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Fabrikates zu verhüte», was bei frische» Waare», die bei gekillter Witterung fabrizirt worden sei, hä»sig einlrete. Eine chemische Unler- suchling ter großen Vorräthe von Cervelatwurst ist im Gange. In Dankerode bei Stolberg im Harze bat sich am 10. Januar ein erschütterndes Drama zugelragen. In der Familie des Brauerei- besitzers Kaiser herrschte ein trauriges Verhältniß zwischen Vater und Sohn. Oer Letztere, ein 20jähriger junger Mann, von Prosession Maschinenbauer, begab sich mit Büchse und Revolver bewaffne! nach der Chaussee und setzt" sich dort iu den Graben, um so seinem Vater, der mit Geschirr nach Reisslängen in den nahen Wald gefahren war, aufzulauern und ihn uiederzuschießen. Rach längerem Warten kommt der Vater gefahren, bemerkt seinen Sohn au jener Stelle und fragt ibn: Hermann w«S machst Duda? Was ich mache? entgegnete jener; Dich niederschießeu will ich! Den Worten tie That folgen lassend, legt er das Gewehr an und drückt ab, der Schuß geht aber, da der Vater bereiis auf die Pferde cingehauen hatte, um eiligst sorlzufahren, in die Reisslänge». Nu» nimml der Sohu den Revolver und bringt sich selbst vier Schüsse bei, von denen zwei lödlich gewesen sind. Ent seelt in seinem Blute schwimmend wird er einige Stunden später an Ort und Stelle gefnnden. Petersburg 17. Januar. Die „Agence Russe" meldet: Der Sultan machle die direete Mittheilung von der Entsendung Server Paschas nnd Namyk Paschas in das russische Hanptgnartier und bemerkt, diese friedlichen Dispositionen wären mit ter Versicherung cntgegengenommen worden, daß die Suspension der Feindseligkeiten erfolge, sobald die durch die Obercommandirenden milzutheilenden Präliminarien angenommen werten seien. Italien. In Venedig unternahm ein VolkShsufe einen förmlichen Sturmangriff auf die Redaktion und Druckerei des „Veneto Catlolico", weil dies klerikale Blatt in einem Artikel über Viclor Emanuel's Tod gescherzt hatte. — Turiner Telegramme melden, der Zustand der kranken Gräfin Mirasiori (Gemahlin Victor Emanuel's) sei hoff nungslos. London, 17. Januar. Das „Bureau Reuter" meldet: Kon stantinopel, 16. Januar. Layard erklärte dem Vezir, England werde keinen ohne seine Belheilignng geschlossenen Vertrag acccptiren, welche dem Pariser Vertrage zuwiderlaufen sollte. — Oesterreich habe die Erklärung gegeben, worin es die Rechte als Signalurmacht deS Pariser Vertrages Vorbehalten, mau hoffe indeß, daß Rußland zu gutem Einvernehmen mit den Mächten gelangen werde. Die „Morningpost" meldet: Oesterreich und England zeigten Rußland an, sie würden keinen ohne ihre Zustimmung geschlossenen FriedenSverlrag anerkennen. Lokales und Sächsisches. Zwönitz. Die Gencraldircction der königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft bringt zur öffentlichen Kenntniß, daß vom preußische» Ministerium ein Preis von 10,000 Mark ausgesetzt ist für die Angabe einer Masse zur Herstellung von Abgüssen von Kunst- werken, welche die Vorthcile des GypseS, aber außerdem noch eine hinreichende Widerstandsfähigkeit besitzt, um die Abgüsse zu besähigen, periodisch wiederkehrendc Reinigungen ohne vorhergegangene Be handlung zu ertragen. — Dem zur Reserve entlassenen Ulan der 3. Eskadron des 1. Ulaneu-Negiments Nr. 17, F. N. Marggraf ist für die unter eigener Lebensgefahr bewirkte Rettung eines Kameraden vom Tode des Ertrinkens die Lebensrettungsmedaille in Silber mit der Erlaub- niß zum Tragen derselbe» am weiße» Bande und dem Ober-Post- Packmeister C. G. Graf in Dresden das Albrechlskreuz verliehen worden. — Gegen DiphtheritiS, dieser mörderischen Kinderkrankheit, soll sich nach Versuchen, welche Medizinalrath I)r. Fiedler in Dresden, anstellte, feuriger spanischer Wein als sehr wirksam erweisen. Bereits im Todeskampfe liegende Kinder wurden durch daö Feuer, welches der Portwein in ihre Adern trug, so erwärmt, daß binnen Kurzem em heftiger Schweiß ausbrach nnd durch den Mund alle Schleimhäute, die sonst den Erstickungstod herbeigeführt haben würden, ansgestoßen wurden. Die königliche Kreishanptmannschaft zu Dresden macht bekannt, daß das königl. Ministerium des Innern Erloubniß zum Betriebe der Loose der mit der Ende des MonalS Mai dieses Jahres beab sichtigten III. Dresdner Pferdeausstellnng zu verbindenden Verloosung von Equipagen, Pferden uns Neitutensilien im ganzen Gebiete des Königreichs Sachsen crlheilt hat. Dresden. Die Laudtazsabgeordneten werden, einer Einladung des Finanzministeriums folgend, am Donnerstag Abend daö neue Hofthealer besichtigen, welches sich in seinem vollen Glanze zeigen wird. Der Besuch Sr. Maj. des Königs ist vorher angesagt. Die Eröffnung des HoflhcalerS ist nunmehr bestimmt auf den 2. Februar festgesetzt; Se. Maj. der König und der gesammte Hof wirb der Festlichkeit beiwohnen. Mit Gocthe'S „Jphigenia" wird dec neue Mnsciitempel eingeweiht. Leipzig, 14. Jan. Der Theaterdirector Förster halte beim Magistrat das Gesuch eingebracht, die Preise der Plätze erhöhen zu dürfen. Die Behörde ging anläßlich dieses Gesuches gründlich an'S Werk, um über die Bedürfnißfrage schlüssig zu werden und erbat sich Vorlage der Geschäftsbücher, nm Einnahmen und Ausgaben conlrolireu zu können. Dies: ergaben sür da« letzte Jahr einen derhältnißmäßig kleinen Ueberschuß, so daß es hiernach allerdings nur einiger Zwischen fälle bedurft hätte, um hart an den Rand des Deficils zu kommen: „Wunderbar!" sagten sich die Herren, „unser Slabttheater ist doch sielü eine Goldgrube gewesen! Das muß wohl seinen Haken haben!" Uno sie gingen nun an das Studium des Ausgabekontos und siehe ra! Es fand sich, daß Herr Director Förster bei Herrn Director Förster mit 18,000 Mark Jahreögehalt engagirt ist, Frau Director Förster als Obergarverobeiuspectori» mit 12,000 Mark Jahresgehalt und anch der Sohn mit einer gleichen Summe als Beamter im Gehalt steht. DaS Gesuch res Herrn Förster ward abschlägig beschieden. Nu» aber kam die Steuerbehörde, die ja derselbe Magistrat repräseu- lirt, und sagte: „Bei einer so große» fixe» Einnahme der Familie Förster muß ja ein ganz anderer Slcnertarif angewandt werden," — und seit dieser Zeit zählt Direktor Förster zu dem Höchslbesteuerlen von Ktein-PariS. In Kieritzsch bei Leipzig macht ein Verbrechen viel von sich ! reden, welches vorgestern aus dem die Dörfer Großhermsvorf und Nehmitz verbindenden Fußwege verübt worden ist. Zwei unbekannte Männer in den zwanziger Jahre» überfielen gegen 3 Uhr Nach mittags die Botenfrau verw Siegel ans Nehmitz, beraubten sie ihrer gegen fünf Mark bettagenven Baarschaft nnd »Halen ihr obendrein noch auf andere Weise Gewalt an. Nach vollbrachier That sind die beiden Verbrecher in ein nahes Gehölz entflohen und bis heute nicht erlangt worden. Der Advokat Herr Ernst Ludwig Emil Sommer in Wilsdruff ist für die Zeit, während welcher er seinen Wohnsitz daselbst behalten wird, auf sein Ansuchen in Gemäßheit der Notarialsordnung vom 3. Juni 185!) zum Notar ernannt und als solcher verpflichtet wordeu. Am 10. Januar verunglückte in der chemischen Fabrik zu Döhlen der 20jäbrige Fabrikarbeiter Fischer aus Deuben auf erschreckliche Weise. Derselbe sollte de» in einem Korbe befindlichen Ballon wegtragen und mußte damit eine Treppe passiren, bei wclcker Ge legenheit einer ter beire» Henkel riß. Fischer verlor hierbei das Gleichgewicht und stürzte in einen chemische Flüssigkeiten enthaltenden Kessel, jedoch verließ ihn, trotzdem er schon stark verbrannt war, die Geistesgegenwart nicht, rasch erhob er sich nnd sprang von hier aus, die Kleider als verbrannte Fetzen am Leibe hängend, auf eine Mauer, fiel jedoch, wahrscheinlich aller Besinnung beraubt, in die unten stehenden, Schwefelsäure und andere ätzende Stoffe enthaltenden Ballons, worauf er sich wieder erhob und, um seine Schmerzen zu linder», in den nahe vorbeifließenden Mühlgraben sprang. Der tödt- lich verletzte junge Mann mußte »ach Dresden in'ö Krankenhaus ge bracht werden. Derselbe soll seinen Leiden erlegen sein. Frcibcvsi. Am 14. Januar brannte in dem benachbarten Loßnitz die Papierfabrik des Gemeindevorstand Hermsdorf mit zwei Wohn- und Nebengebäuden nieder, wodurch viele Familien — man spricht von acht und zehn — obdachlos geworden sind. — lieber die Ent stehungsursache ist nichts weiter bekannt, als daß der Brand im Trockenboden der Fabrik herausgekommen rein soll. Der ältere Bruder des Herrn Braumeister Gregor in Bischofs werda, Wilhelm Gregor der als sächs. Soldat den Feldzug gegen Frankreich 1870s7I mittuachte, ist im August vor. I. in Rußland am Don, nicht allzusern von Rosleff, wo er in einer Brauerei lhätig war, nach einem fürchterliche» Kampfe von Wölfen zerrissen worden. Erst nach Wochen wurden seine abgenagten Knochen und seine Flinte — er war auf der Jagd gewesen — gefunden. Im November v. I. ward sein Gebein feierlich, fern von der Heimalh zur Erde bestattet. Plauen. Der frühere Direktor des hiesigen Seminars, Johann Gottfried Wild, ist zu Bautzen im Hause seines Sohnes, bei welchem er seit seiner Emerilirung lebte, am Sonntag Vormittag verschieden, eine schmerzliche Kunde für seine zahlreiche» Schüler, die ihn hoch verehren. Wild, geboren 1801, wurde 1831 zweiter Kollaborator am Gymnasium in Plauen nnv zugleich Seminarlehrer. 1835 bei der Umgestaltung des Schulwesens Semmardireklor. Er verblieb in dieser Stellung bis 1868, wo körperliches Leiden, infolge eines Unfalles, der ihm durch fremde Unvorsichtigkeit betroffen hatte, ihn zum Ab gang nölhigte. Ein ausgezeichneter Gelehrter, tüchtiger Pädagog und Direktor, zeigte er sich während seiner hiesigen langjährigen Wirk samkeit männlich nnd fest auch in schwerer Zeit; seinen Schülern ist er jederzeit ein väterlicher Freund und Beralher gewesen. Grüna, 16. Januar. Gestern Nachmittags ist in einem Hause zu Mittelbach der Handarbeiter Karl Gottlob Weidauer aus Lauter erhängt anfgefunden worden. Burkhardsdorf, 15. Januar. Nach einer anßerdentlich stürmi schen Nacht mit Schneefall blieb der von Ehrenfriedersdorf sonst um V>6 Uhr hier ankommende Postomnibus bei Thum im Schnee stecke» und kam erst um 9 Ubr hier an. Oelsnitz i. V. In Mühlbausen und Raum im oberen Voigt lande sind in einzelnen Fällen die Blattern ausgetreten. Gott mag verhüten, daß sich eie häßliche Krankheit weiter verbreitet. Buchholz, 15. Jan. Von einem harten Winter der so viel-