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Großenhainer Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Großenhain nnd RadebckMMML ——— Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Untkrhaltungs- L Allzeigcblatt X ÜMDI- No 121. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, bonnabrnd. Abonnement vierteljährlich 1 Mart. Sonnabend den 12. Lctober. Inserate werden bis früh 9 Uhr für die nächste Nummer angenommen. 1878. Bekanntmachung, das neue Gerichtsgebäude betreffend. Mit Geldstrafe bis zu 20 Mark, sofern nicht im einzelnen Falle die Bestimmungen des Reichsstrafgesetzbuchs in Anwendung zu kommen haben, wird bestraft: l) wer im Gerichtsgebäude Tabak raucht; 2) wer durch Abstreichen von Cigarren, Ausklopfen von Pfeifen oder auf irgend eine andere Weise das Gerichtsgebäude oder Theile desselben verunreinigt. Großenhain, am 7. October 1878. Königliches Gcrichtsamt. Schröder. Der früher in Kottewitz, später in Meißen, zuletzt in Roitzsch bei Lommatzsch auf hältlich gewesene Dienstknecht Ernst Bergmann aus Königshain bei Ostritz hat der unter dem 26. Juli e. an ihn erlassenen Vorladung keine Folge gegeben. Alle Behörden werden hierdurch ersucht, den pp. Bergmann im BetretuugSfalle zu verhaften und anher abzuliefern, ev. wegen seiner Abholung Nachricht anher zu geben. Großenhain, am 9. October 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Schröder. E. Control-Versammlungen. Die diesjährigen Herbst-Control-Versammlungen in dem Gerichtsamts- und Stadt bezirk Grostenhain finden vor dem Schützenhause daselbst wie folgt statt: Montag, den 28. October dss. Js., Vormittags ^10 Uhr sämmtliche Unteroffiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes aus den Ortschaften: Tiefenau, Haidehäuser, Gohrisch, Kteintrebnitz, Nieska, Schweinfurth, Spansberg, Streumen, Koselitz, Wülknitz, Lichtensee, Marksiedlitz, Frauenhain, Pulsen, Gröditz, Nauwalde, ReppiS, Pfeife, Lautendorf, Großraschütz, Kleinraschütz, Wildenhain, Roda, Colmnitz, Peritz, Bauda, Walda, Kleinthiemig, Skassa, Weißig bei Skassa, Leckwitz und Naundörschen. Montag, den 28. Oetober dss. Js., Nachmittags ^2 Uhr sämmtliche Unteroffiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes aus den Ortschaften: Merschwitz, Göltzscha, Medessen, Kolkwitz, Strießen, Blattersleben, Baßlitz bei Blattersleben, Laubach, Radewitz, Diesbar, Döschütz, Altseußlitz, Neuseußlitz, Zottewitz, Wantewitz, Kmehlen, Piskowitz, Gävernitz, Böhla bei Dorf Baßlitz, Dorf Baßlitz bei Geißlitz, Geißlitz, Stauda, Porschütz, Wistaude, Pristewitz, Leuz, Kottewitz, Dallwitz, Altleis, Hohndorf, Nauleis, Döbritzchen, Zschauitz, Nieder-Zschauitz, Wesnitz, Mülbitz und Zschieschen. Dienstag, den 29. Oetober dss. Js., Vormittags ^10 uhx sämmtliche Unteroffiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes aus den Ortschaften: Naundorf bei Großenhain, Folbern, Adelsdorf, Skäßchen, Krauschütz, Strauch, Uebigau, Skaup, Zabeltitz, Görzig, Raden, Treugeböhla, Stroga, Nasseböhla, Niegeroda, Oelsnitz, Brößnitz, Blochwitz, Weißig am Raschütz, Quersa, Schönfeld, Thiendorf mit Dammeuhain, Liega, Schönborn, Lampertswalde, Brockwitz, Linz, Ponickau, Naundorf bei Ortrand, Böhla bei Ortrand, Krausnitz, Rostig, Paulömühle, Mühlbach, Kalkreuth, Bieberach, Reiners dorf, Göhra. Dienstag, den 29. Oetober dss. Js., Nachmittags ^2 Uhr sämmtliche Unteroffiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes aus dem Stadtbezirke Grosten- hain. Die Militair-Papiere sind mit zur Stelle zu bringen. Orden, Ehrenzeichen, Kriegs denkmünzen rc. sind anzulegen. werden nicht erlassen und ergeht demzufolge an die Herren Gemeinde- Vorstände das Ersuchen, die in ihren resp. Ortschaften aufhältlichen Mannschaften des Beurlaubtenstandes, zu welchen auch die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen gehören, zum pünktlichen Erscheinen bei den vorgedachten Controlen, durch Anschläge in öffentlichen Localen zu veranlassen. Meißen, am 1. October 1878. Königliches Landwehr-Bezirks-Commando. von Mandelsloh, Oberst. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Gesetzes vom 14. September 1868 ist von der unterzeichneten Behörde die Liste der zum Geschwornenamte befähigten Einwohner der Stadt Großenhain revidirt und ergänzt worden und wird dieselbe vom 16. d. M. ab vierzehn Tage lang zu Jedermanns Einsicht an Rathsstelle ausgelegt werden. ES wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß Einsprüche gegen diese Liste sowie Gesuche um Befreiung vom Geschwornenamte bei deren Verlust längstens bis zum 30. laufenden Monats bei der unterzeichneten Behörde anzubringen sind. Großenhain, am 10. Oktober 1878. Der Stadtrath. Vogel, Stdtr. Leonh. Bekanntmachung. Die Gewerbe- und Personalsteuern auf den II. Termin 1878 sind den 15. dss. Monats fällig und nach vier Zehn-Theilen des ganzen Jahresbetrags bis längstens den IS. Qetober a. v. an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, am 12. September 1878. Der Stadtrath. Vogel, Stdtr. Schze. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Stadtkassen- und Sparkassen-Locale bleiben dieselben Montag, den 14. Oetober ». geschlossen. Großenhain, am 9. October 1878. Der Stadtrath. Herrmann. Lsghmuflan. Unsern Nachbarn im Osten sagt man nach, daß sie wie kein anderes Volk die Fähigkeit haben, Anderen ihre Kunst griffe „abzusehen" und mit Glück und Geschick nachzuahmen. In dem, was der Russe producirt, liege wenig Ursprüng liches, so wird behauptet; wohl aber verstehe der Russe vortrefflich, das was Andere erdacht, auSzunutzen, nach zuahmen und für sich zu verwertheu. Weun dies wahr ist, so hat die russische Regierung mit der jetzt in Centralasien eingeschlagenen Politik jene Eigen schaften des russischen Volkscharakters im eminenten Sinne des Wortes bekundet, und diese Politik ist dann, weil aus dem Volkscharakter hervorgeheud, eine wahrhaft nationale zu nennen. Rußland thut nämlich in Afghanistan nichts Anderes, als was es schon verschiedene Male von England gesehen hat, nnd wenn die Engländer jetzt über die russische Arglist schreien, so vergessen sie einfach, daß sie selbst die Lehrmeister der Russen gewesen sind, welche letztere nichts anderes gemacht haben, als daß sie'S ihren Lehrmeistern mit Geschick nachmachteu. England hat von jeher eine wenn auch nickt gerade besonders glänzende, aber jedenfalls praktische Richtung in seiner Politik verfolgt, indem eö für die Ziele, welche es verfolgte, andere Staaten zu erwärmen wußte, so daß diese für das, was eigentlich englischen Interessen diente, das Schwert zogen und für den schlauen John Bull die Kastanien aus dem Feuer holteu. Die englische Regierung war dann immer mit ihrer „moralischen Unterstützung" und mit ihrem Rath bei der Hand. Glückte die von ihr augezettelte Unternehmung, so hatte sie sich dadurch den nöthigeu Einfluß gewahrt, um bei der Ausbeutung des erzielten Vortheils den Löwenantheil an sich reißen zn können; mißglückte das Unternehmen, so spielte England die Nolle des Unbetheiligten, der da herzlich bedauert, daß sein Freund Unglück gehabt. ES ist das ein überaus billiges Mittel, in der auswärtigen Politik Erfolge zu erzielen. Der orientalische Krieg, Welcker durck den Berliner Frieden beendet wurde, ist solcher Gestalt vou England angezettelt und durckgesührt worden — hinter den Coulissen. Die armen Türken, die sich von den englischen Staats männern verführen ließen, den russischen Forderungen Widerstand zu leisten, anstatt mit Rußland die Verständigung zu suchen, und die dann jämmerlich verbluten mußten, waren viel weniger die Vertheidiger ihres Glaubens, als welche sie sich wohl ansehen mochten, als vielmehr die blinden Werkzeuge in der Hand Albions, welches den Russen den Bosporus verschließen wollte. Wären die englischen Diplomaten nicht gewesen, es stände heute gewiß weit besser um die Türkei, welche Rußlands Forderungen rechtzeitig ersüllt und dadurch schwere, kaum auszugleichende Opfer erspart haben würde. So aber haben die Türken den Triumph Englands, der in der Verhinderung des UebergcwichtS Rußlands auf der Balkan-Halbinsel und in der Annexion CypernS bestand, theuer genug bezahlen müssen. Die russischen Diplomaten haben sich das alles wohl gemerkt und die afghanische Frage ist nichts anderes, als die O.uittung für den vou Johu Bull erhaltenen Unter richt iu billiger Politik. Rußland führt keineswegs Krieg mit England, beileibe nicht, es versichert ja die stricteste Neutralität: wie aber währeud des orientalischen Krieges der englische Botschafter der beständige Rathgeber des Sultans war, so sind auch jetzt die Russen bei dem Emir vou Afghanistan äußerst geschäftig, und wenn vielleicht die Frage zum Kriege führen sollte, — nun, die russischen Staatsmänner würden daö gewiß ebenso lebhaft bedauern, wie seinerzeit die englischen Diplomaten, sie würden vielleicht dieselben Redensarten von den Geboten der Humanität ge brauchen, wie die Engländer — aber sie würden den Feind des Feindes heimlich gewiß auch ebenso kräftig unterstützen, wie eö seiner Zeit die Engländer thaten. Englands Politik war vom Beginn der letzten orien talischen Verwickelung an daraus gerichtet, nicht Rußland gründlich zu besiegen, das war ja nicht gut denkbar, wohl aber Rußland durch tausenderlei Verlegenheiten, die es ihm bald hier, bald da bereitete, mürbe zu macken und sein Ansehen zu schwäcken. Ganz dieselbe Gefahr liegt jetzt in der afghanischen Frage für England. Eine kriegerische Ver wickelung mit Afghanistan würde zwar England nickt ge rade aufs Höchste gefährden; wohl aber würden die tausend Weckselfälle, denen daö englisch-ostindische Heer in diesem Kriege mit einem wilden, kriegerischen Volke und in einem unwirthlichen Lande ausgesetzt wäre, der englischen Re gierung viele Verlegenheiten und Schwierigkeiten bereiten und sein Ansehen iu Asien, namentlich bei den indischen Vasallen-Fürsten, unter Umständen nicht wenig gefährden. ES ist das erste Mal seit langer Zeit, daß in dem nun fast unvermeidlich gewordenen Kriege mit Afghanistan Eng land in einer für dasselbe zur Lebensfrage gewordenen An gelegenheit znm Schwerte greifen muß. Mögen die klugen Engländer, welche sonst immer daö große Wort zu führen liebten, jetzt selbst erkennen lernen, waö ein Krieg um eine solche Lebensfrage auf sich hat. Bei den Russen dürfen sie sich wohl kaum beklagen; diese zahlen ihnen nur mit ihrer eigenen Münze heim. Tagrsnachrichten. Grostenhain. Nach dem Haushaltplane für 1877 sollte der Zuschuß der L-tadt zu den Kosten der Real schule 5715 Mk. betragen. Der Rechnungsabschluß für 1877 ergiebt nun aber einen Kassenbestand (Ersparniß) von 6531,8» Mk., so daß also für daö genannte Jahr vou dem in Aussicht genommenen Zuschüsse der Stadtkasse nicht nur nichts iu Anspruch genommen, sondern daß sogar ein Ueber- schuß (Gewinn) von 816,81 Mk. erzielt worden ist. — Am 9. October h^7 Uhr Abends brach in Bauda wiederum Feuer aus, und zwar in der Scheune des Guts besitzers Böhme, wodurch dieselbe und noch die Seiten gebäude von drei Gütern niederbrannten. Brandstiftung ist auch bei diesem Feuer anzuuehmen. In einem Zeiträume von 14 Tagen war dies das sechste Schadenfeuer in der Umgebung Großenhains. — Oberebersback, 8. October 1878. Mit dem heutigen Tage sckloß für hiesigen Lehrer, Herrn Lindner, eine Ortsamtsthätigkeit von 40 Jahren ab, reick an Segen, aber auck reich an vielfachen Erweisen ehrender Anerkennung insbesondere vou Seiten seiner Scküler, der Kircken- und Schulgemeinde durck deren Vertreter, früherer Zöglinge, seiner Eonfercnzgenosseu, Eollegen uud Freunde, der Glieder seiner Familie, wie auch seiuer Herren Vorgesetzten, I '. Größel zu Niederebersbach und Bczirköschul inspectcr Wigand zu