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festig vorauSgesazt war, ist bisher nicht viel ;u spuren gewesen. Im Gegenlheil haben milde Lnftströniuugen nach wenigen Tagen fester Art wieder Thauwetleransang gebracht, der mit von de» Dächern stürzenden Schneemassen, heulenden Winde, mit Schneeflocken und Regentropfen bunt durcheinander sic» unliebsam einsührt. Heute Nach« mittag 10 Minute» vor 4 Uhr hallen wir sogar ein Gewitter, indem von Norden ein dichtes Schneegestöber kam, auch ein Blitz gesehen Wurde, welchem schnell der Donner folgte. — Der heute Morgen nach 5 Uhr von Weipert nach Annaberg abgegangene Personenzug ist im Schnee stecken geblieben, wobei 3 Personenwagen und der Packet- meisterwagen entgleisten, zum Glück, ohne baß Menschen oder Güler Beschädigungen erlitten. Nach einigen Stunden gelang es, den Zug wieder flott zu machen. Gleichzeitig blieb der erste aus Reitzenhain nach Flöha gehende Personenzug im Schnee sitzen und konnte eben falls nach mehreren Stunden eist wieder in Gang gebracht werden. In Hirschfelde (Lausitz) hat sich am 10. d. der 2l Jahre alte Baugewerkenschüler Max Georg Jehrisch auS Görlitz in einem Zimmer des Zeißig'schen Gasthofes durch einen Schuß in de» Kops. entleibt. - Zwei Söhne. Criminal-Novelle von Fr. Friedrich. (Fortsetzung.) „Und ich werd- nie von Dir lassen," rief Heino, indem er den Arm um das junge Mädchen schlang und sie fester an sich zog. „Sieh', Benko" — dies war der Name des junge» Försters — „wird Dich vergessen. In kurzer Zeil wird sein Pater sich zur Ruhe setzen, dann mir» er dessen Stelle erhalten und hundert Wege stehen ihm offen, um sich eine andere Fra» zn suche»." „Und doch fürchte ich mich vor ihm," warf Gertrud ein. „Er hat mir geschworen, daß ich die Seinige werden soll."' „Steht es in seiner Macht, seinen Schwur zn halten, wenn Du ihn nicht liebst und seine Werbung zurückweist?" unterbrach sie Heino. „Er hat einen heftigen, wilden Charakter." „Aber keine Macht, Dich zu zwingen," warf Heino ein. „Und auch Dein Vater kann dies nicht; soweit reicht sein Recht nicht." Gertrud schwieg. Sie schien in Gedanken versunken zu sein. „Heino, wenn Du mich je verlassen könntest!" sprach sie endlich, den Kopf emporrichtend. „Ich ertrüge e« nicht. Ich habe mein Herz nicht gekannt, bis Du mir gestandest, daß Du mich liebest, jetzt weiß ich aber, daß mein Herz nur für Dich schlägt, daß ich ohne Dich kein Glück mehr finden kann!" Du sollst es finden durch mich!" rief Heino, sie unterbrechend, und versicherte ihr auf's Neue seine Liebe mit einem Schwur. „Wird Dein Vater zugebeii, baß ich die Deinige werde?" fragte Gertrud. „Jetzt nicht," erwiderte Heino. „Jetzt bin ich noch abhängig von ihm, allein in wenigen Jahren bin ich mündig, dann bedarf ich seiner Einwilligung nicht mehr und dann wirst Du für immer die Meinige. Lieh' wir sind beide noch jnng, die wenigen Jahre werden uns in unserem Glücke wie im Fluge dahinschwinden, vor uns liegt dann noch ein langes Leben!" „Die Jahre werden schwinden," wiederholte Gertrude halb in Gedanke», „wirst D» mich nach Jahren aber n^ch ebenso innig lieben? Ich zweifle nicht an Deiner Liebe, ich weiß, daß Dein Mund nicht die Unwahrheit sprechen kann, und doch steigen oft bange Befürcht ungen in mir auf, wenn ich allein bin und dann die Kluft denke, die uns trennt. Ich wünsche, Du wärest arm wie ich, Du wärest ein Gehilfe meines Paters. Offen könnten wir dann mit unserer Liebe hervortreten, wir brauchten nicht zu fürchten, verrathen und getrennt zu werden, freudig wollte ich jedes Geschick mit Dir thcilcn und müßte ich um Lohn arbeiten, um Dir den Erwerb unseres Unterhaltes zu erleichtern." Mit schmeichelnden Worten scheuchte Heino jede Besorgniß der Geliebten fort. Er liebte sie zu innig, um sie nur mit einem Worte zu täuschen und cs war sein fester Entschluß, sich für immer mit ihr zu verbinden. Sein Herz erkannte keine Kluft, die sie trennte, an, eS sah nicht den Unterschied ihrer Stellung und Bildung, es erwog nicht den Niß, den eine solche Verbindung in all' seine Verhältnisse bringen mußte, all' seine Gedanke» waren nur darauf gerichtet, das geliebte Mädchen für immer an sich zu fesseln. Noch hatte er keine Ahnung davon, wie oft die Grundsätze und Entschlüsse wanken, wenn die Jugendgluth des Herzens schwindet, wenn däs Blut lang samer rinnt und der Verstand die Oberhand gewinnt. Und auch Gertrud ahnte dies nicht. Sie glaubte den Worten deS Geliebten, weil sie fest an seine Liebe glaubte. Es war spät geworden. Heino riß sich endlich aus den Armen des geliebten Mädchens los und eilte fort. Gertrud blieb noch wie im Traum versunken sitzen. Ob sie die Bilder des Glückes, welche Heino ihr ausgemalt, im Traume weiterspann- Leise wollte Hugo sich zurückziehen, als er aufs Nene durch eine Gestalt, welche auf die Laube zueilte, gefesselt wurde. Regungslos blieb er stehen und erkannte in dem Nahenden den jungen Förster. „Gertrud!" rief Benko unv seine Stimme zitterte vor Aufregung. „Wer war bei Dir? Wer hat Dich je verlassen?" Erschreckt fuhr das Mädchen zusammen. „Niemand — Niemand!" stammelte es halb verwirrt. „Willst Du meinen eigene» Augen Lügen strafen?" fuhr der Förster erregt fort. „Glaubst Du, ich habe ihn nicht erkannt? Ihm hast Du also Dein Herz zugewendet, deshalb weisest Du meine Werbung zurück! Haha! Ich bin Dir nicht gut genug, seitdem er Dich betdört hat!" „Ich bin Niemand Rechenschaft über Mein Her; schuldig," ent gegnete Gertrud halb trotzig, da sie sah, daß ihre Liebe entdeckt war. „Doch doch!" fiel der Förster ei», „Dein Vater hat mir Deine Hand zugesichcrt, Du weißt, daß ich um Deine Liebe werbe und bist stets freundlich gegen mich gewesen, Du hast mich nie znrückgewiesen, sondern die wilde Gluth in meiner Brust noch mehr angefacht! — Gertrud," fuhr er fort unv seine Stimme nahm einen weicheren, flehenden Ton an, „Du weißt, wie ich Dich liebe, Alles, Alles will ich Dir zum Opfer bringen, wen» Du eS verlangst, prüfe Dein Herz, ehe eS Dich zu weit hinreißt. Glaubst Du, daß H'siw Dich je zu seinem Weibe nehmen wird? Er wird es Dir zuschwöreu, um Dein Her; zu beihören, allein er wird den Schwur vergessen, sobald er Deiner Liebe überdrüssig ist! Hofist Du, der stolze Gutsbesitzer werde je zugeben, daß die Tochter seines Gärtners die Herrin seine« Hauses wird?" „Halten Sie ein," unterbrach ihm Gertrud, „Sie haben kein Recht, die Aufrichtigkeit- und Treue von Heino's Liebe zu bezweifeln!" „Gertrud, er mag es jetzt vielleicht ehrlich meinen," fuhr Benko fort, „allein die Verhältnisse werde» ihn ändern. Wenn Du erst ein siehst, daß er Dich nicht mehr liebt, dann ist es zu spät für Dich, dann ist eö um das Glück Deines ganzen Lebens geschehen, dann wirst Du vielleicht bereuen, ein treues Herz von Dir gewiesen zu habe» und wirst mit Schmerz auf das Försterhaus blicken, in dem Du eine Stätte des Friedens und des Glückes hättest finden können!" Benko erfaßte des Mädchen Hand, Gertrud zog dieselbe zurück. „Nie werde ich bereuen, meinem Herzen gefolgt zu sein!" rief sie. „Ich verlange kein anderes Glück, als ihm anzugehören!" „Haha! Glaubst Du dies je erreichen zu können? rief Benko, dessen leidenschaftlicher Sinn immer mehr hervorbrach. „Hoffst Du, ich werde Dich ruhig in seinen Armen sehen? Nur eines Wortes be darf cs zu Heino'S Vater und der stolze Herr wird Dich morgen von seinem Gute jagen, ich brauche nur hinzugchen zu Deinem Vater und ihm zu erzählen, mit wem Du hier in der Laube zusammengetrosfen bist und er wird Dir zeigen, wie weit sein Recht und seine Macht reicht!" Gertrud war aufgestauden, dicht trat sie vor den jungen Förster hin. „Versuchen Sie es," sprach sie, und ihre Stimme bebte, „thun Sie es und ich werde Sie hassen und verachten. Wenn sie aber noch Hoffnung hegen, mein Herz umwandeln zu können, so sage ich Ihnen, daß ich lieber durch Heino elend, als mit Ihnen ^Klücklich sein will!" Sie trat rasch aus der Laube. „Gertrud, Gertrud!" rief der Förster ihr nach, da es nicht in seiner Absicht gelegen, sie soweit zu treiben. Sie hörte ihn nicht mehr denn sie war bereits i» das nahe HauS ihres Vater» geschlüpft. Das Gesicht mit beiden Händen bedeckend, warf sich Benko ans die Bank. Er liebte das Mädchen mit leidenschaftlicher Gluth, all' sein Sinnen war auf sie gerichtet, er träumte von ihr, wen» er Abends auf dem Anstande saß und den Blick in die Ferne ge richtet hielt. Hugo entfernte sich leise. Ein Gefühl der Genngthung erfüllte ihn. Er hatte den jungen Förster oft um seine große und kräftige Gestalt, um die Gesundheit, welche auS seinem Gesichte sprach, be neidet, jetzt zehrte in der Brust desselben auch der Schmerz einer ver schmähten Liebe. Weshalb sollte er allein leiden und die Glüht, die ihn erfüllte, bekämpfen müssen! Er empfand kein Mitleid mit dem Unglücklichen, der noch immer in der Laube saß, denn auch er hatte ja kein Mitleid gefunden. Cläre halte über sein Geständniß gelacht, Heino hatte dasselbe eine Tborheit genannt. Wieder drängte sich ihm der Gedanke an die bevorzugte Stellung, welche Heino durch seine Geburt einnahm, auf. Würde Gertrud ihm ihr Herz geschenkt haben, wen« er arm wäre? War sie nicht, wenn vielleicht auch unbewußt, durch den Glanz seiner Stellung geblendet? Sie würde die Werbung des Försters nicht zurückgewiesen haben, hätte sie nicht der Gedanke, einst Herrin des Gutes zu werden, enger und enger wie mit einem Netze umzogen. Vermischtes. * Die Leichenschmäuse sind in der Schweiz vielorts noch sehr im Schwünge. In einer Gemeinde des EmmenthaleS wurden jüngst an