Volltext Seite (XML)
Beaufsichtigung der Lehrlinge benutzt werden. Hierfür aber erscheine es als ein dringendes Erforderniß, daß die den Fortbestand der In nungen bedrohende und durch das Princip der Gerwerbefreiheit nicht inotivirte Bestimmung in Z 84 der Gewerbeordnung, nach welcher für den Zweck des Eintritts in eine Innung die Ablegung einer Prüfung von demjenigen nicht gefordert werden könne, welcher das betreffende Gewerbe mindestens seit einem Jahre selbstständig ausübt, aufgehoben werde. Vorige Woche rettete in Hamburg der dort konditionirende Bäcker geselle Oswald Richter aus dem benachbarten Kleinwallersdorf mit großer Lebensgefahr ein in den Kanal gefallenes dreijähriges Kind vom Ertrinken. Demselben ist für diese kühne Thal die Rettungs medaille verliehen worden. Magdeburg. Der hiesige Arzt vr. Niemann hat die Schüler zweier Schulanstalte» in Hinsicht auf Kurzsichtigkeit untersucht und Folgendes gefunden. Im Domghmnasium erwiesen sich als kurzsichtig iu Sexta 23 Proz., in Quinta 29 Pro;., in Onarta 39 Proz., in Tertia 63 Pro;., in Secunda 58 Pro;, und in Prima 75 Proz. Im Klosterpädagogium fand er kurzsichtig in Sexta 23 Proz., in Quinta 27 Proz., in Quarta 42 Proz., in Tertia 47 Proz., in Secunda 56 Proz., in Prima 70 Proz. Das sind traurige Resultate, und die stetige Zunahme der Kurzsichtigen von Schuljahr zu Schuljahr weist indirekt der Schule und wohl namentlich der Ueberbürdung mit häus lichen Arbeiten einen großen Theil der Schuld zu. Altenburg. Vor Kurzem fand hier eine Versammlung der her vorragendsten Landwirthe der fruchtreichen Umgegend und dortigen Handel, und Gewerbetreibenden statt. Es handelte sich um Nerathung der Gründung eines Börsenvereins, der Gelegenheit bieten soll, einen Sammelplatz zu schaffen, an welchem sowohl Verkäufer als Käufer ungesucht sich treffen können. Weiter soll er die Verbindungen zwischen den einzelnen Handels- und Industriezweigen vermittel» und heben. Vor Allem aber soll eine ständige Productenbörse ins Leben gerufen werden, um den Verkehr, namentlich in landwirthschaftlichen Erzeugnissen, zu erleichtern und zu fördern; der Hauptnahrungszweig des HcrzogthumS Altenburg ist ja bekanntlich der Ackerbau. Der Verein wurde sofort gebildet und ein Vorstand gewählt, der mit Ab fassung eines Vereinsstatuts beauftragt wurde. London, 2. März. Neuter's Bureau meldet aus Cottstantinepel vom 1. März: Die britische Flotte geht wahrscheinlich »ach dem Golf von JSmid. — Nach einer Meldung der Times aus Gallipoli von, 27. Februar empfing der Gouverneur der Dardanellen vom Seraökierate die Weisung, keinen weiteren fremden Kriegsschiffen die Einfahrt in das Marmarameer zu gestatten. Paris, l. März. Nach einer Meldung der „Agence Havas" werden von hiesige» Besitzer» türkischer Schuldobligatione» Schritte bei der Eonferen; vorbereitet, die sich darauf stützen, daß, da die Türkei notorisch insolvent sei, Rußland nicht berechtigt erscheine, eine Kriegs entschädigung zu verlangen, die thalsächlich den Gläubigern der Türkei ankerlegt sein würde. Petersburg, 2. März. Der „Negierungsbote" veröffentlicht eine Kaiserliche Verordnung, betreffend die Bildung von vier Reserve- Infanterie-Divisionen. Für dieselben sollen 16 Rcservefiißbatterien formirt und in vier Artillcriebrigaden zusammen gezogen werden. Die öffentliche Meinung in Nußland gegenüber England ist auch nicht ohne Erregung. So schreibt man in dieser Hinsicht der „N. A. Z." aus St. Petersburg: „Befriedigt durch glänzende Kriegserfolge, zeigt Rußland die größte Mäßigung, um alle Mißverständnisse zu beseitigen und neue Collisionen namentlich auch mit England, zu vermeiden. Mit Rücksicht auf England wurde von der Besetzung ConstantinopelS und Gallipolis Abstand genommen. Auf britischer Seite beantwortet man aber diese Rücksichtnahmen mit kriegerischen Rüstungen. Im Hinblick darauf müssen nun von russischer Seile die nölhigen Widerstandsvorbereitungen getroffen werden. Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß an den Küsten des Schwarzen Meeres neue Truppenanhäufungen stattfindcn. In den dortigen Häfen, welche kaum für den Handel wieder geöffnet wurden, sind Veranstaltungen im Werke, um durch neuerfundcne Torpedos eine schnelle Sperrung herzustellen. Auch in den Ostseehäfen trifft man umfassende Vertheidigungövorkehrungen. Bei Helsingforö arbeiten Tausende von Menschen an dem Bau einer großen Batterie, für welche treffliche Krupp'sche Geschütze schon bereit liegen. Bei alle dem aber wird die Hoffnung festgehalte», daß auch England zu einer klaren und gerechten Würdigung der Verhältnisse gelangen und im eigenen besten Interesse zur Sicherung des allgemeinen Friedens bei- tragen werde." Lokales und Sächsisches. In Leipzig fand am 1. März die Eröffnung deS Gewerbeschieds gerichts statt. Glauchau, 1. März. Am 28. Februar hat ein herrenloser, weiß unv braungefleckler Jagdhund, von Rüsdorf kommend, wo er eine Frau und ein Kind gebissen hatte, das Dorf St. Egidien passirt, dort 2 Menschen und 1 GanS gebissen und ist in diesem wuthver« dächtigen Zustande nach Niederlungwitz gelaufen unv hat auch dort e mehrere Hnnde gebissen. Von diesem Orte hat sich derselbe nach - Glauchau gewendet, ist jedoch auf diesem Wege verfolgt unv in den t neuen Glauchauer Gottesacker getrieben worden, leider aber auch aus r diesem wieder entkommen und nun weiter über Rothenbach unv WernS- r dorf nach Schlunzig gelaufen, dort aber bat derselbe wieder 2 Hunde s gebissen und dann sich nach Mosel gewendet, woselbst er noch 2 , Kinder gebissen. Bis jetzt ist eö nicht gelungen, dieses gefährlichen Thieres habhaft zu werde». - Marienberg. Mittelst eines an den Reichstag gelangten Ge« t setzeS werden aus den Ersparnissen an den von Frankreich für die > dentschen Okkupationstruppe» gezahlten VcrpflegungSgeldern 26,763,900 - Mark dem Kaiser behufs Ueberweisung au die Kontingente de» deutschen Heeres zur Verfügung gestellt. Für die Vertheilung gilt die Kopfstärke der einzelnen Kontingente. Bon der sächsischen Quote sind unter Andern, bestimmt 593,700 Mark als Kapitalfond für Zwecke der hiesigen Unteroffizierschulc. Ueber diese ist dem Gesetz eine besondere Denkschrift beigrgeben, in welcher die Nützlichkeit dieses Instituts dargelegt wird. Es wird darin besonders Bezug genommen auf die mit der Unteroffisierschuie verbundene Vorschule, in welche junge Leute, sowie sie die Schule verlaffen haben, ausgenommen und für den Soldatenfrau» vorgebildet werden. Diese jüngeren Leute werden in die Unleroffizierschule mit ausgenommen und in besondere Unterrichtsklassen formirt. In disciplineller Beziehung werden die selben aber, ohne sie bereits als Soldaten zu betrachte» oder den Militärgesehen zu unterstellen, den Compagnien der Unterofsizierschule über den Etat beigegeben. Die Schüler haben für jedes Jahr, während dessen sie die Anstalt besuchen, eine entsprechende Zeil länger aktiv zu dienen. Di« Zahl der Zöglinge konnte in den letzten Jahren auf 200 gebracht werden, und wie die Denkschrift besagt, hat sich diese Maßregel glänzend bewährt. In Niederrossau bei Mittweida ist an, 25. v. M. im Guts« geböfte Vogel's daselbst Feuer ausgekommen und dadurch das Seiten gebäude desselben vollständig eingeäschert. Leider find die ganzen Vor- räthe, vieles Ackergerälhe und drei Schweine mit verbrannt. Allem Vermuthen nach liegt böswillige Brandstiftung vor und ist der Kalamiiose umsomehr zu beklagen, als er nicht versichert gehabt hat. Wie auS Schönau auf den. Eigen (bei Bernstadt) gemeldet wird, sind die Bewohner des ganze» Kreises schon seit längerer Zeil durch schnell aufeinander folgende Brände, sowie durch Gerüchte über auf gefundene Brandbriefe in Aufregung verseht worden. Dieselbe wurde noch erhöht durch ein am 24. Februar gegen Mitternacht in einem Gute auSbrechendeS Feuer, welches glücklicher Weise nur auf den Pfervestall und einen Schuppe» beschränkt blieb. Ebersbach. Der Gastwirth Graf „zu», grünen Baum" in dem zu Taubenheim gehörigen Orlstheile Wassergrund ist nebst seiner Ehefrau und Dienstmagd an der Trichinose erkrankt, auch einige Herren aus Sebnitz, welche daselbst Schinken genossen haben, sind von derselben Krankheit befallen worden. Die Trichinen stammen von einem Schweine her, welches der Besitzer Graf selbst gemästet und für seinen Haus bedarf geschlachtet hatte. In dem noch vorhandene» Pökelfleische können zahlreiche Trichinen nachgewiese» werden. Die Ehefrau Graf ist bereits gestorben. Zwei Söhne. Criminal-Novelle von Fr. Friedrich. (Fortsetzung.) Geldern begab sich auf sei» Zimmer. Eine Zeit lang schritt er in demselben langsam auf und ab, leise die Melodie einer Arie pfeifend und im Geiste noch einmal die Unterhaltung mit Hugo wiederholend. Er schien mit den Resultaten derselben vollkommen zu frieden zu sein. Ei» neues Leben begann auf dem Gute. Fast alle Verhältnisse erlitten durch Heinrich's unerwartetes Auftauchen eine Umgestaltung, so wenig er selbst auch thätig dabei war. Am meisten hatte sich Mottau verändert, er schien um Jahre verjüngt zu sein. Daß Heinrich wirklich sein Sohn war, konnte er nicht bezweifeln. Beide Frauen hatten ihre Aussage vor dem Gerichte durch einen Eid verhärtet; sie wurden für das begangene Verbrechen nicht bestraft, weil dasselbe bereits verjährt war. Heinrich war in alle Rechte des künftigen Erben eingesetzt. Schmerzlich empfand Mottau, daß Heinrich nicht die Bildung besaß, welche sein Stand »othwcndig erforderte. Es war seinem scharfen Blicke nicht entgangen, daß dies der Grund war, weshalb sowohl seine Frau wie Cläre sich Heinrich nicht so rasch anschlossen, als er wünschte. Ohne daß sie sich dessen bewußt waren, bildete es eine Schranke zwischen ihnen, welche sie noch fortwährend trennte. Frauen empfinden den Mangel der Bildung bei Anderen oft empfindlicher als Männer, weil sie selten im Stande sind, sich herab zulassen, ohne selbst dabei einzubüßen. Msttau'S Frau wünschte, daß Heinrich in der Stadt in einer Anstalt das Versäumte nachhole und namentlich in seinen Formen etwas abgeschliffen werde, allein Mottau war dagegen.