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Er nannte sie seine Seele, sein Herz, sein zweite« Ich und hatte noch unzählige zärtliche Namen für sie. Sie nannte ihn Ude, aber mit welchem Au-drucke! Alle Laute der Liebe, vom seligsten Entzücken bi« zum schmelzenden Schmeichelton zitterten in dem einen Worte. Noch hatte ihre Liebe kein Entsagen, keine Täuschung getrübt. Vollendet, ein harmonisches Ganze-, stand ihr Glück jetzt da; eS hatten sich die Herze», die der Himmel für einander bestimmt, gefunden. Sie wandelten heute wieder umher und achteten nicht darauf, wo? Zufällig kamen sie so Hand in Hand nach jener geweihten Stätte, nach dem Steine, wo sie in jener Schmerzensnacht geruht hatte. Dort saßen sie nun wieder glücklich vereint und schauten über die freundliche Gegend. Die Wipfel der Bäume über ihnen rauschten leise. Da wurden sie wieder durch eine leise Berührung aus ihrem Liebestraume geweckt. Sie schauten sich um und erblickten den Pfarrer mit mild ernstem Gesichte vor sich stehen. „Kinder," sprach er fast traurig, „es schmerzt mich, Euer Glück auch nur einen Augenblick stören zu müssen; allein, wo die Pflicht gebietet, durfte ich nicht zögern. Eben ist der Befehl für Udo ringe- troffen, sofort nach seiner Garnison zurückzukehren." Er überreichte demselben ein Schreiben, welches durch einen Expreß-Boten vom Schlosse nach dem Pfarrhause gesandt worden war. Erschrocken öffnete es Udo. Der Inhalt, zu jeder anderen Stunde erfreulich, gefiel ihm heute nicht. Er war zum Premier-Lieutenant befördert und mußte sofort abreisen, um vertretungsweise die Führung der vierten Schwadron zu übernehmen. Traurig ließ er die Hand, in welcher er das Schriflstück hielt, sinken und blickte Marie an, die sich weinend an den Onkel schmiegte. „Ueber das Lieben geht die Pflicht, geliebten Kinder!" tröstete dieser. Betrübt schritten alle Drei dem Pfarrhause zu. Das war die erste trübe Wolke, die am Heilern Himmel ihrer junge» Liebe heraufzog. Der Dienst ließ Udo nicht einmal mehr die Zeit, um mit Marie nach dem Bisplinghof zu fahren und ihren Vater um die Einwillig ung und seinen Segen zu ihrem Herzensbnnde zu bitten. Der Besuch mußte aufgeschoben werden; indessen übernahm es der Pfarrer, seinen Bruder auf den Besuch des künftigen Schwiegersohnes vorzubereilen. Udo versprach, inzwischen auch die nöthigen Schritte bei seinem Vater einzuleiten und dessen Einwillignng zu einer Verbindung mit Marien zu erlangen. Im Vertrauen halte er dem Pfarrer mitgetheilt, welcher schwere Kampf ihm von dieser Seite bevorstand. Es war ein schmerzlicher, lhränenvoller Abschied zwischen Udo und Marie, nur gemildert durch die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Graf Fritz zu Eulenburg, der ehemalige preußische Minister des Innern, war es gewöhnt, nach eingenommenem lncullischen Diner — galt er doch neben Camphausen als der erste Feinschmecker der Residenz — eine Promenade zu machen und bei dieser Gelegenheit von einem ZeituugSverkäufer Unter den Linden seine Tageslectüre zu erstehen. Mit besonoerer Vorliebe las der joviale Graf den Leipziger „Puck". Als er sich denselben eines Tages wieder kaufen wollte (er war damals noch im Amte), suchte er vergeblich in seiner Westentasche, in welcher er sonst die kleine Münze zu bergen pflegte. Der Zeitungsjunge, bei dem er diesmal seinen Einkauf machen wollte, bemerkte die kleine Verlegenheit des Minister« und schnell entschlossen, reichte er diesem mit den Worten: ,,'Sis jut, ick pumpe Ihnen, Excellen;!" die gewünschte Nummer. De« Grafen Eulenburg amüsirt« die drollige Manier des Burschen derart, daß er von da ab ständig seine ZeitungS Lektüre von demselben kaufte und ihm dabei jedesmal ein gutes Trinkgeld zukommen ließ. Bor einigen Tagen ist nun Graf Eulenburg nach längeren« Urlaub in Berlin wieder eingetroffen, ohne unterwegs erfahren zu haben, daß fein Leipziger Lieblingsblatt am l. April d. I. das Zeitliche gesegnet. Als der Graf nun jüngst eines Nachmittags seine gewohnte Promenade machte, war sein Zeitungs junge natürlich sehr erfreut, den guten Kunden wiederzusehen. Graf Eulenburg trat auch alsbald zu ihm heran und forderte, wie sonst, den „Puck". Mit einer unnachahmlichen Geberde betrachtete der Junge einen Moment den Exminister und erwiderte sodann unter schwerem Seufzer: „Ach, Excelleiiz, der iS ooch alle!" — In der ihm eigenen drastischen Weise hat Graf Eulenburg deu klassischen Ausspruch des Zeitungsjunge» in seinen Kreisen erzählt, wo er natürlich mit homerischem Gelächter aufgenommen wurde; am meiste» aber hat er den Exminister selbst belustigt. * Zur Weltausstellung in Paris werden vom Carl Stangen'schen Reise-Bureau, Berlin, Markgrafenstraße Nr. 43, vom 6. Mai ab alle 14 Tage Gesellschaftsreisen unternommen. Die Theilnehmer dieser Reisen erhalten Fahrt, Führung, Hotel, Verpflegung für einen Gesammtpreis von 360 Mark mit 14lägigcr Dauer der Reise über Köln und Aachen. Ueber Straßburg kostet dieselbe Reise für 16 Tage 450 Mark und mit 8lägigem Ausflug nach London zusammen 700 Mark. Das genannte Bureau giebt Prospekte für diese Reisen gratis aus. * Das Neueste im Bändigen von Pferden scheint der elektrische Zaum zu sei», mit welchem vor Kurzem in Brüssel Versuche gemacht wurden. Bei demselben laufen längs des Zügels zwei Drähte, die in einer kleinen elektrischen Batterie zusammentreffen, welche der Reiter zugleich mit den Niemen in der Hand hält. Drückt er ein wenig an einen Knopf, so wirkt der elektrische Strom auf die Mundwinkel des Pferdes, und schon wenige erlektrische Schläge oder Ausströmungen genügen, uin das wildeste Pferd zu bändigen. Auch durchgegangene Pferde können durch diesen Apparat augenblicklich zum Stillstehen ge bracht werden. Der Erfinder heißt Engstrom. Kirchennachrichten der Parochie Niederzwönitz auf April 1878. Getauft: IS. Christian Friedrich Leßmüllers, begüt. Webers hier, Martin Emil. I S. Karl August Ehrlers, ans. Schlagwärters hier, Arthur Richard. I unehel. Sohn: Otto Hermann. Getraut: Fürchtegott Hermann Keller, Wirthschaftsbcistand hier, mit Christiane Wilhelmine Wetzel von hier. Beerdigt: Milda Emmy Grabner, 7>/2 Mon. alt, St. Joh. Gustav Adolf Lungwitz, Schuhmacher hier, ein Ehemann, 36^,4 I. alt, St. Blas. Martin Bruno Bauer, 4 M. alt, St. Joh. Milda Clara Bach, 3 I. alt, St. Blas. Gustav Richard Dietel, 6V« I. alt, St. Blas. Frau Christiane Karoline Wilhel mine Kaufmann, geb. Emmerlich, eine Wittwc, 72>/s I. alt, St. Blas. Ida Rosa Harnisch, 8'/« I. alt, St. Blas. Frau Christiane Concordie Bach, geb. Weber, 76'/ü I. alt, eine Wittwc, und deren Urenkelin Anna Selma Teichmann, 4 M. alt, St. Joh. I unehel. todtgeborner Sohn. Geffentkiche Kommunion: vom. Jubil., den 12. Mai. Wochencommnnion: Sonnabend, den 2ö. Mai, Mittags 12 Uhr. Am Sonntag Uogate, den 26. Mai, Colleete für die Gemeinde Wilkau zum Kirchenbau. befindet 8iek von Konto sb im Hsv80 äos Hoirn Loknoilioimoistor kosokoi- 0. Vönnkai-ä Oli. astvith-Auctio astviehauet den 6. Mai^d. I. von de Kühe >r 5 m Zehniel des Kaufpreises wird ersuche Richard Krumbiegel Redactio», Druck und Bcrlag von E. Bernhard Ott in Zwönitz. unter v Bed Montag, Mittags 12^ill Neundorf bel augozM DI4< Mai, 1t<Uhr t,SNKO8trS88O 169. AwönitL, sm 2. Mi 1878. sowie > Kalb- empfiehlt sollen Dienstag, de; Vormittags erSdorf bei Chemnitz. >. C Reuter! Mino MLTÄ W und ^xpoüition A iehr fettes frisches X. Rindfleisch, li 8Lkvk6ip^6i8ok X. Ca^t Löwe M». gäbe wahrscheinlich vergessen. Ich Vabpr^um baldig« Rückgabe. > / Ed. Gr A^or einiger ZeilM^mandbei wirIBuch (Sedezfonnat) in rdjben Einband, ent haltend die nuten Neichs-Jastiz-Gesetze, deut sches Strafgesetzbuch rc. geborgy>und die Rück- an, sollep-^ni Rittergnte llunaberg Ochsen, Küh^ Schweins. auf dem Ritteratzishofe Weistbach meistbietend versteigert werden. >Standzeit bis 20. Mai. 8 StiEvmgtländer>Ochsen, 12 Stück oMie ' er Auktion bekannt zu machenden en meistbietend versteigert wdrden.