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Erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). LbonnementLpreis beträgt vierteljährlich I Mark SO Pf. AMiger für Inserat« werde« bi« spätestens Mittag« de« vorhergehenden Tages de« Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgcmeinderath zu Zwönitz. 53. Sonoaben-, den 4. Mai 1878. 3. Jahrg. Bekanntmachung. Veranlaßt durch unliebsame Vorkommnisse in letzter Zeit werden die Herren Wirlhe öffentlicher Schanklocale auf die Bestimmung vom 13. August 1877, die Einführung einer Polizeistunde betreffend, mit dem Bemerken aufmerksam gemacht, daß die Polizeiorgane ange wiesen sind, jede betroffene Ueberschreitung, ohne Ansehen der Personen, zur Anzeige zu bringen. Zwönitz, am 29. April 1878. Der Bürgermeister. Schönherr. Tagesgeschichte. Motz, 28. April. Seit zwei Tagen ist die Mosel ans ihrem Bett getreten und hat da« Thal in einen See verwandelt. In der Nähe von ArS hat daS Hochwasser den Eisenbahn-Damm unterwühlt, so daß der Eisenbahn-Verkehr eingestellt werden mußte. Von hier aus wurden sofort mehrere Compagnien Soldaten zur Wiederherstellung des Dammes nach ArS geschickt. Bis auf Weiteres ist der Bahnver kehr mit Nancy nur auf dem Umwege über Amanweiler möglich. Zwischen einzelnen in den Niederungen gelegenen Ortschaften mußte der Verkehr durch Nachen vermittelt werden. Der angerichlete Schaden ist, soweit bis jetzt festgestellt werden kann, ein sehr be deutender. Wien, 2. Mai. Wie das „N. W. Tagebl." (Abendausgabe) wissen will, ließen authentische Berichte keinen Zweifel darüber, daß eine russische Armee bei Bukarest und an der siebenbürgischen Grenze zusammengezogen würde. Wie das „Tageblatt" meint, ergäbe sich hieraus für die österreichische Regierung trotz ihrer freundlichen Be- Ziehungen zu dem Petersburger Kabinet die Nothwendigkeit, militä rische Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen. Gutem Vernehmen nach würde deshalb die Aufstellung einer österreichischen Armee in Sieben bürgen in ernste Erwägung gezogen. Paris, 1. Mai. Unter den der Eröffnung der Weltausstellung beiwohnenden Fürstlichkeiten waren auch der Erzherzog Leopold von Oesterreich und der Herzog von Leuchtenberg. In dem Momente, in dem Mac Mahon die Ausstellung für eröffnet erklärte, begann die Kaskade zu springen, wurden Geschütze abgefeuert, die französische Fahne aufgezogen und spielten die MusikcorpS. Die Ausstellung ge währte einen sehr schönen Anblick. Alle Maschine» funklionirten. Am meisten vorgeschritten sind die Arbeiten der englischen Abtheilung, nächstdem die der schweizerischen, javanesischen nnd belgischen. London, 1. Mai. Das „Bureau Reuter" meldet auS Kon stantinopel vom l. Mai: General Tolleben's Verhandlungen bezüglich des gleichzeitigen Rückzuges der Russen und Engländer von Konstantinopel blieben bisher ohne Resultat. London, 2. Mai. Bei Eröffnung des konservativen Klubs in Broston hielt der Minister des Innern, Croß, eine Rede, worin er betont, die Regierung werde stets von dem Wunsche geleitet, den Frieden Europas sowie die Ehre, die Integrität und die Interessen des Reiches aufrecht zu erhalten. Ebenso wolle sie die Anfrechthalt- ung des BertragSrechteö sowie der Deklaration von 1871. Die Billigkeit des Zirkulars SaliSbury's sei allseitig anerkannt. England werde den Krieg durchaus nicht provoziren. Der Friedenövertrag von San Stefano müsse in seiner Gesammtheit der Konferenz zur Prüfung, eventuell zur Abänderung unterbreitet werden. Davon werden wir Europa, die Welt, ja Rußland selbst zu überzeugen wissen. Wir werden den Vertrag loyal behandeln; die Aenderungen aber haben wir das Recht zu diskutiren. Konstantinopel, 1. Mai. Der britische Konsul in Trapezunt empfing eine Deputation der Bevölkerung Datums, welche den Ent schluß erklärte, sich dem Einmarsch« der Russen in Balum zu wieder setzen und den Schutz Englands anznrufen. Konstantinopel, 1. Mai. Die britische Flotte verließ zum Zweck« einer UebuugSfahrt Jsmid; sie wird in Touzla ankern und nach zwei Tagen nach Jsmid zurücktehren. ! Petersburg, 1. Mai. Nach der „Agence Russe" ist die Situation unverändert, die Pourparlers zwischen den Mächten dauern fort. ES heißt, Fürst Labanoff, der frühere Botschafter in Konstantinopel, würde an Stelle Jgnatieff'S den Botschaftelposten in Konstantinopel erhalten, Jsmid Pascha werde Botschafter in Petersburg werden. Im Be finden des Reichskanzlers Gorlschakoff ist keine Aenderung eingetreten. Lokales und Sächsisches. — Aeber Deutschlands gewerbliche Bestrebungen und Aufgaben > hielt kürzlich Geh. Rath Prof. Reuleaux a»S Berlin, Direktor der i dortigen Gewerbeakademie, im „Kaufmännischen Verein" zu Leipzig ! einen Vortrag, welchem das „CH. Tgbl." die nachstehenden interes santen Stellen entnimmt: „Wenn man den Entwickelungsgang der deutschen Nation in's Auge saßt, so finden sich gewisse bedenkliche Dinge, die für daS ganze deutsche Volk sehr unangenehm sind. Die Klänge und Ideen von Freiheit, welche in den Zeiten des politischen Druckes von unsern Dichtern und Volksmännern fortwährend ange- stimmt und hervorgerufen werden, die Aufstachelungen und Ermahn ungen zur Nachahmung großer Beispiele, alle diese Anregungen haben uns in einen Zustand achtloser Selbstgenügsamkeit, ja sogar des Hoch- muthes versenkt. Die Dichter schmeichelten dem Volke, und wir ge wöhnten uns daran, mit Geringschätzung auf andere Völker herabzu blicken. Am schlimmsten hat die Selbstüberschätzung auf dem gewerb- licheu Gebiete gewirkt. Ueberall wird der Schein dem Wesen vorgezogen. Kleider, Geschirre, Geräthe, Schuhe. Schmuck, kurz Alles soll nur hübsch aussehen, das Uebrige ist Nebensache. Die deutsche Industrie hat anfänglich mit Unruhe dieser Geschmackrichtunz Rechnung getragen, allmählich hat sie sich aber mit voller Willigkeit daran gewöhnt. Imitation, Surrogat, das ist da« Unglück für unser deutsches Gewerbslebcn. Der Hauptfehler in der Industrie, welcher gemacht worden, läßt sich durch die Worte ausdrücken: Konkurrenz durch den Preis. Man sucht den Absatzmarkt durch daS Angebot niedrigen Preises zu gewinnen. Bei Herbeiführung der Besserung wirken drei Faktoren mit: das Publikum, die Industriellen und die StaalSregierung. Von dem Publikum ist zu verlangen, daß es seine Art und Weise, einzukaufeu, ändert. ES hat beinahe ganz verlernt, die Qualität der Waare zu prüfen, der Preis ist bei ihm immer das Erste. Die Waaren, welche der Handwerker anfertigt, sind besser als diejenigen im Magazin, welche bei aller Billigkeit in Wahrheit doch theurei sind. Trotzdem läuft alle Welt zum Magazin, und aus diesem großen Mißverständniß der Billigkeit ist daS Uebel unserer Wanderlager, unserer Bazars, unserer Waarenverfälscher hervorge- gangen. Der zweite Hauplfaktor bei Lösung unserer gewerblichen Frage sind die Gewerbtrcibenden, die Industriellen. Sie führen unter sich mit dem Aufgebote des äußersten Raffinements eine» erbitterten Konkurrenzkrieg, unter dem das Publikum den größten Schaden er- leidet. Dieser Kampf der Interessen kann unmöglich einen gesunden moralische» Zustand erzeugen. Bei diesem Kampfe werden nur zu leicht die Pflichten vergessen, welche die Industrie gegen die Nation hat, und «S bleibt das dürre Knochengerüst des egoistischen Handelns und des ordinären Schacherns übrig. An Stelle der Preiskonkurrenz müssen wir die Werthkonlurreuz sehen. Als dritter Faktor kommt die Staatsregierung in Betracht, welche auf Grund der öffentlichen Ausschreibungen Masseneinkäufer ist. Bon verschiedenen Seiten ist