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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Schrnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prEnumorsiiäa. AiyeiM für Inserate werden bi« spätestens Mittags des vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeindcrath zu Zwönitz. 3. Jahrg. AonnerÜW, den 14. Februar 1878. 2V. Tagesgeschichte. Das Ableben des Papste» hat di« Frage nach seinem Nach folger, die schon vorher vielfach venlilirt worden ist, zu einer brennen den gemacht. Der „Post" wird hierüber auS Wien geschrieben: „Der Tod des Papstes beherrscht hier für den Augenblick das politische Interesse so stark, daß selbst die orientalischen Angelegen» beiten dagegen in den Hintergrund treten. Die Frage, wer der Nachfolger PiuS IX. sein werde, ist für alle Mächte von der höchsten Wichtigkeit. Wie man der „N. Fr. Presse" auS Nom telegiaphirt, kommen nur drei Candidaten in Frage: Bilio, Pecci und Monaco La Valetta. Das Conclave wird, allen Bemühungen der extremen Partei im Vatican zum Trotze, wahrscheinlich doch in Nom stattfinken. Für die Vertreter der Mächte dort giebt eS nun wichtige Arbeit. Von den Gesinnungen des künftigen Papstes hängt außerordentlich viel ab. Er kann den Streit zwischen Kirche und Staat aus der Welt schaffen oder ihn verschärfen, je nachdem er will. Was Oester reichs Haltung anbelangt, so will man hier auf das Recht der Ex clusive nicht verzichten, vorausgesetzt, daß das Conclave nicht durch irgend einen Gewaltstreich dessen Ausübung unmöglich macht. Jin Uebrigen wird von hier aus nichts geschehen, was namentlich die guten Beziehungen zu Italien stören könnte. Wer von den öster reichischen Cardinälen vom Kaiser Franz Joseph mit der Ausübung des sogenannten Vetorechtes betraut worden ist, weiß man noch nicht. Der Wiener Cardinal, vr. Kutschker, reist heute Abend oder morgen nach Rom ab. Der hiesige Nuntius Jacobini verbleibt hier und geht nicht zu dem Begräbnisse deS Papstes nach Nom." Außerdem finden sich in einem auch in deutscher Uebersetzung erschienenem Buche deS italienischen Deputaten Nugghero Bonghi eine Reihe Aufsätze über die Verhältnisse des PapstlhumeS. Herr Bonghi betrachtete, wie alle Well, das Abscheiden Pius IX. als eine Frage kurzer Frist und zählte in seinem Buche die als Papstkandi« baten seiner Meinung nach in Betracht kommenden Cardinäte wie folgt auf: Joachim Pecci ans Carpeneto, geboren am 2. März l8l0: 66 Jahre alt. Karl Ludwig Morichini, geboren zu Nom am 21. Novbr. 1805; zweiundsiebzig Jahre alt. Antonin De Luca, geb. zu Bronte (Sicilien) am 28. October 1806 (1805?); einundsiebzig Jahre alt. Ludwig Bilio, geboren zu Alexandria in Apulien, am 25. März 1826; einundfünfzig Jahre alt. Rafael Monaco La Paletta, geboren zu Aquila am 23. Februar 1827; fünfzig Jahre alt. Johann Simeoni, geboren zu Paglioni am 22. Juli (27. Oecember?) 1816; einunksechzig Jahre alt. Alexander Franchi, geboren zu Rom am 25. Juni 1819: achtundfünfzig Jahre alt. Die Chancen des 69jährigen Cardinals Pänebianc» hält Herr Bonghi für weniger verläßlich, desgleichen die Aussichten Riario Sforza's. Von dem an die Spitze deS Verzeichnisses gestellten Car dinal Pecci entwirft bas Buch folgende Charakteristik: Cardinal Pecci, erst unlängst zum Kämmerer ernannt, ist gewiß einer der auserlesensten Geister deS Collegiums, von sehr gemäßigter Natur und zugleich an Gesundheit einer der rüstigsten von allen Mit gliedern desselben. Er hat viel studirt und wohl regiert; er war ein ausgezeichneter Bischof. Das Ideal eines Cardinals hält er so hoch wie jeder Andere, und von Pecci kann man sagen, daß er es in sich selbst gefunden. Dessenungeachtet macht er sich von vergegenwärtigen Lage der Kirche und der bürgerlichen Gesellschaft kein freundlicheres und leichteres Bild, als irgend einer seiner College»; er giebt nirgends zu erkennen, besser als diese zu begreifen, welche Stellung die Kirche den jetzigen Regierungen gegenüber cinznnehmen habe, ohne diese un möglich zu machen." Berlin.' Mit ganz besonderer Spannung blickt man jetzt in ganz Europa auf den deutschen Reichstag, wo bekanntlich ein Interpellation über den gegenwärtigen Stand der orientalischen Frage angemelvet ist. Fürst Bismark — sagt das „Wiener Tgbl." — ist m der Orienlfrage seine eigenen Wege gegangen. In seiner Ueberzeugung betrachtete er die Auflösung des osmanischen Reiches als eine unver- meidliche Nothwendigkeit und man kann nicht behaupten, daß sein Ur theil ihn betrogen habe. Der deutsche Reichskanzler wird diesmal aber kaum den Humor finden, auf die an ihn gerichtete Interpellation des Reichstages über die Orientfrage wieder mit Paradoxen, wie „da« Bischen Herzegowina" oder die ganze Orientfrage sei nicht die Knochen eines poiumer'schcn Grenadiers werth, zu antworten. — Das „N. W. Tgbl." meldet: Die aus fünf Schiffen bestehende, bei Salonichi vor Anker liegende italienische EScadre und das franzö sische Levantegeschwader haben Ordre erhalten, in die Dardanellen einzulaufen. — Der heutige „Reichs Anzeiger" schreibt: Nach den hier ein- gegangenen Nachrichten hat der Noihstand unter der Bevölkerung von Konstantinopel eine unerhörte Höhe erreicht. An hunderttausend Flüchtlinge, meist Weiber und Kinder, sind obdach- und mittellos in der türkischen Hauptstadt zusammengcströmt und bei der winterlichen Jahreszeit den härtesten Entbehrungen preisgegeben. Se. Majestät der Kaiser hat auf die Kunde von diesem Elend der kaiserlichen Bot schaft in Konstantinopel die Summe von 10,000 Franken zur Ver fügung gestellt, mit der Bestimmung, daß dieselbe zur Unterstützung der Nothleivenden ohne Unterschied des Glaubens und der Nationalität verwendet werden soll. Wien. Allem Anscheine nach wird eS zu einer Besetzung der türkischen Hauptstadt durch die Russen kommen. Andererseits steht eS freilich noch gar nicht fest, ob England seine Flotte nach Konstan tinopel senden wird. In Paris wollte man gestern die sichere Nach richt habe», daß die englische Flotte auf dringende« Ersuchen der Pforte umgekehrt sei, nachdem der Sultan dem englischen Avmiral »orgestellt habe, daß die Ankunft der Flotte unzweifelhaft die Besetz ung Konstantinopels durch die Russen verursachen werde. Der Sultan habe darauf dem Großfürsten Nikolaus die Umkehr der englischen Flotte angezeigt, hinzlifügend, daß die Pforte durchaus unbetheiligt an dem Beschlusse Englands gewesen sei, die Flotte nach den Dardanellen zu senden. Wien, 11. Februar. Bestunterrichteterseits werden die Nach richten über die angeblich beabsichtigte Mobilisirung österreichischer Truppen für unbegründet erklärt. Ebenso sei die Nachricht auswärti ger Blätter unrichtig, daß bereits Ordre ertheilt sei, zur Absendung eines österreichischen Geschwaders »ach Konstantinopel. Die Nach richt dürfte auf die bereits vor mehreren Tagen gemeldete Ausrüst ung zweier Kriegsschiffe in Pola zurückzuführen sein. Nom, 11. Februar. Das Ministerium ließ 8 Bataillone In fanterie und die Lehrlegion der Carabinieri nach Rom kommen, um während des Konklave und der Jnthronisirung das neuen Papstes Dienst zu lhun. London, 12. Februar. Die Admiralität erließ nach Chatham den Befehl, auch über die gewöhnliche Zeit hinaus die Arbeiten fort- zusetzen, um die in Bau begriffenen Schiffe schleunigst zu vollenden. In allen Arsenalen herrscht außergewöhnliche Thäligkeit. Die „Times" schreibt bezüglich der russischen Besetzung Konstantinopels, werde bloß eine demonstrative Besetzung bezweckt, so brauche man deshalb nicht zu alarmiren, aber eine Massenbesetzung ohne Zcitbe« grenzung würde der Negierung sehr ernste Verantwortung aufladen und sie nöthigen, rasch und kühner zu handeln. London, 11. Februar. Das „Rcuter'sche Bureau" meldet via Bombay vom 10. v. Mittags aus Konstantinopel von demselben Tage: Die englische Flotte ist noch nicht in die Daradanelle» ein- gelaufen. Petersburg, 11. Februar. Die „Agence Russe" hebt wieder holt hervor: daß das Einlaufen fremder Flotten im BoSporu« in dem Momente, wo »er Friese verhandelt werde, die volle Aktion--