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Tagesgeschichte. Berlin, 30. Januar. In den zustehenden BundeSrathSauSschüssen hat eine Fortsetzung der Beralhung über die Tabaksteuer »och nicht begonnen, weil zuvörderst der Abschluß der Beralbunge» über de» Bericht der Slempelsienerkommission erfolgen soll. Nach dieser Richtung hin waren gestern die Ausschüsse für Zoll« und Steuerwesen für Handel unv Verkehr unk für Rechnungswesen lbätig. Es hantelt sich nämlich »in den aus tie Besteuerung von Wertbpapieren bezüglichen Antrag Hamburgs, über welchen sich das nächste Plenum schlüssig zu machen haben wird. Die NeichSregierung hält noch immer an dem Plane fest, die Steuervorlagen zugleich ober unmittelbar nach Ein bringung kes ReichShanöbaltSetatö vem Reichstage z» unterbreiten. Berlin. Die „Voss. Zig." schreibt: Der betreffenden technischen NeichSkommission sollen von beteiligter Seile Vorschläge zur Ver besserung der Seemanns-Ordnung zugehen. Auch soll dem Rettungs- wcscn auf den Schiffen eine größere Aufmerksamkeit zugewanvt und namentlich die Anordnung befürwortet werben, daß auf jedem Schiffe für jeden auf demselben befindlichen Menschen ein Rettungsgürtel für den Fall der Noth vorhanden sein muß. Ebenso werden Vorschläge für das Leuchifeuerwesen vorbereitet. In Ottensen bei Hamburg waren drei Sozialisten in den Kirchen- Vorstand gewählt worden. Auf den Protest mehrerer Gemeindemir- glieder, baß die Gewählten die in der Kirchengemeinde und Synodal- ordnung erforderliche Qualität nicht besitzen, weil sie durch Fernhalt ung vom Gottesdienst und dem Abendmahl kic Betätigung ihrer kirchlichen Gemeinschaft in anhaltender Weise unterlassen habe«, hat der Kirchenvorstand die Wahl nicht anerkannt. Gotha, 26. Januar. Der Redakteur der „Thür. Fr. Pr.", des hier erscheinenden Sozialistenblattes, ist vom hiesigen KreiSgericht wegen vier gegen ihn anhängig gewesener Jnjurienklagen zu insgesammt 8 Monaten Gefängniß verurteilt Worten. Frankfurt, 31. Januar. Der Ehef des Bankhauses Erlanger Söhne, Baron Raphael Erlanger, ist Nachts gestorben. Wien, 3l. Januar. Der österreichische Botschafter in Peters burg übergab gestern an Gortschakoff eine Note des Wiener KabinetS, deren Inhalt dem „Fremvenblatt" und der „Presse" zufolge folgender wäre: Oesterreich bestreitet in keiner Weise das Recht der Türkei, Verträge in ihrem Interesse abzuschließen, muß aber die Abmach ungen von Kasanlik, soweit dadurch bestehende Verträge alterirt oder, österreichische Interessen gestreift werden, so lange als nicht zu Recht bestehend betrachten, bis neue Vereinbarungen mit den Signatur- Mächten getroffen sind. Wie die „Neue freie Presse" hört, that An- drassy Schritte zur Einberufung einer Conferenz, welche in Wien tagen und welche die allgemeine europäische Interessen berührenden Punkte der Friedensbedingungen erörtern solle. Belgien. In Betreff einer Meldung des Antwerpener „ES- caut", laut welcher die deutsche NeichSregierung sämmtliche mit Bel gien abgeschlossenen Eisenbahnverkehrstarife gekündigt haben soll, wird der „Nat.-Ztg." gemeldet, daß diese Angabe jeder Begründung ent behrt. „UeberdieS giebt es gar keine von Belgien mil dem Deutschen Reiche vereinbarten Verkehrstarife; vielmehr wurden solche bis jetzt nur mit den deutschen Einzelstaaten abgeschlossen. Doch auch von der Kündigung dieser Tarife oder nur eines derselben ist in hiesigen maß gebenden Kreisen nichts bekannt.-' Frankreich. In der französischen Deputirtenkammer hat der Abg. Talandier den Antrag gestellt, der Marseillaise den Charakter der französischen National Hymne zuzuerkennen. Italien. Der König hat den Verkauf von 1000 Pferden an« dem Nachlaß seines verstorbenen Vaters aubefvhlen und reducirt die Ausgaben seines Hofstaates. In Mailand sind bei dem am 24. d. für den König Victor Emanuel abgehaltenen Todtenamte im Mailänder Dome infolge de« furchtbare» Gedränges 16 Personen verunglückt; 5 blieben todt und 11 wurden mehr oder minder verwundet. New-Aork, 30. Januar. Nach hier eingegangenen Nachrichten ist ter auf den Samoa-Jnseln gegen die Regierung ausgebrochene Aufstand durch die Gefangennahme der Insurgenten beendet worden. Bereinigte Staaten. Wie dem „Times" aus Philadelphia, 27. Jan., telegraphisch gemeldet wird, sind am Sonnabend in New- Orleans drei oder vier Mitglieder der Wahlkommission (lioturninA- Lourti) von Louisiana, welche die Präsidentenwahl im vorigen Jahre entschieden, wegen Fälschung des WahlresullatS festgenommen und iu Untersuchungshaft gebracht worden. Wells, ein anderes Mitglied ist verschwunden. Die Wahlkommission leistete Anfangs Widerstand und suchte den Schutz der das Zollhaus bewachenden Bundestruppen zu erlangen. Doch von Washington kam Befehl alle Truppen zurück;,»- ziehen. Die Verhaftungen haben einige Aufregung hervorgerufen. Lokales und Sächsisches. Zwönitz. Die eigenen Einnahmen des Reich« haben sich in den neun Monaten vom 1. April bi« zum 31. Dezember v. I. wie folgt gestaltet: Zölle und gemeinschaftliche Verbrauchssteuern 180,183,843 M. (6,846,012 M. weniger wie in demselben Zeitraum des Vorjahres); Wechsclstempelsleuer 5,146,001 M. (8,486 M. weniger); Reichs- Eisenbahn Verwaltung 26,992,126 M. (1,223,342 M. weniger); Post- nnd Telegraphen-Verwaltnng 92.461,201 M. (3,682,760 M. mehr als im Vorjahre). Ohne die Ueberschüsse bei letzterer Verwaltung würden die Reichs - Einnahmen in den letzten drei Quartalen einen GesammtauSsall von 8,077,850 M. aufzuweisen haben; durch die bei der Post- und Telegraphen Verwaltung erzielten Mehrerträge reducirt das Minus sich jedoch auf 4,395,090 M. Zwönitz. Nach Ausweis der Neichö-Medicinalstalistik zählt da« Deutsche Reich bei 42,720,000 Einwohnern 13,728 approbirte Aerzte, nämlich 12,049 srei piaciicirende Civilärzte, 344 ausschließlich in An stalten wirkende und 1335 Militärärzte. Außerdem zählt die Statistik 1568 Wundärzte, 498 Zahnärzte, 4723 geprüfte Heildiener unv 8181 ausgebildete Krankenpflegerinnen, und zwar 633 frei practicirende, 1760 Diakonissinnen, 8763 barmherzige und andere Ordensschwestern und 525 Angehörige anderer Genossenschaften und Vereine. Die Zahl der Hebammen beträgt 33,154 Bezüglich der Aerzte sind die östlichen Distrikte, sowie im Allgemeinen das platte Land vielfach noch schlecht bestellt. Durchschnittlich kommen auf je 10,000 Einwohner im Deut schen gleiche 3,21 approbirte Aerzte, 7,75 Hebamme», 0,16 nicht approbirte Personen, 0,76 Thierärzte. — Die Zahl der Apotheken beträgt 4416 einschließlich der Filiale» und 903 DiSpensir-Anstalten. Aus je 100 Q Kni. entfallen durchschnittlich 0,82 Apotheken, auf le 10,000 Einwohnern 1,03 Apotheken. Dresden, 30. Januar. Die zweite Kammer bewilligte in ihrer heutigen Sitzung nach kurzer Debatte die Summe von 463,000 Mark zur Errichtung eine» neuen SlaalSgymnasinmS in Leipzig und die Summe von 2,535,126 Mark zu den Ratenzavlungen für 1878 unv 1879 auf »en Vorschuß der R'ichshauplkasse zu Einziehung der Cassenbilleis. Hierauf wurde noch eine Petition erledigt. Leipzig, 28. Januar. In der heutigen Sitzung des VcrwaltungS- ratbeS der LebeuSoersichcrungs - Gesellschaft zu Leipzig wurde seitens deS Direktorium« der Geschäftsbericht über »as abgelaufene Jahr 1877 nach vorläufigen Ermiltelnngeu vorgelegt. Trotz der Ungunst aller wirthschaftliche» Verhältnisse war der nene Zugang ein günstigerer als im Vorjahr. Eö wurden auf den Todesfall im obgelanfenen Jahre neu gezeichnet 2940 Police» mit Mark 18,466,400 Versicher ungssumme (Mark 76,900 Versicherungssumme mehr als 1876). Der Abgang durch Tod und bei Lebzeil hielt sich, namentlich ersterer, in recht mäßigen Grenze», so daß der reine Zuwachs veS Jahres an VersichernngSsnmme beinahe 13 Millionen Mark (Mark 12,880,350) betrug. Der Bestand am Ende 1877 bezifferte sich auf 26,830 ver sickerte Personen mit M. 129,005,500 auf Todesfall und 970 Ver sickerungen mit M- 2,427,650 auf Erlebensfall (Aussteuer). Da im abgelaufenen Jahre die Sterblichkeit eine äußerst günstige gewesen ist, die Gesellschaft von jedem ankerweiten Verlust und Ausfall bewahrt geblieben ist, so wird auch der finanzielle Jahres-Abschluß voraussichtlich ei» sehr gmistiger werden. Sckloßchemnitz, 25. Januar. Die hiesige landwirthschaftliche Winterschiile, deren Errichtung erst Ende November v. I. erfolgte, zu welchem Zeitpunkte bereits eine größere Anzahl Schüler des erz- gebirgischen Kreises auf den übrigen lankwirihschafilichen Schulen Sachsens untergebracht war, hat sich doch eines Besuchs von 16 Schülern zu erfreuen. Es stellten davon Schloßchemnitz 1, Chemnitz 2, Allchemuitz 4, Allendorf 2, Rottluff, Helbersdorf, Furth, Auers walde, Hermsdorf bei Mittweida, Göppersdorf bei Burgstädt und Mülsen St Jakob je 1. Das obere Erzgebirge ist bis jetzt noch uicht vertreten, aber den zahlreichen Anfragen nach ist nächste« Jahr eine größere Schülerzabl von daher zu erwarten. Die Lehrmittel und Samm lungen sind »Heils durch zahlreiche Geschenke von Gönnern der Anstalt, theil« durch die Fürsorge deö Direktoriums des landwirlhschaftlichen KrriS- verein« im Erzgebirge bereit« bedeutend vermehrt worden. Auf den wöchent lichen Exkursionen mit den Schülern wurden besichtigt: die einheimischen Ravel- und Laubhölzer im winterlichen Zustande, daS naturwissenschaft liche Museum zu Chemnitz, die Ausstellung lankwirlhschafllicher Maschinen und Geräthe von C. H. Findeisen, die Gchölzbaumschulen und Warmhäuser der Müller'sche» Kunst- nnv Handelsgärlnerei, die wirthschafllichen Einrichtungen de« neuen Justizgebäudes, die Porphyr- rind Porphyrluffbrüche de« Zeisigwalkes, die Fischzuchtanstalt zu Einsiedel, die pomologischen Gärten des Herrn Robert Winckler hier, sowie auch unter der umsichtigen Leitung des Herr» BezirkSthierarztes Uhlich i» Chemnitz in einigen Gehöfte» zu HilderSdorf verschiedenes Vieh, welches von der dort auSgebrochenen Maul- und Klauenseuche befallen war. Herr BezirkSlbierarzt Üblich brachte in der eingehendsten Weise die Krankheitssymptome, den Verlauf der Krankheit und die nölhigen Vorsichtsmaßregeln zum Vortrag und zur Anschauung. Annaberg. Im Jahre 1877 ist im hiesigen amlshauptmann« schaftlichen Bezirk daS freiwillige Feuerwehrwesen im stetigen Wachsen begriffen gewesen. Nur einzelne Dorfgemeinden sind den gesetzliche»» Forderungen in dieser Beziehung noch nicht gerecht geworden. Neuer dings sind in Grumbach unv Königswalde freiwillige Feuerwehren entstanden, welche sich mit neuer Ausrüstung der Rett- und Löschrequisiten vortheilhasl ausgezeichnet haben. Au- dem LanveSfond für freiwillige