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Erscheint wöchentlich drei Mal und -war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prwnumeesnäo. A'ychti für Inserate werden bi« spätesten« Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umaeqend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 14. Donnerstag, den 31. Januar 1878. 3. Jahrg. Bekanntmachung. Trotzt wiederholter Bekanntmachung wird außer Acht gelassen: „daß Hausbesitzer Mielhbewohner, welchen Standes dieselben auch sein mögen, in ihre Häuser aufnehmen, ohne daß von denselben die vorschriftsmäßige Wohnunaskarle verlangt wird, sowie auch das An- und Abmelden von Ge werbsgehilfen, Lehrlingen und Dienstboten in den allermeisten Fällen ganz unterlassen wird. ES wird daher in Erinnerung gebracht, daß die Unterlassung (ohne Nachsicht) mit einer Geldstrafe von A Mark belegt wird. Zwönitz, am 28. Januar 1878. Der Stadtgemeinderath. — Schönherr. Bekanntmachung. Die Aufstellung von Hauslisten für die im Jahre 1878 stattfindende Erhebung der staatlichen Einkommensteuer betr. Mil Rücksicht auf die im lausenden Jahre slallfindende Erhebung der staatlichen Einkommensteuer macht sich die Aufstellung von Hauslisten nöthig. Dieselben werden in den nächsten Tagen an die Hausbesitzer zur Austragung gebracht und sind binnen 8 Tage», von der Zufertigung an gerechnet wieder an hiesiger RalhSstelle ausgefüllt einzureichen. Die Bersäumniß dieser Frist zieht eine Geldstrafe bis zu 50 Mark nach sich. Zwönitz, am 28. Jannar 1878. Der Bürgermeister. Schönherr. Bekanntmachung. Die am 1. Februar o. fälligen Grundsteuern sind in der Zeit vom I. bis 10. Februar ». o. per Einheit mit 3 Pf. anher einzuzahlen. Zwönitz, am 28. s-nuar 1878. DieStadtsteuer-Einnahme. Schuricht. Vom Kriegsschauplätze. Infolge der Friedensoerhandlungen, welche nach einem Konstan tinopler Telegramm bereits unterzeichnet sein solle», sind neue mili tärische Ereignisse nicht zu verzeichnen. Dagegen kommen heute von verschiedenen Seiten Nachrichten, die wohl geeignet sein könnten, die Hoffnung auf eine» raschen und glatten Abschluß des Friedens wieder in Frage zu stellen. Zunächst hat gestern die englische Negierung doch den in Aussicht genommenen Nachtragkredit von sechs Millionen Pfund Sterling verlangt und zwar unter dem Borgeben, sie wünsche die Votirung als Vetrauensvotum vom Parlament. Ebenso treibt man mit dem wirklichen Inhalt der FriedenSbedingnngen ein diplo matisches Versteckspiel. Die „Morningpost" behauptet nämlich, die vom russischen Botschafter in London, Schuwaloff, milgelheilte» Be dingungen beständen in fünf Punkten und lauteten: Autonomie Bul gariens unter einem in Gemäßheit der Beschlüsse der Konstantinopler Konferenz zu ernennenden Gouverneur. Die Bestimmung der Gren zen Bulgariens ist offen gelassen. Die türkischen Truppen sollen nach gewissen noch näher zu bestimmende» Orten zurückgezogen werbe». Weitere Bedingungen sind: Die Unabhängigkeit Numäniens mit einer Entschädigung für bas von demselben unweit der Donaumündung a» Rußland abjutretende Gebiet, die Unabhängigkeit SerbiepS mit einer Gebietsrektifizirung, die Gewährung lokaler Autonomie für Bosnien und für die Herzegowina, die Vergrößerung Montenegros auf der Basis deS Status yuo xost bellum — vorbehaltlich der Genehmig ung der Mächte. Ferner die Abtretung von Batum und Gewährung einer Kriegsentschädigung an Rußland in Geld, Gebiet oder anderem Aequivalrnt. Der Sultan übernimmt die Verpflichtung z» erwäge», wie die Interessen Rußland« in Betreff der Durchfahrt durch die Dardanellen zu wahren seien. Diese Mittheilung, die übrigen» im Wesentlichen mit den von uns früher schon gemachten Angaben übereinstimmt, nennt die «Agence Russ«- ungenau. Ebenso sei auch die Behauptung der „Times", daß in den russischen Bedingungen eine besondere Vereinbarung hinsicht lich des Suezkanals in Aussicht genommen sei, unrichtig. Die „Agence Russe" hebt dem gegenüber hervor, daß kein englisches Interesse durch die Vasen für die Friedenspräliminarien berührt würde. End lich dementirt sie abermals die Nachricht von dem angeblichen Marsche der Russen auf Gallipoli, welche in Wiener Zeitungstelegrammen wieder aufgetancht war. Andererseits will man in diplomatischen Kreisen der deutschen Reichshauplstadt im Besitz von Andeutungen sein, daß sich deS Wiener Kabinetes eine immer unbehaglichere Stimmung gegen Rußland be mächtige und daß dieselbe sich immer schärfer akzentuire. Die öster reichische wie die englische Regierung nämlich sollen Ursache zu der Vermulhung haben, baß mit den ihnen bekannt gegebenen russischen FriedenSbetingungen der Inhalt de« eigentlichen russischen FrieoenS- programmeS noch nicht gänzlich dargelegt sei, sondern baß in den zwischen Rußland und der "Türkei schwebenden Abmachungen eö sich auch um gewisse geheime Punkte handle, durch deren Annahme die Pforte dem Einflüsse Oesterreichs wie Englands vollständig entrückt bleiben müßte. Man würde gewiß zu weil gehen, wenn von dem ProMe eines russisch-türkischen Allianzvertrages, eines Schutz- und Trutzbünrnisses zwischen den zwei bisherigen Todfeinden gesprochen würde; aber daß von russischer Seite auf ein Verhältnis? zwischen den beiden Staaten hingearbeitet wird, welches die Türkei unter dem inhaltslosen Schmeicheltitel einer „olliirlen Macht" ganz lind gar in die Hände Rußlands liefert, dessen glaubt man sich in Wien wie in London gewärtig zu halten. Dazu kommt noch die Oesterreich direkt an den Leib gehende Frage Bosniens und der Herzegowina, für welche in den „öffentlichen" russischen FriedenSbedingungen eine staat liche Gestaltung verlangt wird, wie sie Oesterreich nimmer zugeben zu können erklärt hat, so daß hier eine direkte Verletzung der, wie ja von Wien aus doch immer behauptet wird, gleich zum Beginn des Krieges durch den Grafen Andrassy dkfinirten österreichischen In teressen im Zuge wäre. AuS alledem ersieht man, daß der politische Horizont noch nicht ganz klar ist. Indessen hänselt es sich hier lediglich um Gerüchte,