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Da trug sich etwas zu, wat Udo'S ganze Aufmerksamkeit auf sich zog und ihn in nicht geringen Schrecken versetzte. Wohin er blickte, recht- und links, vorn und hinten, gewahrte er Männer und Frauen, Mädchen und junge Bursche, dicke Knittel, au« Sacktüchern gewunden, hervorlangend. Alles war aufgestanden, zischelte unter einander und sah sich, wie eS schien, mit wilden, unheimlichen Blicken um. Udo grübelte noch über das sonderbare Gebühren des Hochzeits gefolges, als der Geistliche die Feierlichkeit schloß. Auf diesen Moment schien man nur gewartet zu haben; denn sofort entstand ein wirrer Tumult. Sämmtliche Knippelträger und Knippelträgerinnen stürzten schreiend und tobend und ihre Waffen schwingend nach vorwärts, dem Altäre zu. „Um Gottes willen," sagte Udo zu Böckum, was bedeutet das?" Baron von Böckum lachte und erwiderte: „Passe nur auf; die Angriffe gelten dem Bräutigam." Die Hände über den Kopf schlagend, bahnte sich letzterer mit Anstrengung einen Weg durch die Menge, welche ihre Waffen auf seiner Schulter tanzen ließe». Er lief, sich gewaltsam Naum schaffend, der Kirchenthür zu, hatte aber, bis er dieselbe erreichte, gewiß hundert Schläge erhallen, und kam so, an seinem Ehrentage wacker zerbläut, aus dem GotteShause. Alles rannte ihm nach; der Brautvater und Brautfolger, und der Küster schloß unmittelbar hinter den Letzten die Thür. Dann verfügte er sich nach der Sakristei, welche einen besonderen AuSgang in'S Freie hatte. In wenigen Sekunde» war die Kirche fast geleert. Noch stand Udo ganz versteinert an der Seite Bockum's und dessen lächelnder Gemahlin, als der Pfarrer, höflich grüßend, hin zutrat. „Sagen Sie mir, Herr Pastor, nm des Himmels willen, was bedeutet dieser Auftritt," stieß er hervor, „und was hat der arme Mensch seinen Angreifern gethan?" „Nichts, Herr Baron," versetzte Jener, der ungeachtet der Würde des ÖrteS selbst Mühe hatte, ein Lächeln zu unterdrücken. Dieses Abklopfen des Bräutigams nach der Trauung ist i» hiesiger Gegend eben auch ein uralter Brauch, de« sich die Leute nun einmal nicht nehmen lassen. Sie sagen, es solle bedeuten, daß der Bräutigam fühle, wie Schläge schmerzen, damit er in seinem künftigen häuslichen Leben alle Schicksalsschläge geduldig ertrage." Allerdings eine höchst sonderbare Sitte," bemerkte Udo kopf schüttelnd. Die Baronin und der Baron fuhren inzwischen nach dem Schlosse, da Udo Lust bezeigte, sich das Gotteshaus in Begleitung des Pfarrers anzusehen, und seine Freunde gebeten hatte, sich durch ihn vo» der Heimkehr nicht abhalten zu lassen. Außer den Beiden war noch ein Mädchen in der Kirche zurück geblieben. Es war eine der Brautjungfer», Marie, des Pfarrers Nichte. Sie war anfangs schon hinter der Brant hergegangen und hatte die Bauern und die Stadtleute zischelnd ihren Namen nennen hören. Halbbetäubt war sie in die Kirche getreten und hatte sich vor genommen, sich bei'm Rückwege vom Zuge frrnzuhalten, damit sie auf keine Weise Gegenstand bei Aufmerksamkeit, der Gespräche oder gar der Scherze werde. Sie hatte wenig von der Rede vernommen, so sehr sie sich auch zwang, dem Vortrage de« geliebten OheimS zu folgen. Darauf war der Tumult entstanden und sie war unwillkürlich hinter den Altar geflohen. Als eS wieder still geworden war, schöpfte sie tief Athem, strich sich eine Locke, die ihr auf die Stirn gefallen war, sanft zurück und faßte sich ein Herz, Sie wollte erst sehen, wie sie auf Nebenwegen zum Hochzeitshause gelangen könne; dann besann sie sich und beschloß, den Nachmittag im Pfarrhause zu bleiben. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Eine eigenthümliche GeschästSpraxis führt seit einiger Zeit ein Restaurateur in der Leipziger Straße in Berlin. Vor seinem Lokal steht Abends ei» Hausdiener mit der bekannte» weißen Schürze und raunt jedem anständig gekleideten Vorübergehenden zu: „Mein Herr, Bismarck ist drinn!" Natürlich benutzt der so Angeredete die Ge legenheit, de» Reichskanzler in der Nähe zu sehen und betritt das Lokal. Und richtig, an einem Tische sitzt, behaglich sein Glas Bier trinkend — der bekannte Doppelgänger unseres Reichskanzlers, ein Dirnstmann vom Moritzplatz, im eleganten Civilanzuge. Die Rein gefallenen bezahlen ihr GlaS Bier und verlassen mit einem Lächeln ob des guten Witzes das Lokal. Der spekulative Wirth macht natür lich ein gutes Geschäft; ob dasselbe lange floriren wir», ist aber die Frage. Zahlungseinstellungen. (Nach der Leipziger Zeitung.) Erbrichter von Altstadt Carl Traugott Sachse in Stolpen. Anmeldetermin bis zum 30. April beim Gerichtsamt Stolpen. — Handelsfirma Beminann u. Söhne iu Hilmsdorf, Inhaber derselben die Stnhlfabrikanten Carl Heinrich Bemmann, Ernst Julius Bemmann und Robert Emil Bemmann in Hilmsdorf. Anmeldetermin bis zum 15. Mai beim Gerichtsamt Rochlitz. — Weihwaaren- fabrikant Carl Heinrich Zeh, in Firma: C. H. Zeh in Auerbach. Anmeldetermin bis zum 10. Mai beim Gerichtsamt Auerbach. Kirchennachrichten von Zwönitz. Mittwoch Vormittag 10 Uhr ^rioatbeichte der Confirmirten. Mittag 12 Uhr Betstunde. Am Hrün-onnerstage Vormittag 9 Uhr Abendmahlsfeier der Consirmirten und Erwachsenen, Beichtrede von Herrn Diac. Böthig. Am Kharfreitage predigt Vormittag Herr ?. Neidhardt über 1. Petri 1,18—21. Nachmittag liturg. Gottesdienst von Herrn Diac. Böthig. Kirchennachrichten der Parochie Niederzwönitz vom Monat März 1878. Getauft: 1 T. Gustav Friedrich Köhler's, Fleischer hier, Meta Frida. 1 S. Friedr. Oswald Döring's, Bretschneider hier, Otto Oswald. 1 S. Fried. Hermann Deckcr's, Weber hier, Richard Bruno. 1 T. Gustav Maximilian Weber's, Weber hier, Milda Marie. 1 T. Friedr. Hermann Ncukirchner's, Weber hier, Hilma Ottilie. I S. Friedrich Oswald Köhler's, ans. Weber hier, Arno Ottomar. Hierüber I unehel. S. Max Rudolf. Getraut: Fürchtegott Hermann Keller, Wirthschaftsbeistand hier mit Christiane Wilhelmine Wetzel von hier. Beerdigt: Gustav Ottomar Kempt, 6 M. alt, St. Blas. Jgfr. Selma Auguste Bonitz, 14", I. alt, St. Joh. Ida Auguste Wendler, 3>/i I. alt, St. Blas. Arno Schöffler, Zwillingskind, 1V« I- alt, St. Joh. Frau Christiane Karoline Emmerlich, geb. Mettler, eine Ehefrau, L7V« I. alt, St. Joh. Communionen: Gründonnerstag Abends 7 Uhr für die Katechumenen. Charfreitag früh >/»9 Uhr öffentl. Communion. Franz'sche Gedächtnißpredigt am 2. Osterfeiertag Nachmittag 1 Uhr. Am 2. Osterfeiertag Collecte für die Bibelgesellschaft. Am Sonntag nach Ostern, (juasiwoäogsniti, Gottesdienst zu St. Blas, früh 9 Uhr. Beichte früh Vr9 Uhr. ! sehr groß und klein, in empsie Die modernsten empfiehlt empfiehlt zu äußerst vi reisen N8. offel für den Som «ar Lustspiel in Sneewittchen! Sneewittchen! Redaction, Druck und Verlag von E. Bernhard Ott in ZchüniL. Nach Sonntag Sohn ächste Mittwoch "fettes LnvvvMvkkn wo steckst Du? l früh Carl Ltzwe Hun. Schweinefleisch, » Pfund bs^Pf., sowie frische Pfund 60 Pf., in Zw m blauen Engel. Dienstag GnstavMchard in einem Alter von ÜVl Jah^elche« hierdurch Freunden und Bannten tiefburübt anzeiaen Niederzwßmh, den 15. April 1878. ' Gustav Dietel und^Frau. en arben, sowie Todesanzeige. cm schweren Leideip^ittschljef " Uhr unser ttslttgstgttieb,er XAngu Ausgezeichnet f^cs Zwönitz. Snkeller-Bra i, wozu ich die MiWeder der Gesellschaft erg st ein- Ed. Gro aus der Mittwoch Abei erschänke ich Stubex krt zu vermiethen bei Gottlieb Löser ist Veredelte a eld-Aueti "s Acker altende, an di« zende Feldparcelle, donuerstag Ort und Z verauctio- Eine, un Felsenkeller - Brau soll durch mich a AbendS 6 U nirt werden: ZlMly, am 15. April 1878. E. Große, Lokalrichter. Au von Moser, nt. vir.