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Erscheint wScheiülich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prrenumeritnlil,. Zwönitz un^Umgegen-. Amtsblatt für den Stadtgemciudcrnth zu Zwönitz. 54. Dienstag, den 7. Mai 1878. Z. Jahrg. Amcher für Inserat« werden bi» spätestens Mittags des vorhergehenden Tages deS Erscheinen- erbeten und die CorpuSspaltengeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Bekanntmachung. Die hiesige Stadteassen-Expedition ist von jetzt ab für das verkehrende Publikum an Wochentagen bis Nachmittags 0 Uhr geöffnet. Zwönitz, am 6. Mai 1878. Der Stadtge mein berat h. Schönherr, Bürgermeister. Auctivn. Nächsten Sonnabend, als den n. Mai »- e. Vormittags IO Uhr soll auf den communlichen Grundstück längst der Elterleiner Straße einige Stämme und eine Parthie Ausästeholz meistbietend gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Zwönitz, am 6. Mai 1878. Der Stadtgemeinderat l). Schönherr. Tagesgeschichte. AuS Berlin wird unlerm 3. d. ein bedeutendes Vrandunglück gemeldet, welches am Abend vorher die ganze Stadt in nicht geringe Aufregung versetzt hat: Bald nach 10 Uhr Abends brach am 2. d. im Getreidespeicher der dortigen Brodfabrik Feuer auö, welches, ob wohl die Feuerwehr kaum fünf Minuten nach der Melkung aktiv war, mit furchtbarer Wuth um sich griff und besonders den nach der Spree hinaus gelegenen Theil des Speichers verwüstete. Das Feuer soll im obersten Stock des Speichers, der mit Roggenkleie angefüllt war, ausgebrocheu sei» und ist so schnell durch drei andere Stockwerke durchgebrochen, oaß der Hintere Theil bis auf den Grund ausgebrannt und ein Theil des Giebels eingestürzt ist. Leider ist bei der Katastrophe schweres Unglück zu beklagen. Als der Giebel wankte, wurden die unter dein Kommando des Hauptmanns Witte von der Hinteren Seite angreifenken Spritze» schleunigst zurückgezogen. Ein Feuerwehrmann wurde jedoch von dem einftürzenken Giebel begrabe» und sofort ge- tödtet; eine» Andere» rissen die herniekerprasselnde» Trümmer einen Fuß ab und brachen ihm den Oberschenkel des anderen Fußes, sodaß auch er nach qualvollen Schmerzen ans der Brandstätte den Geist aufgab; endlich fiel ei» im obersten Stockwerke befindlicher beschäf tigter Feuerwehrmann mit brennenden Decken durch, wurde aber von Leuten gerettet und schwer verletzt nach Bethanien gebracht. — Glücklicherweise stand die Zeit über der Wind nach Nordwest. Sonst mußte der brennende Mehlstaub, der sich überall hin verbreitete und dessen Funken selbst in entfernten Staettheilen deutlich sichtbar waren, die Gefahr einer Ausdehnung des FeuerheerdeS um so eher befürchte» lassen, als iu der Nähe der Fabrik feuergefährliche Stoffe in Menge aufgespeichert lagen. Namentlich war die Getreidemühle der Brod fabrik selbst, sowie die angrenzende Oelfabrik der Berliner Produkten- und Handelsbank in ernstester Gefahr, doch gelang es der ange strengten Thätigkeil der Feuerwehr, in etwa zwei Stunden wenigstens die Gefahr einer weitern Verbreitung des Feuers zu beseitigen. Der durch das Feuer augerichtete Schaden wird als ungeheuer geschildert. Ueber die Ursache des Brandes vermuthet man an maßgebender Stelle, der Brand sei dadurch entstanden, daß die Treibriemen an den Maschinen sich durch die Reibung entzündet haben. Etwas Posi tives hierüber läßt sich naturgemäß nicht ermitteln. Gegen Morgen war eS, als die Mauer» des Speichers zusammenstürzten, wobei die oben erwähnte» Tödtungen vorkamen. Außer den oben Erwähnten ist auch noch die Verschüttung eines Spritzenmanne» zu beklagen, der mit der Fackel von unten her den Feuerwehrleuten bei Abtragung der Mauer leuchtete. Bis zum Vormittag des 3. war dieser Unglück liche, auf dem eine riesige Mauermasse lastet, noch nicht, trotz eifriger Nachsuchungen, zum Vorschein gekommen. Die Trümmer rauchten noch Mittag desselben Tage-, bis zu welcher Zeit ungefähr noch immer zwei Spritzen mit einer starken Mannschaft unausgesetzt in Thätigkeil waren, um dem verzehrenden Element ein Ende zu machen. — Vom 13. Mai ab haben im Neichsheere Deutschlands die zwölslägigen Hebungen der Reservisten und Landwehrleute zu beginnen und gehe» diese Quoten bis zum Jahrgang 1868 zurück. Ob die im Jahre 1867 ihre militärische Karriöre begonnen habende jetzige Land wehr auch zur Hebung herangezogen werde, ist noch fraglich. Paris, 3. Mai. Der Postkongreß begann seine Arbeiten gestern unter Vorsitz des Generaldirektors der Posten, Cochery. — Die Prin- zessin von Wales und die Kronprinzessin von Dänemark sind heute Vormittag angekommen. England. Die KriegSrüstungen dauern ununterbrochen fort und es g'iebt nur wenige Politiker, welche die Vermeidung des Krieges zwischen Rußland und England für möglich hallen. Auf die Ver handlungen über den militärischen Kompromiß, die Vorkonferenz und den nachfolgenden Kongreß legt man keine» Werth; die Negierungs- kreise geben sich vielmehr den Anschein, als ob sie von der Unauf richtigkeit Rußlands in allen diplomatischen Unterhandlungen überzeugt seien und Deutschland eS Rußland und England überlassen habe, sich über die Details der Ausführung des militärischen Kompromisses direkt miteinander abznfinden. Die Nachrichten von einer immer mehr zu nehmenden Entfremdung zwilchen Berlin und St. James beruhen dahingegen ans absichtlicher Entstellung, übersieht mau auch nicht, daß gewisse offiziöse deutsche Zeitungen stets in gehässigem Tone von England sprechen. — Am 1. d. tagte in Manchester eine v»n ca. 1000 Delegirten der licberalen Vereine Nord-Englands beschickte Konferenz, um gegen die kriegerische Politik der Negierung Protest zu erheben. Die von der Versammlung angenommenen Resolutionen verwerfen die Politik des Ministeriums, sowie die Drohungen und bezeichnen die Entsendung indischer Truppen nach Europa als eine höchst alarmirende Maßregel. Die Lage des Kontingents rechtfertige keinen Krieg und die Regierung Beaconsfield'S sei das einzige Hinderniß des Friedens. Namentlich sprach sich John Bright besonders mißbilligend gegen die kriegerische Tendenz der Politik des Ministeriums aus und erklärte dieselbe als eine den höchsten Interessen Englands feindselige und gefährliche. Die Circular-Depesche Salisbury'S zeige klar den eigentlichen Zweck der englische» Regierung — die Wiederherstellung der türkischen Herrschaft in Europa. London, 4. Mai. Dem Ministerium ist ein Promemoria an die Königin mit 17,000 Unterschriften überreicht, worin die Einbe rufung der Reserven bedauert und die Königin gebeten wird, sie möchte ihren Einfluß zu Gunsten des Zusammentritts des Kongresses geltend machen, damit der Friede Europas aufrecht erhalten werde. Unter den Unterzeichnern befinden sich die Herzöge von Westminster und Bradford, PairS, Bischöfe, Deputirte, hervorragende Geistliche und Schriftsteller.