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die These entwickelt, daß die Stellung der Ketzer eine gleiche in solchen Fällen sei, da unter keiner Bedingung deren Rechte vom Papste zu achten seien. Nach dieser wieder so offen bekannten Theorie erachtet also der Vatican still schweigend jede eventuelle Abmachung mit dem „Ketzer Bismarck" nach Belieben für null und nichtig. Dies nennt der „Osservatore" eine milde Handhabung der päpstlichen Rechte. England. Laut einer Depesche, welche die „Daily News" aus Simla vom 6. October erhalten, hätte der Emir von Afghanistan den Abgesandten des Vicekönigs von Indien, Gholam Hussem Khan, bis zum 28. September zurückgehalten, um die Briefe des Vicekönigs zu beantworten. Es gehe das Gerücht, der Emir werde das Verhalten des Commandanten von Alimusjid der englisch-indischen Mission gegenüber deSavouiren, die Annahme irgendwelcher kritischen Bedingungen jedoch ablehnen. — Der „Standard" meldet aus Kalkutta vom 7. October, daß der Angriff auf Ali musjid auf kurze Zeit verschoben worden ist, weil der Emir von Afghanistan dort starke Truppenabtheilungen angesammelt hat; 6000 Mann afghanischer Infanterie mit 18 Kanonen bedrohen Jamrood. Es dürfte nothwendig werden, die ganze Besatzung von Peschawer in Verwendung zu bringen, wenn beabsichtigt wird, durch den Khyberpaß vorzurücken. Wie verlautet, sind die Afghanen gegen Afrides vorgegangen, um die dortige Bevölkerung für ihre Hinneigung zu Eng land zu bestrafen. Rumänien. Die Deputirtenkammer, welche in ihrer Sitzung am 7. October den Berliner Vertrag discutirte, nahm den Antrag des Ministers Cogolniceano auf Einsetzung einer Commission an, welche mit der Ausarbeitung einer Motion beauftragt werden soll, und wählte eine aus sieben Mitgliedern bestehende Commission, deren Majorität der Unterwerfung unter die Bestimmungen des Berliner Ver trages zugeneigt ist. Bei der Debatte über den Berliner Vertrag sagte der bessarabische Deputirte Urechia, daß man sich dem Congreßbeschlusse unterwerfen müsse, rieth, die Dobrudscha anzunehmen, meinte, daß man später zur Be schlußfassung über die Judenfrage die Constituante werde berufen müssen, und schloß dann mit bewegten Abschieds worten an Rumänien. Das Journal „Romanul" sagt, indem es von der Revision der Verfassung wegen der Judenfrage spricht, daß die Regierung vorher eine Volkszählung werde vornehmen müssen, um die fremdländischen von den im Laude geborenen Israeliten zu unterscheiden. Die letzteren würden in der Lage sein, sogleich naturalisirt zu werden, während die an deren ihre Naturalisation nach den hier für alle Fremden vorgeschriebenen Normen werden nachzusuchen haben. Montenegro. Die Festung Kolaschin hat sich am 4. October den Montenegrinern ergeben; die türkische Be satzung ist nach Mitrovitza abmarschirt. Eine Deputation der Einwohner von Kolaschin empfing die Truppen an der Straße nach Cettinje. Türkei. In einem unter Vorsitz des Sultans statt gefundenen Ministerrathe ist, wie verlautet, die Zulassung der Christen zu den Militärschulen und die obligatorische Wehrpflicht derselben beschlossen worden. Ein officiöses türkisches Journal vernimmt, daß die Pforte auf Grund eines Berichtes des früheren Gouver neurs von Bosnien ein Rundschreiben an ihre diplomatischen Vertretungen im Auslande erlassen werde, in welchem sie gegen das inhumane Verfahren der Oesterreicher gegen die Muselmänner in Bosnien entgegen der pacificatorischen Mission protestiren und von den Mächten verlangen würde, daß sie eine Wiederholung dieses Verfahrens verhindern. Gleichzeitig würde sie von Oesterreich verlangen, daß es den Vormarsch seiner Truppen bis zum Einlangen der Antwort der Mächte einstelle. Amerika. Nach in New-Aork eingegangenen Nach richten aus Jamaica ist eine französische Fregatte vor St. Croix eingetroffen und hat Truppen daselbst gelandet. Die fliehenden Frauen und Kinder werden nach St. Tho mas eingeschifft. Die aufständischen Neger fahren fort, die Zuckerplantagen in Brand zu stecken; 40 Besitzungen sind bereits verbrannt, 14 sind noch unversehrt geblieben. Viele Insurgenten sind erschossen worden. — Nach einer weiteren Meldung vom 7. October ist der Aufstand auf St. Croix unterdrückt; die Führer sind verhaftet. Den Anlaß zu dem Aufstande soll eine zwischen den Pflanzern und den Negern über die Arbeitscontracte entstandene Differenz gegeben haben. In Vicksburg hat das gelbe Fieber fast aufgehört, ist aber auf dem Lande noch im Zunehmen begriffen. Neneste Nachrichten. Wien, 8. October. In der Angelegenheit der österrei chischen Cabinetskrisis ist der Präsident des Abgeordneten hauses, Rechbauer, heute vom Kaiser empfangen worden. Herbst ist gleichfalls zum Kaiser berufen worden. Wie verlautet, sollen auch Schmerling, Eichhoff, Wolfrum und Taaffe zum Kaiser berufen werden. — Meldungen der „Polit. Corresp." Aus Bukarest von heute: In der geheimen Sitzung der Deputirtenkammer ist eine Motion beschlossen worden, in welcher dem Schmerze über die Rumänien auferlegten Opfer Ausdruck gegeben und erklärt wird, daß das Land sich dem Collectivwillen der Mächte unterwerfe. Die Regierung wird einen Gesetzentwurf vorlegen, betreffend die Besitzergreifung der Dobrudscha, sowie über den Zeitpunkt, bis zu welchem die Entscheidungen des Congreffes mit der rumänischen Ver fassung in Einklang zu bringen sind. Aus Konstantinopel von heute: Der russische Bot schafter, Fürst Lobanow, erklärte dem Großwesir, daß die Russen Adrianopel erst räumen würden, wenn sämmtliche Bestimmungen des Berliner Vertrages, hauptsächlich aber diejenigen, betreffend die Territorialabtretnngen an Serbien und Montenegro, erfüllt worden seien. — In Folge der energischen Haltung des englischen Botschafters Layard in der asiatischen Reformfrage wurde ein principielles Ein vernehmen über einzelne Punkte erzielt. Vermischtes. In der Nacht zum 3. d. M. ist auf der Dorfftraße von Deutsch-Krawarn bei Ratibor der Gendarm Sperlich er schlagen worden. Der Gendarm hatte kurz vorher in einem Krawarner Gasthofe gemeinsam mit dem Wirth einen Ruhestörer hinausgewiesen und ist von diesem aus Rache bald darauf angefallen und ermordet worden. Nach einer Meldung aus Nom vom 7. October wächst der Ausbruch des Vesuvs; die Lava erreichte bereits die „Fenestra" genannte Oefsnung. In der Nacht verspürte man zwei leichte Erdbeben. Der Krater schleudert bereits uuter starkem unterirdischen Dröhnen Steine in die Höhe. Am Fnße des neuen Kegels entströmen dem Berge zwei sechs Meter breite Feuerbäche, welche zusammenfließend einen mächtigen Feuersee bilden. Professor Palmieri glaubt, daß mit Eintritt des Vollmondes der Ausbruch zunehmen wird. Gin Familien-vama. Erzählung von Levin Schücking. (Fortsetzung.) Als Karlstein mit dem Arzte znrückgekommen, fand er sie zum Bewußtsein zurückgekehrt uud überließ sie nuu der Pflege des Arztes; doch kehrte er am anderen Tage zurück, um sich nach ihrem Befinden zu erkuudigen, bat um die Erlaubuiß, wiederkehren zu dürfe» und erhielt diese nach einigem ängstlichen Schwanken Henriettens, die ihm ihre Abhängigkeit von dein Bruder gestand und ihn errathen ließ, daß, wenn er das junge Mädchen, das ihm eine außergewöhnliche Theilnahme einflößte, wieder sehen und öfter sehen wolle, er sich vor allen Dingen die Gnnst des Bruders sichern müsse. Dazu fand er bald ein nahe liegen des Mittel; er bewog seinen Hauptgeschäftsfreund in Bor deaux, Gaston einträgliche Arbeiten zu übertragen, und suchte dessen Umgang und Freundschaft; Gaston litt in der That die Annäherungen des jungen Deutschen; er nahm seine Einladungen an, er sah ihn bei sich, das Geschwister- paar machte seine Sonntagsansflüge mit ihm, bis endlich über die wachsende Neigung und Vertraulichkeit der beiden jungen Leute Gaston ein Licht aufgegangen zu sein schien, und es zu einer zornigen Scene zwischen ihm nnd Karlsteiu kam. Dieser warb jetzt ganz offen um die Hand Henriettens; Gaston konnte seine brüderliche Tyrannei nicht so weit treiben, Karlstein für immer zurückzuweisen, aber er be- theuerte, er müsse seine Schwester vor Nackstellungen schützen, die den Schein ehrlicher Absicht vielleicht nur er heuchelten; Karlstein sei ein Fremder, und er, Gaston, ver biete ihm jede weitere Annäherung, bis er die schriftliche Einwilligung seines Vaters zu einer Verbindung mit Henrietten vorlegen und zugleich geloben werde, daß er Frankreich nicht wieder verlassen, daß er Henriette nicht ins Ausland führen wolle, was er, Gaston, nie zugeben werde. Karlstein konnte aber weder dies versprechen, noch die Einwilligung seines Vaters ohne Weiteres beibringen — seines Vaters seit Jahren gehegter Lieblingsplan war, daß Karlstein meine Schwester heirathe. Aber die Neigung beider jungen Leute war längst zu leidenschaftlich geworden, als daß sie daran gedacht hätten, sich dem Machtgebot des herrischen Bruders zu unterwerfen und sich zu trennen. Doch fürchtete Henriette den Bruder zu sehr, um offenen Widerstand zu wagen; sie brachte anch Karlstein dahin, sich scheinbar zu unterwerfen und das Verhältniß heimlich fort- zusctzen, bis er wenigstens die Einwilligung seines Vaters habe — sic habe sonst keine ruhige Stunde mehr daheim, klagte sie Karlstein. Und da nun des Vaters Einwilligung ausblieb, da dieser gegen die Verhcirathung seines Sohnes mit einer völlig vermögenslosen Fremden den allerentschieden- sten Widerstand zeigte, so kam es, daß Beide in ihrer HoffnnngSlosigkeit eine Gewissensehe schlossen, sich vor Gott für immer angehören zn wollen schwuren. Dies Verhältniß dauerte etwa ein Jahr, als der Krieg ansbrach. Anch in Bordeaux begannen die von Siegeshoffnungen berauschten thörickten Menschen ihren Haß alles Deutschen in der Austreibung der unter ihnen lebenden deutscken Kanflcnte und Fremden auszutoben, und diesem Sturme mußte Karl stein weichen. Bevor er ging, suchte er Gaston Ricou auf und erklärte ihm, daß er seine Ansprüche auf Henriette niemals aufgeben würde, nnd Gaston dagegen gab ihm die Erklärung, daß er seine Schwester lieber tödten, als einem Deutschen, einem Feinde seines Landes, zum Weibe lassen werde. Henriette und Karlstein aber schieden Beide in großem Schmerze und Kummer, Beide jedoch in vollem Vertrauen aus einander. „Sie wechselten, nachdem Karlstein hier angekommen war, Briefe, die über England ihren Weg nahmen. Auch hatte Karlstein einen jungen Engländer in Bordeanx zum Freunde nnd diesen gebeten, über Henrietten zu wachen und ihr zur Stütze zu dienen, wenn sie seiner bedürfe. Die Briefe kamen unregelmäßig; endlich hörten Henriettens Briefe ganz auf. Karlstein schrieb an seinen englischen Freund — er erhielt lange keine Antwort, zuletzt nach Wochen bitteren Harrens die Nachricht, daß Gaston Ricou seine Schwester von aller Welt abgeschlossen halte, daß ihm, dem Freunde, nicht gelungeu, sie zu sehen, daß er jedoch von der Concierge des Hauses, in dem sie wohne, erfahren, sie sei krank. Wenige Tage später erhielt er einen Brief von Gaston selbst, einen in den gehässigsten und empörendsten Ausdrücken abgefaßten Bries, worin Gaston ihm meldete, seine «chwester sei todt, am Nerven fieber gestorben, und er, Karlstein, der ihren Seelenfrieden gestört, durch seine Leidenschaft ihr Gemüth erschüttert, sei der einzige Urheber ihrer Krankheit, ihres Todes — der Brief schloß mit Verwünschungen aller Deutschen ins- gesammt und Karlstein's insbesondere. Karlstein war wie vom Scklage gerührt — er hätte gern gezweifelt an dieser so urplötzlich auf ihn einstürzendcn Schreckensnachricht nnd sie für eine Erfindung Gastons gehalten, nm ihn für immer von Henrietten zu trenne»; allein ein dem Briefe beigesckloffener Auszug aus dem Civilstandsregister der Stadt Bordeaux bestätigte ihm den Tod Henriettens in Folge von Nervenkrämpfen." „Das", rief Velsen, Marie unterbrechend aus, „hätte Karlstein im Gegentheil einen Verdacht einflößen sollen. Wer legt solch einer Todesbotschaft, die er absendet, sofort einen amtlichen Todtenschein bei? Er war gefälscht?" „Nicht das. Er war nicht gefälscht, und doch enthielt er keine wahre Thatsache. Hören Sie weiter. Karlstein war außer Fassung und betrauerte lange Zeit Henriette aufs iuuigste und tiefste. Erst lange nachher athmete er wieder zum Leben auf, und doch in seinem Gemüthe gebrochen und nun sich rückhaltlos jener Indolenz hingebend, welche Sie an ihm kennen, widerstand er mit geringer Energie dem Drängen seines Vaters, um die Haud meiner Schwester zu werben, eine Hand, welche sich ihm bei ihrer sich gleichgebliebenen Neigung für ihn ja beinahe freiwillig entgegenstreckte. Sie wissen, daß meine Schwester eine Idee, welche sie einmal gefaßt hat, nicht leicht wieder fahren läßt, und zu solch einer Idee war ihr auch die Verheiratung mit meinem Schwager geworden." „Was dann aus der Ehe Karlstein's mit meiner Schwester geworden ist, das wissen Sie. Es giebt Frauen, die die Ehe nicht anders begreifen, als wie einen unbedingten Besitz des Mannes, der für sie eine Art Sclave ist, dessen Bestimmung und Tagesarbeit ist, in jedem Augenblick einen unerschöpflichen Vorrath von Zärtlichkeit für sie in Bereit schaft zu haben. Sie betrachten den Mann wie dafür be zahlt, und wenn diese Arbeit nicht befriedigend geleistet wird, so wird der Sclave bestraft — durch Schmollen, Bitterkeiten, Vorwürfe und Anklagen — bis sic es zu einer innerlichen Trennung gebracht haben, in welcher der geplagte Mann sich in sein Gemüth zurückzieht und die Frau sich bodeulos unglücklich fühlt, weil der Mann ihrem „Ideal" nicht entspricht!" „Eine solche Ehe ist freilich die Ihrer Schwester und Karlstein's geworden", sagte Velsen; „aber wenn der Charakter Ihrer Schwester dabei eine große Rotte spielt, so ist doch anch nicht zu verkennen, daß Karlstein ein Un recht beging, als er ihre Hand annahm, ohne ihr vorher den Zustand seines Gemüths und das, was Sie seine Ge wissensehe nennen, zu enthüllen." „Ich gebe das zu. Doch müssen Sie auch da den Charakter meiner Schwester berücksichtigen, die solche Er öffnungen wohl schwerlich mit Milde und Seelenruhe aus genommen hätte, und die, wie ich mir denke, und höchst wahrscheinlich finde, Karlstein's Vergangenheit und seine etwaigen französischen Erlebnisse gar nicht hat kennen wollen, ihm davon zu reden verboten hat. Aber dem sei wie ihm wolle, lassen Sie mich in meiner Erzählung fortfahren. Vor etwa drei Woche» erhält Karlstein eines Tages einen Brief mit dem Poststempel einer Stadt am Rhein — er erkennt zn seinem furchtbaren Erschrecken die Handschrift Henriettens, er reißt mit zitternder Hand den Brief auf und findet — die Unterschrift Henriette Ricou!" „Henriette schreibt ihm, daß sie widerstrebend sich an ihn wende; daß sie sich dazu aber entschließe, weil sie ja von seinen, Herzen, von seinem Gemüthe nichts wolle und begehre, sondern nur von seinem Gelbe, und das, ihr Geld, gäben Männer wie er ja stets bereitwillig her, in dem verächtlichen Wahn, sie könnten damit einen begangene» Frevel sühnen. Sie sei nach ihres Bruders Tode, der am Communistenaufruhr in Paris theilgenommen und seitdem verschollen, Gouvernante in einer englischen Familie ge worden, diese Familie..." „Das Fernere hat mir Karlstein erzählt", fiel Velsen ein; „aber wie, ich bitte Sie, erklärte sie diese Aufer stehung vom Tode, jene Nachricht, jene Bescheinigung der Civilstandsbehörden, daß sie gestorben sei?" „Das hat sie nicht zu erklären gewußt, wie sie auch nichts davon geahnt hat; erst später ist es Kärlstein ge lungen, das Spiel, das mit ihm getrieben worden, zu durchschauen. Nachdem er zu Henriette geeilt — unter dem Vorwande, den, wie Sie sich erinnern, meine Schwester nicht gelten lassen wollte, sie argwöhnte ja, daß es fick bei dieser Reise darum handle, mir ein Pferd zn kaufen — nachdem er Henriette wiedergesehen, erfuhr er zunächst nur, daß von einem gewissen Zeitpunkte an keiner seiner Briefe in Henriettens Hand gekommen; daß ihr Bruder Gaston ihr so viel von der Unmöglichkeit, an eine Verbindung mit einem der infamen Deutschen zu denken, die Frankreich mit Füßen träten, vorgesprochcn, ihr so oft vorgeredet, daß sie alle Lügner und Heuchler seien, daß Kärlstein sie längst vergessen habe, bis sie in der That krank darüber geworden und viele Wochen lang in einem bejammernswerthen Zu stande gewesen sei. Er habe sie dann lange in Rnhe ge lassen, sie habe nach und nach sich in den Schmerz der Thatsache zu finden gesucht, daß Karlstein ihr in Wirklich keit untreu geworden; und dann, eines Tages, aber viele Monden, vielleicht ein Jahr später, sei Gaston mit einer deutschen Zeitung zu ihr gekommen, in welcher die Ver- heirathung von Ernst Karlstein und Charlotte Frankenberg angekündigt gewesen. Sie habe gemeint, daß es ihr den Tod geben müsse. Aber der Tod sei nicht gekommen — nicht für sie, doch vielleicht für Gaston, der, am Commn- nistenanfstande bethciligt, sich nach den La Plata-Staaten geflüchtet habe und jetzt dort verschollen sei; und die Noth- wcndigkeit, leben zu müssen, habe siegetrieben, jene Stelle in einer englischen Familie anzunehmen, deren Unglück nun anch sie in eine ganz verzweiflungsvolle Lage gebracht. In dieser hatte sie sich gezwungen gesehen, von Karlstein so viel Geld zn verlangen, um cxistireu zu können, bis eö ihr gelungen, eine andere Stelle zu bekommen. Das waren die Mittheilungen, die Henriette ihm machte; die Art, wie Gaston ihn ihren Tod glauben machen, wie er sick ein Documcnt darüber verschafft, war ihr durchaus räthfitthaft. Erst jetzt ist ihm gelungen, endlich darüber Licht zu bekommen. Zwar hat sei» englischer Freund in Bordeaux diese Stadt längst verlassen; aber da dieser noch manche Bekannte und Beziehungen dort besitzt, hat er sich von England aus der Sacke angenommen und bald ermittelt, daß Henriettens Tod niemals in die Civilstandsregister eingetragen worden