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Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Lonnabend mittags Wöchentliche Beilage: „Neue Illustrierte" Monatsbcilage: »Bund uin den Oeisingderg' und MglAal Zeitung Beiugspreis für den Monat l,l'> BM. einschließlich Iutragen Anreigen: Die viergcspaltenr min breite itorpustkile oder deren Baum 20 Pf., die nun breite Beklame- oder Einge- sandtzeile oder deren Baum 10 Psy. — Bei zwangsweiser Ein treibung erlischt der Anspruch aus rlw. Wiederbolungsnachlaß. Bezirksanzeiger für Altenbers, Geising, Lauenstein, Barenstein un- die umliegenden Ortschaften Dieses Blatt ist für die Beröffentlickung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts Lauenstein, saune der Stodtbchörden Altenberg, Geising, Lauenstein und Bärenstein behördlicherseits bestimmt Druck und Berlag: F. A. Kuntzsch, Altenberg — Berantmortlichc Schriftleitung: Flora Kuntzsch, Altenberg — Fernruf Lauenstein 427 — Postscheck Dresden 11811 — Giro Altenberg 11 «7. Aahrgans Nr.» Donnerstag, den 21. Januar IN42 Recht -er Vertrage nehmen würde. Eine Angleichung der Reparationen an die augenblickliche Lage sei jedoch notwendig. * Aus den Ausführungen Lavals geht klar hervor, daß Frankreich deshalb auf den Tributzahlungen besteht, damit Deutschland wirtschaftlich niedergehalten wird. Es fällt auf, daß Laval von der „Wiedergutmachung" überhaupt nicht ge sprochen hat, weil auch er die Tatsache nicht ableugnen kann, daß Deutschland viel mehr Tribute gezahlt hat, als der Auf bau der zerstörten Gebiete kostete. In Paris hat die Laval erklärung von Rechts bis zu den Mittelparteien große Be friedigung hervorgerufen. In Berlin ist man nicht über rascht, da man etwas Derartiges erwartet hatte. Sie Wnolverordmmg Ausgleichs-Zuschläge und erlMe Zölle in bestimmten Fällen Berlin, 19. Januar. Amtlich wird folgende Verord nung des Reichspräsidenten über außerordentliche Zollmaß nahmen mitgeleilt: Auf Grund des Artikels 48 Abs. 2 der Reichsverfassung wird folgendes verordnet: Artikel 1. Die Reichsregierung wird ermächtigt, im Falle eines dringenden wirtschaftlichen Bedürfnisses 1. bei der Einfuhr von Waren, die aus Ländern stam men, deren Währung unter die Goldparität gesunken ist, für einzelne Waren oder Warengruppen Ausgleichszuschläge zu § erheben. I 2. Für Waren, die aus einem Lande stammen, mit welchem das Deutsche Reich nicht in einem handelsvertrag lichen Verhältnis steht oder welches die deutschen Waren un günstiger behandelt als die Waren eines dritten Landes, er höhte Zollsätze festzusetzen. Von der Erhebung der erhöhten Zollsätze kann bis zur Dauer von höchstens 6 Monaten Ab stand genommen werden, wenn mit diesem Lande Handels vertragsverhandlungen schweben oder bevorstehen. Die Reichs- regierung kann bei einzelnen Waren von der Anwendung der erhöhten Zollsätze ganz oder teilweise absehen. Artikel 2. Die Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Berlin, den 18. Januar 1982. Der Reichspräsident: v. Hindenburg. Der Reichskanzler: Dr. Brüning. * Der neue BuNerwll Die Reichsregierung hat den autonomen Dutterzoll voftl 50 RM auf 100 RM für den Doppelzentner erhöht. Auf die Einfuhr aus Ländern, deren Währung unter die Goldparität gesunken ist, wurde gemäß der Verordnung des Reichspräsi denten über außerordentliche Zollmaßnahmen vom 18. Ja nuar ein Zuschlag von 15 Prozent des Wertes der Butter oder von 36 RM je Doppelzentner eingeführt. Der dieser Berechnung des Zollzuschlages zu Grunde gelegte Wert der Butter ist unter Berücksichtigung des Preises der Ware vor Linken der Währungen unter die Goldparität auf 240 RM je Doppelzentner angesetzt n orden Der Butterzoll für die Länder, mit denen das Deutsche Reich nicht in einem han delsvertraglichen Verhältnis steht wurde auf 170 RM je Doppelzentner festgesetzt. D?r autonome Zoll für Quark aus Magermilch, Molkeneiweiß wurde auf 17 RM je Doppel zentner erhöht. - - ... Weitere Zunahme der WoblWrtö- mverbsiosen um 29 000 Die Zahl der von den sächsischen Gemeinden betreuten Wohlfahrtserwerbslosen ist auch weiterhin wieder erheblich gestiegen. Rach den Meldungen der Bezirksfürsorgeverbünde wurden Ende Dezember 1931 w Sachlen 226 952 vom Ar beitsamt anerkannte Wohlfahrtserwerbslose gezählt gegen über 207 184 am Ende des Vormonats, io daß im Dezember eine Zunahme um 19 768 oder 9,5 v. H. zu verzeichnen ist, die größer ist als der Zuwachs im November (14 510). Be rücksichtigt man noch die 9278 Unterstützungsempfänger, de ren Anerkennung als Wohlfahrtserwerbslose das Arbeits amt am Stichtag noch nicht ausgesprochen oder abgelehnt batte, so ergibt sich, daß in Sachsen Ende Dezember 236 230 Arbeitslose oder 42 v. A. aller unterstützten Arbeitslosen den Gemeinden zur Last fielen, während auf die Krisenfürsorqe 30 v. h. und auf die Arbeitslosenversicherung nur noch 28 v. H. entfielen. Ende Dezember 1930 dagegen versorgte die Arbeitslosenversicherung noch fast die Hälfte, die gemeindliche Wohlfahrtspflege aber nur 22 o. W. der unterstützten Ar beitslosen. Laval pocht „ Sie Pariser Regierungserklärung Die Donnerstag-Sitzung der französischen Kammer eröffnete Kammerpräsident Bouisson mit einer An sprache, in der er für seine Wiederwahl zum Kam merpräsidenten dankte und sodann, zur außenpoli tischen Lage übergehend, kurz bemerkte, daß auch die Kammer berufen sein werde, wiederum außenpoli tische Entscheidungen zu treffen. Frankreich könne von seinen Gläubiger ansprüchen nichts aufgeben, ohne die Garantie einer Herabsetzung seiner Schulden in gleicher Höhe. Frankreich sei der Meinung, Abkommen, die lange Zeit erörtert und feierlich in Kraft gesetzt worden seien, könnten nicht durch einen einseitigen Entschluß eines der Vertragspartner gekündigt werden. Hierauf wurde vom Ministerpräsidenten Laval in der Kammer und vom Justizminisler Berard im Senat folgende Regierungserklärung verlesen: Unsere Regierung steht vor großen außenpolitischen Aufgaben. Sie wird zwei Problemen, die gegen wärtig Gegenstand internationaler Erörterung sind, sich widmen müssen: Den Reparationen und der Ein schränkung und Herabsetzung der Rüstungen. Wir können für die Zukunft keine Lösungen annehmen, die, ohne die Krise beschwören zu können, Frankreich in seinen wesentlichen Interessen und in seinen durch drei geschlossene Verträge betonten Rechten treffen würden. Wir werden uns das Recht auf Re parationen nicht verwehren lassen. Man fordert von uns eine Entlastungsquittuug zugunsten unserer Schuldner. Wir haben aber eine doppelte Pflicht, nämlich gegenüber den Generationen, die den Krieg miterlebt haben, eine Pflicht der Recht schaffenheit, die darin besteht, nichts von unseren Guthaben zu opfern, ohne einen entsprechenden Er laß unserer eigenen Schulden: und gegenüber den kommenden Generationen haben wir eine Pflicht der Vorsicht, nämlich alle Abkommen von einem gerechten Ausgleich der Produktions- und Existenzbedingungen abhängig zu machen. Dieses Gleichgewicht wäre zerstört, wenn nach überwundener Krise das Mißver hältnis zwischen den finanziellen und steuerlichen Lasten Frankreich bei der Konkurrenz auf dem Weltmarkt (!) in unbedingte Unterlegenheit (!) versetzen würde. Die Regierungserklärung behandelte dann weiter die Abrüstungs frage. Frankreichs Politik sei seit 12 Jahren die gleiche wie die des Völkerbundes, und die bevorstehende Abrüstungskonferenz werde nur bei Achtung der Verträge und des Sicherheits begriffes Erfolg haben können. An dieser Politik hätten alle Parteien teilgenommen, und alle Fran zosen würden sie aufrechterhalten. In der Aussprache erklärte der radikale Abgeordnete Ledoux, er könne dem neuen Kabinett Laval kein Vertrauen schenken. Der Sozialist Leon Blum erklärte, wenn Frankreich sich auf sein Recht versteife, dann würden Not und Elend in Deutschland nur noch verstärkt. Die so zialistische Partei verzichte nicht auf den Grundsatz der Reparationen, solange sie zum Ausgleiche der Kriegsschäden nötig seien. Die Sozialisten seien nicht für die große Geste, die man von Frankreich verlange, da Deutschland dann von allen inneren Schulden befreit und eine bevorzugte Stellung ein- Wir forörrn die EnMung! Deutschlands Schritte gegen eine Verschiebung der Lausanner Konferenz Gegenüber der von französischer Sette bekannigegebenen Absicht, die Reparationskonferenz um ein halbes oder sogar um ein ganzes Jahr zu verschieben, hat die deutsche Regie rung ihre Botschafter bei den Mächten angewiesen, auf die ungünstigen wirtschaftlichen Folgen aufmerksam zu machen, die sich aus einer solchen Vertagung der Konferenz und der endgültigen Lösung ergeben können. Die deutschen Botschaf ter sind beauftragt, noch einmal auf die im Schlußbericht der Baseler Sachverständigen enthaltenen ernsten Schlußfolge rungen hinzuweisen und zu erklären, daß die Wirtschaftsnot in Deutschland und ja auch in anderen Ländern noch immer im Wachsen begriffen ist und daß ihrer Meinung nach die Lage weder einen Aufschub noch eine verkleinernde Verhand lung verträgt. Sollte in Lausanne keine Lösung gefunden werden, so ist eine Vertagung immer noch möglich, aller dings nur für kurze Zeit, da die Tribuifrage eine längere Verzögerung nicht verträgt. Eine Hinausschiebung der Tribut lösung bis zum Herbst ist also deutscherseits abzulehnen, und Deuschland wird sich dagegen mit aller Kraft wehren. Neues Material für Lausanne Abschluß der Genfer WktschaftvViefprechungen Genf, 20. Januar. Das Wirtschaft-- und das Finanzkomitee des Völker bundes haben ihre Beratungen über die finanzielle und die wirtschaftliche Lage abgeschlossen. Das Wirtschaftskomitee stellt in seinem Bericht an den Völkerbundsrat fest, daß es ihm auf seiner jetzigen Tagung nicht möglich gewesen sei, nützliche Direktiven für die von den Staaten einzuschlagende Handelspolitik aufzustellen. Ls betont, daß die wirtschaft lichen Beziehungen zwischen den einzelnen Ländern in einem bis jetzt nicht geahnten Blähe von den internationalen Schul den aller Art beherrscht wurden. Die Ausfuhr von Waren für die Schuldnerländer bleibe das einzige Mittel, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Ls sei deshalb wichtig, daß diese Länder eine aktive Handels bilanz haben, und daß der Ueberschuß daraus umso größer sei. je beträchtlicher ihr Zchuldenvolumen sich darstelle. So lange die Lähmung des internationalen Kredits anhält, stel len die ungewöhnlichen Bedingungen der gegenwärtigen Zeit die Gläubigerländer vor ein großes Dilemma: entweder sie verringern die ihrer Einfuhr in den Weg gelegten Hinder nisse. oder sie finden sich damit ab. daß die Chancen für dke Vegtetchnng ihre, A<wder»UG«n schwinden. Von selten einoe Gnutchßnng des Vbtkvrbundes ist bk seht niemals auf die weltwirtschaftlichen Störungen der in ternationalen Schulden „aller Art-, also auch der Reparatio nen, mit solcher Deutlichkeit hingewiesen worden, wie es in diesem Bericht des Wirtschaftrkomitees geschieht. In dieser Beziehung ergänzt der Bericht wirkungsvoll die Feststellun gen. die der sog te Wiggin-Ausschuß im August in Basel gemacht hat.