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Aimiger Amtsblatt für den Stadtgememderath zu Zwönitz. Z. Jahrg. Donnerstag, den 25. April 1878. 49. Inserate werden bis spätestens Mittag» de» vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenteile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark SV Pf. prsenamoraoäo. für Zwönitz und Umgegend Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin. Der Reichstag hat auf seiner Tages ordnung der ersten Sitzung nach Ostern zwar nur Gegenstände von untergeordneter Bedeutung, immerhin aber befindet sich darunter das für alle landwirthschaftlichen Kreise eminent wichtige Viehseuchenge- setz, und da ein guter Theil der Reichsboten dem bezeichneten Be rufskreise zugehört, so wird man mit Recht annehmen dürfen, daß die Beschlußfähigkeit des Parlaments gleich für den ersten Sitzungs- tag nach Ostern gesichert sein wird. Ziemlich unmittelbar auf die erste Sitzung dürften die Verhandlungen über das TabakSenquelegesetz folgen, an denen sich der neue Finanzminister Hobrecht, der bei dieser heiklen Frage zum ersten Mal vor dem versammelten Parlament zu sprechen hat, und höchst wahrscheinlich auch Fürst Bismarck betheiligen werden. — Die Vermählung der Tochter des Prinzen Friedrich Carl von Preußen, der Prinzeß Marie, mit dem Prinze» Heinrich der Niederlande wird, wie verlautet, schon im Juli d. I., und zwar in Potsdam erfolgen. Oesterreich. Die Regierung verlangt von der Pforte die Er» laubniß für die bosnischen Flüchtlinge, in die Heimath zurück zu kehren. Die Pforte aber macht Schwierigkeiten, angeblich weil sie in Bosnien nicht genug Truppen habe, um die Leute bei ihrer Rückkehr schützen zu können. In Wirklichkeit findet es die Pforte bequemer, ihre ver hungernden Unterthanen von den österreichischen Behörden ernähre» zu lassen. Wien, 23. April. Auf den Oberstallmeister Fürsten Thurn und Taxis wurden gestern im Prater zwei Schüsse abgcfeuert, der Fürst wurde indessen nicht verletzt. Der Thäter ist ein Handels- agrnt, der als Beweggrund für seine That augab, daß ihm durch den Fürsten eine Von ihm geforderte Unterstützung verweigert worden sei. Derselbe wurde an das Landesgericht zur Untersuchung abge- liefert. Nom, 22, April. Man versichert, daß der Papst auf den Nath der Aerzte sich entschieden habe, den Sommer außerhalb des Vatikans au einem nocy zu wählenden Orte zuzubringen. Hinsichtlich der neuen Kardinals-Ernennungen sei noch nicht« bestimmt. Die Verhandlungen der päpstlichen Kurie mit Rußland dauert fort. London, 22. April. Die „Times" meldet vom gestrigen Tage ans Petersburg, daß die Kabinete von London und Petersburg Willens wären, das Prinzip zu akzepliren, nach welchem der Kongreß zusammen- treten soll, um in den bestehenden Verträge» die nothwendigen Ver änderungen zu prüfen. England bestehe aber auf einer klaren förm lichen Anerkennung des Prinzips, nach welchem alle großen Veränder ungen im Oriente, wie solche der Vertrag von San Stefano vorschlägt, europäische und nicht russotürkische Fragen bilden sollen. Rußlands Annahme des Prinzips hänge sehr von der Formulirung desselben ab. Die Unterhandlungen zwischen Rußland und Oesterreich nähmen einen thätigen Fortgang und näherten sich die Gesichtspunkte allmälig. Oesterreich wünsche keinen Gebietszuwachs, sondern die Ausdehnung der Sphäre seines politischen, militärischen und kommerziellen Ein flusses, insbesondere die Erlangung der Bahn Salonichi. Mitrowitza. London, 22. April. Lord Beaconsfield besucht heute Lord Salisbury in Hatfield. — Die „Times" meldet aus Kalkutta vom gestrigen Tage, es sei der Befehl ergangen, die sämmtlichen Regimenter von Eingeborenen unverzüglich auf volle Kriegsstärke zu bringe». Die Waffenfabriken arbeiten Tag und Nacht, auch Sonntags. — Wie die „Daily News" aus Konstantinopel erfahren, that der Botschafter Layard Schritte, um die englischen Unterthanen unter amerikanischen Schutz zu stellen; der amerikanische Gesandte soll dazu die Erlaubniß seiner Regierung eingeholt haben. Rußland. Die faulen Berwaltungszustände des Reiches treten immer greller hervor. Die NihMtenverschwörungen hoben ihre Theil» nehmer so gut beim Landvolke, wie in den gebildete» Klassen; Haupt» sächlich sind viele Studenten daran betheiligt. In Kiew wurde» kürzlich etwa ein Dutzend Studirender auf bloßen Verdacht hin, Nihi listen zu sein, gefänglich eingezogen und nach Moskau transportirt. Bei ihrer Ankunft daselbst machte ein Volkshaufe von etwa 3000 Mann, aus Studenten und Arbeitern bestehend, den Versuch, die Ge» faugenen gewaltsam zu befreien. Es kam dabei zu einem blutigen Zusammenstoß mit dem Militair, wobei 12 Studenten getödtet, 25 verwundet und über WO verhaftet wurde». Petersburg, 23. April. DaS „Journal de St. PeterSbourg" erwartet den baldigen Zusammentritt des Kongresses, meint aber, der bloße Zusammentritt desselben sei noch keine Garantie für den Frieden. Es sei uothwendig, daß dem Kongresse ein umfangreicher und offen herziger Meinungsaustausch zwischen den Kabineten vorangehe. Wenn das Londoner Kabinet zwar den Frieden wirklich wünsche, aber größere Vortheile für England mittelst Einschüchterung Rußlands zu erreichen glaube, so sei dies ein gefährliches Spiel, welches nicht znm Frieden sondern zum Kriege führen dürfte. Wenn aber Lord Beaconsfield'« Demonstrationen den Krieg bezweckten, so müsse auf ihn die Ver antwortlichkeit dafür gegenüber England und Europa fallen. Der russische Ober-Kommandirende in San Stefano spricht sich über einen eventuellen Krieg mit England in sehr zuversichtlicher Weise aus. Nach einer Meldung der »Pol. Corr." aus dem russischen Hauptquartier soll Großfürst Nikolaus vor seiner letzten Abreise nach Konstantinopel an eines der Garde-Regimenter folgende Ansprache gehalten haben: „Habt noch einige Tage Geduld, Kinder! Ihr werdet bestimmt nach Hause zurückkehren; selbst wenn es mit den Engländern Krieg geben sollte, wird die Garde nach Petersburg dirigirt; wir habe» hier genug Soldaten, um mit den Engländern fertig zu werden. Wir suchen nicht den Krieg, wenn ihu aber die Engländer wollen, so sind wir dazu bereit, wir haben unsere Vorkehrungen getroffen!" Die Rückkehr wurde den Garden in einem Tagesbefehl schon für den 18. v. in Aussicht gestellt, es glaubt aber vorläufig Niemand daran. Umsoweniger als die Türken selbst wieder sich rühren. Nach einer der „Pol. Korr." aus Konstantinopel zugehenden Meldung ist die Pforte ungeachtet der Schwierigkeiten, welche von russischer Seite gegen die Errichtung neuer Befestigungswerke zum Schutze der Haupt stadt und mehrerer Küstenpunkte erhoben werden, entschlossen, ihre Truppen in den befestigten Stellungen in der Umgebung von Konstan tinopel und Gallipoli zu erhalten. Im Uebrigen befinden sich die Russen vor Konstantinopel selbst in keiner beneidenswerthen Lage. Die Krankheiten grassiren noch immer sehr stark unter den Truppen; jedes Regiment, beiläufig 3200 Mann stark, hat täglich gegen hundert Kranke, von denen die meisten übrigens bei den Kompagnien verbleiben müsse»; nur Diejenigen, an deren Aufkommen gezweifelt wird, werde» in'S Spital abgegeben. Das Divisionsspital in San Stefano zählt etwa 1000 Kranke, von denen täglich mehr als IS Mann sterben; die meisten, besonders die Fieber kranke», werden nach Adrianopel gesendet. Bisher wurden etwa 10,000 Kranke und ReconvaleScenten nach Odessa geschickt, von wo die meisten auf „kurzen Urlaub" nach Hause entlassen werden. Die Soldaten lagen bis heute noch ohne Stroh und leide» sehr unter der Unreinlichkeil; es wimmelt unter ihnen von Ungeziefer und die Krätze ist daher eine sehr häufige Erscheinung. Fast täglich kommen Cr- gänzungSmannschaflen aus Rußland, es sollen ungefähr 18,000 Mann eingetrpffen sein. Auch MunitionS- und andere Borräthe werden un unterbrochen zugesührl. Lokales und Sächsisches. Zwönitz, 2ch. April. Der 50jährige Geburtstag Sr. Majestät des Königs Albert von Sachse» wurde wir in anderen. Orten so auch hier in wikdiger Weise gefeiert. Dec Gewerbeverein hielt zu