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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich I Mark SV Pf. prseouworanäo. ÄMtiM für Inserate werden bi» spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 48. Sonnabend, den 20. April 1878. 3. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin. Fürst Bismarck beabsichtigt, in der Osterzell einen kurzen Ausflug nach seinen lauenburgische» Besitzungen zu machen. Bon weiteren Reiseplänen für den Sommer ist noch nicht die Rede. — König Oskar von Schweden wird Milte nächster Woche in Berlin zu einem kurzen Besuche erwartet. Der König ist auf der Reise nach Heidelberg zum Besuche seiner Gemahlin begriffen, die sich dort zur Cour befinvel. Auf der Rückkehr nach Schweben ge denkt der König Berlin zu passire». — Nach Ende der Osterwoche begeben sich die Bevollmächtigten des deutschen Reiches, der Generalpostmeisler Stephan und die Ge heimen Obcrposträthe Günther und Sachse zu dem am 1. Mai zu- sammentretenden internatioualen Postcongreß nach Paris. Frankreich. Die diesjährige große Parade der Pariser Armee ist aus den 23. Juni «»gesetzt. Den AuSstellungsgäslen zu Ehren sollen für dieses Schauspiel ganz besondere Anstrengungen gemacht werden: so will man die in einem gewissen Umkreise von Paris stationirten vierten Bataillon herbeiziehen, was diesen zugleich Gelegen heit zu einem größeren UebungSmarsche geben soll, und ferner einige Musterbataillonc der neuen Landwehr in die Heerschau figuriren lassen, damit das Ausland sich von den thatsächliche» Fortschritten der franzö sischen Heeresreform durch den Augenschein überzeuge. Prinz Lulu befand sich vor einigen Togen in Paris. Er stieg im Hotel Garcin ab, nachdem er den Polizei-Präfecten von seiner Ankunft durch einen bonapartistischen Deputaten verständigt hatte. Sein Vorwand oder sein Zweck war, der Beerdigung des Prinzen Murat beizuwohnen. Er erschien im Tovlenhause, ging aber nicht mit zur Kirche und hat sich wieder nach England begeben. Italien. Die Bankerotlerklärung der Stadt Florenz hat die Aufmerksamkeit der italienischen Pressen auf die Schulden der einzelnen Städte des Landes gelenkt. Einem ausgestellten Verzeichnisse zufolge steht Florenz unter den verschuldeten Städten Italien'« obenan mit 130 Millionen Lire; dann folgt Neapel mit 92, Mailand mit 62, Rom mit 37, Genua mit 18, Turin mit 14, Livorna mit 12, Venedig mit 10 Millionen. Bologna, Bari, Alessandria, Palermo und Bergamo haben 8, Como 7, Siena, Girgenli und Ancona 6 und BreScia 3 Mill. Hierbei mag vergleichshalber bemerkt werden, daß die deutsche NeichShaupistadt nach Emission seiner neuesten projeklirten Anleihen etwa 150 Mill. Mark Schulden haben wird. — Der Papst beabsichtigt ein zweites Schreiben an den Kaiser Wilhelm zu richten und ihn darin nm einzelne Konzessionen zu bitten, ohne die er einen befriedigenden Ausgleich für unmöglich hält. — Aus Sizilien wird berichtet, raß sich dort englische Werber aufhalten, welche ein Werbegeld von 25 Pfund Sterling bieten. — Wie ein Berliner Glatt meldet, baben sich außer Florenz auch die Städte Neapel, Mailand, Rom, Genua, Livorno und Venedig für bankerott erklärt. Serbien. Wie Telegramme aus Belgrad melden, bereitet sich daselbst für den 21. d. eine große und feierliche StaalSaktion vor. Am 21. April des Jahres 1815 begann nämlich die Insurrektion der Serben unter Milosch. Fürst Milon will nun diesen Tag dadurch feiern, daß er in Risch feierlich die Unabhängigkeit Serbiens von der Pforte preclamirt. Anr Orientkrisis. Es ist gegenwärtig eine Stille eingetreten; von amtlicher Seite verlautet nichts über den augenblicklichen Stand der mit großer Emsigkeit gepflogenen diplomatischen Verhandlungen und wahrscheinlich wird das Osterfest überhaupt einen kurzen Still stand derselben eintreten lassen. Inzwischen beschäftigte sie sich da mit, unS in Ermangelung von Tbaisachen die verschiedenen Redens« arten einflußreicher Zeitungen zu übermitteln, welche ver Hoffnung auf die Erhaltung des Friedens Ausdruck geben. Für Rußland ist eS keineswegs angenehm, daß sich die Verhand lungen so lange hinziehen; denn so lange dieselben nicht zum Abschluß gekommen und der FriedenSoertrag endgültig ausgeführt ist, muß eS feine Armee auf dem Kriegsfuße im fremden Lande halten und sollen ihre Unterhaltungskosten täglich 1V- Millionen Rubel betragen. DaS kann Rußland bei seiner üblen Finanzlage nicht lange aushalten. Man hält eS deshalb für möglich, daß Rußland der schwebenden Lage bald durch einen Gewaltstreich gegen die Türkei oder gegen Rumänien ei» Ende machen werde. Dann muß England zeigen, was es kann und will. Der Großfürst Nikolaus ist nach Petersburg zurückberufen und dem General Grafen Totleben das Oberkommando über die russische Armee auf der Balkauhalbinsel übertragen worden. Man will in dieser Maßregel ein Zeichen der versöhnlichen Stimmung Rußlands erblicken. AnS Rumänien wird gemeldet, der größte Theil der rumänischen Armee sei in der kleinen Wallachei zwischen Turnseverin und der Alnta znsammengezogen, in der großen Wallachei ständen 150,000 Russen und drei rumänische Regimenter, in der Umgebung von Buka rest befänden sich 40,000 Russen. Der Rücktritt des Ministers Cogalniceanu's werde als wahrscheinlich betrachtet, Demeter Stourdza, der eine Zeit lang als Kandiral für den neugeschaffenen bulgarischen Thron genannt wurde, werde als sein Nachfolger angesehen. Petersburg, 18. April. Die „Agence Russe" schreibt: Die Verhandlungen zwischen London, Berlin und Wien dauern im ver söhnlichen Sinne fort; eS ist Grund zu der Hoffnung vorhanden, daß die Verhandlungen zu einem befriedigenden Ergebniß führen werten. Nach dem „Journal St. Petersburg" wird die deutsche Vermittelung mit Diskretion und selbstlosem Eifer fortgesetzt; sie berechtigte zu den besten Hoffnungen. Nach der „Petersburger Zeitung" geht General Totleben heute in besonderer Mission des Kaisers nach Stefano. Auch darin erblickt man eine Wendung der Dinge zum Frieden. Konstantinopel, 17. April. Der Sultan lud den österreichisch- ungarischen Botschafter zu einem Diner ein. Gras Zichh reist morgen iu Urlaub nach Oesterreich ab. — Die österreichische Botschaft demen- tirt die Nachricht, daß Oesterreich.Ungarn die freundschaftliche Be setzung Bosniens und der Herzegowina verlangte. — Die Russen ge währen der Türkei eine achttägige Frist zur Räumung Schumla's und Balums. Der neucrnannte Minister ohne Portefeuille Mehemed Nudschi Pascha wird als Freund des Premierministers Vevfik Pascha und Anhänger England« angesehen. Athen, 17. April. Die britische Negierung entsandte den britischen Konsul Merlin nach Volo, um zwischen den Insurgenten und den türkischen Truppen einen neuen Waffenstillstand zu ver mitteln. Asien. In China herrscht eine entsetzliche Hungersnoth. Der Erdboden soll vielerorts in Folge anhaltender Dürre die Härte aus« gebackener Ziegelsteine angenommen haben. An Bestellung der Aecker ist nicht zu denken. Stellenweise sind die Straßen mit Leichen derart besäet, daß die Mannschaften zur Bcgrabnng derselbe» nicht aus reiche». I» acht Provinzen wurde die GrundeigenthumSsteuer er lassen, doch kommt diese Hülfe zu spät. Die Hülfsmitiel der Re gierung sind erschöpft. Man befürchtet eine vollständige Entvölkerung eines ungeheuer großen Theiles des Kaiserreichs. Uokales und Sächsisches. Dresden, 17. April. Ihre Majestät die Königin hat für die Tage nach dem Osterfeste einen Delegirtencongreß deutscher Frauen vereine nach Dresden berufen. Wie wir vernehmen, wird Ihre Majestät die Kaiserin Augusta die Sitzungen dieses Congresseö, welche am 26. und 27. d. M. in dem zur Disposition gestellten Saale der Wohnung Sr. Exoelenz des Herrn Kried»mlmsterS von Fabrice abge halten werden, mit Ihrer Gegenwart beehren.