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Fräste nicht de» Kriegführenden allein zu stehe, denn e« seien europäische Fragen. Er sei gewiß, Niemanv wünsche eine Wierer-olung ves KriinkriegeS. London, 3. Januar. Der Morningpost zufolge beschloß der gestrige KabiurlSratb vor der Uebermiltelung der russischen Antwort an die Pforte in Petersburg anznfrage», welche Waffenstillstandsve- dinzungen die russischen Kommandeure zu fordern instruirl worden seien. Heule findet wieder Ministerkonseil statt. Wien, 2. Januar. Die „P. K." meldet aus Bukarest von gestern: Die Russen beseiten bereits mehrere von den Türken befestigte Orlschafltii in der nächsten Umgebung Sofia«. Sofia selbst ist von den meisten Seiten cingeschlossen. Lokales und Sächsisches. Dresden. Fast noch in der letzten Stunde des alten Jahres wurde, wie «er „Dr. An;." berichtet, auf der in der Friedrichstadt gelegenen Dinlersiraße ein Ranbmordansall an der öl jährigen Pfand- leiherin Pöschmann verübt. Der laum 22 Jabre alle Weber Schuchardt aus Lichtenstein bei Zwickau, welcher zur Zeil in »er Kretzschmar'schen Bnulpapicrsabrik arbeilele, Haile in dem Psandleih- geschält der erwähnten Pöschmann, deren Mann ein gleiches Geschäft auf der Pillniher Straße führt, einen Nock für 2 Mark und einen Ueberzieber für 9 Mart 80 Pf. versetzt. Au dem Wiederbtsitz dieser Sachen scheint ihm viel gelegen zu haben, denn er kam ccshalb gegen 6 Uhr am 3l. Dez-mber Abends zum 2. Male in die in rer zweiten Etage gelegene Gescbättölokalllät der Pöschmann und wartete bis die Übrigen Anwes.mdkn abgeferiigl waren, um sein Pfand zu holen, je- doch ohne daS darauf erhaltene Darlehen znrückzahlen zu können. Nach dem am Orte eer Thal angestelllen Erörterungen schein! die Frau Pöschmann mit brennender Laterne nach einem anderen Zimmer gegangen zu sein und diesen Moment hat Schuchardt benutzt, nm die Frau vor dem Eintritt in das Zimmer noch im Korridor von hinten nikkcrznwcrseu und ihr mit einem gewöhnlichen Taschenmesser die Kehle zu durchschueiden. Auf da« von der Angesallcuen auSgestoßene Geschrei, welches bis in daS darüber befindliche dritte Stockwerk ge- hört worden war, kam der im Wohnzimmer anwesende 13jährige Sohn der Pöschmann herbei und Holle sofort ärztliche Hülse aus dem Krankenhause, von wo Or. Schwede milging nuo den ersten Verband aulegle, worauf die Ueberfübrung der schwer Verletzten nach dem Krankenhanse slallfand. Der zuerst erschienene Gendarm Herr- fahrt leistete der Verwundeten insosern den lhäligsteu Beistand, als er ihr die Schnittwunde so lange znhiell, bw Hütte kam. Wäre dieses nicht geschehen, so lag eS sehr nahe, daß die Verwundete sich hätte verbluten müssen, doch gelang es ihr noch, auf Befragen nach dem Thälcr, den Namen Schmdard! zu hauchen, worauf durch den er schienenen Polizeiimpektor Hai lmann sofort Erhebungen angeslelll wurden und Schuchardt in seiner aus der Wachsbleichgasse ermittelten Woh nung verhaftet wurde. Bei seiner auf der Bezirkswache llaltgefuudencu Vernehmnng Hal Schuchardt die Thal und Absicht zugcslandeu und ist daher bestimmt aumuehmen, daß er, wäre die Tödluug gelungen, nicht bloö mit den von ihm versetzten Sachen sich entfernt, sondern auch noch Geld oder Wenhsachen geraubt hätte. Die Wunde der Frau Pöschmann beginnt am Kim. und endet am rechten Ohr, ohne jedoch die Schlagader getroffen zu haben, eS ist daher gegründete Hoffnung vorhanden, daß sie dem Leben erhallen bleibl. Dresden, 28. Oecbr. Gestern Abend in der 6. Stunde ist in hiesiger Stadl ein Naud verübt worden, über kessen Emzelbeile» Folgendes mngetbeilt wird. Bei den Hausbesitzer Meisler'schen Eheleuten, Langeslraße I3, hält sich zur Zeit deren Tochter, die Tischleroehesrau Grundig mit ihren beiden steinen Kindern auf. Als dieselbe gestern zur angegebenen Zeil sich mit ihrem einjährigen Kinve allein in der Wohnung ihrer Eltern befand, erschienen kort zwei junge gMgekleidete Manner, fallen nach einigen an die Grnnkig gerichteten Fragen über kieielbe her, würgen sie, werfen sie zu Böken, jo raß ihr Gesicht nach rem Fußboden zngekehrt ist, und hallen sie in dieser Lage fest, öffnen sodann ein im Zimmer stehendes unver schlossenes Burean, stehlen karanS 3 Werlhpapiere, 1 sächf. SlaalS- schulrenscheiu, L 500 Marl, I kergl. » 100 Thlr. und 1 Prag- Duxer Eisenb.-Prioril.-Oblig. nebst 1 Fünfhundert-Markschem und I Einhuudert.Markscheiu nno eilen karauf, nachdem sie noch eine auf dem Tische gestandene brennende Petroleumlampe herab auf den Fnß< bode» geworfen und dadurch das neben dem Tische in einem Stühl chen sitzende Kind der Grundig in große Gefahr gebracht haben, ohne sich weiter um die auf dem Fußboden des Zimmers liegende, durch einige Faustschläge aus den Kopf haldbetäubte Grnudig zu bekümmern, mit dem Gestohlenen a»S der Wohnung und den, Hause, Die Grundig bat daun laut nm Hilfe gernfen und vakurch Haus bewohner herbeigelockt, knrch welche die Polizei schleunigst herbei« gehest werden ist. Die Näuber sind inmiltelst mit ihrem Raube verfchwnnren und bis setzt auch nicht zu erlangen gewesen, doch liegt gegründete Vermulvung dafür vor, daß der Anstifter und Urheber btt Thal eili naher Verwandler der Mkister'fche» Familie ist, zu dessen Habhaftwerduug sogleich alle erforderlichen Maßregeln getroffen worden sind. — Die „Dresdner Nachrichten" waren jüngst in II. Instanz bei einer Klage der Schuliuspection gegen dies Blatt wegen Beleidi-- ung eines Schuldirektors freigesprochen worden, „weil ein Lehrer kein solcher Beamter sei, für den seine amtlich Vorgesetzten Straf« autraa zu stellen hätten." Da« königl. Oderappellatiousgericht hat indessen sich gegen kiese Auffassung ausgesprochen und die Freisprech ung aufgehoben. — Seit 150 Jahren pflegt die hiesige Bäcker-Jnnnng am Weib nachlöfeste dem Landesherr» als Beweis der hohen Slnfe, aus welcher in Dre-ven die feine Mundbäckerei steht, u»v zugleich als AuSvruck der loyalen Gesinnung Rieseustollen zu überreichen. So geschah die« auch Heuer. 8 Gesellen mit vem JnnnngSoorstand an der Spitze überreichten am 2. WeihuachiSfeiertage den beiden löuigl. Majestäten 2 Riesenstollen von ausgezeichneter Güte. Die Majestäten unter- hielten sich längere Zeil mit der Depulalion, indem sie sich nament lich nach »em Geschäftsgänge und Verdienste erfunkiglen. — Auch ein Zeichen der Zeil! Am letzlen Tage des Jahre« findet'bekanntlich hier ein Gesindemarkl statt, der diesmal auf kein Schießplätze und in Helbigs Etablissement abgehalten wurde. Der selbe zeigte sich nach Mittheiluug des „Dr. Journal" wohl noch in keinem Jahre von Dienstsuchencen so überfüllt, al« er von Mielhern leer blieb WaS aber von Letzteren am Platze erschiene» war, bewahrte die denkbar reservirlesle Hattung, nud so konnte es nicht fehlen, daß die JahreSlöhne für weibliche Dienstboten um circa 20 bis 25, für männliche aber durchschnittlich sogar nm 35 bis 50 Prozent zurück gingen. Schirrmeister z. B., denen man noch vor 3 Jabren 300 bi« 420 Pf. bewilligt Halle, ließen sich gern mit 240 bis 210 M. eugagiren, während Großknechle von 33<> bis 360 auf !50 bis 180 und Klein« knechte von 150 bis 180 ans 75 bis 00 Mark weichen mußten. Bei Mägden war der Lohnrückgang, wie schon augeeeulel, ein bedeutend geringerer, und sogenannle Großmägde, welche früher von 180 bis 210 M. erhallen ballen, erzielten ohne langen Handel 150 bis 165, während Mittelmagre, die vordem mit 135 bis 150 M. gemielhel worden waien, zwischen 90 und 120 Mark erhielten Die Kleiumägde endlich mußten von 105 bis 120 M. auf 60 bis 15. M. znrückgehen. Als der Markt, welcher vor;ng«weise von Gutsbesitzern an« dem so genannten 'Nieterlanke, sowie Knechten unk Mägden aus der Lausitz besuch! wird, in der kritten Nachmitlagssiunde zu Enke war, zeigte es sich, daß Huukene von Dienslsuchcuden keinen Brotherrn gefunden hatten. AuS Bosheit nud Nerger über eine von seinen: Prinzipal erfahrene Zurechtweisung brachte sich am Nenjabrömorgen in emer Restauration am Grimma'schen Steiuwege in Leipzig ein Kellner Mit einem Messer mehrere Stiche in den Unterleib nno die linke Seile bei. Der Ver wundete mußte mittelst Droschke in'ö Krankenhaus gefahren werken. Stollberg, I. Januar. Henie feierte Herr Arresthausinspeklcr Starke allhier fein 50jährigeS Diensljubstäum. Kamenz, I. Januar. Heute follte der Tag festlich begangen Werken, an welchem rer hiesige GerichlSamlSwachlmeisler 'Weber vor 30 Jahren seine Dienste sür König uns Vaterland begonnen. Da wnrre unter großer und alliciliger Thoiluahme der Trenverriente zur ewigen Rnbe gebracht. Eine kurze Krankheit raffte keu noch krustigen Mann rabin. Frennklichcs und ehrendes Anreukcn wird dem Ge« treuen bewahrt bleiben. Freiberg. Wir theilten vor Kurzem mit. daß der Schuhmacher« meisler Wetzel znn. berentende Aufträge zur Lieferung von rer rumänischen und russischen Regierung erhalten habe. Die erste aus 4600 Paar Stieseln bestellende Sendung an die rumänische Re gierung ist unbeanstandet durch Oesterreich passirt; einer auoerweilen Sendung wurde jedoch, wie der „Freiberger Anzeiger" millheitt, die Durchfuhr oerweigerl, weil kie österreichische Regierung angeblich in diesen Sendungen KriegSconlrebande erblick!. Herr Wetzel hak sich nnn niil rer Bille an seine Auftraggeber gewandl, ihm einen anderen Weg namhaft zu machen, auf welchem er die Stiefeln abliefern könne. Ein etwas merkwürdiger Fall ist in eer Sylvesternacht einem HanSwirtb in Freiberg pafflN. Stall am NeujahrSmorgen im Be sitz von Mielhzinö eines seiner Abmielher zn sein, war er in der Lage, daS sragllch: LogiS anderweit vermielhen z» können, kenn sein Abmielher war in selbiger Nacht mit Familie, Hab und Gilt ver- schwuuden. In Meisten wurde dieser Tage eine ganze Familie, Baler, Mntter mit 4 Kindern, beim Betteln belrosfen, verhaftet und über die Grenze nach ihrer Heimalh in Böhmen gewiesen. Dieselbe hatte schon längere Zeil Sachsen bettelnd knrchzozen. Die Todtenliste des Jahres 1877. Bon gekröuleu Häupiern uns Mitgliedern fürstlicher Familien starb am 15. Januar zu Huis re Pauw der Prinz Hcnuann zu Wied. — Am 18. Januar starb zu Berlin die Frau Prinzess» Marie Leuge Alexandrine, Gemahlin ves Prinzen Carl von Prcnßen,