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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsenuwrranäo. Amciger für Inserate werden bi« spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 44. Donnerstag, den 11. April 1878. 3. Jahrg. Oeffentliche Stadtgememderathsschung Zwönitz, Freitag den 12. April e. Nach- mittags 6 Uhr im Verhandlungssaal des Nathhauses. Die Bezahlung der Brandkaffenbeiträge und der Gewerbe- und Personalsteuer wird hierdurch erinnert. Tagesgeschichte. Berlin. Ain Montag ist hier die Nachricht eingetrosfen, daß eins der Schiffe, die sich gegenwärtig auf der Expedition nach Nicaragua befinden, nur mit Mühe und Noth einem schrecklichen Untergänge ent gangen ist. Auf der Corvette „Leipzig" ist nämlich auf offener See, und zwar in fast unmittelbarer Nähe der Pulverkammer Feuer auS- gebrochen. Zum Glück ist es der energischen und umsichtigen Führung des Kapitäns Paschen und den Anstrengungen der Mannschaft, welche dabei die größte Kaltblütigkeit und Todesverachtung bekundeten, ge lungen, des Feuers Herr zu werden, bevor eS allzu großen Schaden angerichtet hatte. — Die preußische Negierung hat Oldenburg und Bremen einge laden, Vertreter hierher zn senden, um mit ihr über die Bildung eines Oberlandsgerichts aus Ostfriesland, dem Großherzogthum Oldenburg und dem Gebiet der Stakt Bremen zn berathen. Als Sitz desselben würbe Oldenburg unzweifelhaft seine Hauptstadt Vor schlägen und Preußen im Interesse Ostfriesland schwerlich dagegen sein, ob aber in Bremen der Gedanke in dieser Form Anklang finden würde, steht allerdings dahin. — Wie dem „Berl. Tgbl." aus Sachsen mitgetheilt wird, werden die sächsischen Truppen nunmehr zum Gehorsam gegen den „Kaiser" verpflichtet; bisher hieß es bekanntlich immer noch gegen den „Bundesfeldherrn." Cassel. Die am Sonntag hierfelbst abgehaltene Bersammlung deutscher Tabaksinleressenten hat eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, welche eine vorzugsweise auf höhere Besteuerung des Tabaks begründete Steuerreform rundweg ablehnen. England. Die sehr vernachlässigte Armirnng der Küsten macht sich jetzt, wo man vor der Eventualität eines Krieges steht, in unan genehmer Weise fühlbar. Die bedeutendsten Fabrik- und Industrie städte liegen offen da. Das ganze neue englische Küslcnvertheidigungs- shstem beschränkt sich fast allein ans den Schutz der Hauptstadt London gegen die Angriffe einer feindlichen Flotte. Diese Werke können als in der Hauptsache durchgcführt betrachtet werden, da sowohl die be treffenden Bauten vollendet sind, als auch die Armirung mit schweren neuen Geschützen beendet ist. — Die Borkehrnngen gegen kriegerische Eventualitäten erstrecken sich auch ans die überseeischen Besitzungen. So erklärte im Parlamente der erste Lc,rv der Avmiralität, Smith, die Admiralität sei sich der Nothwenoigkeit wohl bewußt, im stillen Ocean und in den chinesischen Gewässern hinreichende Streitkräfte zu unterhalten, eS sei auch eine genügende Flotlenmacht daselbst versam melt und eine Verstärkung derselben durch ein Panzerschiff in Aus sicht genommen. Loudon, 9. April. Oberhaussitzung am 8. April. Nachdem Beaconsfield in einer fünfvierttlstöndigen Rede den Verlauf der Con« greßverhandlungen bekannt gegeben und die Situation im Sinne des Salisburh'schen Circulars erläutert halte, erklärt SaliSbuch, der Zweck seines Circulars sei nicht gewesen, den Vertrag von San Ste fano zu zerreißen, sondern lediglich nachzuweifen, daß der Vertrag in seiner Gesammtheit erwogen werden müsse. Die Vorbereitung-Maß regeln der Regierung trügen keinen kriegerischen Eharacter, sondern seien sölche Vorstcht-maßnahmen, welche weder die Absicht eine- be schlossenen Kriege-, noch Drohung für irgend eine Macht in sich schlössen. Er glaube, er habe guten Grund zu hoffen, daß man den Krieg vermeiden werbe. Sollte der Krieg dennoch ausbrechen, hege er zu dem Geiste Englands das Vertrauen, daß dasselbe Alles zu gutem Ende führen werde. London, 9. April. Unterhaussitzung vom 8. April. Northcote, die Neserveeinberufung erläuternd, erklärt, man wolle dadurch das Land nicht glauben machen, daß große nationale Gefahr vsrliege, sondern die Einberufung erfolge, weil die Armee zu eventueller so fortiger Verwendung vorbereitet sein müßte. Es handle sich nicht um kriegerische Maßregeln, sondern nur um Vorsichtsmaßregeln. North cote recapitulirte die Cougreßverhandlungen in bekannter Weise, be tont im Interesse Europas, daß die Lage nicht zweideutig erscheine und daß die Conferenz cndgiltig sei. Er wünsche, eine Sprache zu vermeiden, die Rußland reize, doch alle Ansprüche, die der Friedens- Vertrag enthalte, könnten nicht unbestreitbar bleiben. Indem Eng land die Zuziehung Europas verlangte, verlangte eS nur, waö Ruß land im August 1877 bereit war, zuzugestehen. Auch jetzt sei noch Hoffnung auf Beseitigung der Schwierigkeiten und für Zusammentritt des Congresses vorhanden. Er glaube, Rußland werde, nachdem es gesehen, daß England keine egoistischen Zwecke verfolge, und nach ruhigerer Erwägung die Gesichtspunkte Englands, bezüglich des Con- greßzusammenlriltes annchmen. Europa sei mit England einig. Sicher lich könnten gewisse Veränderungen im Oriente moralische Einwirk ungen auf Indien haben. Daö Interesse des Reichs, wenn bedroht, würde gewahrt werden. Die gegenwärtige Politik sei dieselbe, die den außerordentlichen Credit forderte, sie sei weit entfernt, Krieg her vorzurufen, aber entschlossen, die Rechte und Pflichten Englands zu wahren. Gladstone behält sich ein Amendement für die Discnssion über den Suplemenlarcredit für die Reserven vor, empfiehlt dringend das Einvernehmen mit anderen Mächten, und billigt die von Deutsch land vorgeschlagene Prälimmar-Couferenz. Staatssecrelär Hardh spricht sich ähnlich wie Northcote ans und schließt mit der Versicher ung: man treibe nicht blind in den Krieg, sondern habe Anker ge- worfen. Schweiz. Die Befürchtung, daß weitere Bohrungen zum Tunnelbau ver Gotthardtbahn durch einen See, auf een man zu stoßen glaubt, unmöglich werden würden, sind glücklicherweise völlig grundlos, wie uns das folgende Telegramm der Golthardtbahn-Dircklion belehrt „Ueberworfene Felspartie in Airolo (großes Pfarrrorf im schmeiz. Canton Tessin), worin der Stollen seit fünf Monaten sich befand und die zuletzt in einer Kluft endete, schon seit acht Tagen überwunden. Stollen wieder in festem, regelmäßig geschichteten trockenen Gneis. Befürchtungen wegen eines Sees, existirten nie." Italien. Der bekannte Jesutteugeneral Pater Becks ist in Nom lebensgefährlich erkrankt. — Ebendaselbst ist der Cardinal Bernardi, der anläßlich des jüngsten Conclave einige Aussicht auf den päpstlichen Stuhl hatte, gestorben. — Die von deutschen Malern und Bildhauern beschickte Ausstellung im deutschen Botschaftsgebäude zu Nom ist am 31. v. M. eröffnet worden und hat einen guten Erfolg. Zur OrientkrWö Das Säbelrasseln verstummt immer mehr und mehr und die Idee, die Meinnngsvisferenzen durch den Congreß auSzugleichen, hat wieder die erste Stelle eingenommen, da Rußland in »er That eingesehen zu haben scheint, daß eS in seinen Forder ungen zu weit gegangen fei. Aber auch England giebt nach und er klärte sich bereit, gleichwie Oesterreich, seine dem Frieden von San Stefano entgegen zu stellenden Forderungen in Petersburg bekannt zu