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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSpreis betrSgt vierteljährlich t Mark LV Pf. preenumeranäo. Ameiger für Inserate werden bi« spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für dc» Stadtgemeinderath z» Zwönitz. 45. Sonnsbeiid, den lZ. April 1878. 3. Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin, 10. April. In einem längeren, die Reichstag-Mehrheit und die wirthschaftliche Politik des Fürsten Bismark betitelten Ar tikel hebt die „Prov.-Corresp." hervor, wie auf dem Gebiete der Steuerpolitik, so sei des Kanzlers Streben auch in der Zollpolitik darauf gerichtet, die Behandlung der Zollsragen nicht nach den Auf fassungen und Geboten bloßer Lehrmeinungen, sondern vor Allem nach den Anforderungen der lhatsächlichcn Lage der Dinge und nach den wirklichen Bedürfnisse» des Volkes zu gestalten. Die Vorzüge des Freihandelsystems, dem unsere Handelspolitik im weiteste» Maße huldige, sollten nicht bestritten werden, insoweit dabei Gegenseitigkeit unter den Völkern gewahrt sei; ohne Gegenseitigkeit schädige der Freihandel. Das schlagendste Beispiel richtiger wirthschaftlicher Politik biete Frankreich dar, das in wirlhschaftlichen Dingen nur nationale Gesichtspunkte und Interessen kenne. Wenn gleiche Gesichtspunkte in der Finanzpolitik des deutschen Reiches zur Geltung gelangten, werde sich's an erster Stelle um Erhöhung der sogenannten Finanz zölle handeln, insofern dabei durch die Revision des Zolltarifs gleich zeitig die Möglichkeit gegeben sei, zum Schutze der heimische» Industrie beizutragen und es werde die Finanzpolitik nicht aus Liebe zur Theorie und aus Furcht vor handelspolitischen Schlagwörtern davor zurückschrecken dürfen. Für eine solche Politik, von deren segenSrei- chen Folgen für das Wohl des deutschen Volkes der Reichskanzler tief iiberzengt sei, hoffe er eine feste Mehrheit in der Neichövertretung zu gewinnen. Gera, 10. April. Am Helle» Tage und in nächster Nähe der Stadl im sogenannten MartinSgrunee, einem parlarlig eingerichtete» Theile des StadtwaldeS und beliebtem Zielpunkte der Spaziergänger, ist gestern ein hiesiger Einwohner von einem mit einem Terzerol bewaffneten Strolche räuberisch angefallen worden. Auf einun der zahlreichen Nebenwege ging der Angefallene in Begleitung zweier Knaben durch den Wald, als beim Heraustreten auf eine Blöße ein Mensch seitwärts an ihn herantritt und anfangs klagt über die schlechte Zeit, dabei immer die linke Hand nach rückwärts unter den Rock hält, plötzlich aber unter demselben ein Terzerol hervorzieht und dasselbe in Schußhöhe auf den Angeredeten richtend, das-Geld ver langt. Um vor den Folgen eines Schusses sicher zu sein und ohne jedes BertheidigungSinittel, treten die Angefalleuen rasch unter die Bäume und entfernen sich kann eiligst im Walde nach der Stadt zu. Als sie aus letzterem herauSlreten, ist aber der Räuber auch bereiiS wieder zur Stelle. Glücklicherweise befand sich in diesem Augen- blicke ein ans der Stadt kommender Mann in unmittelbarer Nähe, so daß der Räuber sich eiligst am Walbrande hin entfernte, von den beiden Männern nunmehr verfolgt. Der Strolch hatte die Richtung nach Debschwitz, einem Vorstadkövorfe, genommen; hier erstattete der Angefallene beim Bürgermeister sofort Anzeige und mit Hilfe des GenSd'armen wurde der Bursche in einer Restauration festgenommen. In dem ersten Verhöre hat er angegeben, das, was er in der Hand gehabt, sei gar kein Terzerol gewesen, sondern eine — Wurst. Auf daS Unglaubhafte und Lächerliche dieser Aussage hingewiesen, verbesserte er sich und gab an, es sei ein halbes Hufeisen gewesen, vermuthlich um die runde Form des Kolbens der Schußwaffe zu bemänteln. Er ist ein Fleischergeselle aus Pausa. Au- Lauscha, auf dem Thüringer Wald, wird ein im Forst bei Hasenthal stattgehabter Bergrutsch gemeldet: In einer Läiige von 250 bis 300 und einer Breite von 80—200 Schritten kam die Bergwand in- Gleiten. Etwa 180 bis 200 starke Fichtenstämme, Vie an der Bergwand standen, liegen zerschmettert und in «iuanrer geschoben im Thal. In vielen sächsischen Turnvereinen rüstet man sich gegenwärtig znm zahlreichen Gesuche des fünften deutschen Turnfeste», welche» in den Tagen vom 28.-30. Juli t. I. in Breslau abgehalten wird- Um auch weniger Bemittelten die Theilnahme zu ermöglichen, sind in manche» Vereinen schon seit längerer Zeit zu dem gedachten Zweck besondere Reisesparkassen eingerichtet worden. In Hof ist am Montag Abend die große Actien-Spinncrei, welche 63,000 Spindeln hatte und 900 Arbeiter beschäftigte, ein Raub der Flammen geworden. Wien, 10. April. Die ,,Polit. Korresp." veröffentlicht folgende Meldungen. Aus Volo: 6000 Türken mit 6 Gebirgsgeschützen sind am 8. d. nach Volestino abgegangen. Ein Theil derselben geht zur Verstärkung des Korps von Karditza nach Larissa, während eine starke türkische Abtheiluug unter Iskender auf Aghya marschirt. In Volo dauern die Haussuchungen und zahlreiche Verhaftungen fort. Am 7. d. drangen türkische Soldaten in mehrere Häuser VoloS ein, darunter auch in das Haus eines österreichischen Konsularbeamten. In Volo herrscht allgemeiner Schrecken. — Aus Bukarest: Der Minister des Auswärtigen, Cogalniceanu, beantragte auf wiederholtes Andringen Rußlands beim Fürsten aufs Neue die Abberufung des rumänischen Agenten in Wien, Balatschano. Es verlautet, Rußland sei geneigt, aus die ihm durch den Frieden von San Stefano eingeräuniten Rechte zu verzichten und einen Spezialmilitärbevollmächtigten »ach Bukarest zu entsenden, uni über die Bedingungen der Aufrechterhalt ung der Verkehrswege der russischen Truppen durch Rumänien mit Rumänien direkt zu verhandeln. — In Silistria beginnen demnächst russische Sappeurs die Demonlirungsarbeiten; drei russische Korps sollen demnächst de» Rückmarsch aus Bulgarien nach Rumänien beginnen. — Aus Konstantinopel: Dem Botschafter Layard soll es neuerdings gelungen sein, die russischen Bemühungen um die Freundschaft der Pforte vorläufig zu paralysiren. Man mißt einer gestern stattgehabten längere» Konferenz Neouf Paschas und Osman Paschas mit Layard im Hinblick auf die stündlich wachsende englisch-russische Spannung sehr große Bedeutung bei. Stockholm, 5. April. Die amtliche „Post> och Jnrikes-Tidn." erklärt anderslautenden ZeitungSmittheilungen gegenüber, daß Schwe den nnd Norwegen für den Fall eines Krieges zwischen England und Rußland aus Neigung, Klugbeit nnd Interesse Alles vermeiden würde, was eine Einmischung nach Außen veranlassen oder als wider eine strenge Neutralität streitend betrachtet werden könnte. Vokales und Sächsisches. Leipzig, 8. April. Sonntag Vormittag wurde in der Elster, unweit der Schwimmanstalt, der Leichnam eines Mannes in den 20er Jahren, der schon mehrere Wochen im Wasser gelegen haben mochte, aufgefunren und polizeilich aufgehoben. Die Beine des Mannes wa ren unterhalb der Knie mit einem Stricke zusammengebunden, die Hände aber in die Rockärmel und zwar so hineingestcckt, daß die rechte Hand in de» linken Aermel und »mgekehrt stak. Wer der Un glückliche, welcher dem Arbeiterstande anzugehören schien, gewesen sein mag, hat sich bis jetzt noch nicht feststellen lassen. Leipzig. „Grane" heißt in der „Walküre" Brunhilden's Pserd, das seine Rolle natürlich nicht ohne Probe spielen darf. Der dazu bestimmte prächtige Rappe wird deshalb von Brunhilde (Frl. Widl) täglich in den Nachmittagöstunken den Walküren-Felsen auf- und ab geführt, damit sich daS Thier nach unv nach an die Bühne und Vas Lampenlicht gewöhnt. Gestern vor 123 Jahren wurde in Meißen ein Mann geboren, dessen Name noch heute viel genannt wirk. Samuel Christian Friedrich Hahnemann, der Begründer der homöopathischen Heillehre, erblickte in Meißen am 10. April 1755 das Licht der Welt. Er studirte in Leipzig, Wien und Erlangen Medizin, praktizirte hierauf in Hettstädt unv Dessau, ward 1781 AmtSphysikuS in Gommern bei Magdeburg un» widmete sich neben seiner ärztlichen Praxi» unausgesetzt Experimenten