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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementLpreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prwnumerrmäo. Zwönitz un-^mgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. Dmnicrtleg, den 24. Januar 1878. 3. Jahrg. Inserate werden bi« spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit IO Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Anzeiger für Vom Kriegsschauplätze. Auch heute sind wir »och ohne Nachrichten über den Gang der Waffenstillstands-Verhandlungen, an welchen ruinänischerseits der Ar tillerie Oberst Arion und. der Oberstlieutenant vom Generalstab Berendee al« Delegirte ihres Landes theilnehmen. Von Konstantinopel ans wird nur das Eintreffen der türkischen Delegirten im russischen Haupt quartier bestätigt, allerdings mit dem Hinzufügen, sie wären beauftragt, bei unerwarteter Härte der russischen Bedingungen sofort telegraphisch an die Psorke zu referiren. Die Ansicht verbreitet sich immermehr in Konstantinopel, daß die Pforte durch die bedrohliche Gestaltung der inneren Verhältnisse, namentlich in der Hauptstadt selbst, gezwungen würde, um jeden Preis der Einstellung der Feindseligkeiten zu erkaufen. Gegen 300,000 Menschen sind auf der Flucht nach Konstantinopel begriffen. Die Eisenbahnzüge auf der Linie von Konstantinopel nach Adrianopel verkehren nur bis Tschorlu (10 Meilen westlich von Konstantinopel). Ein Telegramm des Gouverneurs bas Vilajet Drama (Drama liegt 8 Meilen von der Küste des Aegäischen Meeres und gegen 20 Meilen südwestlich von Philippopel entfernt) über Salonichi meldet die Ankunft von 3000 Verwundeten und Kranken der Armee von Suleiman Pascha. Derselbe hat demzufolge seinen Rückzug in dieser Richtung bewerkstelligt. — Ueberhaupl wird der Zustand der türkischen Truppen, welche über den Balkan nach Numelien heran- gezoge» sind, als ein überaus jammervoller geschildert. Es konnte kaum einen traurigeren Anblick geben, heißt eS in einem Adrianopeler Briefe, als den dieser unglücklichen, abgemagerten, in ihrer Kleidung zerfetzten Soldaten, die unter strömendem Regen durch die Straßen von Ävrianopel geschlottert kamen. Selbst das Tuch jener Uniformen, die noch leidlich ganz waren, zeigte sich von so schlechter Qualität, daß es den Regen nicht !m Geringsten aufhalteu konnte; alle Welt sah, wie das Wasser den armen Soldaten bis auf die Haut durchdrang, wie sich viele im Fieber schüttelten und wie die meisten sich kaum mehr vorwärts schleppen konnten. Die beste Beschnhung besteht noch aus durchlöcherten Sandalen, an welche sich der zähe Koth anklebt, bis er wie ein Bleigewicht an den Füßen der Marschirenden hängt; sehr viele von den Leuten besitzen aber nicht einmal solche Sandalen, sondern müssen sich damit begnügen, einen Streifen Tuch ooer Leinwand um Füße und Beine zu wickeln. Man braucht nur in die fahlen Ge sichter der eingcrücklen Soldaten zu blicken, um sich eine Vorstellung von den Strapazen und von den Entbehrungen machen zu können, welche diese armen Leute schon zu bestehen gehabt haben; ihre ganze Erscheinung bietet so zu sagen ein erschreckendes Bild des militärischen Niederganges der Türkei. Ein offizielle« Telegramm aus d-m russischen Hauptquartier Kasanlik vom Abenv des 17. giebl folgende Details: Am 15. d. spät Abend«, nach hartnäckigem bei Kavikioi, Airanli und Philippopel statt- gehabten Kampfe, haben die Truppen des General Gurko Philippopel besetzt. Der Besetzung dieser Stadt gingen folgende Bewegungen und Kämpfe voraus. Graf Schuwaloff rückte mit den Leibgrenarieren, dem Pawlvwüki'schen Regiment, drei Bataillonen der Moskauer Grena diere und der Garve-Schützen-Brigave von Aealiei vor, die Truppen überschrillen die Maritza, indem sie dieselbe trotz des Eisganges durch wateten und griffen die türkische Position bei Karikioi von der Front auö an. General Schuldner ging mit der ersten Brigade der 5. Division, dem finnlänrischen Regimenie und einem Bataillon des MoSkau'schen Regiments von Duvankioi gegen Airanli vor. Ein Theil der Kolonne knrchwalete ebenfalls die Maritza, der größte Theil der selben wurde von einer Schwadron der Leibdragoner zu Pferde an daS andere Ufer gebracht. Spät Abenes noch umging diese Kolonne die rechte Flanke der Türken. Baron Krüdener rückte mit der 3. Garve-Jnsanlerie-Division unv dem Regimenle Woronesch von Tschetopctz vor, besetzte die Vorstadt von Philippopel nözvlich von Martza, konnte aber, weil die Brücke zerstört und der Fluß an dieser Stelle unpassir- bar war, erst spät in der Nacht den nördlichen Stadttheil besetzen. Allen übrigen Truppen voran drang Abends 9 Uhr eine Eskadron Freiwilliger vom Leibgarde-Dragoner-Negiment unter dem Kapitän Burhi in die Stadt ein. Dieselbe hatte einen beißen Kampf zu be- stehen, bei welchem der Fähnrich Graf Nebinder 2 Geschütze erbeutete. Die Türken wurden in der Dunkelheit unsere geringe Anzahl nicht gewahr und flüchteten aus der Stadt, von einer völligen Panik er griffen. Gleichzeitig von dem General Schuwaloff bei Kavikioi und Airanli angegriffen, verließen die Türken ihre Stellung und zogen sich in der Richtung von Dermenvere gegen das Gebirge zurück. Die türkischen Truppen in »er gedachten Position bestanden ans 40 Tabors, die sich von Samakovo dahin zurückgezogen hatten. Die andere eben falls aus 40 Tabors, bestehende Hälfte der türkischen Armee unter Suleiman Pascha hatte auf dem Rückzug von Petritschew und Otlukioi bereit« vor dem 15. Januar Philippopel erreicht, sich gegen Adria nopel zurückgezogen und in Philippopel nur eine Nachhut zurückgelaffen, mit welcher die Truppen des Baron Krüdener und die Schwadron des Leibgarde-Dragoner-Regiments dann noch das erwähnte Ge fecht bestanden. So war, in Folge der Affaire des Generals Schuwaloff am 15. d. M-, die türkische Armee in zwei Theile gespalten und die eine Hälfte von dem direkten NückzugSwege nach Dermenvere abge drängt. Am 16. rückte General Gurko mit der 3. Garve-Jnfantrrie- Division und den Astrachan'schen und Jekaterinoölaw'schen Dragonern und mit der Mittags in Philippopel cingetroffenen Kavallerie deS Generals Skobeleff I. gegen Stauimaka, um den Türken den Rückzug abzuschneiveu. Die übrigen Truppen dirigirte General Gurko zur Umzingelung der türkischen Flanken bei Dermenvere, die gesammte Garde-Kavallerie wurde gegen die Hälfte der türkischen Armee, die sich nach Adrianopel zurückzog, entsandt. Am 16. zog General Gurko selbst in Philippopel ein und ließ an dem früher vom russischen Konsul bewohnten Hause die russische Flagge aufhissen und in der Kathedrale ein Dsciaum abhalleu. Unser Verlust am 15. ist noch nicht genau festgestellt, jedoch augenscheinlich nicht groß. Gemeldet sind bis jetzt ein Offizier lovt, zwei verwundet. Das Prebraschenski'sche und das Semeuvv'sche Regiment blieben als Reserve hinter General Schuwaloff und nahmen nur noch am Ende des Kampfes Theil. Am 16. wurde Sliwno von der 2. Division der Ordenüvragoner unter Major KarvaschewSlh, die von Twarditza kam, und von dem Donschen Regiment Baklanoffö besetzt, das gleichzeitig aus Jenisigra einlraf. Die Türken räumten Ketel, Sliwno, Jamboli und konzeulrirten sich bei Adrianopel. Unsere Streiflruppen gingen bis Karuabad. Es be stätigt sich, daß Suleiman Pascha anbefohlen hat, beim Rückzug Alles nieder zu sengen und zu brennen. Talarbasardschik ist zur Hälfte niedergebrannt und gänzlich verwüstet. Die Dörfer zwischen Tatar- basardschik und Philippopel sind fast alle zerstört, in Sliwno ist vaS bulgarische Quartier zerstört. Philippopel ist durch unö noch zeitig gerettet. Belgrad, 21. Januar. Offiziell. Die serbischen Truppen nahmen Kursumlje wieder ein und fanden daselbst 24 serbische Soldaten und 2 serbische Offiziere auf Pfählen aufgehenkt vor. Constantinopel, 20. Januar. Nach hier vorliegenden Nach richten sollen die Russen Heute in Adrianovel eiugerückt sein, die Eisenbahnzüge verkehren nur noch bis Zschorlu. Constantinopel,, 20. Januar. Der Oberbefehl über die Trup pen zur Veriheivigung der Hauptstadt und die VertheidiguugSlinie ist Moukhtar Pascha auvertraut werden. — Der englische Botschafter Layard, vemenlirt auf das Bestimmteste, daß er bei der Pforte um die Erlaubniß, die englische Flotte in die Dardanellen einlaufeu zu lassen, nachgesucht habe. — Die Flucht der Bevölkerung vor der In- vasion der Russen nimmt immer größere Dimensionen an. — Mehe- med Ali ist mit der Besatzung von Adrianopel in der Richtung von Kirkilisfa abmarschirt unv hat vor seinem Abzug sämmkliche Vorrälhe verbräunt unv das MunilionSvepol l» die Luft gesprengt.