Wie u»S vom hiesigen kaiserlichen Postamte milgethcilt wurde, wird vom 1. Juni o. an die Botenpost nach Grün hain eingestellt und an deren Stelle eine Persouenpost. zu derselbe» Zeit (12 Uhr 45 Min.) nach dorthin abgehen. — Wie in jedem Jahr, so veranstaltet auch zu bevorstehendem Pfingstfeste der Neiseuuternehmer Adolph Hessel in Dresden die erste diesjährige Extrafahrt nach Hamburg-Helgoland. Die Fahrt geht von Leipzig den 8. Juni Mittags ab und erreicht ihr Ziel über Magdeburg-Stendal-Uelzen-Harburg AbeudS gegen 8 Uhr. Dresden. Unter zahlreichem Andrauge des Publikums begann am 24. Mai früh 9 Uhr vor dem k. Schwurgerichte die seit Langem mit Spannung erwartete Hauptvcrhandlung gegen die der Tödtung und Beraubung des hiesigen Privatmannes Bernhard Ludwig Vigilius Pussinelli augeklagten Tischler Christian Ludwig Georgi aus Groß- rudestadt und Schneider Joseph Vincenz Stebich aus Dresden. Der Gerichtshof ist zusammengesetzt aus dem Schwurgerichtspräsidenten geh. Justizrath Wehinger und den Gerichtsrälhe» Or. Flügel und Schütz. Als Vertreter der Anklage fungirt Oberstaatsanwalt Roß täuscher, als Vertheidiger Justizrath Or. Stein I. für Stebich und Justizrath Or. Schaffrath für Georgi. — Nach anderweiten Berichten war das Gedränge so stark und selbst Treppen und Hof waren von Hörlustigen so stark besetzt, daß Vas Ein- und AuSpassiren zur physischen Unmöglichkeit wurde. Selbst die zu den Berichterstattern begehrenden Bolen der Zeitungen konnten nicht mehr passiven.