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Drr Grembote Der Grenzbote erscheint täglich mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus bezahlbar, I Wik. 2o Pfg. Bestellungen werden in der Geschästsstelle, von den Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen. WM ml» AUM für Adorf Illld das obere Vogtland Inserate von hier und aus dem Verbreitungs- bezirk werden mit 10 Psg., von auswärts mit 15 Pfg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reklamen die Zeile 20 Psg. Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Otto Weyer in Adorf. Hierzu die Sonntags erscheinende illustrirte Gratisbeilage „Der Zeitspiegel". 76. Dienstag, de« 3. April 1960. 63. Iahrg. Zur Vermeidung von Mißverständnissen wird andurch bekannt gemacht, daß die bezüglich der Polizeistunde hier geltenden Vorschriften auf geschlossene in ihrem Gesellschaftslokal verkehrende Vereine nicht Anwendung leiden, solange nicht auch dritten nicht zum Verein gehörigen Personen Zutritt gewährt wird. Dagegen gilt auch für geschlossene Vereine die Polizeistunde, wenn sie außer halb ihres Vereinslokals verkehren, gerade so, wie auch für alle diejenigen Personenvereinigungen, die nur vorübergehend offenbar zur Umgehung der Vorschrift über die Polizeistunde geschlossen werden, wenn nicht vorher um Erstreckung der Polizeistunde auf eine spätere und bei der Stellung des Antrags bestimmt anzugebende Zeit bei uns nachgesucht und dem Gesuche stattgegeben wird. Adorf, den 31. März 1900. Dk? Stadl Kämnitz. Der am 31. März d. I. fällige 1. Termin der Landrenten ist baldigst, längstens bis 7. nächsten Monats bei Vermeidung zwangsweiser Beitreibung an unsere Stadtsteuereinnahme abzuführen. Adorf, den 31. März 1900. Der Sladlvalh. Kämnitz. Die am 1. April d. I. fälligen Brandversicherungskassenbeiträge nach 1-/2 Pfg- pro Einheit sind baldigst, spätestens bis zum 14. desselben Monats bei Vermeidung zwangsweiser Beitreibung an unsere Stadtsteuereinnahme abzuführen. Adorf, am 31. März 1900. DvV Sladlvalh. Kämnitz. Politische Rundschau. Berlin, 31. März. Nach den bei dem Centralcomitee des deutschen Rothen Kreuzes ein gegangenen jüngsten Berichten der Aerzte der deutschen Abordnungen in Südafrika entfalteten die letzteren eine autzerordentlich segensreiche Thätigkeit, waren aber auch während der Kämpfe Mitte Februar in 3acobsdal in großer Gefahr. Durch die Zunahme der an sie gestellten An sprüche waren sie großen Anstrengungen ausge setzt. Auf Wunsch des Feldmarschalls Roberts ließ die englische Regierung dem deutschen Cen tralcomitee vom Rothen Kreuz besonderen Dank für die auch den englischen Verwundeten geleistete Hilfe und wohlthätige Behandlung aussprechen, während es andererseits in einem Bericht aus Pretoria heißt: Ls unterliegt keinem Zweifel, und wird allgemein auch in den Zeitungen an erkannt, daß die deutschen Ambulanzen von allen den besten Eindruck machtet! durch das Be nehmen ihrer Mitglieder, durch die Ordnung und die Schnelligkeit, mit der sie ihre Vorbereitungen trafen. Nach den Berichten der Aerzte aus 3a- cobsdal beobachtete das gesammte freiwillige Pflegepersonal während der schwersten Tage sei ner Thätigkeit eine musterhafte Haltung. Soviel dem Centralcomitee bekannt ist, ist die erste Ab ordnung auch augenblicklich noch in Jacobsdal, die zweite in Bloemfontein in Thätigkeit. — Die Kölner Volkszeitung schreibt zur Flottendeckungsfrage: „Wir zweifeln nun nicht mehr, daß diese Frage befriedigenderweise gelöst wird, weil auch die Regierung von dem Ernst der Lage überzeugt ist." Von den bisherigen Vorschlägen seien die Einführung des Connosse- mentsstempels, die Verdoppelung des Lotterie stempels, eine wirksamere Ausgestaltung des Börsenstempels, die Steuer auf Saccharin, die Erhöhung von Zollsätzen auf gewisse Luxussachen ganz unbedenklich. — Laut Nachrichten, welche der „Köln. Zlg." aus dem Kameruner Schutzgebiet zugehen, ist in Folge der Erhebung der Stämme im nähergele genen nördlichen Binncnlande der Betrieb der Pflanzungen am Kamerungebirge gefährdet und bereits theilweise eingestellt. Die Pflanzung Günther Soppo, die auf derselben Höhe wie Buea, eine halbe Stunde von dieser Station entfernt liegt, ist nicht mehr in Betrieb. Auf den Anla gen der westafrikanischen Pflanzungs-Gesellschaft „Victoria" sind kaum 200 Arbeiter thätig, nachdem es dem Director Born-Möller im Vorjahr gelun gen war, der Pflanzung aus dem Balilande 700 Arbeiter zuzuführen. Diese Leute sind be reits wieder abgezogen, weil sie sich an der Küste nicht mehr sicher fühlten. Ein Beamter der Pflanzung, welcher versuchte, zwecks Anwerbung von Arbeitern nach Bali durchzukommen, sah sich genöthigt, zwei Tagemärsche weit von der Küste umzukehren, weil die Eingeborenen auf ihn schos sen. Auch im Süden herrscht Aufruhr. Bei der allgemeinen Unsicherheit und der Unzuläng lichkeit der deutschen Schutztruppe dürfte der Er folg jahrelangen Fleißes verloren gehen. München-Gladbach, 31. März. 3m hiesigen Wissenschaftlichen Verein hielt Professor Oncken aus Gießen einen Vortrag über Bismarck und Lothar Bucher, wobei er bestimmt erklärte, daß ein dritter Band der Bismarckschen Ge danken und Erinnerungen eristire und von Bis marcks Entlassung handele. Die heutige Gene ration würde jedoch sein Erscheinen nicht mehr erleben. — Der Transvaal-Vertreter Dr. Leyds hat einem Mitarbeiter der „Essener Volkszeitung" mitgetheilt, daß in Deutschland annähernd 400 000 Mark für Transvaal gesammelt worden seien, in Frankreich nicht einmal die Hälfte dieser Summe. — Ein gewaltiger Skandal erregt in Brüssel allgemeine Sensation. Das „Kl. 3ourn." läßt sich darüber melden: Die Brüsseler Transvaal gesellschaft hatte gegen die Belgische Transvaal- Eisenbahn-Gesellschaft wegen Herausgabe unge bührlich erhaltener Gelder geklagt. Die Gesell schaft veröffentlicht nunmehr eine Erklärung, wo nach jene Gelder zur Bestechung der Transvaal- Regierung verwendet worden seien, um die be treffende Konzession zu erhalten. Sie giebt gleich zeitig eine Liste aller Bestochenen. Von den 24 Mitgliedern des Transvaal-Parlaments befinden sich 22 in dieser Liste, unter Anderen der Schwie gersohn des Präsidenten Krüger, die Generale Delarey und Botha. Weitere Namen noch höher stehender Personen Transvaals werden in der eigentlichen Prozeßverhandlung genannt wer den. (Wenn dies nur nicht bestellte Arbeit, mucks in Ln^lanä, ist!) Es handelt sich um die Bahn linie von Koomati Port nach den Goldfeldern von Selati, bei der gewisse Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind, worauf die Transvaalregie rung einen Prozeß gegen die Eisenbahngesellschaft einleitete. L 0 nd 0 n, 31. März. Einem „Daily News"- Telegramm aus Seattle zufolge wurde auf der sibirischen Seite der Behringsstraße Gold in ebenso großen Mengen gesunden wie in Alaska. Zahlreiche Expeditionen rüsten sich zum Aufbruch dahin. London, 31. März. Lord Roberts tele- graphirt aus Bloemfontein es sei wahrscheinlich, daß der Feind Brandfort verläßt und nordwärts abmarschirt. Die Verluste der Engländer in dem Gefecht am Donnersmg waren größer als zuerst gemeldet; zwei Offiziere sind todt, acht verwun det, zehn Mann sind gefallen, 159 verwundet, drei vermißt. 3m einzelnen wird über das Gefecht aus Bloemfontein noch gemeldet, daß die Buren drei Stunden lang ernsten Widerstand leisteten und ein heftiges Feuer auf der ganzen Linie unterhielten. Die Buren hatten ein Vickers- MaXimgeschütz aus einem Kopie aufgestellt und beschossen die Engländer wirkungsvoll damit. Die englische 3nfanterie ging hierauf gegen das Centrum der Buren auf der mittleren Linie der Kopjes vor. Es wurden mehrere Gefangene gemacht, während die Cavallerie die beiden Flügel der Buren umfaßte. Die Buren zogen sich hierauf, ihre Todten und Verwundeten mit nehmend, langsam zurück. „Die Engländer haben jetzt eine prächtige, von der Natur begünstigte Stellung inne, die einen weiten Blick auf die Ebene von Brandfort gestattet. Einige der hie sigen Farmer fochten mit den Buren und ließen ihre Frauen und Kinder in der Farmen zurück, indem sie voraussetzten, daß die Engländer ihnen kein Leid thun würden." Pretoria, 31. März. Präsident Krüger soll in einer Proklamation die Frauen und Kin der in Vlumfontein aufgefordert hoben, die Stadt innerhalb acht Tagen zu verlassen, da er die Stadt zu bombardiren beabsichtigt. Die englischen Truppen haben ausgeruht, der Kavallerie fehlt es aber an Remonten. — Den auswärtigen Kon suln ist eine Mittheilung amtlich zugestellt worden dahingehend, daß die Regierung die Zerstörung der Goldminen weder in Aussicht genommen, noch auch einen derartigen Entschluß gefaßt hat. — Nach einem Telegramm aus Pretoria war 3ouberts am Donnerstag dort gefeiertes Leichen- begängniß die imponirendste Nationalfeier, die Pretoria je gesehen hat. Mindestens 10000 Menschen bildeten in den Straßen Spalier, als der Leichenzug vorüberging. Derselbe gewährte ein eindrucksvolles Schauspiel, und das Verhalten der Volksmenge zeugte von tiefer Theilnahme. Hunderte von Blumenspenden bedeckten die Bahre, darunter besonders schöne von den Präsidenten Krüger und Steijn, auch die gefangenen britischen Ofsicicre und die auswärtigen Kriegscorrespon- denten auf der Burenseite hatten prachtvolle Kränze gespendet. Nach einem ergreifenden Gottesdienst in der Kirche wurde der Sarg nach dem Bahn hof gebracht, von wo er auf der Bahn nach Rustfontein ging. Auf dem Bahnhof hielt Präsident Krüger eine packende Ansprache, die zum größten Theil einem Nachruf für den todten General ge widmet war, aber auch auf den Krieg und die Aussichten der Buren Bezug nahm. Der Präsi dent erklärte emphatisch, die Buren seien entschlos sen, den Kampf für die Freiheit der Republiken fortzusetzen, wobei Gott in dunkler Stunde stets Hilfe gebracht habe. So sei er auch überzeugt, daß ein lichter Ausgang aus ihrer Trübsaal nahe