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Nr. 110. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 14. September 1911. Seite 8. letzungen. Die Ursache des Feuer- wird aus Brand, stiftung zurückgeführt. Freiberg, 12. September. (Großfeuer im Kö niglichen Hüttenwerk.) Vormittag kurz vor 9 Uhr brach in der Schwefelsäurenfabrik der Königl. Hüttenwerke in Halsbrücke Feuer ouS. Die große Dürre des Holz- material- und die Schindelbedachung der Gebäude unter- stützten die rasche Ausbreitung des Feuers. Infolge des herrschenden Südwindes wurde eine Anzahl weiterer Ge- bäude mit ergriffen. Verschont bleiben wahrscheinlich das Expeditionsgebäude, der erst kürzlich erneute Röst- ofen und einige kleinere FabrtkationSgebäude. Ungeheuere Rauchwolken, die alle Farben zeigen, verpesten die Luft. Die zahlreichen Feuerwehren schützen, was noch zu retten ist. Die Mietparteien der nördlich in der Nähe des Brandherdes liegenden sogenannten Neumühle mußten räumen. Durch Funkenflug ist dort ebenfalls ein Brand ausgebrochen. Die übrigen umfänglichen Anlagen des Werkes sind bis jetzt glücklicherweise nicht gefährdet. In der 3. Nachmittagsstunde gelang es der herbeigeeilten Feuerwehr, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Die Fabrik ist zum größten Teil eingeäschert. Gottleuba. (Wallfahrt.) Am Sonnabend kehrten die katholischen Wenden, die stets zu dem Feste Mariä Geburt eine Wallfahrt nach dem Kloster Mariaschetn bet Teplitz unternehmen, zurück und rasteten hier im Gasthof zum Schützenhaus. Diesmal haben nur einige 40 Per sonen an der Wallfahrt teilgenommen. LasssgsfÄrlckte. Deutsches Reich. (Ihren 19. Geburtstag) beging gestern am 13. September die einzige Tochter unseres Kaiserpaares Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Viktoria Luise von Preußen. Vor kurzem erst hat unser Kaiser von neuem bekannt gegeben, daß seine Söhne zu strenger Pflichterfüllung erzogen seien. Zu einer solchen ist auch Prinzeß Viktor Luise erzogen. Sie soll ihrer hohen Mutter bei ihren Werken der Nächstenliebe hilfreich zur Seite stehen. Gestern beging unsere Kaisertochter erst ihren 19. Geburtstag und schon hat sie des öfteren Gelegenheit gehabt zu bekunden, daß sie ein Herz für das Volk hat, daß sie gleich ihrer hohen Mutter bestrebt ist, überall da mit lindernder Hand einzugreifen, wo eS ihr möglich ist. Möge unsere jugendfrtsche Kaisertochter auch ferner auf den segensvollen Pfaden ihrer hohen Mutter wandeln, möge ihr die Zukunft nur bringen reichsten Segen, reichstes Glück, Das ist der Wunsch deS ganzen deutschen Volkes, das ist auch unser Wunsch. . — (Für die Reichsbote n ist jetzt eine schlimme Zeit,) obwohl der Reichstag in Ferien ist. Gewiß, die Freikarte durch ganz Deutschland ist noch ge« rettet worden, weil der Reichstag nicht geschlossen, son- dein nur bis zum Herbst vertagt wurde. Aber die poli tischen Sorgen, lassen bei den Herren, die ein M. d. R. auf der Visitenkarte tragen keine rechte Ferienfreude auf- kommen, denn überall, so schreibt die „N. G. C.", herrscht KrtegSsttmmung. Die Gegner rüsten und bauen ihre Organisationen aus, und von allen Seiten melden sich Kandidaten, die dem bisherigen Inhaber des Mandats die weitere Sorge für den Wahlkreis abnehmen wollen. Da kann keiner ruhig bleiben. Der geplagte ReichStagS- abgeordnete muß von Stadt zu Stadt, von Dors zu Dorf ziehen und sein politisches Glaubensbekenntnis h".r- sagen. Mit neugierigen Fragen bestürmt man ihn überall, man macht ihn für die Sünden getreuer Nach barn und politischer Freunde mit verantwortlich. Und wenn er als Schuljunge grüne Aepfel gestohlen hat, jetzt wird er aufs Tapet gebracht. Da gibi'S kein Ent- rinnen, und dann muß er dafür sorgen, daß die Wahl kaffe gefüllt wird. Am liebsten möchte er zu dem Zweck einen Blumentag veranstalten: was würden aber die Gegner dazu sagen? Er muß Besuche empfangen und Beiuche machen. Kurz, er führt ein Leben voll Arbeit. Und dabet weiß er noch garnicht, ob er auch tatsächlich wieder gewählt wird. Nein, eS ist kein Vergnügen, so kurz vor den Neuwahlen zu stehen. Woldegk, 13. September. (DerSchluß de-Kai sermanövers.) Das Kaisermanöver ist heute beendet worden. Die blaue Armee hat heute morgen auf dem rechten Flügel so starke Erfolge errungen, daß an der Entscheidung des Tages nicht mehr zu zweifeln war. Da- her wurde 10 Minuten vor 10 Uhr das Gefecht abge brochen. Der Ballon stieg hoch und verkündete den Schluß teS KarsermanöoerS. Dann ertönte über das weite Schlacht feld hin zunächst das Signal „Da- Ganze Halt!" und dann der Osstzierruf. Der Kaiser sammelte die Komman deure und Stabsoffiziere um sich zur Kritik, um gegen 12 Uhr mittags das Manöoergelände im Automobil zu verlassen und sich nach Potsdam zurück zu begeben. Persien. 13. Sept. (Eine Niederlage Alis.) Am 11. September erlitt Muhamed Alt eine Niederlage. Er ist entkommen. Wegen Nebel und Regen war die Ver folgung unmöglich. Die Truppen Salar ed Dauleh- ha- ben Sultanabad genommen. Emir Mosagham und Sa- dar Safer ziehen langsam auf Koom. Zu Leu MrMr-jlMhaMmiM. Paris, 13. September. Unter dem Vorsitz der Mi nisterpräsidenten Caillaux und im Beisein sämtlicher Mi- nister und Staatssekretäre fand gestern nachmittag von 4 Uhr 15 Minuten bis 6 Uhr 45 Minuten der ange- kündigte KabinettSrat statt. Der Minister der Aeußern de SelveS, legte dem KabinettSrat die Antwort aus die Note de- deutschen Staatssekretär Ktderlen-Wächter vor. Diese Antwort, die die Zustimmung des KabinettSrat fand, drückt die Unmöglichkeit aus, Deutschland eine Vorzugsstellung in Marokko einzuräumen, gibt in dessen große Zuständniffe für den freien WtrtschaftSwettbewerb. Paris, 13. September: Matin schreibt heute: Wenn Herr von Ktderlen-Wächter die neuen französischen Vor- schlüge angenommen haben wird, so werden sich Frank reich und Deutschland noch über die territorialen Kom pensationen, die Deutschland eingeräumt werden sollen, zu verständigen haben. Die französische Regierung hat bereits die äußerste Grenze festgesetzt, die sie im Congo abzutreten bereit ist. Diese Gebietsabtretung umfaßt den ganzen mittleren Congo und südlich den Shangrr- Fluß als Grenze mit einem Streifen Landes nördlich zvon Litreoille. Diese Grenze ist das Maximum des sran östschen Entgegenkommens, um in Marokko völlig freie- Hand zu erlangen. Man darf schon im voraus erwar ten, so schreibt das Blatt weiter, daß Herr von Ki- derlen versuchen wird, weitere Kompensationen zu er- streben. Die deutsche Regierung wird jedoch in diesem Fall einer festen Entschlossenheit FrankeichS begegnen, daß sich auf keinen Fall dazu verstehen wird, Deutsch land noch mehr Entgegenkommen zu zeigen. Köln, 13. Sept. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Berlin: Der aus Paris verbreitete Bencht über die Ver handlungen im französischen Ministerrat ist zweifellos sehr interessant. Es wird aber abzuwarten sein, ob die neuen französischen Vorschläge diesen Angaben auch in allen Punkten entsprechen werden. Wenn Frankreich für die Wahrung der vollen wirtschaftlichen Freiheit und Gleich berechtigung aller Mächte eintritt und für diese Freiheit cuSreichende Bürgschaft geben will, so hätte eS ebensogut den letzten deutschen Vorschlag ohne weitere- annehmen können, der auch dieses Ziel verfolgt. Neueste direkte Meldungen von Hirsch'- Telegraphen-Bureau Dresden, 14. September. (Beförderung zum General der Kavallerie L la suite.) Prinz Johann Georg von Sachsen, der Bruder des Königs, der als Generalleutnant aus dem aktiven Militärdienst ausschied, ist vom Kaiser zum preußischen General der Kavallerie a la suite des 2. Garde-Ulanenregiments be- fördert worden. Gleichzeitig erfolgte die Beförderung des Prinzen zum sächsischey General der Infanterie und zum württembergischen General der Infanterie. Jena, 14. September. (Sozialdemokratische Interpellationen.) Die sozialdemokratische Reichs- tagSfraktion hielt hier eine Fraktionssitzung ab, in der u. o. abgeschlossen wurde, folgende Interpellationen im Reichs tage einzubringen: 1.) Marokko-Interpellation. Redner: Bebel und Frank. 2) Interpellation, betr. die Lebens mittelteuerung. Redner: Scheidemann und Süde- kum. 3.) Interpellation, betr. Maßregelung von Eisen- Kahnern in Elsaß-Lothringen Redner: Emmel und Reh le. 4.) Interpellation, betr. Handhabung des Ver- einSgesetzes. Redner: Albrecht. Lübeck, 14 Sept. (Verschwundener Dauer geher.) Der Dauergeher Dierdorf au- Bonn (Rhein), der mit einer Tonne die Reise zu Fuß durch Deutschland machen wollte, ist spurlos verschwunden. Trier, 14. September. ^Eisenbahn-Unglück) Zwischen den Stationen Tober und Wacholz der Strecke Trier-Saarbrücken stießen gestern ein Güterzug und ein Arbeiterzug zusammen. ES wurden im ganzen 14 Wa gen zerstrümmert. Der Lokomotivenführer Hommel wurde getötet der Schaffner Philipp schwer verletzt. Die bei- den Zugführer sowie ein HtlfSschaffner wurden leichter verletzt. Das Unglück ist dadurch entstanden, daß beide Züge auf demselben Gleise abgelassen worden waren. Paris, 14. September. (DieMarokko-Angele genheit) Die französische Antwort-note an Deutsch land ist in ihrer jetzigen Gestalt nur eine erwiderte und korrigierte Neuauflage des Vertragsentwurfes, der am 4. September Herr v. Kiderlen-Wächter übergeben wurde. Das deutsche Projekt war eine Kopte dieses Entwurfes mit Abstrichen und Zusätzen. Frankreichs Duplikat enthält einen Teil der deutschen Vorschläge, soweit die grundsätz liche Auffassung nicht berührt wird und stellt im übrigen den früheren Text wieder her. Die Verhandlungen find in einem besonderen Memorandum niedergelegt, das gleich- zeitig mit der Antwortsnote Herrn Cambon zugeht und worin noch einmal Frankreichs Standpunkt genau präzi siert wird, von dem Frankreich angeblich nicht weichen will. ES wird geklagt, daß die Begründung dazu be stimmt ist, für die Fortsetzung der Verhandlungen die er forderlichen Richtlinien zu bilden und die von den Herren Cambon und Regnault aufgestellt wurden, die unabhän gig voneinander arbeiteten und dennoch zu dem gleichen Beschluß gelangten. Paris, 14. September. (Die Marokko-Ange legenheit.) Ministerpräsident Caillaux hat gestern abend nochmals den Text des amtlichen Wortlautes der französischen AntwortS-Note auf die Gegenvorschläge Herrn von Ktderlen-WächterS geprüft, der vom Minister des Aeußern, de SelveS, unter Mitwirkung des französi schen Gesandten in Tanger, Regnault, vereinbart worben ist. Um 8 Uhr abends ist der Wortlaut mittels Spe-^al- Kurieres nach Berlin abgegangen und wird heute bereit- in die Hände JuleS CambonS erlangen, der morgen jedenfalls schon die Antwort-note Herrn vovKiderlen-Wäch. ter übermitteln wird. Anläßlich des gestrigen diploma tischen Empfanges teilte der Minister des Aeußern de SelveS dem deutschen BctsLaster Frh. .v Schön in gro ßen Umrissen die Antwort Frankreichs mit, so daß Herr v. Ktderlen schon gestern abend über den Sinn der französischen Antwort unterrichtet sein konnte. Komorn (Ungarn), 14. September. (Feuersbrunst.) In der Ortschaft Guta find 95 Wohnhäuser nebst Neben gebäuden, Futter- und Getreideoorräten durch eine Feuer-- brurst zerstört worden. Newyork, 14. September. (Marokko und kein Ende!) Der Chefredakteur des in Amerika erscheinen den Blattes „Herold", der sich augenblicklich in Deutsch land aufhält, versichert, daß Herr von Ktderlen-Wächter ihm gegenüber geäußert habe, daß, falls Deutschland und Frankreich nicht zu einer Verständigung gelcngen sollten, die Marokkoangelegenheit dem Haager Schieds gericht unterbreit? werden wird. Jedenfalls könne man überzeugt sein, daß Deutschland niemals wegen Marokko Frankreich den Krieg erklären wird. Uesküb, 14. September. (Von der Cholera.) Die amtliche Liste weist 14 neue Choleraerkrankungen auf, von denen 8 tödlich verliefen. Vermlscdtes. — (UnserdeutscherFleischverbrau ch.) Recht interessante Zahlen bezüglich desselben können wir heute un seren Lesern bekannt geben. Im Jahre (YOH betrug unser deutscher Fleischverbrauch 3 086 (79 650 lc§. Im Jahre (905 stieg er auf 3 (02 787 306 lcx. Im Jahre (Y06 sank der Fleischverbrauch auf 3 O89 503 56( KZ, um im folgenden Jahre (907 eine bedeutende Steigerung zu erfahren. Er stieg auf 3 28(^58(20 Die beiden folgenden Jahr« brachten eine weitere Steigerung und zwar stieg der Fleisch verbrauch auf 33H8 8(5 377 im Jahre (Y08 und auf 3 372 60Y H8Y KZ im Jahre (YOY. Das ergibt also für (YOY im vergleiche mit (Y06 eine Vermehrung des Fleisch verbrauches von über 283 000 000 lcx. Diese Vermehrung bedeutet aber nicht zugleich auch eine Vermehrung des Fleisch verbrauches pro Kopf unserer deutschen Bevölkerung, denn während im Jahre (908 auf den Rops der deutschen Be völkerung 53,28 KZ enlfielen, waren es im Jahre (YOY nur noch 52,YH ic§ Omnibus - Verkebr Pulsnitz - Königsbrück. Abfahrt Vorm.: v. Pulsnitz (Post) oder Sächsischer Hof 7»« Ankunft Königsbrück 9»° Abfahrt Nachm.: v. Königsbrück (Post) 4»» Ankunft Pulsnitz 6" — sind zu haben in der Buchdruckerei „Meine Frau war über SO Jahre mit einer hässlichen behaftet. Kein gesundes Fleckchen hatte sie auf dem Leibe. Durch Zucker's Patent-Medizinal-Seife D. R. P. 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